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ErgotherapieDie Ergotherapie (v. griechisch ἔργον, altgriechische Aussprache érgon, „Werk“, „Arbeit“ und θεραπεία, altgr. Aussprache therapeía, „Dienst“, „Behandlung“) ist ein medizinisches Heilmittel und wird bei gesundheitlich beeinträchtigten Menschen mit motorisch-funktionellen, sensomotorisch-perzeptiven, neuropsychologischen, neurophysiologischen oder psychosozialen Störungen vom Arzt verschrieben. Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind, bei für sie bedeutungsvollen Betätigungen mit dem Ziel, sie in der Durchführung dieser Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen." (Neue Definition der Ergotherapie Feb. 2007) Durch Verbesserung, Wiederherstellung oder Kompensation der beeinträchtigten Fähigkeiten und Funktionen soll dem Patienten eine möglichst große Selbstständigkeit und Handlungsfreiheit im Alltag ermöglicht werden. Neben geeigneten Übungen soll auch der Einsatz von Hilfsmitteln dazu beitragen, dass die verbleibenden Fähigkeiten angepasst werden und so ein Optimum an Rehabilitation erreicht wird. Moderne Therapieverfahren sind beispielsweise die sensorische Integrationstherapie nach Jean Ayres, die Behandlung nach dem Bobath-Konzept oder die kognitiv-therapeutische Übungsbehandlung nach Prof. Perfetti. Der Beruf des Ergotherapeuten entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA und wurde von unterschiedlichen Berufsgruppen wie Ärzten, Sozialarbeitern, Krankenschwestern, Künstlern, Handwerkslehrern und Architekten unabhängig von einander entwickelt. In Deutschland entwickelte sich der Beruf Ergotherapeut aus der Zusammenlegung von Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten. Schon vor dem zweiten Weltkrieg entwickelte Hermann Simon (Arzt) 1924 eine arbeitstherapeutische Theorie zur Behandlung psychisch Kranker. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland durch britische Krankenschwestern zur Versorgung der an Seele und Körper Verwundeten deutschen Soldaten und Zivilisten erstmals beschäftigungs- und arbeitstherapeutische Verfahren und Methoden angewendet. In Deutschland wurde 1953 die erste Lehreinrichtung für Beschäftigungstherapie in Hannover im Annastift gegründet. 1993 wurden die Berufsbezeichnungen Beschäftigungstherapeut und Arbeitstherapeut zu der Bezeichnung Ergotherapeut zusammengefasst. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
AusbildungDie Ausbildung zum/r Ergotherapeuten/in erfolgt in Deutschland an einer staatlich anerkannten Schule für Ergotherapie, dauert in der Regel sechs Semester und schließt mit einem Examen ab. Mittlerweile werden auch Diplom-, Bachelor- und Master- Kurse mit Hochschulabschluss angeboten. Der erste grundständige Diplomstudiengang für Ergotherapie wird in Deutschland seit 1999 an der Fachhochschule Fresenius in Idstein angeboten und umfasst neun Semester. In Österreich erfolgt im Zuge des Bologna-Prozesses die Umstellung von einem Diplom an einer Akademie auf eine Ausbildung an der Hochschule mit akademischem Abschluss. Im Wintersemester 2006 starteten an der FH Joanneum und der FH Salzburg und im Wintersemester 2007 an der FH Wiener Neustadt und Wien [1] die ersten Jahrgänge, die im Sommer 2009/2010 mit dem Bakkalaureat abschließen werden. Grundlagen der ErgotherapieErgotherapie beruht auf medizinischer, sozialwissenschaftlicher und handlungsorientierter Grundlage. Sie kann bei Menschen jeden Alters angewendet werden, bei Bewegungsstörungen, Körperempfindungs- und Nervenleitungsstörungen, psychischen und sozioemotionalen Problemen. Die Ergotherapie ist ein anerkanntes Heilmittel und wird vom Arzt verschrieben. Ziel der ErgotherapieZiel der Ergotherapie ist es, Menschen dabei zu helfen, ihren Alltag in Beruf, Schule, Kindergarten, Familie und im Freizeitbereich besser bewältigen zu können. Bei der ergotherapeutischen Betrachtungsweise stehen nicht die oberflächlichen Einschränkungen und Krankheitszeichen im Vordergrund, sondern die zugrundeliegenden Ursachen. Da bei einigen Krankheitsbildern keine Ursachen bekannt sind, werden auch Symptome behandelt. Durch gezielte Verbesserung mit anerkannt erfolgreichen Methoden, soll dem Menschen (wieder) dazu verholfen werden, den Anforderungen in seinem Leben zu seiner Zufriedenheit gerecht zu werden. Um konkrete Zielvorgaben und Behandlungsleitlinien zu entwickeln, dienen zunehmend klientenzentrierte Modelle wie das Canadian Model of Occupational Performance (CMOP) oder das Model of Human Occupation MOHO. Ergotherapie in der PädiatrieDie Behandlung von Kindern ist ein wesentliches Teilgebiet der Ergotherapie (prozentuale Menge aller Verschreibungen ergotherapeutischer Behandlungen)und entlehnt sich damit grundlegendes Wissen aus der Entwicklungspsychologie (vgl. Affolter, Ayres, Frostig usw.). Entsprechend überschneidet sich die Ergotherapie in mehreren Bereichen und in zunehmendem Maße mit der Kinderpsychologie bzw. der kinderpsychologischen Behandlung. Ergotherapie kann daher(im Rahmen interdisziplinärer Zusammenarbeit) bei allen Kindern und Jugendlichen indiziert sein, deren Entwicklung zu selbständigen, handlungsfähigen Erwachsenen eingeschränkt bzw. behindert ist, z. B. durch:
Ausfallerscheinungen bzw. Verzögerungen in der Sozialentwicklung, der Beziehungsbildung und Kommunikationsfähigkeit
Sinnesbehinderungen, z. B. Taubheit, Blindheit Bei auftretender Intersexualität allerdings, fehlt jegliche Versorgung der Familien.[2] Der tatsächliche Entwicklungsstand des Kindes / Jugendlichen ist die Grundlage aller Maßnahmen. Zur Vermeidung von Behandlungsfehlern empfiehlt sich daher in jedem Falle dringend eine vorhergehende umfassende entwicklungs-/neuro-/psychologische Abklärung des Kindes unter Einbeziehung des psychosozialen Kontextes. Die anzuwenden Behandlungsverfahren beruhen auf neurologisch-anatomischen, anatomisch-funktionellen, psychosozialen, entwicklungspsychologisch und lerntheoretisch orientierten Grundsätzen und Kenntnissen. In der Anwendung der neurophysiologischen, neuropsychologischen, psychosozialen und motorisch-funktionellen Verfahren stehen immer die basalen sensomotorischen Funktionen im Zentrum. Diese bilden die Grundlage für die weitere, darauf aufbauende kognitive Entwicklung (vgl. Entwicklungspsychologie.) Behandelt wird, je nach Störungsbild, Entwicklungsstand und sozialem Umfeld nach den Behandlungskonzepten bzw. -ansätzen wie Bobath, Jean Ayres (Sensorische Integrationstherapie), Castillo-Morales (Schluck- und Mundmotorik), Affolter, Marianne Frostig oder Maria Montessori. Behandlungsziele sind unter anderem:
Die Behandlung kann in Sonderschulen, Sonderkindergärten, Frühförderstellen, Kinderkliniken und speziellen Rehabilitationszentren aller Fachrichtungen, Kinderheimen, Sozialpädiatrischen Zentren oder hauptsächlich in Ergotherapie-Praxen stattfinden. Von eminenter Wichtigkeit ist die Einbeziehung des sozialen Umfeldes des Kindes in eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, also der Erzieher, Lehrer, Kinderpsychologen, anderer Therapeuten, vor allem aber der Eltern. Ergotherapie in der NeurologieHier werden vor allem Erkrankungen des Zentralen Nervensystems zum Beispiel Zustand nach Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzungen, Querschnittlähmungen, Multiple Sklerose oder Parkinson Syndrom behandelt. Diese weisen in der Regel sehr komplexe Störungsbilder auf, die sich vergleichsweise langsam und nur selten vollständig zurückbilden. Eine ergotherapeutische Behandlung in diesem Fachbereich beinhaltet zum Beispiel:
Um die oben beschriebenen Ziele zu erreichen, greift die Ergotherapie auf verschiedene Behandlungsansätze zurück, wie zum Beispiel nach Jean Ayres, Bobath / physiotherapeutische Methode, Affolter, Johnstone, PNF / physiotherapeutische Methode, Perfetti, Castillo Morales. Ergotherapie in der Orthopädie, Traumatologie und RheumatologieWer wird ergotherapeutisch behandelt?Menschen mit Störungen des Bewegungsapparates, z. B. bei/nach
Die o.g. Erkrankungen werden nur in der Feinmotorik ergotherapeutisch behandelt. D.h.: erst wird der Patient physiotherapeutisch in der Grobmotorik stabilisiert. Die Grundbewegungen und Rumpfstabilität werden erlernt. Dann kann ergotherapeutisch die Feinmotorik ( durch Spiel oder handwerkliche Arbeiten )beübt werden. Diese Aufgabenteilung führt leider leicht zu Verwechselungen der Berufszuständigkeiten.
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
Was beinhaltet die Ergotherapie?
Ergotherapie in der GeriatrieWer wird ergotherapeutisch behandelt?Ältere Menschen
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
Was beinhaltet die Ergotherapie?
Ergotherapie in der PsychiatrieErgotherapie in der Psychiatrie bietet Menschen aller Altersstufen − die zum Beispiel unter Suchterkrankungen, psychotischem Erleben, neurotischen oder psychosomatischen Störungen leiden − die Möglichkeit, ihre eigenen − kreativen − Potenziale (wieder)zuentdecken und durch die Erkrankung verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen. Zu den Krankheitsbildern, mit denen Ergotherapeuten in der Psychiatrie zu tun haben, gehören psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter, Angststörungen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, Depressionen, Schizophrenien, Essstörungen, affektive Störungen, dementielle Syndrome, Störungen bei Alkohol-, Drogen- und Medikamentensucht oder das hirnorganische Psychosyndrom. Trotz des Anspruches der Ergotherapie, ganzheitlich zu arbeiten und sowohl das Umfeld, als auch die soziale Umwelt der Klienten einzubeziehen, steht die Profession immer noch in den Anfängen, sich der Realisierung dieser Ziele im psychiatrischen Arbeitsfeld anzunähern. In der Pädiatrie oder teilweise auch in der Neurologie arbeitende Ergotherapeuten haben (aus strukturellen Gründen) eher die Möglichkeit, diesem Ideal zu entsprechen (D. Wolter: Ergotherapie in der Psychiatrie aus der Sicht von Angehörigen (2006). Unveröffentlichte Bachelor-Arbeit. HAWK Hildesheim / Holzminden / Göttingen). Die grundsätzlichen Ziele der Ergotherapie in der Psychiatriesind die Entwicklung, Verbesserung und der Erhalt von
TherapiemethodenIm wesentlichen sind dabei drei Therapiemethoden von Bedeutung kompetenzzentrierte Methode
ausdruckzentrierte Methode
interaktionelle Methode
Es ist jedoch schwierig, diese drei Behandlungsformen rigoros voneinander zu trennen, so dass oftmals eine Verknüpfung verschiedener Ansätze in die Behandlung einfließt. Literatur
Siehe auch
Referenzen |
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ergotherapie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |