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Erasmus Darwin



    Erasmus Darwin (* 12. Dezember 1731 in Nottinghamshire; † 18. April 1802 in Derby) war ein britischer Dichter, Wissenschaftler und Arzt, der zu den führenden Intellektuellen des 18. Jahrhunderts zählte. Unter seinen Enkeln findet man neben anderen Charles Darwin, den Begründer der modernen Evolutionstheorie, und Francis Galton, der als Vater der Verhaltensgenetik gilt.

Inhaltsverzeichnis

Geburt, Ausbildung und Berufsleben

Erasmus Darwin wurde am 12. Dezember 1731 in der Nähe von Elston Hall in der britischen Grafschaft Nottinghamshire als der jüngste von vier Söhnen geboren. Nachdem er zunächst die Chesterfield School besucht hatte, ging er 1750 bis 1754 auf das St John’s College in Cambridge, wo er mit dem Bachelor of Arts abschloss. 1756 beendete er sein Medizinstudium in Edinburgh, woraufhin er mit geringen Erfolg eine Praxis in Nottingham eröffnete, die nach zwei Monaten schon wieder geschlossen wurde. Im Jahr darauf siedelte er nach Lichfield bei Birmingham über, wo er mehr als 20 Jahre lang als Arzt praktizierte und zu einem der berühmtesten Mediziner Englands wurde. Zu jener Zeit bat ihn sogar der britische König Georg III. sein Leibarzt zu werden. Dieses Ansinnen lehnte er jedoch dankend ab. Mehrfach hatte der König seine Bitte vorgetragen.

"Why doesn't Dr Darwin come to London? He shall be my physician if he comes"

Mit der Lunar Society, bestehend von 1765 bis 1813, gründete Darwin ein Forum des wissenschaftlichen Austauschs für die führenden Köpfe seiner Zeit. Mitglieder der Lunar Society waren u.a. James Watt, Matthew Boulton und Benjamin Franklin (korrespondierendes Mitglied).

1781 übersiedelte Darwin nach Derby (Grafschaft Derbyshire), wo er am 18. April 1802 verstarb.

Ehefrauen und Nachkommen

In erster Ehe heiratete Erasmus Darwin 1757 die siebzehnjährige Mary Howard (1740 - 1770). Diese Verbindung brachte fünf Kinder, eine Tochter und vier Söhne hervor, von denen jedoch zwei bereits im Säuglingsalter starben. Der älteste Sohn von Erasmus Darwin, Charles Darwin, verstarb im Alter von 20 Jahren an einer kleinen Verletzung, welche er sich bei einer Gehirnsektion an einem Kind während seines Medizinstudiums in Edingburgh zuzog. Sein zweiter Sohn Erasmus wurde Anwalt und nahm sich im Alter von 40 das Leben. Der dritte Sohn, Robert Waring Darwin, wurde ebenfalls ein bekannter Arzt und der Vater von Charles Darwin, welcher später eine Biographie über seinen Großvater schreiben sollte.

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Erasmus Darwin im Alter von 50 Jahren nach seinem Umzug nach Derby die attraktive, 16 Jahre jüngere Witwe Elizabeth Collier Sacheveral-Pole (1747-1832). Mit ihr hatte er sieben weitere Kinder, darunter Frances Anne Violetta, die Mutter von Francis Galton. Die Verbindung rief damals große Verwunderung hervor, denn Erasmus Darwin und der verstorbene Ehemann, Colonel Sacheveral-Pole, waren verfeindet gewesen. Außerdem stach er viele besser aussehende Rivalen aus. Darwin fehlten seit seiner Jugend einige Vorderzähne, er war pockennarbig und dank seines gesegneten Appetits stark übergewichtig. 1776 ließ er aus seinem Esstisch einen Halbkreis heraussägen, damit er mit seinem Bauch überhaupt noch Platz nehmen konnte. 1802 zogen die Darwins nach Breadsall Priory und begannen dort mit dem Aufbau eines kleinen botanischen Gartens. Im selben Jahr verstarb Erasmus Darwin im Alter von 71 Jahren.

Außerdem hatte Darwin eine außereheliche Affäre mit Mary Parker, aus der zwei Töchter hervorgingen, die zusammen mit den anderen Kindern erzogen wurden.

Wirken

Naturwissenschaften

Erasmus Darwin formulierte zahlreiche Ideen zur stammesgeschichtlichen Entwicklung der Organismen in seinem Werk "Zoonomia, or, The Laws of Organic Life" (1794-1796). Diese kamen ihm sowohl durch das Beobachten des Verhaltens von Haustieren als auch durch seine umfangreichen Kenntnisse auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Dabei kamen ihm unter anderen Gedanken, die später auch sein Enkel Charles Darwin wieder aufgriff. So zum Beispiel die Idee, dass alles Lebendige von einem gemeinsamen Vorfahren abstamme und sich somit ein Stammbaum aller Lebensformen konstruieren lassen müsse.

Die Entdeckung von Fossilien ausgestorbener Tierarten ließ ihn zu dem Schluss kommen, das Leben auf der Erde habe sich aus mikroskopisch kleinen Muscheln entwickelt. Bei der Frage wie aus einer Art eine andere Art hervorgeht waren seine Ideen jenen von Lamarck zum Teil sehr ähnlich, jedoch machte er sich auch über die Wirkung von "sexual selection" und Konkurrenz auf die Bildung von Arten Gedanken.

Vor kurzem wurde in den seit 1998 zugänglichen Geheimarchiven des Vatikan entdeckt, dass zwar die "Zoonomia" Erasmus Darwin's auf dem Index librorum prohibitorum steht, nicht aber das Werk "The Origin of Species" seines Enkels Charles Darwin. Dabei wird diskutiert, dass dies daran liegen könnte, dass seit dem Fall Galilei nur naturwissenschaftliche Werke auf den Index kamen, wenn ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Bibel hergestellt werden könne.

Poesie

Erasmus Darwin war zu seiner Zeit ebenfalls ein angesehener Poet. Seine Ideen über die Natur faßte er auch in Verse. Das folgende ist ein Auszug aus seinem Werk "The Botanic Garden, A Poem in Two Parts: Part 1, The Economy of Vegetation" von 1791:


Roll on, ye Stars! exult in youthful prime,

Mark with bright curves the printless steps of Time;
Near and more near your beamy cars approach,
And lessening orbs on lessening orbs encroach; -
Flowers of the sky! ye too to age must yield,
Frail as your silken sisters of the field!
Star after star from Heaven's high arch shall rush,
Suns sink on suns, and systems systems crush,
Headlong, extinct, to one dark center fall,
And Death and Night and Chaos mingle all!
- Till o'er the wreck, emerging from the storm,
Immortal Nature lifts her changeful form,
Mounts from her funeral pyre on wings of flame,

And soars and shines, another and the same.


Erfindungen

Neben seiner Tätigkeit als Arzt, Dichter und Naturwissenschaftler betätigte sich Erasmus Darwin auch als Erfinder von verschiedenen Gerätschaften. Zum Beispiel erfand er eine horizontale Windmühle für Josiah Wedgwood, den anderen Großvater Charles Darwins. 1768 wurde er bei einer Probefahrt aus einer von ihm erfundenen Kutsche herausgeschleudert und verletzte sein Knie so schwer, dass er danach fortwährend humpelte. Zu den potenziellen Erfindungen machte er sich während der Fahrten von einem Hausbesuch zum nächsten Notizen (u.a. über Wasserklosetts und Raketenantriebe). Allerdings meldete er keine seiner Erfindungen zum Patent an, da er glaubte, dass das seinen Ruf als Arzt beschädigen würde. Stattdessen ermunterte er seine Freunde ihre eigenen Modifizierungen seiner Werke patentieren zu lassen.

Nachruf

Einige Arbeiten halten Erasmus Darwin für "eine der genialsten Persönlichkeiten, die je britischen Boden bewohnt hat", derart angesehen war er als Arzt, Wissenschaftler und Dichter. Die Reputation, die er zu seiner Zeit genoss zeigt unter anderem ein Zitat des Philosophen Samuel Coleridge (1772-1834) von 1796 über Erasmus Darwin:

"I think he is the first literary character in Europe, and the most original-minded man".

Nach seinem Tod wurde er jedoch - vor allem außerhalb Großbritanniens - schnell vergessen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Genius Erasmus Darwin durch den Biologen Desmond King-Hele in mehreren Biographien wiederentdeckt.


Ausgewählte Werke von Erasmus Darwin

  • A system of vegetables, according to their classes... (1783) - Übersetzung eines Werkes von Carl Linnaeus.
  • The families of Plants with their natural characters… (1787) - Übersetzung eines Werkes von Carl Linnaeus.
  • The botanic garden. A Poem in two parts. Part I, The economy of vegetation (1791). Part II, The Loves of the Plants (1789). - Dichtung.
  • Zoonomia, or, the laws of organic life (1794-96).
  • A plan for the conduct of female education in boarding schools (1797).
  • Phytologia, or the philosophy of agriculture and gardening (1800).
  • The temple of nature or the origin of society (1803) - Dichtung.


Literatur über Erasmus Darwin

  • Anna Seward: Memoirs of the life of Dr. Darwin, chiefly during his residence at Lichfield; with anecdotes of his friends, and criticisms on his writings (1804).
  • Charles Darwin: The Life of Erasmus Darwin (1879).
  • Desmond King-Hele: Erasmus Darwin: A Life of Unequalled Achievement . Giles de la Mare, 1999.
  • Krause, Ernst: Erasmus Darwin und seine Stellung in der Geschichte der Descendenz-Theorie. Leipzig, Günther-Vlg. 1880.

Weitere Weblinks

  • Erasmus Darwin House - Haus Erasmus Darwin's in Lichfield, Staffordshire (englisch).
  • Erasmus Darwin - Kurze Zusammenfassung über die Einflüsse Erasmus Darwin's (auf Englisch).
  • Literatur von und über Erasmus Darwin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Visit of Hope to Sydney Cove, near Botany Bay - Ein Gedicht von Erasmus Darwin (englisch).
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Erasmus_Darwin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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