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Enkopresis
Jungen sind etwa 3fach häufiger betroffen als Mädchen. Bei etwa achtjährigen Kindern liegt die Häufigkeit bei 1,5 %. Am häufigsten kommt es zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr vor. Enkopresis tritt überwiegend nur tagsüber auf. In 25 % der Fälle tritt neben der Enkopresis auch eine Enuresis (Einnässen) auf.
Organische Erkrankungen z.B. (Morbus Hirschsprung oder Spina Bifida können zwar Ursache einer Enkopresis sein, eine Enkopresis ist aber nur in extrem seltenen Fällen die erste Manifestation dieser Erkrankungen.
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Retentive Enkopresis (Einkoten im Zusammenhang mit Stuhlverstopfung)80 - 95 % der Fälle von Enkopresis sind durch Verstopfung und Stuhlretention (Stuhlverhaltung) verursacht, also durch eine körperliche Funktionsstörung (deutsches Synonym Überlauf-Enkopresis, engl. retentive encopresis oder soiling). UrsacheHierbei handelt es sich um eine einfache Funktionsstörung, die sich als Teufelskreis selbst unterhält.
FolgenAbgesehen von den praktischen Umständen, die es im Alltag bereitet, bedeutet das Einkoten eine enorme seelische Belastung sowohl für die betroffenen Kinder wie auch für die Eltern. Das Ausmaß dieser Belastung wird von anderen, aber auch von Ärzten, oft unterschätzt.
Typische Symptome
Untersuchung durch den ArztDie Untersuchung beim Arzt zielt darauf ab, die (seltenen) möglichen psychischen und organischen Ursachen auszuschließen, und eine positive Diagnose von Obstipation mit Einkoten zu stellen. Folgende Fragen spielen eine Rolle:
Es schließt sich eine körperliche Untersuchung an:
BehandlungAlle Fälle von Einkoten sollten, sofern eine andere Ursache nicht offensichtlich ist, in erster Instanz als eine Folge von Obstipation behandelt werden. Nur wenn das Einkoten nach erfolgreicher Therapie der Obstipation weiterbesteht, sollte man nach psychischen Ursachen suchen. Weiterreichende und invasive Untersuchungen hinsichtlich organischer Krankheiten sollten nur unternommen werden, wenn es dafür in der einfachen ärztlichen Untersuchung auch konkrete Hinweise gibt. Es ist wichtig, die Betroffenen aufzuklären und zu ermutigen. Dies bewirkt eine wichtige Reduktion von Schuld und Schamgefühlen bei Eltern und Kind, und die Atmosphäre wechselt von „gereizt-feindlich“ zu „verständlich-unterstützend“.
Die Behandlung der Obstipation besteht aus drei Teilen:
Nicht-retentive Enkopresis (Einkoten ohne Verstopfung)Nur 5 - 20 % der Enkopresisfälle lassen sich auf psychische Probleme zurückführen. Man kann innere und äußere Ursachen unterscheiden: Innere UrsachenAls eine der Ursachen für Einkoten wird eine starke innere nervöse Spannung des Kindes genannt. Warum sich diese nun gerade in Form des Einkotens ausdrückt, ist schwer zu beantworten. Man kann aber davon ausgehen, dass es ein Ruf des Kindes nach Zuwendung und Liebe darstellt, das eventuell auf ein gestörtes Eltern-Kind-Verhältnis, auf Geschwisterrivalität, Überforderung, oder auf zu stark akzentuiertes Leistungsverhalten zurückgeführt werden kann. So setzt das Einkoten so wie das Bettnässen häufig ein, wenn ein Geschwisterkind geboren wird, und das ältere Kind erlebt, dass sich die ganze Liebe und Aufmerksamkeit vermeintlich dem Neugeborenen zuwendet. Kinder mit einer hyperkinetischen Störung können wegen der Aufmerksamkeitsstörung, die sich auch auf die Propriorezeption bezieht (unzureichende Wahrnehmung des Füllungsdrucks im Rektum), ein erhöhtes Risiko für Enkopresis aufweisen. Bei Zwangsstörungen, Angst vor der Toilette kann es zum Zurückhalten des Stuhls und zur konsekutiven retentiven Enkopresis (siehe A). Äußere UrsachenOft sind Belastungen und Veränderungen Auslöser für das Einkoten, z.B. ein Umzug, die Geburt eines Geschwisterchens, ein Krankenhausaufenthalt, Schulwechsel, Scheidung. Der Darm reagiert empfindlich auf alle Emotionen. Konflikte und Stresssituationen äußern sich bei Kindern vorwiegend körperlich und in der Leistungsmotivation, während der Beziehungsbereich unterentwickelt ist. In betroffenen Familien wird oft viel Wert auf Sekundärtugenden wie Höflichkeit, Fleiß, Gewissenhaftigkeit gelegt. Aber auch Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit und Gehorsam spielen eine große Rolle. Die elementaren Grunderfahrungen sind eher unterentwickelt. Oft besteht eine Mutter-Kind-Beziehung, die zwischen Verbundenheit (Nähe) und Ablösung (Distanz) schwankt. Ganz besonders entwicklungsbedürftig sind Grunderfahrungen wie Liebe und Vertrauen. Die psychosomatische Verarbeitung des inneren Konflikts drückt sich im Einkoten aus. Da Kinder wie Seismographen die eigentliche Familienatmosphäre anzeigen, bekommt das Symptom im Familiengefüge eine Bedeutung, die es deutlich zu machen gilt. Das Kind macht in Krisen durch frühkindliche Verhaltensweisen auf Konfliktfelder der Familie aufmerksam. Passiv und sprachlos zeigt das Kind durch die Organsprache, dass Probleme unerträglich wurden. DiagnoseDie Anamnese beginnt mit einer ausführlichen Befragung des Kindes und der Eltern. Es folgt dann die genaue körperliche Untersuchung, um die weiter oben beschriebenen, viel häufigeren körperlichen Ursachen für das Einkoten auszuschließen. Wichtige Punkte der Befragung sind die Häufigkeit des Einkotens, Besonderheiten beim Einkoten oder ob die Eltern bereits Probleme mit dem Trockenwerden hatten. Auch Fragen, wie das Sauberkeitstraining bisher durchgeführt wurde oder welche Behandlungsmaßnahmen bereits erfolgten, werden gestellt. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, Häufigkeit und Schweregrad sowohl von den Eltern als auch vom Kind protokollieren zu lassen. Erfasst werden sollte auch, ob und wie das Kind versucht, die Symptomatik zu verbergen (z.B. durch Verstecken der Unterwäsche). Darüber hinaus sollte auch die Tageszeit, in der es zum Einkoten kommt, und ob gleichzeitig eine Enuresis vorliegt, festgehalten werden. In der Exploration mit dem Kind sollte nach sog. „Toilettenängsten“, Schmerzen bei der Defäkation sowie nach vergeblichen Versuchen der Selbsthilfe gefragt werden, nach dem subjektiven Leidensdruck (Hänseleien?), nach der emotionalen Belastung und nach der Offenheit, mit der mit den nächsten Bezugspersonen darüber gesprochen werden kann. Zur Erhebung der Hintergründe der Enkopresis ist auch ein Interview mit den Eltern (getrennt und gemeinsam mit dem Kind) zu führen. Sowohl für Kinder als auch für ihre Eltern ist es eine außerordentliche Belastung, wenn zu dem erwarteten Zeitpunkt die Mastdarmkontrolle nicht erreicht wird oder wieder verloren geht. Viele Eltern glauben dann, pädagogisch versagt zu haben, aber auch für die Kinder sind diese Symptome außerordentlich belastend und schambesetzt. Sie versuchen in der Regel, vor Gleichaltrigen diese Schwächen zu verbergen und selbst vor vertrauten Personen die Symptomatik zu verleugnen. Eine verwertbare Befunderhebung ist deshalb nur nach einem „warming up“ möglich. Wesentlich ist dabei, eine vertraute Atmosphäre zu schaffen und dem Symptom versachlicht zu begegnen. Durch die Befragung der Eltern oder Erziehungsberechtigten soll herausgefunden werden, ob es bei der Entwicklung des Kindes Auffälligkeiten gegeben hat. Dabei werden folgende Punkte erfragt:
Die Rolle des Sauberkeitstrainings spielt für die Enkopresis eine größere Rolle als für die Enuresis. Forciertes und strafendes Training kann das Kind dazu bringen, den Stuhl zurückzuhalten und eine Überlaufenkopresis zu entwickeln. Die Bewertung der Symptomatik durch die Eltern und die Reaktionen des Kindes darauf müssen erfasst werden. Psychiatrische Störungen der Eltern (Zwangsstörungen, substanzbedingte Störungen, schizophrene Psychosen) sollten ausgeschlossen werden. Abgeklärt werden müssen auch die Wohnverhältnisse (Erreichbarkeit der Toilette, altersangemessene Toilette, ausreichende Beleuchtung und Heizung). Nach den körperlichen Untersuchungen werden auch die Untersuchungen auf psychische Störungen (geistige Behinderung, Zwangsstörung, Hyperkinetisches Syndrom, Phobien, akute Belastungsreaktion, Psychose) durchgeführt. Hierbei spielt das Umfeld des Kindes eine große Rolle. Zunächst werden hier generelle Tests zur Abklärung von geistigen Entwicklungsstörungen und auf ADHS gemacht. Im weiteren Verlauf wird dann nach anderen Zwangsstörungen usw. gesucht. Für die Diagnose werden unterschiedliche Tests verwendet. BehandlungDem Kind sollten soviel als möglich Erlebnisse des Geborgenseins vermittelt werden. Jeder Appell an das Gewissen des Kindes oder an sein Schamgefühl ist zu unterlassen, es würde nur neue oder weitere Schuldgefühle auslösen. Das Einkoten ist häufig nicht nur peinlich für die betroffenen Kinder, nicht selten kommen Eltern mit dem Schuldgefühl zur Therapie, dass sie am Auftreten des Problems verantwortlich sind. Sie sehen sich zum Teil als Mitverursacher. Beim therapeutischen Vorgehen handelt es sich vorwiegend um ein funktional orientiertes Behandlungskonzept, ausgerichtet an den persönlichen Merkmalen des einkotenden Kindes, denen seiner Familie, sowie dem Einkotverhalten selbst. In der Behandlung kommen neben familienzentrierten, spieltherapeutischen Maßnahmen verhaltenstherapeutische funktionsspezifische Ansätze zum Tragen. Die Behandlungsformen der primären und der sekundären Enkopresis unterscheiden sich nicht. In Bezug auf die Komorbidität ist zu bedenken, dass bei Vorliegen eines hyperkinetischen Syndroms zunächst dieses gezielt behandelt werden sollte, um die Grundlage für eine wirksame Therapie der Enkopresis zu schaffen, das gleiche gilt auch beim Vorliegen einer Angst- und/oder Zwangsstörung. Liegt eine Sozialisationsstörung vor, dann sollten sowohl die Enkopresis als auch die Sozialisationsstörung parallel behandelt werden. Bei Komorbidität mit Enuresis sollten ebenfalls beide Störungsbilder gleichzeitig therapeutisch angegangen werden.
Siehe auchQuellen
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Enkopresis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |