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Engelbert KaempferEngelbert Kaempfer (* 16. September 1651 in Lemgo; † 2. November 1716 in Lieme) war ein deutscher Arzt und Forschungsreisender. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Kaempf.“. Weiteres empfehlenswertes FachwissenIm Zuge einer fast zehnjährigen Forschungsreise, die ihn über Russland und Persien nach Indien, Java und schließlich Japan führte, sammelte er zahlreiche Kenntnisse aus Naturwissenschaft, Landeskunde, Politik und Verwaltung der bereisten Länder und leistete dadurch wichtige Beiträge zur Erforschung der Länder Asiens sowie zum europäischen Japanbild des 18. Jahrhunderts. LebenKaempfer war der zweite Sohn von Johannes Kemper, einem Pastor an der St.-Nicolai-Kirche zu Lemgo, und dessen Ehefrau Christina Drepper. In seiner Jugend besuchte er zunächst die Lateinschule in seiner Heimatstadt und in Hameln (1667), danach das Gymnasium in Lüneburg, Lübeck und schließlich das „Athenaeum“ in Danzig, wo er Philosophie, Geschichte sowie alte und neue Sprachen hörte. Dort veröffentlichte er auch sein erstes Werk unter dem Titel "De Maiestatis divisione" (Über die Teilung der obersten Gewalt). Es folgte ein langwieriges Studium der Philosophie und Medizin an den „Hohen Schulen“ in Thorn, Krakau und Königsberg (Preußen). 1681 wechselte er zur Akademie in Uppsala. Am schwedischen Hof machte Kaempfer die Bekanntschaft von Samuel von Pufendorf, der ihn dem schwedischen König Karl XI. als Arzt und Sekretär für eine Gesandtschaft zum russischen und persischen Hof empfahl, die unter Leitung des Holländers Ludwig Fabritius stand. Während dieser Reise schulte er seine Beobachtungsfähigkeit und fertigte umfangreiche Aufzeichnungen zu Land und Leuten in den bereisten Regionen an. Die Delegation brach am 20. März 1683 aus Stockholm auf und reiste über Moskau und Astrachan, wo sie am 07. November 1683 eintraf und sodann per Schiff die Reise über das Kaspische Meer fortsetzte. Am 17. Dezember erreichte sie Shemacha, Hauptstadt der damals noch unter iranischer Herrschaft stehenden Region Shirvan. Den dortigen einmonatigen Aufenthalt nutzte Kaempfer zur Besichtigung des Erdölgebiets von Badkubeh (heute Baku, das er als erster Europäer genauer beschrieb. Am 14. Januar 1684 schließlich traf die Gesandtschaft in Rasht in Nordiran ein, und reiste von dortaus über Qazvin, Qom und Kashan zur safavidischen Hauptstadt Isfahan weiter, wo sie am 29. März 1684, ein Jahr nach ihrer Abreise von Stockholm eintraf. Kaempfer hielt sich insgesamt 20 Monate in Isfahan auf und wurde so zu einem der wichtigsten europäischen Zeitzeugen, dem wir wertvolle Berichte über die damalige iranische Hauptstadt, die Verwaltung des Safavidenstaats und das Leben am Hofe verdanken. Nicht zuletzt durch das Erlernen des Persischen und Türkischen war er in der Lage tiefe Einblicke in das Leben im Iran des 17. Jh. zu gewinnen. Während seines Aufenthalts erfuhr Kaempfer von der Anwesenheit einer holländischen Flotte in Bandar Abbas und er beschloss, diese Gelegenheit zu nutzen, sich von der schwedischen Gesandtschaft zu trennen und eine Reise als Schiffsarzt nach Indien zu unternehmen. So folgte den insgesamt vier Jahren in Persien eine rund einjährige Tätigkeit als Schiffsarzt der niederländischen Ostindischen-Kompanie (VOC) im indischen Raum. Nach seiner Ankunft in Batavia, der Verwaltungszentrale der Kompanie in Ostasien, versuchte Kaempfer zunächst erfolglos eine Stelle im lokalen Krankenhaus anzunehmen. Im Umgang mit ehemaligen Japanreisenden und Gebildeten in Batavia reifte der Plan zur umfassenden Erforschung des Landes, das seit 1639 nur noch einen sehr eingeschränkten Umgang mit der Außenwelt pflegte (siehe Abschließung Japans). Von 1690 bis 1692 arbeitete Kaempfer dann als Arzt in der Handelsniederlassung Dejima (Deshima) in Nagasaki. Obwohl die Europäer die kleine Insel Dejima jährlich nur zu ein bis zwei Tagesausflügen verlassen durften, gelang es ihm, dank der Kooperation japanischer Partner wie Imamura Gen'emon, Namura Gompachi, Narabayashi Chinzan usw. zahlreiche Objekte, Bücher und Informationen zu sammeln und auszuwerten. Als Arzt durfte er auch an der jährlichen Hofreise des niederländischen Repräsentanten teilnehmen, der in Edo (heute Tokio) dem Shogun Dank abzustatten hatte für die Genehmigung zum Handel mit Japan. Diese beiden ermöglichten es ihm, diese Informationen zu überprüfen, auszuweiten und Teile des verschlossenen Landes aus eigener Anschauung kennenzulernen. 1695 kehrte Kaempfer nach Europa zurück. Nach der Promotion in Leiden, bei der er zehn Observationen zum Besten gab, ließ er sich im Steinhof zu Lieme nahe Lemgo nieder. Hier begann er mit der Auswertung der akkumulierten Schätze, doch seine ärztliche Praxis und die Tätigkeit als Leibarzt des Grafen Simon August zur Lippe in Detmold erwiesen sich als überaus zeit- und kräfteraubend. Die 1700 geschlossene, wenig glückliche Ehe mit der mehr als 30 Jahre jüngeren Sophie Wilstach trugen zur wachsenden Erschöpfung bei. 1712 gelang es ihm schließlich, die „Amoenitates Exoticae“ (Seltsames Asien) im heimatlichen Lemgo zu publizieren. Zum Druck eines zweiten Manuskripts („Heutiges Japan“) kam es jedoch nicht mehr. Im Alter von 65 Jahren starb Engelbert Kaempfer am 2. November 1716 im Steinhof zu Lieme. Nach seinen eigenen Worten hat er in sein Werk "nichts aus meiner eigenen Phantasie Geschöpftes hereingebracht, nichts was nach der Schreibstube schmeckt und nach der Studierlampe riecht. Ich beschränke mich darauf, allein das zu schreiben, was entweder neu oder von anderen nicht gründlich und vollständig überliefert ist. Als Forschungsreisender hatte ich kein anderes Ziel, als Beobachtungen von Dingen zu sammeln, die uns nirgends oder nicht genug bekannt geworden sind." (Vorwort der Amoenitates) Das insgesamt 900 Seiten umfassende Werk besteht aus fünf Büchern: der größere Teil ist Persien gewidmet, das erste und vierte Buch ganz, das zweite überwiegend, das dritte zu einem Viertel. Der Rest bezieht sich auf Japan. Große Teile des vom Neffen Johann Hermann Kaempfer übernommenen Nachlasses wurden 1723 und 1725 vom Leibarzt des englischen Königs und leidenschaftlichen Sammlers Sir Hans Sloane angekauft. Dieser ließ das ungedruckte Japanmanuskript übersetzen und 1727 unter dem Titel The History of Japan publizieren. Das systematische und umfassende Werk füllte eine Lücke, da eine umfassende, neuere Beschreibung seit vielen Jahrzehnten ausstand. Schon 1729 erschienen die erste Auflagen einer französischen und einer niederländischen Übersetzung. Nach der Entdeckung eines zweiten Manuskriptes im Nachlass von Kaempfers Nichte, gab der Aufklärer und spätere Staatsrat Christian Wilhelm Dohm 1777-79 auch eine deutsche Version heraus. Besonders die französische Ausgabe wurde von der europäischen Intelligenz intensiv rezipiert. Dank der systematischen Konzeption und des Reichtums an Informationen prägte das Werk das europäische Japanbildes im 18. Jahrhundert. Unter anderem verfasste Kaempfer die erste detaillierte westliche Beschreibung des Ginkgos, ein als ausgestorben geltender Baum, der, vor etwa 1200 Jahren in Japan eingeführt, als Tempelbaum für medizinische Zwecke kultiviert wurde und darum nur dort als „lebendes Fossil“ überlebt hat. An diesem Meilenstein der Erforschung Japans orientierten sich spätere Japanreisende bis hin zu Philipp Franz von Siebold. Da der Nachlass Sloanes nach dessen Tod als Gründungssammlung in die Kollektion des Britischen Museums einging, konnte dieser Teil der Kaempferschen Bestände für die Nachwelt gerettet werden. Kaempfers umfangreiche Bibliothek jedoch wurde infolge einer 1773 durchgeführten Versteigerung zerstreut. Sein „Stammbuch“ sowie Akten seines Scheidungsprozesses befinden sich in Detmold. Zu den ins Deutsche übersetzten Teilen des Werks zählen: Engelbert Kaempfer: 1651 - 1716. Seltsames Asien (Amoenitates Exoticae). In Auswahl übersetzt von Karl Meier-Lemgo, Detmold 1933. Das gesamte erste Buch der Amonitates erschien 1940 unter dem Titel "Engelbert Kaempfer: Am Hofe des persischen Großkönigs (1684-1685)" in der Übersetzung des Iranisten Walther Hinz, das als eines der wichtigsten deutschsprachigen Quellen über das Persien des 17. Jh. gilt. Neuere Forschung zeigten erhebliche Unterschiede zwischen den Druckausgaben des Japanwerks und dem in der British Library gehüteten Manuskript auf. Im Zug der kritischen Edition von Kaempfers Werken wurde 2001 die ursprüngliche Version erstmals zugänglich gemacht. Weitere Publikationen des Nachlasses zeigen eine eindrucksvolle Breite und Tiefe des Lemgoer Arztes, der mit Recht zu den herausragendsten Forschungsreisenden des 17. Jahrhunderts zählt. Nach Engelbert Kämpfer ist in seiner Geburtsstadt Lemgo auch das Engelbert-Kaempfer-Gymnasium benannt. Werke
Engelbert Kaempfer, Werke. Kritische Ausgabe in Einzelbänden. Herausgegeben von Detlef Haberland, Wolfgang Michel, Elisabeth Gössmann.
Literatur
Kategorien: Mediziner (17. Jahrhundert) | Mediziner (18. Jahrhundert) |
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