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EmpedoklesEmpedokles ( Ἐμπεδοκλῆς; * zwischen 494 v. Chr. und 482 v. Chr. in Akragas auf Sizilien (heute: Agrigent), † zwischen 434 v. Chr. und 420 v. Chr. auf dem Peloponnes) war ein Philosoph, Arzt, Politiker, Sühnepriester und Dichter im antiken Griechenland. Empedokles stammte aus einem Adelsgeschlecht und genoss als Arzt, Politiker, Sühnepriester und Dichter hohes Ansehen und höchste Verehrung, die noch seine Nachwelt beflügelte. So widmete Friedrich Hölderlin ihm das unvollendete Trauerspiel Der Tod des Empedokles. Nach dem Tode des Tyrannen Theron wurde Empedokles in den ausbrechenden Kämpfen der Führer der Demokraten. Er löste die vermutlich oligarchische politische Vereinigung "Ratsversammlung der Tausende" auf und gab seiner Geburtsstadt (heute Agrigent auf Sizilien) eine neue Verfassung. Das Volk soll ihm die Königswürde angeboten haben, er lehnte jedoch ab, "als freier und jeder Herrschaft abgeneigter Mann", wie Aristoteles schrieb. Als Verbannter bewanderte er später Italien und ließ sich in Thurioi nieder. Nach einer in mehreren Varianten erhalten gebliebenen Legende setzte er seinem Leben ein Ende, indem er sich in den Ätna stürzte. Der Gesamtumfang seiner beiden in Hexametern geschriebenen Werke ("Über die Natur" und "Entsühnungen") betrug nach Diogenes Laertios 6000 Zeilen. Aus diesen sind bis heute 450 Zeilen in Bruchstücken überliefert. Der 2006 entdeckte Unterwasservulkan Empedocles (Vulkan) vor der Küste Siziliens wurde nach Empedokles benannt. Weiteres empfehlenswertes FachwissenLeistungenEmpedokles prägte maßgeblich die Vier-Elemente-Lehre von Feuer, Erde, Luft und Wasser und inspirierte damit spätere Philosophen wie Platon. Dabei sah er Liebe (Philotes) und Hass (Neikos) als Urkräfte, die die vier Elemente zusammenbringen und trennen. Dadurch entstünden Lebewesen und Dinge immer wieder neu in der Welt (Sphairos). Von seinen Schriften „Reinigungen“ und „Über die Natur“ sind nur Fragmente erhalten. Seine große Leistung war es, die widersprüchlichen Theorien des Werdens von Heraklit und des Seins von Parmenides von Elea zu verbinden, indem er das Sein dem Stoff zuschrieb und das Werden der Kraft. Als Arzt wirkte er erfolgreich gegen die Malaria, indem er die ausgedehnten Sümpfe bei Selinunt (Sizilien) trocken legen ließ und somit der dort lebenden Stechmücke die Lebensgrundlage entzog. Das Experiment gelang, und er soll von den Bewohnern der Stadt wie ein Gott verehrt worden sein. Empedokles gab mit seiner Evolutionstheorie einen Anstoß zur Entwicklung der Biologie. Philosophie bei EmpedoklesPhilosophie bei Empedokles bezeichnet seine naturphilosophischen Lehren, soweit sie in Fragmenten und anderen Überlieferungen erhalten sind. Empedokles schließt an die milesische Naturphilosophie anEmpedokles schließt sich mit seiner philosophischen Lehre an die milesische Naturphilosophie an, wie sie in den Überlieferungen von Thales und Anaximander erhalten geblieben ist. Er übernimmt jedoch von Parmenides die Auffassung, dass das Seiende als unveränderlich und unvergänglich gedacht werden müsse. Um nicht wie jener deshalb die Realität von Bewegung und Veränderung leugnen zu müssen, unterstellt er - anders als der mit dem gleichen Problem ringende Demokrit -, Bewegung setze nicht leeren Raum voraus, sondern sei als Ortswechsel im Vollen zu denken, ähnlich wie beim Fisch im Wasser. Den Horror vacui (lateinisch für Abscheu vor der Leere) der Natur meinte er mit seinen Experimenten mit einer Klepshydra nachgewiesen zu haben, bei denen er zeigte, dass das Wasser aus dem Behälter erst dann ausfließt, wenn Luft durch eine andere Öffnung nachströmen kann. Das Problem der Zugleichheit von Sein und Mannigfaltigkeit löst er aufIndem er vier qualitativ unterschiedene Bestandteile (Erde, Wasser, Luft und Feuer) voraussetzt, löst er auf seine Weise das Problem des Zugleichs von Sein und Mannigfaltigkeit. Während bei Heraklit die vier Elemente ineinander übergehende Formen des Feuers sind, sieht Empedokles sie als gleich bleibende, in kleinste Teile zerlegbare Grundkörper an. Er hat damit als erster den Gedanken des Aufbaus der physischen Welt aus einer beschränkten Zahl von Elementen in die Vorgeschichte der Wissenschaft eingebracht. Nach seiner kosmologischen Lehre verändert sich das aus vier Elementen bestehende kugelförmige All durch die in ihm wirkenden beiden Kräfte Liebe und Streit auf zyklische Art. Zur Vorstellung des Kosmos bei EmpedoklesAristoteles schreibt dem Kosmos des Empedokles zweierlei einander ablösende Zustände zu:
Aus diesem Grund sprechen die meisten modernen Versuche der Rekonstruktion der Lehre des Empedokles von vier Zuständen: Zu den vier Zuständen der Liebe und des Streits (Hass) als Moment der Entwicklung des Alls
Aufgrund einer anderen Mitteilung des Aristoteles ist hingegen der Kosmos bei Empedokles in ewiger Bewegung (in: Über den Himmel I 10 279b). Zur Konstruktion des Himmels, der Sonne und des MondlichtsAus dem homogenen Gemisch der Elemente sonderte sich zunächst die Luft, dann das Feuer, die - indem sie die beiden Halbkugeln des Tages und der Nacht herstellten - die Erde umgeben. Der Himmel besteht aus durch Feuerwirkung eisartig erhärteter Luft. Die am Himmel festgesetzten Fixsterne und Planeten sind gleichfalls feurige Körper. Die Sonne ist in der Tat mit der feurigen Halbkugel identisch. Jene Sonne, die der Mensch am Himmel erblickt, ist das von der Erde zurückgeworfene Licht der wirklichen Sonne. Der Mond erhält sein Licht von der Sonne. Die gegenwärtigen Arten der Lebewesen entstanden in dem vierten Stadium eines phylogenetischen Prozesses. Zur phylogenetischen Theorie des EmpedoklesDie phylogenetische Theorie des Empedokles wurde bereits im Altertum als Vorläufer der später von Hippokrates begründeten Medizin angesehen. Der Körper der Lebewesen ist ein aus den vier Elementen bestehendes Gemisch. Den Unterschied der Arten und der unserer Körper ausmachenden Materien (Fleisch, Knochen, Blut u.a.) erklärt Empedokles durch die verschiedenen Proportionen des Elementargemisches. Wichtigstes Moment der Ernährung ist Verdauung, während der sich die Nahrung in ihre Elemente zerlegt und so in den Körper einbauen lässt. Die Atmung veranschaulicht das Beispiel der Wasseruhr. In der Weise, wie in ihrem Röhrensystem das abnehmende Wasserniveau der Luft den Platz frei gibt, verursacht in unserem Körper das sich aus den Röhren zurückziehende Blut das Einatmen und der wieder vorwärtsdrängende Blutstrom das Ausatmen. Die unsere Sinnesorgane konstituierenden Elemente nehmen die ihnen verwandten Elemente der Außenwelt wahr. Zur Vorstellung der "Entsühnung" bei schwerer Schuld des MenschenIn seinen "Entsühnungen" verkündet Empedokles die orphisch-pythagoreische Lehre der Seelenwanderung:
Die Wanderung ist nicht nur die Strafe, sondern gleichzeitig auch der Reinigungsprozess der Seelen. Als immer vollkommener werdende Lebewesen erhalten sie wieder irdische Gestalt, "zuletzt aber werden sie Seher und Sänger und Ärzte und Fürsten den iridischen Menschen, woraus sie emporwachsen als Götter, an Ehren reichste" (ebenda 1, 31 B 146). Der Prozess der Entsühnung bedeutet die Einhaltung der Regeln einer gewissen mystisch-asketischen Lebensordnung, deren Grundprinzip darin besteht, keine Tiere zu schlachten und kein Fleisch zu essen. Empedokles weiß sich selber als einen Beteiligten dieses Prozesses:
Die Authentizität sowohl seiner kosmologisch-kosmogonischen wie auch seiner mystischen Lehre beruht jedoch darauf, dass sich der Philosoph schließlich selbst für eine zum Endpunkt dieses Prozesses gelangte, rein gewordene Seele hält:
WirkungFriedrich Hölderlin verfasste ein Dramenfragment Der Tod des Empedokles. Darin verbindet er ausgehend von der historischen Figur Elemente aus dessen Philosophie mit eigenen Überlegungen aus dem Geist des Idealismus. Bertolt Brecht verwendet die Legende über den Tod im Ätna als Fabel, um in seinem Lehrgedicht "Der Schuh des Empedokles" den Führerkult zu entdramatisieren und mythologisches Denken zu kritisieren. Die Hafenstadt Porto Empedocle bei Agrigent wurde 1863 nach Empedokles benannt. Zur Geschichte des Empedoklesbildes im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland vgl. Theresia Birkenhauer: Legende und Dichtung. Berlin 1996. Siehe auch: Philosophie der Antike Werke
Literatur
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