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Eiserne Hand (Götz von Berlichingen)



    Als Eiserne Hand wird die Handprothese des Ritters Götz von Berlichingen zu Hornberg bezeichnet, die er nach dem Verlust seiner rechten Hand trug.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

In der Landshuter Schlacht 1504 verlor Götz von Berlichingen mit 24 Jahren seine rechte Hand durch einen Schuss aus einer Feldschlange, vermutlich durch einen schlecht gezielten Schuß der eigenen Artillerie. Die Kugel traf nach Götzens Schilderung den Schwertknauf, woraufhin dieser zersplitterte, die Splitter die Hand trafen und vom Arm trennten. Die Wucht des Einschlages war so groß, dass er sich wunderte, nicht vom Pferd gerissen worden zu sein. Bidermann vermutet, dass die Hand kurz oberhalb des Knöchels abgerissen wurde. Ein alter Knappe habe ihn danach ans Ende des Lagers geführt, wo ihm ein Wundarzt, aus Vorsorge gegen einen Wundbrand, die Hand ablöste, die nur noch an etwas Haut hing. Weitere Angaben über die Wundbehandlung sind nicht überliefert.

Zur Genesung und Pflege sollte er sich in einer Herberge einfinden. Auf dem Weg dorthin geriet er jedoch in ein Handgemenge und wurde von Christoph von Giech aufgenommen, über dessen Hilfsbereitschaft er später lobende Worte findet. Während seiner längeren Genesung erinnerte er sich an einen Knecht mit dem Namen Köchle und schöpfte neuen Mut.

…doch fiel mir ein Knecht ein, der hätte auch nicht mehr als eine Hand gehabt, und doch eben so gute Dinge gegen den Feind im Felde ausrichten können, als ein anderer.
…. dershalben ich auch vermeinte, auch wenn es mir nur einen Behelf hätte, und wenn es gleich einer eisernen Hand wäre, so wollt ich doch mit Gottes Gnad und Hülf im Feld so gut sein, als irgend ein unverstümmelter Mensch….

Götz verblieb nach der Verwundung bis Fastnacht 1505 im Krankenlager in Landshut und kehrte danach nach Jagsthausen zurück.

Prothese

Er trug nach seiner Genesung zunächst eine Hakenklaue mit zwei bis drei Zinken an einer Lederstulpe. Diese erwies sich aber wohl als weniger vorteilhaft als erhofft, so dass er sich nach einer besseren Lösung umsah. Es wird teilweise berichtet, dass er selbst eine Prothese entwarf und diese nach seinen Wünschen von einem Dorfschmied aus Olnhausen anfertigen ließ. Aber es wird auch bezweifelt, dass diese „orthopädische Wunderhand“ ein einfacher Dorfschmied in jener Zeit habe anfertigen können und sie auf Ideen von Götz zurückgehe. So vermutet Bidermann[1], dass Berlichingens Wunsch nach einer geeigneteren Prothese in den damals technisch weitentwickelten Nürnberger oder Augsburger Werkstätten erfüllt wurde. Seine Eiserne Hand bestand, soweit aus den heute vorhandenen Darstellungen zu entnehmen, aus über 200 Einzelteilen. Sie war damit eine für die damalige Zeit ungewöhnlich komplexe mechanische Konstruktion. Finger und Daumen waren soweit beweglich ausgelegt, dass sie einen Gegenstand greifen und halten konnten. Zudem konnte die Hand nach oben und unten geschwenkt werden.

Bidermann weist aber auch darauf hin, dass diverse Details der dargestellten Konstruktion, beispielsweise die ovalen Schnallen, die Luftröllchen an den Schnallen und einigen Berarbeitungsdetails in eine spätere Epoche verweisen. Auch die darstellenden Stahlstiche vermutet er frühestens aus dem 18. Jahrhundert.

Funktion der Eisernen Hand

Friedrich Wolfgang Götz Graf von Berlichingen-Rossach beschreibt die Funktionsweise in seinem Buch wie folgt:

Der Mechanismus ist nur in der eigentlichen Hand befindlich. Der untere Theil oder die Armschiene, welche bei Fig. 1 und 2 vorgestellt (Siehe Bilder) und mit G bezeichnet, bei fig. 3 und 4 zur Ersparung des Raumes aber weggelassen worden, ist ganz hohl und diente dazu, die Hand an den natürlichen Arm zu befestigen. Diese Armschiene hat eine mit Charnier versehene Klappe H, welche geöffnet werden kann, um den Arm bequem hineinzulegen. Zwei lederne Riemen nebst Schnallen, welche am unteren Theile der Armschiene angebracht sind, haben den Zweck, die Klappe zu verschließen und die Befestigung an dem Arme zu bewirken. Die Bewegungen und Lagen, welche die Hand, vermöge der in ihrem Innern liegenden Maschinerie, annehmen kann, sind im wesentlichen folgende:

1. Die vier Finger nehmen in ihren drei Gelenken, sowol einzeln als zusammen, alle die Biegungen an, welche ihnen durch Aufstützung, oder mit Hülfe der anderen natürlichen Hand gegeben werden kann und bleiben in dieser natürlichen Lage fest stehen, indem aber der Knopf BB angedrückt wird, so bewirkt der Mechanismus, daß die Finger und zwar alle vier zugleich, sie mögen zusammen oder einzeln eine Lage haben, welche sie wollen, in die ausgestreckte Richtung, wie sie in Fig. 1 und 4 vorgestellt sind zurück- oder aufspringen.

2. Auf eine ähnliche Art kann dem Daumen eine mehr oder weniger nach einwärts gebogene Lage gegeben werden, aus welcher er in die ausgestreckte Richtung zurücktritt, wenn der Knopf X angedrückt wird.

3. Kann auch der Hand, in demjenigen Gelenk, durch welches sie mit dem Arm zusammenhängt, eine freistehende, mehr oder weniger gebogene Lage gegeben werden, indem nämlich Knopf T angedrückt und die eiserne Hand entweder durch Aufstützung oder durch Hülfe der anderen natürlichen Hand einwärts gebogen wird.

Nach Bidermann spielte die Eiserne Hand auch in der neueren Medizin eine Rolle. Bedingt durch die vielen Verstümmelungen im 1. Weltkrieg erinnerte sich Professor Sauerbruch an der Charité in Berlin an die Eiserne Hand und sichtete dazu Unterlagen. Später berichtet er hierzu, dass ihm der sinnreiche Mechanismus der Götzenhand wertvolle Anregungen zur Orthopädie mit dem Nachbau von künstlichen Händen, Armen und Beinen gegeben habe.

 

Verbleib der Eisernen Hand

Über den Verbleib der echten Eisernen Hand von Götz ist nichts Zuverlässiges bekannt. Laut Bidermann gab es im frühen Schrifttum über die Besitzer der Eisernen Hand verwirrende Angaben. So habe eine Familie von Hornstein sie gleich nach Götzens Tod erhalten. 1788 sei sie wieder an die Familie Berlichingen nach Jagsthausen zurückgegeben worden. In derselben Schrift wird aber auch behauptet, ein Waffenschmied im Dorf Olnhausen habe sie gebaut und Götz sei in Jagsthausen verstorben. Wegen dieser und anderer Unrichtigkeiten bezweifelt Bidermann auch alle anderen Aussagen dieses Schriftstückes. Gleichwohl schreibt der Mosbacher Altbürgermeister Renz in seiner Götz-Biographie von 1939 ebenfalls von einer ersten Hand, die ein Schmied aus Olnhausen 1505 angefertigt habe und schreibt eine ebenfalls erhaltene angeblich zeitgenössische zweite Hand einem Schmied aus Nürnberg zu.

Graf Friedrich Wolfgang Götz von Berlichingen-Rossach, also ein direkter Nachfahre des Götz von Berlichingen aus der von ihm auf Burg Hornberg begründeten Hauptlinie von Berlichingen zu Hornberg, schrieb ebenfalls, dass es mehrere „rechte Hände“ in jener Zeit gegeben habe.[2] So habe der Seeräuber Horuk mit dem Beinamen Barbarossa I. im 16. Jahrhundert eine besessen und auch Herzog Christian von Braunschweig Anfang des 17. Jahrhunderts. Er schrieb weiter, dass die Gattin des Oberst Freiherr Emanuel von Berlichingen, eine Fanziska geb. Gräfin von Hadik am 14. September 1788 von einem Marquis Freiherren von Hornstein aus Dillingen eine Eiserne Hand erworben habe. Überbringer und Vermittler des Handels war der Konsul des Baron Schenk von Stauffenberg, ein Monsieur Kuen von Wildegg. Er zitiert aus einem Brief zu diesem Verkauf wie folgt:

Dillingen, 14. September 1788
Wohlgeborener liebster Herr von Kuehn,
Ich wünsche, die Eiserne Hand, Nie gesehen zu haben; So viel Mühe, arbeith, unkosten, schreiberey und verschmach hatte sie von der Ersten „aquisition“ an bis auf gegenwärtige Stund über den Hals gezogen; da Neuerdings Von Einem Hochen Orthe sehr dringends umb diese Hand angegangen worden "zum Glücke aber noch nichts zugesagt habe […]
Andere Anträge und Absichten zurückzusetzen, somit die in Frag stehende Eiserne Hand, ahn die Freiherrl. von Berliching. Familie und zwar an und durch die Gnädige Frau von Berlichingen, gebor. Gräfin von Hadik crediren zu wollen.

Bidermann merkt an, dass diesem Brief zu entnehmen sei, dass Freiherr von Hornstein selbst die Hand zuvor zu seinen Lebzeiten erworben habe, und nimmt an, dass die romantisierenden Darstellungen des 19. Jahrhunderts zu der Sicht führten, die Familie Hornstein habe sie schon seit 250 Jahren besessen.

Franziska von Berlichingen stiftete 1789 ein Stammbuch zur Eisernen Hand. Hierin unterzeichneten u.a. Kaiser Franz und seine Frau Kaiserin Elisabeth, die Erzherzöge Anton Victor, Johann Baptist, Rainer Ludwig, Rudolf sowie Marie Thérese de France und viele weitere.

Eine weitere Möglichkeit sieht die Familie der Freiherren von Gemmingen-Hornberg welche seit 1612 die Burg Hornberg besitzen. Demnach sei es um 1780, als ein Verwalter in Abwesenheit des Burgherrn die sanierungsbedürftigen Dächer der Burg abdecken ließ, zu einem Verkauf des verbliebenen Inventars gekommen. Darunter auch mehrere Gegenstände die noch von Götz von Berlichingen, als ehemaligen Besitzer und Bewohner der Burg, verblieben waren. Allerdings ist nicht genau bekannt um was es sich im Einzelnen handelte, außer seinem Bett. So bestehe die Möglichkeit, dass damals auch seine Eiserne Hand einen neuen Besitzer fand. Interessant ist auch die zeitliche Nähe der Ereignisse um den Freiherr von Hornstein. Jedoch gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass die Eiserne Hand sich nach dem Tod von Götz noch auf Burg Hornberg befand.

Nach Bidermann sind die Eisernen Hände, die in Jagsthausen, aber auch zeitweise in Buchen (Odenwald) und Heilbronn zu sehen waren bzw. sind, vermutlich spätere Kopien. Auch sieht er die Möglichkeit, dass Götz mit seiner Eiseren Hand beigesetzt worden sei. Weiter weist er darauf hin, dass 1815 in einem Buch des Christian von Mechel, zum ersten Mal in der Literatur eine Abbildung dieser Hand zu sehen sei. Er zerlegte die Eiserne Hand untersuchte die Konstruktionsweise, erstellte Zeichnungen der Bauteile und setzte sie wieder zusammen. Jedoch war danach ein Finger steif.

Auf der Homepage der Burg-Hornberg gibt es im Menüpunkt "Geschichte" (unten rechts) die Abbildung einer Postkarte zu sehen, welche zwei Eiserne Hände abbildet. Darunter die offizielle zweite Hand von Götz, ohne erkennbare Gebrauchsspuren und eine offenbar ältere und einfacher konstruierte mit deutlichen Gebrauchsspuren, welche teilweise als die erste Hand von Götz dargestellt wird. Beide eisernen Hände sind im Besitz der Familie Berlichingen, die jedoch behauptet, dass beide Stücke vom selben Waffenschmied angefertigt worden seien.

Siehe auch

  • Eiserne Hand

Quellen

  1. Gottlob H.Bidermann: Burg Hornberg, Wohnsitz des Ritters Götz von Berlichingen, Rüstzeugschau 1980. Journal Verlag Schwend GmbH, Schwäbisch Hall 1980.
  2. Friedrich Wolfgang Götz Graf von Berlichingen-Rossach: Geschichte des Ritters Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand und seiner Familie. Brockhaus, Leipzig 1861.
 
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