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Dorothea Christiane Erxleben



  Dorothea Christiane Erxleben (* 13. November 1715 in Quedlinburg; † 13. Juni 1762 ebenda; gebürtige Leporin) war die erste promovierte deutsche Ärztin.

Leben

Dorothea Leporin war die Tochter des Arztes Christian Polykarp Leporin und der Pastorentochter Anna Sophia Leporin. Von Kind an wurde das begabte Mädchen von ihrem Vater in der Heilkunde unterwiesen. Er unterrichtete sie, nahm sie zu seinen Patienten mit und ließ sich mit der Zeit sogar von ihr in seiner Praxis vertreten. Dorothea durchlief dieselbe Ausbildung wie ihr Bruder und wie er strebte sie die Erlangung eines akademischen Grades an. Trotz ihres breiten medizinischen Wissens blieb ihr der Zugang zur Universität verwehrt.

Als sie anfing zu praktizieren, wurde sie von den anderen Ärzten ihrer Heimatstadt, weil sie keine formelle, universitäre Ausbildung zur Ärztin hatte, als Dilettantin verschrien. In der Schrift Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studiren abhalten wehrte sie sich 1740 gegen die Vorwürfe:

„Die Verachtung der Gelehrsamkeit zeigt sich besonders darin, dass das weibliche Geschlecht vom Studieren abgehalten wird. Wenn etwas dem größten Teil der Menschheit vorenthalten wird, weil es nicht allen Menschen nötig und nützlich ist, sondern vielen zum Nachteil gereichen könnte, verdient es keine Wertschätzung, da es nicht von allgemeinem Nutzen sein kann. So führt der Ausschluss vieler von der Gelehrsamkeit zu ihrer Verachtung. Dieses Unrecht ist ebensogroß wie dasjenige, das den Frauen widerfährt, die dieses herrlichen und kostbaren Gegenstandes beraubt werden.“

Etwa zur gleichen Zeit wandte sie sich an Friedrich den Großen, der 1741 die Universität Halle anwies, Dorothea Leporin zur Promotion zuzulassen.

Da Dorothea inzwischen den verwitweten Diakon Johann Christian Erxleben (1697-1759) geheiratet hatte, nahm sie das königliche Privileg vorerst nicht in Anspruch. Sie erzog die fünf Kinder ihres Mannes und hatte mit ihm noch vier weitere eigene, darunter den späteren Mediziner und Zoologen Johann Christian Erxleben (1744-1777). Neben der hausfraulichen Tätigkeit in ihrer großen Familie praktizierte sie weiter. 1747 übernahm sie die Praxis ihres verstorbenen Vaters. Nachdem eine ihrer Patientinnen während der Behandlung gestorben war, wurde sie von anderen Ärzten wegen „medicinischer Pfuscherey“ angezeigt. Darauf hin entschloss sich die nun 39jährige Dorothea, kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes, ihre Promotion nachzuholen. Im Januar 1754 reichte sie ihre Dissertation mit dem Titel Academische Abhandlung von der gar zu geschwinden und angenehmen, aber deswegen öfters unsicheren Heilung der Krankheiten ein und am 6. Mai desselben Jahres trat sie an der Universität Halle (Saale) zum Promotionsexamen an, das sie mit großem Erfolg ablegte.

Nach der Promotion führte sie ihr Leben wie bisher weiter: Sie kümmerte sich um die Kinder, führte den Haushalt und behandelte ihre Patientinnen und Patienten. In Quedlinburg blieb sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1762 die angesehene Frau Pastorin.

Nachspiel: Am 20. April 1899, also über 100 Jahre nach Erxlebens Tod, wurden Frauen im Deutschen Reich erstmals offiziell zu den Staatsprüfungen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zugelassen. An den Universitäten von Preußen wurden Medizinstudentinnen erstmals im Wintersemester 1908/1909 zugelassen.

Siehe auch: Frauenstudium

 

Literatur

  • Gisela Stockmann: Dorothea Erxleben. Doktorwürde, In: Gisela Stockmann, Schritte aus dem Schatten. Frauen in Sachsen-Anhalt, Dingsda-Verlag Querfurt 1993. ISBN 3-928498-12-6
  • Emmy Kraetke-Rumpf: Die Ärztin aus Quedlinburg. Das Leben der Dorothea Christiane von Erxleben. 2003. ISBN 3861220067
  • Julia von Brencken: Doktorhut und Weibermütze. Dorothea Erxleben - die erste Ärztin. Biographischer Roman. Kaufmann, 1997. ISBN 3793603067
  • Eva Brinkschulte, Eva Labouvie (Hrsg.): Dorothea Christiana Erxleben: Weibliche Gelehrsamkeit und medizinische Profession seit dem 18. Jahrhundert. - Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag 2006 ISBN 3-89812-364-2 (Sammelband wissenschaftlicher Aufsätze)
  • Dissertationsschrift Dorothea Christiana Erxleben - Reprint 2004 (Aus Anlass des 250. Promotionsjubiläums) "Akademische Abhandlung von der gar zu geschwinden und angenehmen, aber deswegen öfters unsichern Heilung der Krankheiten", DVZ-VERLAGS-GmbH, http://www.dvz-verlag.de
 
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