Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Dorn und Stachel



Dornen und Stacheln sind harte, hervorstehende und spitz zulaufende Teile von Pflanzen, die diesen vorwiegend zur Abwehr von Pflanzenfressern und zum Klettern dienen. Dornen und Stacheln sind analoge Ausbildungen, die den gleichen Zweck erfüllen, doch unterschiedlichen Ursprungs und daher unterschiedlich aufgebaut sind.

Inhaltsverzeichnis

Dorn

Ein Dorn ist eine Metamorphose meist der Sprossachse oder des Blattes, seltener auch eines anderen Organs wie des Nebenblattes, der Blattbasis, des Blütenstandsstieles, der Wurzel oder der Frucht. In jedem Fall werden Dornen "von innen" gebildet, bestehen aus tief liegendem Pflanzengewebe und sind zumindest anfänglich direkt mit dem Leitgewebe verbunden. Besonders häufig sind Dornen bei in Trockengebieten lebenden, xerophyten und sukkulenten Pflanzen zu beobachten.

  • Sprossdornen sind verholzende Kurztriebe, wie sie Schlehe (Prunus spinosa), Weißdorn (Crataegus) und Bougainvillea bilden oder seltener Langtriebe wie etwa bei Euphorbia lignosa oder Euphorbia gariepina.
  • Blattdornen sind zu Dornen umgewandelte Blätter, wie sie typisch für alle Kakteengewächse sind.
  • Nebenblattdornen sind paarige, hornige bis verholzte Nebenblätter, die typisch für viele sukkulente Arten der Wolfsmilch (Euphorbia), für Akazien, für Robinien und für Paliurus spina-christi ist.
  • Dornen aus sterilen Blütenstandsstielen kommen ebenfalls bei Euphorbia, wie etwa bei Euphorbia horrida und Euphorbia enopla vor. Ihre Herkunft ist ihnen durch verbliebene kleine Blattschuppen noch anzusehen. In nahe verwandten Arten wie Euphorbia meloformis bilden fertile Blütenstandsstiele stumpfe Scheindornen.
  • Blattbasendornen, die erhabene, nach Abwurf des Blattes verholzende Blattbasen darstellen, werden ebenfalls in der Gattung Euphorbia ausgebildet. Ein Beispiel bietet Euphorbia hamata.
  • Wurzeldornen kommen bei sproßbürtigen Wurzeln einiger Palmen wie Acanthorrhiza, Cryosophila und Mauritia vor.
  • Dornige Früchte, wie sie in der Gattung Uncarina (Pedaliaceae) ausgebildet werden, stellen "Tretfallen" für Tiere dar, die sie so verbreiten.

Stachel

Ein Stachel ist keine Metamorphose eines Pflanzenorgans, sondern ein Auswuchs (eine Emergenz) des Rindengewebes. Er besteht vorwiegend aus der Epidermis, wird anteilig auch unter Beteiligung tieferen Gewebes gebildet, ist jedoch nicht an das Leitgewebe angeschlossen. Stacheln können daher im Gegensatz zu den tief verankerten Dornen leicht durch Abstreifen oder Abschälen der Rinde von den Pflanzen entfernt werden. Sie sind häufig an Sprossachsen oder Blättern zu sehen, können jedoch, analog zu Dornen, an den Oberflächen aller Pflanzenteile gebildet werden. Stacheln sind seltener bei exotischen Pflanzen, häufiger dagegen bei einheimischen Pflanzen anzutreffen.

  • Rosen (Rosa), Himbeeren (Rubus idaeus) und Brombeeren (Rubus fruticosus) tragen Stacheln auf ihren Sprossachsen und Blättern. Ursprüngliche Rosensorten haben auch stachelige Früchte.
  • Die verschiedenen Disteln haben je nach Art stachelige Sprossachsen, Blätter, Blüten und Früchte.
  • Bei der Europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium) sitzen Stacheln auf den gezahnten Rändern der Blätter.
  • Der Kapokbaum (Ceiba pentandra) hat einen sehr stacheligen Stamm.

Sprachgebrauch

Die Umgangssprache weicht gegenüber den botanischen Definitionen häufig ab. So werden die Stacheln der Rosen meist als Dornen, die Dornen der Kakteen dagegen als Stacheln bezeichnet.

Da in der englischen Sprache Dorn und Stachel anders definiert sind, ist bei englischsprachiger Literatur oder nicht sehr sorgsamen Übersetzungen Vorsicht geboten. Insbesondere ist die Gleichstellung Dorn = thorn und Stachel = spine falsch. Dem Stachel entspricht die englische Bezeichnung prickle. Bei Dornen wird unterschieden zwischen modifizierten Sprossachsen und ihren dornigen Auswüchsen (thorn) einerseits und Modifikationen von (aus Blattachseln entspringenden) Kurztrieben, Blättern, Nebenblättern usw. andererseits (spine). Auch hier weicht die Umgangssprache häufig von den botanischen Definitionen ab.

Literatur

  • Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen., S. 129-130, Heidelberg 2002 (35. Aufl.), ISBN 3-8274-1010-X
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Dorn_und_Stachel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.