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Durchfall
Durchfall (medizinisch auch die Diarrhoe oder Diarrhö von altgriechisch διάρροια diárrhoia „Durchfall“ aus διά- diá- „durch-“ und ῥέω rhéo „ich fließe“) ist der öfter als dreimalige Stuhlgang am Tag, wobei der Stuhl ungeformt ist und bei Erwachsenen ein Gewicht von 250 g pro Tag überschritten wird. Damit verbunden ist oft ein unbeherrschbarer Stuhldrang, der für den Betroffenen selbst oft das alleinige oder Hauptproblem darstellt. Je nach Ursache kann der Stuhl dabei Schleim, Eiter oder Blut enthalten. Häufige Darmentleerungen bei funktionellen Darmbeschwerden bei normalem Stuhlgewicht oder eine Stuhlinkontinenz sind somit im medizinischen Sinn nicht als Durchfall zu bezeichnen. Eine Diarrhoe von mehr als zwei Wochen Dauer wird als „chronisch“ bezeichnet.[1] Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
EinteilungDiarrhoeen können verschieden eingeteilt werden. Einteilung nach KrankheitsentstehungOsmotische Diarrhoe: Unzureichende Resorption wirksamer Stoffe aus dem Darmlumen. Kann auf ein Maldigestions/Malabsorptionssyndrom (z. B. Zöliakie) hinweisen, oder auf eine Einnahme schwer resorbierbarer Substanzen. Wichtig: Bei dieser Diarrhoe-Art hören die Durchfälle auf, wenn keine Nahrung mehr zugeführt wird.[1]
Einteilung nach VerlaufsformUnterschieden wird zwischen akutem und chronischem Verlauf. Akute Durchfallerkrankungen sind in aller der Regel durch Infektionen – verantwortlich für mehr als 90 % aller akuten Diarrhoen – oder durch Lebensmittelvergiftung mit Bakterientoxinen bedingt. Jedes Jahr erkrankt fast ein Drittel der Bevölkerung einmal daran; allerdings sucht nur ein kleiner Teil der Betroffenen medizinische Hilfe. Die Ursachen des chronischen Durchfalls können harmlos bis gefährlich sein: Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeit, Fehlernährung, übermäßiger Gebrauch von Abführmitteln, Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse, der Leber oder der Gallenblase, chronische Darminfektionen, Parasitosen, nichtinfektionsbedingte Entzündungen wie Sprue, Morbus Crohn u. a..
Einteilung nach UrsachenInfektionen Durchfallerkrankungen sind auf verschiedene Erregergruppen zurückzuführen. Die Erreger passieren die Magenschranke und vermehren sich im Darm. Es kommt zu einer unkontrollierten Sekretion von Wasser und Schleim aus der Darmwand, gleichzeitig wird die Fähigkeit der Darmzellen Wasser aufzunehmen vermindert. Nicht-resorbiertes Wasser verflüssigt nun den Stuhl und wird mit ihm ausgeschieden. Bei der fieberhaften Verlaufsform (invasive Erreger) sind es die Bakterien Campylobacter und Salmonella sp. Schwere akute Durchfallerkrankungen sind: Amöbenruhr, Cholera, Salmonellen, Typhus und Darmtuberkulose. Häufigste Erreger der nichtfieberhaften Erkrankung sind Virusinfektionen, meist in Form einer viralen Gastroenteritis. Die weltweit häufigsten Erreger von Durchfall bei Kindern sind Rotaviren, die weltweit je nach Region zwischen 20 bis 60 % der Erkrankungen verantwortlich sind. (Salmonellen, Ruhrbakterien und Choleravibrionen sind dagegen zusammen für insgesamt weniger als 10 % der Erkrankungen bei Kleinkindern verantwortlich). Auch Protozoen wie Entamoeba histolytica und Giardia lamblia können Durchfall verursachen.[1] Medikamente Neben Abführmitteln, einigen Psychopharmaka wie zum Beispiel SSRIs, und Antibiotika können auch verschiedene andere Medikamente Diarrhoe auslösen.[1] Intoxikationen Bei der Lebensmittelvergiftung kommt es zum Durchfall durch bakterielle Toxine. Durchfall gehört auch zur Symptomatik bei Vergiftungen mit Arsen, Quecksilber, Kupfer und Giftpilzen.[1] Nahrungsmittelallergie Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Hierzu gehören Morbus Crohn und Colitis Ulzerosa.[1] Geschwülste Sowohl gutartige als auch bösartige Neubildungen im Bereich des Kolons können sich mit Diarrhoe äußern.[1] Andere Ursachen Andere Krankheiten können Durchfall als Begleitsymptom haben, z. B. Sprue, Pankreasinsuffizienz, Hyperthyreose u. a.[1] Einteilung nach LokalisationMan unterscheidet zwischen Dünndarm- und Dickdarmdiarrhoe. Bei der Dünndarmdiarrhoe ist der Stuhl oftmals wässrig, voluminös, enthält weder Blut noch Schleim. Eventuell werden Nahrungsbestandteile unverdaut ausgeschieden. Scheidet der Dünndarm zu viel Sekret ab oder befindet sich im Nahrungsbrei eine zu große Menge osmotisch wirksamer Stoffe, kann der Dickdarm, die Masse nicht ausreichend eindicken. Bei der Dickdarmdiarrhoe kommt es häufig zu verhältnismäßig kleinen Mengen Stuhl, die oft Blut und Schleim enthalten.[1] DiagnoseDie Anamnese ist bei der Durchfallerkrankung besonders wichtig. Auch empfiehlt es sich häufig, eine Stuhlprobe untersuchen zu lassen. Bei chronischen Durchfällen oder dem Verdacht auf eine schwerwiegende Erkrankung werden eine Endoskopie oder Röngenkontrastaufnahme des Darmes angeordnet.[1] BehandlungGrundsätzlichesSäuglinge, Kinder und ältere Menschen sollten bei starkem Durchfall umgehend einen Arzt aufsuchen. Wichtig ist immer der Ausgleich des Verlustes von Flüssigkeit und Salzen, da beides nur noch verringert über den Darm aufgenommen wird. Schwitzen durch Fieber oder Erbrechen verstärkt dieses Problem noch. Der mit dem Durchfall verbundene Flüssigkeitsverlust kann zu Austrocknung (Dehydratation/Exsikkose), der gleichzeitig einhergehende Elektrolytverlust (Verlust von wichtigen Salzen wie Natrium- und Kalium-, Magnesium- und Chloridionen) dagegen kann zu Krämpfen führen. Bei andauerndem Durchfall können die Dehydratation und der Elektrolytverlust zum Tode führen. Andererseits wird empfohlen, den Durchfall nicht sofort mit Medikamenten (z. B. Loperamidhydrochlorid) zu stoppen, da dies die Ausscheidung von Krankheitskeimen behindert. Der Durchfall von Säuglingen kann als Säuglingsdyspepsie das Zeichen einer Ernährungsstörung sein. Bei Säuglingen muss Durchfall besonders gründlich beobachtet werden, da diese sehr schnell austrocknen können. Blutiger Durchfall muss in jedem Fall vom Arzt differentialdiagnostisch abgeklärt werden. Bei einem akuten (nicht chronischen) Durchfall, der mit verunreinigten Lebensmitteln (z. B. bei/nach einem Aufenthalt in Ländern mit geringeren hygienischen Standards) im Zusammenhang steht, wird der Arzt in der Regel Mittel verschreiben, die den Darm beruhigen und die Darmflora wieder aufbauen. Evtl. zusätzlich noch eine Elektrolyt-Glucose-Mischung, mit der der Flüssigkeitsverlust (s.o.) ausgeglichen wird. Hält der Durchfall länger als 5–6 Tage an, wird der Arzt eine Stuhlprobe nehmen und sie auf pathogene Keime untersuchen, um gfls. Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. HausmittelSind Bakterien oder Viren am Durchfall beteiligt, dann produzieren sie Stoffwechselgifte. Diese Stoffwechselgifte und ein Teil der Erreger können durch Aktivkohle aufgenommen werden. So können die Durchfallsymptome gelindert werden, während das Immunsystem den Kampf gegen die Erreger aufnimmt.
Als einfaches Hausmittel kann auch geraspelter Apfel genannt werden, da dieser neben einem reichen Vorrat an Elektrolyten auch schonend auf den Magen-Darm-Trakt wirkt. Besonders bei Kleinkindern ist diese Behandlung empfehlenswert. Orale Rehydrationslösung wird weltweit angewendet, um den Flüssigkeitsverlust so gering wie möglich zu halten. Dieses Mittel wird sowohl als freiverkäufliches Hausmittel eingesetzt als auch von Ärzten verordnet. Besonders in Trikontländern und bei schweren Epidemien (z. B. von Cholera) ist sie oft lebensrettend. In Thailand verwendet man traditionellerweise Kratom (Mitragyna speciosa) gegen Durchfallerkrankungen. Die Anwendung sollte allerdings unbedingt von einem Arzt oder einem erfahrenen Konsumenten überwacht werden, da Überdosierungen eine starke Übelkeit auslösen. Kratom ist in Europa weitgehend unbekannt. Bei länger anhaltenden Durchfällen muss in jedem Fall die Ursache abgeklärt werden. HygieneDas massenweise und oftmals sogar tödliche Auftreten von Durchfallerkrankungen in der Dritten Welt, früher aber auch in Europa ist/war meist auf mit Krankheitserregern verseuchtes Trinkwasser zurückzuführen. In Deutschland waren es Ende 19. Jahrhunderts vor allem große Cholera-Epidemien, die den Anstoß für den Bau von Kanalisationsanlagen gaben. Wo es an einer Kanalisation zum Abführen menschlicher Fäkalien fehlt, dringen diese samt Krankheitserregern in Flüsse, Seen und Brunnen. Nach Schätzung der UNO haben 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu hygienischen Sanitäranlagen und 1,1 Milliarden Menschen müssen sich aus verschmutzen Wasserquellen versorgen. Abhilfe bieten eine dichte Kanalisation, Rohrleitungen die sauberes Wasser heranführen, Tiefbrunnen, die nicht verseuchte Schichten erschließen, oder Desinfektion des Wassers. Wo diese Abhilfemethoden nicht zur Verfügung stehen, kann man sich mit der von Martin Wegelin entwickelten Methode Solare Desinfektion (SODIS) helfen. Diese nutzt die keimabtötende Wirkung des UV-Lichtes der Sonne, in dem das Wasser einfach in durchsichtigen Flaschen mit maximal 2 Liter Inhalt (z. B. PET-Flaschen) ans Tageslicht, z. B. auf das Dach einer Hütte, gelegt wird. Bei bedecktem Himmel nach zwei Tagen, bei voller Sonne nach 6 Stunden sind alle Krankheitserreger abgetötet. Allein diese Maßnahme hat die Zahl von Durchfallerkrankungen um 50 % gesenkt. (Quelle: Samiha Schafy: Der Wasserprediger in Der Spiegel, Nr. 29 vom 16.7.2007, S. 116–118) BelegeSiehe auch
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