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Colchicin
Colchicin ist ein giftiges Alkaloid aus der Gruppe der Colchicin-Alkaloide und zählt zu den Tropolon-Derivaten. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GeschichteEs wurde früher zur Behandlung von Gicht, einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis, eingesetzt. Heute kommt es nur noch bei akuten Gichtanfällen oder bei Unverträglichkeit von Alternativen zum Einsatz. VorkommenColchicin findet sich nicht nur in den Samen der Herbstzeitlose (0,5%), sondern auch in den Blüten (bis zu 1,8 %), die Knolle enthält ca. 0,2 % und die Blätter 0,03 %. Es tritt in Begleitung seines Alkohols (−)-Colchicein auf.
WirkungColchicin ist ein so genannter Mitose-Hemmstoff, der die Ausbildung der Spindelfasern hemmt, indem er an freie Mikrotubuli-Untereinheiten bindet und diese nicht mehr für den Spindelfaseraufbau zur Verfügung stehen. Die weiteren Mitose-Vorgänge werden dabei jedoch nicht unterbrochen, sondern durchlaufen nach wie vor sämtliche Mitosephasen sowie die Zellteilung. Wegen des fehlenden Spindelapparates kommt es jedoch nicht zur korrekten äquatorialen Ausrichtung der Chromosomen, wie es in der Metaphase normalerweise der Fall ist. Auch das Aufteilen der Schwesterchromatiden während der Anaphase unterbleibt aufgrund fehlender Spindelfasern. Bei der Teilung entsteht so je eine Zelle mit und eine ohne Zellkern, wobei letztere nicht lebensfähig ist. Die andere Zelle verdoppelt nun in der Interphase die Chromatiden, was zur Polyploidisierung führt. Als Folge sterben tierische Zellen ab, während es bei pflanzlichen Zellen zur Vergrößerung der Zellen kommt, was für die Züchtung von Pflanzenrassen bedeutsam ist. Bei der Erstellung von Karyogrammen werden so Chromosomen gewonnen, die sich lichtmikroskopisch gut beurteilen lassen. Medizinische BedeutungFür das „Gichttherapeutikum“ Colchicin finden sich zunehmend Hinweise für erfolgreiche Anwendungen bei einer Vielzahl weiterer ganz unterschiedlicher Krankheitsbilder.[1] Da Colchicin im Anhang IV der Verordnung 2377/90 (EWG) aufgeführt ist, ist seine Anwendung bei Lebensmittel-liefernden Tieren in der Europäischen Union generell verboten. GichtColchicin kann als Tablette o. ä. genommen werden und beseitigt die oft extremen Gelenkschmerzen bei Gicht sehr zuverlässig. Dies kann auch als Test benutzt werden, ob es sich um Gicht handelt. Aufgrund der geringen therapeutischen Breite soll eine Einzeldosis von 2 mg und eine Tagesdosis von 6 mg nicht überschritten werden. Bei 12 mg gab es bereits Todesfälle. Colchicin darf nicht während der Schwangerschaft eingesetzt werden. Heute werden bevorzugt andere Schmerzmittel wie Indometacin oder Acetylsalicylsäure aus der Gruppe der NSAR verwendet. Die Wirkung beruht wahrscheinlich auf einer Hemmung der Einwanderung von Entzündungszellen in die Gelenke. Als Nebenwirkung kommt es zu schweren Durchfällen, weil auch die Epithelzellen des Darmes sehr teilungsaktiv sind und empfindlich reagieren. Bei Überdosierung wird die Niere geschädigt. Bei längerer Anwendung kommt es zu Schäden des Knochenmarks und Haarausfall. Die Ausscheidung erfolgt zum Teil unverändert über die Nieren, aber auch über die Galle mit enterohepatischem Kreislauf (Halbwertszeit: 4–5 h). Bemerkung: Acetylsalicylsäure sollte nicht eingesetzt werden. Aufgrund Studien wird eine schubauslösende Wirkung angenommen, allerdings ist die Lage noch nicht definitiv geklärt. MittelmeerfieberBei Patienten mit familiärem Mittelmeerfieber kann die lebenslange Einnahme von Colchicin die Entstehung einer Amyloidose verhindern. KrebsEs wurde auch versucht die zellteilungshemmende Wirkung von Colchicin zur Krebstherapie zu nutzen[2][3]. Colchicin ist jedoch zu toxisch für eine therapeutische Anwendung. In solchen Fällen spricht man auch von einem sehr kleinen therapeutischen Fenster. Es gibt derzeit kein zugelassenes Arzneimittel für diese Indikation. ZirrhoseAuch wenn sich im Tierversuch die Faserbildung in der Leber durch die Verabreichung von Colchicin hemmen lässt, konnte eine klinische Studie an 55 Patienten mit histologisch gesicherter alkoholischer Leberzirrhose, keine signifikante Besserung gegenüber einer Placebogruppe festgestellt werden. Die Beobachtungszeit betrug mehr als 40 Monate. Die Nebenwirkungen waren tolerabel.[4] [5][6] Morbus Adamantiades-BehçetBeim Morbus Adamantiades-Behçet konnten in verschiedenen Studien, insbesondere bei Kindern, positive Ergebnisse erhalten werden. Im Vergleich zu Steroiden oder Immunsuppressiva scheint Colchicin vorteilhaft aufgrund der besseren Langzeitverträglichkeit.[1][7] Einzelnachweise
Literatur
Kategorien: Giftiger Stoff | Alkaloid | Mutagen | Pflanzliches Gift | Zytostatikum | Arzneistoff | ATC-L01 | ATC-M04 |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Colchicin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |