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Charles-Bonnet-SyndromDas Charles-Bonnet-Syndrom ist ein neurologisches Syndrom. Es kommt aufgrund einer chronischen Sehverschlechterung bei normalem Bewusstsein zu visuellen Trugwahrnehmungen (Halluzinationen), ohne dass eine akute psychiatrische Erkrankung vorliegt. Das Syndrom ist nach Charles Bonnet (1720-1793), einem schweizer Naturwissenschaftler, benannt.
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UrsachenDas Charles-Bonnet-Syndrom kann infolge einer Schädigung der Sehbahn entstehen. Die Schädigung kann dabei im vorderen Teil der Sehbahn (z.B. im Auge), als auch im hinteren Teil (z.B. in der primären Sehrinde) liegen. Im vorderen Teil der Sehbahn treten Erkrankungen wie zum Beispiel Makuladegeneration, diabetische Retinopathie oder grauer Star auf [1]. Im hinteren Teil der Sehbahn entstehen Schäden der Sehstrahlung (einschließlich der primären Sehrinde) beispielsweise aufgrund von Hirninfarkt, Blutung oder Hirntumor. Dabei kann es zu einem Charles-Bonnet-Syndrom mit visuellen Erscheinungen im anopischen (blinden) Gesichtsfeldbereich kommen [2]. Das Charles-Bonnet-Syndrom scheint an das Vorhandensein des visuellen Assoziationskortex gebunden zu sein [3]. Halluzinationen treten dann nicht auf, wenn diese zerstört wurden [2]. Auch die visuelle Vorstellungskraft ist bei Defekten der primären Sehrinde erhalten, und bei Schäden höherer visueller Areale, insbesondere des unteren temporo-okzipitalen Überganges beeinträchtigt [4]. SymptomeDie Sehverschlechterung führt im Falle des Charles-Bonnet-Syndromes zu produktiven visuellen Phänomenen [3]. Dazu gehören beispielsweise
Die Betroffenen erleben die Erscheinungen stets als nicht echt und distanzieren sich davon. DiagnoseUm die Diagnose des Charles-Bonnet-Syndromes zu stellen, müssen die folgenden Kriterien erfüllt sein [5]:
Das Charles-Bonnet-Syndrom ist zu unterscheiden von Erkrankungen wie Lewy-Körperchen-Demenz, Migräne-Attacken, Delirium, Nebenwirkung von Parkinson-Medikamenten, Drogen-Einnahme (Halluzinogene) und andere [6]. TherapieDie Therapie des Charles Bonnet-Syndromes orientiert sich an den Ursachen. Es wird eine Verbesserung der Sehkraft angestrebt. Sollte dies nicht möglich sein (z.B. in anopischen Gesichtsfeldquadranten nach Hirninfarkt), wird eine pharmakologische Therapie in Betracht gezogen. Ansätze der Rehabilitation durch soziale Anbindung werden diskutiert. Verbesserung der SehkraftSollte eine Katarakt dem Charles-Bonnet-Syndrom zugrunde liegen, so kann eine Linsen-Operation ein komplettes Verschwinden der Symptome bewirken. Ähnliche Erfolge wurden nach Verbesserung der Sehkraft durch Brillen berichtet. Bei Auftreten nächtlicher Halluzinationen kann eine Raumbeleuchtung beschwerdeverbessernd sein [7]. Medikamentöse TherapieErfolge in der Therapie wurden berichtet durch [7]:
Verbesserung der Sozialen AnbindungDieser Therapieansatz beruht auf der Beobachtung, dass bei sozial isolierten Menschen häufiger zu einem Charles-Bonnet-Syndrom kommt [7]. Da es jedoch eine hohe Dunkelziffer an Erkrankten gibt, die die Erscheinungen nicht berichten, da sie befürchten als psychisch erkrankt stigmatisiert zu werden, ist diese Beobachtung jedoch mit Vorsicht zu genießen. Andererseits ist von einer verbesserten sozialen Anbindung und eventuell einem Anschluss an eine Selbsthilfegruppe keine Verschlechterung der Symptome zu erwarten. Häufigkeit und PrognoseEs wird berichtet, dass zwischen 10% und 57% aller Menschen mit verminderter Sehschärfe ein Charles-Bonnet-Syndrom erleiden [7]. Je nach Möglichkeit der Verbesserung der Sehkraft und medikamentöser sowie supportiver sozialer Maßnahmen ist ein großer Anteil der Betroffenen behandelbar. Es ist wichtig zu betonen, dass das Charles-Bonnet-Syndrom eine harmlose Erkrankung ist. Eine medikamentöse Therapie sollte daher erst nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. HistorischesNachdem Charles Lullin, der Großvater Charles Bonnets, im Alter von 77 Jahren an einer Linsentrübung (Katarakt oder "Grauer Star") erkrankte, unterzog er sich einer Operation. Dennoch erblindete er nahezu. 12 Jahre nach der Operation, im Alter von 89 Jahren kam es zu lebhaften Halluzinationen [8], über die er belustigt berichtete. Er sah Männer und Frauen, Kutschen und Häuser, wohl sogar eine spiegelbildliche Doppelgängerhalluzination (Heautoskopie), wobei ihm stets bewusst war, dass er halluzinierte und diese Dinge nicht wirklich existierten [7]. In seinem späteren Leben erkrankte Charles Bonnet schließlich selbst an seinem Syndrom [9]. Quellen
Kategorien: Neuropsychologisches Syndrom | Krankheitsbild in der Neurologie |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Charles-Bonnet-Syndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |