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Carsten Bresch



Carsten Bresch ( * 1921 ) ist ein deutscher Physiker und Genetiker. Sein wissenschaftliches Hauptarbeitsgebiet war die Genetik der Bakteriophagen. Bresch ist der Autor des über viele Jahre als internationales Standardlehrbuch der Genetik geltenden Werkes: Klassische und molekulare Genetik. [1] Neben seiner Forschungs- und universitären Lehrtätigkeit engagierte sich Carsten Bresch intensiv in theologisch-naturwissenschaftlichen, interdisziplinären Gesprächen.

Beruflicher Werdegang

Carsten Bresch studierte Physik und war 1947 einer der ersten Schüler von Max Delbrück im zerstörten Nachkriegs-Berlin. Seit 1949 arbeitete er als Assistent am Max-Planck-Institut für physikalische Chemie in Göttingen, wo er Bakteriophagen als Forschungsobjekt in die Genetik einführte. 1958 ging Bresch von Göttingen an die Universität Köln, wo er im Auftrag von Max Delbrück und des Botanikprofessors Karl Straub die Gründung eines Genetik-Institutes vorbereitete. Nach Fertigstellung zogen neben Bresch die Forscher Max Dellbrück [2], Walther Harm, Peter Starlinger und der Nukleinsäurechemiker Ulf Hennig in die Forschungsräumlichkeiten ein. 1965 verließ Bresch das Kölner Institut, um die Biology Division des Southwest Center for Advanced Studies (SCAS) in Dallas, Texas zu leiten. Seit 1968 hatte Bresch den Lehrstuhl für Genetik an der Universität Freiburg inne. Gleichzeitig war er Leiter des Zentrallabors für Mutagenitätsprüfung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Wirken

Breschs großes Forschungsverdienst war es, zusammen mit seinem Cousin Thomas Trautner [3] am Max Planck Institut für physikalische Chemie in Göttingen [4] die Bakteriophagen als Forschungsobjekte in die Genetik und die Molekularbiologie mit eingebracht zu haben. In der Anfangsphase der Molekularbiologie standen sich zwei philosophisch unterschiedlich ausgerichtete Schulen gegenüber: Der Name "Molekularbiologie" wurde 1952 von dem Anhänger der strukturell orientierten Schule dem britischen Molekularbiologen William Astbury geprägt, der auf die Struktur von biologischen Großmolekülen referierte. Carsten Bresch gehörte wie sein Lehrer Max Delbrück der informationell orientierten Schule an, die den Charakter des Informationsprozesses in der Genetik in den Vordergrund stellte. Delbrück hatte in den 1930er Jahren als Postdoktorant bei Niels Bohr an genetisch-informationstheoretischen Fragen gearbeitet und war gewissermaßen als Physiker zum Biologen "mutiert". Delbrück war zu der Überzeugung gelangt: „Die Biologie ist zu wichtig, um sie den Biologen alleine zu überlassen.“ Carsten Bresch folgte diesem interdisziplinären Ansatz seines Lehrers und baute ihn sein Leben lang - in seinem Werk: Zwischenstufe Leben (s.u.) auch weltanschaulich - aus.

Bresch ist Autor des in mehrere Sprachen übersetzten Standardlehrbuchs „Klassische und molekulare Genetik“. [1] Vieldiskutiert wurde und wird sein weltanschauliches Hauptwerk: „Zwischenstufe Leben“. [5] Bresch wagt in diesem Buch den großangelegten naturphilosophischen Versuch, aus der Darstellung gesicherter Ergebnisse der Evolutionsforschung heraus Perspektiven für die Zukunft der Menschheit zu entwickeln. Alle Naturerscheinungen von der Astrophysik bis zum Gehirn und der menschlichen Gesellschaft leitet Bresch aus dem einheitlichen Grundprinzip des Muster- und Informationswachstums und deren zunehmende Integration ab, das zu immer höher integrierten und damit komplexeren Formen führt. Dabei werden drei Phasen der Entwicklung sichtbar: 1.) die der Materie, 2.) die des Lebendigen und 3.) die des Geistigen und der Kultur. Auf dieser Stufe angekommen stellt Bresch die für Ihn und die Menschheit entscheidenden Fragen. Geht es bei dieser Evolution um Zufall und Notwendigkeit, um einen Irrlauf oder um ein fernes Ziel? Bresch führt so seine Leser an die Wurzeln letzter Fragen. „Das Buch ist damit ein gewichtiger Beitrag zu einem neuen Selbst- und Weltverständnis des heutigen Menschen, der der Frage nach dem Sinn des Lebens ratloser denn je zuvor gegenübersteht.“ [6] Breschs „Zwischenstufe Leben“ repräsentiert eine naturwissenschaftliche Darstellung von Teilhard de Chardins stark theologisch orientiertem, universalem Evolutionskonzept. Bresch engagierte sich intensiv in interdisziplinären naturwissenschaftlich-theologischen Gesprächen und Diskussionen zum Thema Evolution. In diesem Umfeld gründete er zusammen mit dem Freiburger Theologen Helmut Riedlinger 1981 aus einem theologisch-biologischen Seminarkreis an der Universität Freiburg heraus die interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft AGEMUS und gab den Freiburger AGEMUS-Rundbrief dieses Arbeitskreises heraus.

Fußnoten

  1. a b Carsten Bresch, Rudolf Hausmann: Klassische und molekulare Genetik, Dritte, erweiterte Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 1972 (Springer-Verlag), ISBN 3-540-05802-8 (Anm.: Ab der zweiten Auflage von 1970 war Rudolf Hausmann Koautor dieses Werkes.)
  2. Delbrück forschte von 1961 bis 1963 während seiner Abwesenheit vom California Institute of Technology an dem neuen Kölner Institut und half dieses zu etablieren.
  3. Thomas Trautner war seit 1964 einer der Direktoren des Max Planck Instituts für Molekulare Genetik in Berlin
  4. Das MPI für physikalische Chemie wurde in dieser Zeit von Karl Friedrich Bonhoeffer, einem Bruder des von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager ermorderten Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer geleitet. Bresch dürfte wohl auf Empfehlung seines Lehrers Max Dellbrück, der gleichzeitig ein Schwager von Karl Friedrich Bonhoeffer war, an das MPI in Göttingen gekommen sein.
  5. Carsten Bresch: Zwischenstufe Leben – Evolution ohne Ziel? – , München, Zürich 1977 (R. Piper & Co. Verlag), ISBN 3-492-02270-7
  6. Aus dem Klappentext von Bresch: Zwischenstufe Leben, München 1977 (R. Piper & Co. Verlag), ISBN 3-492-02270-7
 
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