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Carl Schneider




Carl Schneider (* 19. Dezember 1891 in Gembitz im Kreis Mogilno, Posen; † 11. Dezember 1946 durch Suizid in Untersuchungshaft in Frankfurt am Main) war ein deutscher Psychiater. Bekannt wurde Schneider aufgrund seiner Verwicklung in die Tötung Geisteskranker während der Zeit des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Carl Schneider war das einzige Kind eines ehemaligen Pastors, der eine kleine Privatschule leitete und die Familie vor Einschulung seines Sohnes verließ, um als Wandermusiker in die USA zu gehen. Dadurch war die Mutter genötigt, zu Verwandten nach Pegau bei Leipzig zu ziehen. Hier zeigte Schneider so gute Leistungen, dass er als Stipendiat auf die sächsische Fürstenschule Grimma gehen konnte, wo er 1911 das Abitur machte. Nach seiner Militärzeit in Würzburg nahm er dort 1912 sein Medizinstudium auf, das er trotz seines Einsatzes im Krieg 1919 abschließen konnte.

Danach arbeitete er an der Universitäts-Nervenklinik in Leipzig, wo er 1920 auch heiratete, bevor er 1922 dann in der Nähe von Dresden eine Beamtenstelle an der Sächsischen Krankenanstalt in Arnsdorf/Sachsen annahm. Sie ließ ihm Zeit für eine reiche, die psychologische Analyse psychischer Störungen vertiefende wissenschaftliche Arbeit, zu der ihn der Berliner Psychiater Arthur Kronfeld anregen konnte, dessen Publikationsreihe Kleine Schriften zur Seelenforschung Schneider 1928 auch kurzzeitig weiterführte.

Mit Hermann Paul Nitsche, dem späteren Leiter der Aktion T4 wirkte er 1930 an der Gestaltung der Internationalen Hygieneausstellung in Dresden mit, zu der erstmals sozialhygienische Konzepte formuliert wurden, die die Nationalsozialisten dann in die Tat umsetzten. Im gleichen Jahr bewarb er sich erfolgreich um die Stelle des leitenden Arztes der Bodelschwinghschen Anstalten Bethel in Bielefeld. Hier trat er am 1. Mai 1932 als Mitglied Nummer 1.112.586 in die NSDAP ein.

Tätigkeit im Dritten Reich

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielt Schneider im Oktober 1933 den Lehrstuhl für Psychiatrie der Universität in Heidelberg. An der Psychiatrischen Universitätsklinik, die er dann bis 1945 leitete, führte er in der Folge die Arbeitstherapie als "Grundstock" allen therapeutischen Tuns in der Psychiatrie ein, forderte die Eingliederung der psychiatrischen Anstalten in das lebendige gesellschaftliche Produktionsleben, die Verhütung durch Unfruchtbarmachung und Maßnahmen zur Euthanasie, mit der Morde an psychisch Kranken zum Bestandteil der psychiatrischen Regelversorgung gemacht werden sollten. Im Zweiten Weltkrieg wurde Schneider beratender Psychiater bei der 6. Armee, arbeitete ab 20. April 1940 als T4-Gutachter und war an den Beratungen über den Entwurf eines Euthanasiegesetzes beteiligt. Auch zu den Besprechungen für die Planung der filmischen Propaganda wurde er hinzugezogen, mit der die Ermordung psychisch unheilbar Kranker der Bevölkerung nahegebracht und als positiv vermittelt werden sollte. Und schließlich begann im Dezember 1942 in einer Forschungsabteilung seiner Klinik die Untersuchung von Gehirnen ermordeter "Idioten und Epileptiker" durch Mitarbeiter, die nach dem Krieg ihre Karrieren unangehindert fortsetzen konnten.

Werke

  • 1926 Psychologie und Psychiatrie. Arch.Psychiat.Nervenkr. 78, 522-571
  • 1930 Die Psychologie der Schizophrenen und ihre Bedeutung für die Klinik der Schizophrenie. Thieme, Leipzig
  • 1939 Behandlung und Verhütung der Geisteskranken. Springer, Berlin
  • 1942 Die Schizophrenen Symptomverbände. Springer, Berlin

Literatur

  • Becker-von Rose, Peta, Sophinette Becker und Bernd Laufs: Einblicke in die Medizin während des Nationalsozialismus. Beispiele aus der Heidelberger Universität. In: K.Buselmeier et al: Auch eine Geschichte der Universität Heidelberg. Mannheim: Edition Quadrat 1985, S. 315-336
  • Laufs, Bernd: Die Psychiatrie zur Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel der Heidelberger Universitätsklinik. Dissertation: Universität des Saarlandes 1992
  • Teller, Christine: Carl Schneider. Zur Biographie eines deutschen Wissenschaftlers. Geschichte und Gesellschaft 16(1990)464-478


 
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