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Carl Ludwig Schleich



Carl Ludwig Schleich (* 19. Juli 1859 in Stettin; † 7. März 1922 in Bad Saarow) war ein vor allem in Berlin wirkender Arzt und Schriftsteller. Er erfand 1892 die Infiltrationsanästhesie.  

Biographie

In Stettin (Pommern) am 19. Juli 1859 als Sohn eines dort praktizierenden Augenarztes geboren, legte er 1879 in Stralsund am Katharinen-Gymnasium das Abitur ab. Anschließend absolvierte er ein Medizinstudium, zunächst in Zürich (Freundschaft mit dem Dichter Gottfried Keller), dann in Greifswald, und bis zum Ersten Staatsexamen 1886 an der Charité in Berlin. Dort war er Famulus u. a. bei Langenbeck, Bergmann und Virchow. Er promovierte 1887 in Greifswald und blieb dort als Assistent bis 1889. Im gleichen Jahr eröffnete er eine private Klinik für Gynäkologie und Chirurgie in Berlin und heiratete seine Jugendliebe Hedwig Oelschläger.

Als Schleich die von ihm entwickelte Methode zunächst in der Medizinischen Gesellschaft unter dem Vorsitz Virchows darstellte, begegnete man ihm ungläubig und mit eisigem Schweigen, worüber Franz Oppenheimer in seinen Lebenserinnerungen] berichtet. Am 11. Juni 1892 stellte Schleich die von ihm entwickelte Methode der lokalen Anästhesie auf dem Chirurgenkongress in Berlin vor und ließ sich dazu hinreißen, die Anwender der damals gebräuchlichen Äther- und Chloroformnarkosen wegen der zahlreichen Todesfälle als „Verbrecher“ zu bezeichnen, wenn sie weiterhin und ohne Not an der Äther- und Chloroformnarkose festhielten. Durch diese „Anmaßung“ eines Mediziners ohne Rang wurde der medizinische Aspekt seiner Gedanken und Versuche überdeckt. Schleich wurde danach von seinen Fachkollegen gemieden, wobei Oppenheimer davon berichtete, dass die Fachkollegen bei Operationen am eigenen Leib zunehmend nach der Methode Schleichs verlangten.

Erst ab 1894, als er seine Methoden mit dem Buch Schmerzlose Operationen einer breiten medizinischen Öffentlichkeit bekannt machte, begann sich seine Infiltrationsanästhesie durchzusetzen. In abgewandelter Form wird sie heute noch angewendet.

Parallel zu seinem Medizinerdasein betätigte Schleich sich schon früh als populär-wissenschaftlicher Schriftsteller und Philosoph, zunächst ausschließlich in Zeitschriften wie Die Zukunft von Maximilian Harden oder in Die neue Rundschau, herausgegeben von Samuel Fischer. Er publizierte mehrere kleine Bücher, bevor er 1912 den Band Es läuten die Glocken mit „Phantasien zum Sinn des Lebens“ veröffentlichte. Mit zunehmendem Rückzug aus dem medizinischen Alltag wirkte er dann als Essayist in diversen Wochen- und Monatszeitschriften wie Arena, Über Land und Meer, herausgegeben von Rudolf Presber, und sogar in der Gartenlaube. Hierdurch gelangte er reichsweit zu einer enormen Popularität.

1920 schrieb er einige Aufsätze über sein Leben und seine Lehrer, die zuerst in dem von Ernst Rowohlt verlegten Das Tagebuch erschienen, um sie dann im selben Jahr ebenfalls bei Rowohlt unter dem Titel Besonnte Vergangenheit zu veröffentlichen. Es wurde für den jungen Verlag der erste Bestseller, dessen bislang letzte Auflage 1977 erschien.

Der Künstler Schleich findet heute noch in der Literatur über die damalige Berliner Bohème mit seiner Tischrunde in der berühmt-berüchtigten Wein- und Probierstube G. Türke (besser bekannt unter dem Namen Schwarzes Ferkel) in der Neuen Wilhelmstraße einen Platz, zu der u. a. die mit ihm eng befreundeten Richard Dehmel und August Strindberg zählten. Hier fühlte sich der gelernte Mediziner wohl und konnte seine heimliche Liebe zu Literatur und Lyrik ausleben.

Am 7. März 1922 starb Carl Ludwig Schleich während eines Sanatoriumsaufenthaltes in Bad Saarow.

Literatur

  • Massler, Paul: Carl Ludwig Schleich. - Berlin : Grewe, 1922
  • Massler, Paul: Die Forschungen von Carl Ludwig Schleich und das religiöse Erleben. - Berlin : Grewe, 1921
 
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