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Carl Gustav Carus



  Carl Gustav Carus (auch Karl Gustav Carus, * 3. Januar 1789 in Leipzig; † 28. Juli 1869 in Dresden) war ein deutscher Arzt (Gynäkologe, Anatom, Pathologe, Psychologe), Maler und Naturphilosoph.

Carus war eine Persönlichkeit zur Zeit Goethes und gehörte zur Generation der Romantiker. Zu seinen Freunden zählten Caspar David Friedrich und König Johann I. von Sachsen.

Er studierte an der Leipziger Universität die Fächer Physik, Botanik, Chemie und Medizin und promovierte hier 1811 über Medizin. Der hochbegabte Carus besaß im Alter von 22 Jahren zwei Doktortitel (Dr. phil., Dr. med.) und hielt als Novum Vorlesungen über vergleichende Anatomie, in Deutschland erstmals als selbständiges Fach an einer Universität. Er war verheiratet mit Karoline Carus. Carus wurde auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beigesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Mediziner

1814 wechselte er an die königliche Hebammenschule nach Dresden. Carus leitete die Schule und wirkte seit 1815 zusätzlich als Professor für Geburtshilfe. Im selben Jahr war er Mitbegründer der Chirurgisch-Medizinischen Akademie zu Dresden. 1827 ernannte König Anton von Sachsen Carus zu einem seiner drei Leibärzte und verlieh ihm den Titel eines Hof- und Medizinalrates. Im Jahre 1839 wurde er Mitglied des Dante-Komitees unter Prinz Johann. 1853 wurde er erster Leibarzt des sächsischen Königs Friedrich August II. Im gleichen Jahr prägte er den Begriff "Un-Bewusstsein" (siehe Bewusstsein). 1862 wählte man ihn zum 13. Präsidenten der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher.

Carus gilt als philosophischer Vorgänger der Tiefenpsychologie. In seinem medizinischen Wirken steht Carus zwar wie Rudolf Virchow für eine naturwissenschaftlich begründete Medizin. Im Gegensatz zu Virchow will er sich jedoch nicht nur auf die objektivierbaren Gesetzmäßigkeiten von Mechanik, Physik und Chemie stützen, sondern den in der Natur und im Menschen wirksamen Geist (Spiritus) als Anteil der Medizin sichern. Er wird daher vielfach als ein Vorläufer jener Medizin betrachtet, die heute als Ganzheitsmedizin bezeichnet wird.

1954 ehrte die Stadt Dresden Carus durch die Verleihung seines Namens an die Medizinische Akademie (heute Universitätsklinikum der TU Dresden): Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“ Dresden. Ebenfalls nach Carl Gustav Carus benannt wurden die anthroposophischen Medizin-Einrichtungen Carl Gustav Carus Akademie in Hamburg sowie das Carl Gustav Carus-Institut Niefern-Öschelbronn in Baden-Württemberg.

Maler

  Schon als Jugendlicher interessierte sich Carus für die Malerei. Seine Bilder waren von hohem Niveau. Seinen Landschaften haftet viel vom Zauber der Romantik an, er liebte besonders den deutschen Wald. Carus' Freund Goethe schätzte ihn als Denker und schöpferischen Menschen. Der Maler Caspar David Friedrich brachte im Jahre 1819 Carus dazu, mit ihm auf die Insel Rügen zu reisen. Er durchwanderte die Insel und war von der „Urnatur“ stark beeindruckt. Motive wie die „Mondnacht auf Rügen“, „Eichen am Meer“ und „Hünengrab mit ruhendem Wanderer“ zeugen von seiner Empfindsamkeit und den Eindrücken, welche die Inseln bei ihm hinterlassen hatte. Diese schrieb er in seinem Bericht „Eine Rügenreise im Jahre 1819“ nieder. Später bereiste er zudem Frankreich (1835) sowie England und Schottland (1844).

Naturphilosoph

In „Von der absichtlichen Erregung ungewöhnlicher Zustände der Nachtseite des Lebens überhaupt und von der mesmerischen Methode insbesondere“ untersucht Carus den Mesmerismus als „Lebensmagnetismus“ und nimmt an, dass Menschen mittels „Lebensmagnetismus“ mit der ganzen Welt in Verbindung stehen.

Genauso intensiv beschäftigte er sich anhand seiner Kenntnisse der damaligen Medizin und philosophisch-spekulativem Forscherdrang mit magischen Bewegungen wie Pendel, Wünschelrute und Tischerücken, erforschte vorausschauende Träume, Schlafwachen und Hellsehen, zweites Gesicht und Verzückung. Auch schrieb er drei Texte über „Magische Wirkungen im Leben, in der Wissenschaft und in Poesie und Kunst“.

Carus wird zusammen mit Novalis zu einer philosophischen Gruppe gezählt, die man auch als „magischen Idealismus“ bezeichnet und die zum Gefolge des Deutschen Idealismus gehört.

Siehe auch

Malerei, Goetheanismus, Anthroposophische Medizin, Psychoanalyse, Liste der Persönlichkeiten Sachsens, Portal:Deutsche Literatur

Werke

 

  • Zwanzig Kupfertafeln nebst deren Erklärung. Zur Zootomie.[Leipzig: Fleischer 1818].
  • Lehrbuch der Zootomie. Leipzig 1818.
  • Neun Briefe über Landschaftsmalerei. 1819–1824 (engl. Neuausgabe 2003: ISBN 0-89236-674-5).
  • Lehrbuch der Gynäkologie. 1820.
  • Grundzüge der vergleichenden Anatomie und Physiologie. 1828.
  • Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. 1846.
  • Symbolik der menschlichen Gestalt. Leipzig 1853 (Fotomechanischer Nachdruck 1997: ISBN 34-8700-266-3).
  • Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. 1865/66 (Autobiographie).
  • Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in der Reihenfolge der Thierwelt. Wien: W. Braumüller 1866 - Abb. in «Atlas zur Geschichte der Psychiattrie» [1]
  • Erfahrungsresultate aus ärztlichen Studien und ärztlichem Wirken. 1872.
  • Über Lebensmagnetismus und über die magischen Wirkungen überhaupt. Hg. von Konrad Ditzfelbinger, Dingfelder, Andechs 1986, ISBN 3-926253-01-0.
 
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