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Capgras-Syndrom



Klassifikation nach ICD-10
F22 Wahnsyndrom mit Personenverkennung im Sinne der Doppelgänger-Illusion
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Capgras-Syndrom ist ein sehr seltenes Syndrom, bei dem man glaubt, nahe Lebensgefährten seien durch identisch aussehende Doppelgänger ersetzt worden. Es wurde nach Joseph Capgras (1873–1950) benannt, der das Syndrom 1923 erstmalig beschrieb.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Symptomatik

Der Glauben, nahe Verwandte seien durch Doppelgänger ausgetauscht worden, ist das einzige Symptom der Erkrankung, weshalb man das Capgras-Syndrom auch als monothematische Illusion bezeichnet. Da zudem die Erkrankung im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen wie der Psychose, dem Delir oder der Demenz auftreten kann, fordern manche Neurologen, die Erkrankung nicht als Syndrom, sondern als Symptom zu bezeichnen.[3]

Pathophysiologie

Lange Zeit nahm man an, das Capgras-Syndrom sei mit der Prosopagnosie, der generellen Unfähigkeit Gesichter zu erkennen, verwandt. Neuere Forschungsarbeiten zeigen jedoch, dass die Gesichterkennung ungestört ist, wohingegen die Verknüpfung zu emotionalen Körper-Reaktionen fehle.[4][5] Diese fehlende emotionale Reaktion kann beispielsweise durch einen Lügendetektor gemessen werden, der den Hautwiderstand misst, der sich bei emotionalen Empfindungen im Anblick vertrauter Personen ändert.

Historisches

Das Syndrom wurde 1923 von dem französischen Psychiater Jean Marie Joseph Capgras erstmals beschrieben und ist nach ihm benannt. Die Autoren Capgras und Reboul-Lachaux verwendeten in der Arbeit die Bezeichnung l'illusion des sosies (Die Doppelgänger-Illusion), um den Fall einer Madame D. zu beschreiben.[1] Ihr wurde in einer örtlichen psychiatrischen Klinik die Diagnose einer atypischen Psychose gestellt, nachdem sie unnachgiebig behauptet hatte, ihr Ehemann sei durch einen identisch aussehenden Doppelgänger ausgetauscht worden. Zuerst hatte sie den ehelichen Beischlaf verweigert und das Schlafzimmer verriegelt. Schließlich hatte sie ihren Sohn um ein Gewehr gebeten. Als sie mit Hilfe der Polizei psychiatrisch untergebracht werden sollte, zeigte sie erheblichen Widerstand.

Verarbeitung in Literatur und Film

  • Literarisch wurde das Thema von Richard Powers in seinem Roman „Das Echo der Erinnerung“ (S. Fischer, 2006) bearbeitet.[6]
  • In dem Science-Fiction-Film Die Dämonischen werden die Menschen einer Kleinstadt von außerirdischen Schoten bedroht, die nach und nach die Menschen durch gefühllose Doppelgänger ersetzen. Der Film basiert auf dem 1955 erschienenen Roman Die Körperfresser kommen von Jack Finney.

Einzelnachweise

  1. a b Capgras, J. & Reboul-Lachaux, J. (1923). Illusion des sosies dans un delire systematise chronique. Bulletin de la Societe Clinique de Medicine Mentale 2 6-16.
  2. Ellis, H.D.; Whitley, J.; & Luaute, J.P. (1994). Delusional misidentification. The three original papers on the Capgras, Frégoli and intermetamorphosis delusions (Classic Text No. 17). History of Psychiatry 5 (17) 117–146.
  3. Forstl, H.; Almeida, O.P.; Owen, A.M.; Burns, A.; & Howard, R. (1991). Psychiatric, neurological and medical aspects of misidentification syndromes: a review of 260 cases. Psychological Medicine 21 (4) 905–910.
  4. Ellis, H.D. & Lewis, M.B. (2001). Capgras delusion: a window on face recognition. Trends in Cognitive Sciences 5 (4) 149–156.
  5. Ramachandran, V.S. (1998). Phantoms in the Brain: Probing the Mysteries of the Human Mind. New York: Harper Collins Ltd, ISBN 0-688-17217-2
  6. Richard Powers, Manfred Allie, Gabriele Kempf-Allie. Das Echo der Erinnerung. 2. Auflage. Fischer-Verlag, Frankfurt 2006, ISBN 3-100-59022-8

Siehe auch

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Capgras-Syndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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