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Cannabis
Cannabis ist der lateinische wissenschaftliche Name der Hanfpflanze und wird im Volksmund auch als Sammelbegriff für die aus Hanf hergestellten Rauschmittel, insbesondere Marihuana und Haschisch, verwendet. Der Umgang mit Cannabis ist in den meisten Ländern illegal. Der Wortstamm Canna kommt aus dem Indischen und bedeutet Hanf. Weiteres empfehlenswertes FachwissenÜbersicht
Die berauschende Wirkung der Hanfpflanze ist bedingt durch die darin enthaltenen Wirkstoffe, insbesondere die Cannabinoide Δ-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), wenngleich bis jetzt noch nicht alle Bestandteile in ihrer Komplexität vollständig entschlüsselt wurden. Immerhin wurde schon 1995 von Ross angegeben, dass reines Cannabis etwa 480 Substanzen enthalte. Dabei ist von 66 Cannabinoiden Δ9-Tetrahydrocannabinoid (THC) der aktive Hauptmetabolit. Diese Substanzen binden an die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems im Zentralnervensystem des Organismus. Die endogenen Agonisten dieser Rezeptoren heißen Endocannabinoide und spielen eine wichtige Rolle bei der Modulation synaptischer Prozesse. Die drei Hauptarten sind Nutzhanf, Indischer Hanf, Ruderalhanf, aus denen heute mehrere hundert Zuchtsorten entstanden sind. Im Allgemeinen hat indischer Hanf gegenüber dem Nutzhanf einen höheren relativen Anteil an beruhigendem CBD im Verhältnis zum Hauptwirkstoff THC. Ruderalhanf spielt für die Drogenproduktion kaum eine Rolle. Als Droge ist fast ausschließlich die weibliche, unbefruchtete Pflanze interessant, da diese die größte Wirkstoffkonzentration aufweist. Die bekanntesten Verwendungsformen sind
In der Medizin werden meist reines THC oder standardisierte Extrakte (z.B. Sativex)verwendet. Je nach Anwendungsform variiert die Zeit bis zum Eintritt der Wirkung von einigen Minuten beim Inhalieren und zwischen 30 und 300 Minuten bei oraler Aufnahme. Die Wirkung hält selten länger als drei bis vier Stunden an, bei oralem Konsum werden aber auch deutlich längere Zeiträume berichtet. Cannabis kann unter anderem halluzinogen wirken, was sich meist in Form von leichten Wahrnehmungsveränderungen bei Farben, Formen, Geräuschen sowie der Zeitwahrnehmung äußert. Zur Geschichte der Anwendung
Obwohl Hanf seit etwa 5.000 Jahren, zuerst in China, zur Fasergewinnung angebaut wurde, finden sich erste Berichte über die Anwendung der Inhaltsstoffe zu medizinischen oder rituellen Zwecken erst in indischer Literatur vor etwa 2.400 Jahren. Medizinische Literatur dieser Zeit beschreibt auch Anwendungen in der Epilepsie und bei Schmerzen. Mit Bekanntwerden der psychischen Wirkung im Europa des 17. Jahrhunderts setzten zwei Betrachtungsweisen ein: In Frankreich wurden die bewusstseinsverändernden Eigenschaften der Inhaltsstoffe betont, insbesondere in literarischen Kreisen, etwa von Alexandre Dumas dem Älteren und Fitz Hugh Ludlow, während in England medizinische Anwendungen im Vordergrund standen; W. B. O’Shanghnessy nennt Beruhigung, Anfallslinderung und Krampflinderung. Hanf wurde oft als günstiger Tabakersatz verwendet und in diesem Zusammenhang in der Literatur oft beiläufig als Knaster oder starker Tobak bezeichnet. Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts war Cannabis, gewöhnlich in Form von alkoholischen Extrakten, ein leicht verfügbares Medikament; im 19. Jahrhundert eines der am häufigsten verschriebenen. Im Jahre 1925 fand die Internationale Opiumkonferenz in Genf statt. Dort wurde auch ein Verbot von Cannabis diskutiert. Während der Zeit der Prohibition in den USA wurde auch Cannabis zunehmend als eine Gefahr für die Gesellschaft angesehen. Hintergrund war jedoch, dass die mächtigen Baumwollfarmerverbände der Südstaaten und Tabakproduzenten fürchteten, Marktanteile an Hanf zu verlieren und unter Hinweis auf die Rauschwirkung zum Verbot drängten. Kombiniert mit gezieltem Lobbyismus zwischen 1935 und 1937 des Hearst News Network des Medienzars William Randolph Hearst, der wegen der Aussicht einer preisgünstiger werdenden Papierproduktion mit Hanf hohe finanzielle Verluste befürchtete, und der Chemiefirma DuPont, die unter anderem Nylon und Rayon produzierte, dürfte das letztendlich zum de facto-Verbot im Jahr 1937 geführt haben. Vermutlich steht dies auch im Zusammenhang damit, dass 1933 in den USA die Alkoholprohibition aufgehoben worden war und der damit verbundene riesige staatliche Verfolgungsapparat somit ohne sinnvolle Beschäftigung war; so war die treibende Kraft des US-Cannabisverbots, der Vorsitzende des „Bureau of Narcotics“ Harry J. Anslinger, vor 1933 im „Prohibition Bureau“ für die Durchsetzung des Alkoholverbots zuständig gewesen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Anbau der bis dahin gebräuchlichen Hanfpflanze als Rohstoff für Uniformen, Verbandszeug, Flugzeugbau und ähnlichem zwar noch einmal propagiert, mit dessen Ende ging aber auch die hektarweise Vernichtung von Feldern einher, auf denen „Marihuana“ angebaut wurde – ein Synonym spanischer Einwanderer, das in kurzen Werbefilmen der US-Regierung als Droge für Perverse, siechende „Untermenschen“, geistlose „Neger“ und mexikanische Immigranten beschrieben wird. Dieser harte Dualismus in der Drogendiskussion – hier die wohlvertrauten Alltagsdrogen Alkohol und Tabak, die meist nicht einmal als Drogen bezeichnet wurden, dort die neue, fremdländische Gefahr Marihuana, von der viele nicht wussten, dass sie mit dem altbekannten Hanf identisch ist – hielt sich lange Zeit hartnäckig und führte zur erfolgreichen Verbannung der Nutzpflanze Hanf aus dem westlichen Kulturkreis. Obwohl in den europäischen Staaten mit Ausnahme von Portugal, wo der Konsum von Cannabis zu „Aufmüpfigkeit unter den Negersklaven“ geführt hatte, keine negativen Auswirkungen des Cannabis-Konsums bekannt waren, wurde auf Drängen von Ägypten, das seinerseits damit gedroht hatte, die Einfuhr von Kokain und Heroin aus Europa zu verbieten, Cannabis zu einer illegalen Droge erklärt. Dahinter dürfte gezielter Lobbyismus von Bayer wegen des Heroin-Absatzes gestanden haben – Heroin wurde damals noch von Bayer legal produziert. Im Zuge des Kampfes gegen Marihuana stieg der Straßenpreis in den vergangenen 50 Jahren um bis zu 8000 % von 60 US$/kg auf 1.500 bis 5.000 US$ (regional sehr unterschiedlich). Dieser gesetzliche Makel haftet Cannabis seither an, die Gefährlichkeit von Cannabis ist jedoch teilweise umstritten. Nach Meinung von Befürwortern einer Legalisierung des Cannabisgebrauches soll die nach ihren Angaben enorm vielseitige Verwertbarkeit des Hanfes eine große Rolle dabei spielen, dass Cannabis bis heute illegal geblieben sei, denn Hanf stehe z. B. in Konkurrenz zu Holzprodukten wie Papier, Textilien, Lebensmittelölen und vor allem zu Tabak und einer Vielzahl von chemisch hergestellten und patentierten Medikamenten. Wirkungen und GefahrenWirkungenDie Wirkungen von Cannabis können je nach Wirkstoffanteil, körperlicher und psychischer Verfassung, Erfahrung mit der Droge sowie Umfeldbedingungen sehr unterschiedlich sein. In der Regel ist eine gewisse Bewusstseinsverschiebung festzustellen, die assoziatives, sprunghaftes Denken und eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses mit sich bringt. Diese Bewusstseinsveränderung kann je nach Bedingungen sehr positive, aber auch sehr negative Empfindungen hervorrufen. Häufige körperliche Effekte sind Mundtrockenheit, Erhöhung des Pulsschlags, Senkung des Blutdrucks und Müdigkeit bzw. Antriebslosigkeit. Für die Wirkung von Cannabis und Haschischprodukten sind hauptsächlich folgende drei Hauptkomponenten verantwortlich:[1]
Hanfpflanzen mit einer großen Anzahl von Trichomen (Pflanzenhaaren), mit sehr hohem THC- und einem extrem niedrigen Cannabidiolanteil-Verhältnis (in der Regel von der genetischen Varietät (Sativa oder Cannabis Indica) und vom Reifegrad abhängig), führen demnach zum psychoaktiven Geisteszustand, den Konsumenten als klar, sauber und bewusstseinserweiternd empfinden.
Das Ergebnis gilt als Indikator, ob die getestete Substanz als Droge anzusehen ist. Werte unter 1 bedeuten, dass die Substanz beim Konsum keine psychotrope Wirkung hervorruft und damit nicht als Betäubungsmittel im rechtlichen Sinne anzusehen ist. Für Werte über 1 gilt das Gegenteil. Intensivierung der WahrnehmungEine Gefahr für Erstkonsumenten besteht darin, dass die gleiche Menge THC bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wirkt. Die selektiv intensivierende Wirkung auf Gefühlseindrücke bei stark erhöhtem Konsum bezieht sich nicht nur auf positive, sondern auch auf negative Eindrücke wie Angst oder Misstrauen, wodurch bereits geringes Unwohlsein unter Einfluss von Cannabis zu akuten, verstärkten Angstzuständen führen kann (vgl. Horrortrip). GefahrenDie Folgen des Cannabis- bzw. THC-Konsums auf die Psyche sind vielfältig und abhängig von verschiedenen Faktoren, daher können wenig generelle Aussagen getroffen werden, für welchen Personenkreis welche Dosis schädigend wirkt und unter welchen Umständen bereits einmaliger oder seltener Konsum Probleme mit sich bringt.
Die unterschiedlichen Ausprägungen der gesundheitlichen Folgen werden beeinflusst durch:
Die deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren schildert die Gefahren von Cannabismissbrauch folgendermaßen:
Cannabis und psychische KrankheitenBei Vorhandensein psychischer Krankheiten wie z. B. Borderline-Persönlichkeitsstörung, Depressionen, Angsterkrankungen (z. B. phobischen Störungen) oder Psychosen kann die Anwendung von Cannabis die Symptome einerseits verbessern, sie andererseits aber auch deutlich verschlechtern. Eine vorübergehende Linderung der Krankheit schließt eine spätere Verschlimmerung nicht aus. Aus einer australischen Erhebung schlossen verschiedene Forscher, dass Cannabis eine dauerhafte Psychose auslösen kann, da viele der untersuchten Personen psychoseähnliche Symptome hatten.[2] Bei Veranlagung soll eine elffach erhöhte Wahrscheinlichkeit bestehen, an einer Psychose zu erkranken, wenn in der Jugend Cannabis konsumiert wurde. Einigen Untersuchungen zufolge wurde der Cannabiskonsum mit Schizophrenie in Verbindung gebracht.[3] Es wurde zudem der Verdacht geäußert, dass Cannabis bereits bei moderatem Konsum eine dauerhafte Drogenpsychose auslöse, sowie bereits geheilte Psychosen erneut auslösen könne. Möglicherweise besteht eine genetische Disposition für Psychosen, die durch (teilweise einmaligen) THC-Konsum ausbrechen können. Unter Verdacht steht dabei das sogenannte Comt-Gen (Catechol-O-Methyltransferase-Gen). Grundsätzlich wird Personen mit einer eine Neigung zu psychischen Problemen empfohlen, den Konsum von Cannabis zu meiden. In Großbritannien veröffentlichten Forscher der Universitäten Cardiff und Bristol im Jahr 2007 eine Metastudie. Diese ergab, dass regelmäßiger Cannabiskonsum das Risiko psychotischer Folgen um bis zu 41 Prozent erhöhen kann.[4] Neben Psychosen ist Cannabis auch in der Lage, Derealisations- und Depersonalisationserlebnisse auszulösen, welche in der Regel über einen längeren Zeitraum anhalten und sich schlimmstenfalls chronifizieren. Hierbei wurde beobachtet, dass die Derealisation/Depersonalisation entweder direkt bei Beginn der Wirkung ausgelöst wird oder Folge einer (traumatisierenden) Panikattacke während des Rausches sein kann. Auswirkungen auf das GehirnEs gibt zahlreiche Studien, in denen das Gehirn auf mögliche bleibende Veränderungen in Struktur und Funktion durch THC-Wirkung untersucht wurde. Dabei zeigten sich unterschiedliche, z.T. widersprüchliche Ergebnisse. Als relativ gesichert gilt lediglich, dass negative Auswirkungen auf das Gehirn umso stärker zu befürchten sind, je früher jemand im Jugendalter in einen regelmäßigen Konsum einsteigt und je intensiver in dieser Phase des Heranwachsens konsumiert wird. Im Folgenden sind einige Studienergebnisse wiedergegeben. Wilson et al.[5] fanden heraus, dass Probanden, die vor dem Alter von 17 Jahren anfingen, Cannabis zu konsumieren, verglichen mit jenen, die später anfingen, ein verringertes Hirnvolumen sowie ein erhöhtes Verhältnis von weißer zu grauer Hirnmasse hatten. Männliche Versuchspersonen, die vor dem Alter von 17 Jahren anfingen, hatten einen höheren CBF-Wert („cerebral blood flow“, dt. Gehirndurchblutung) als andere Versuchspersonen. Sowohl Männer als auch Frauen, die früher begannen, hatten eine kleinere Körpergröße und ein geringeres Gewicht, wobei diese Effekte bei Männern stärker nachzuweisen waren. Solche Effekte scheinen demnach stark von der Frühzeitigkeit und vor allem der Intensität des Cannabiskonsums im Jugendalter abhängig zu sein. Daher ist v.a. sehr jungen Jugendlichen von regelmäßigem Konsum abzuraten. Auch eine weitere Studie ergab, dass die Großhirnrinde von Langzeitkonsumenten schlechter durchblutet wird.[6] Kritiker behaupten, diese Ergebnisse würden weniger die Schädlichkeit der Cannabinoide nachweisen, sondern vielmehr die schädliche Wirkung des Einatmens von Verbrennungsgasen. Zahlreiche andere Studien zeigten bei erwachsenen Konsumenten auch bei fortgesetztem Langzeitkonsum keinerlei Effekte auf das Gehirn.[7] Chronische Cannabiskonsumenten zeigen charakteristische Veränderungen im EEG in Form von erhöhten absoluten Amplituden aller Frequenzen über allen Hirnabschnitten, Abnahme der relativen Amplitude aller nicht -alpha-Frequenzen sowie eine Hyperfrontalität der Alpha-Aktivität. Man spricht hierbei von einer funktionellen Gehirnstörung. Die meisten Drogen bremsen die Bildung neuer Nervenzellen im Gehirn. Welchen Effekt Marihuana auf die so genannte Neurogenese hat, war bisher unklar. In einer aktuellen Studie berichten Forscher, dass ein synthetisches Cannabinoid die Bildung von Neuronen stimuliert – zumindest im Gehirn von Mäusen.[8] In anderen Tierversuchs-Studien wurden hingegen auch Schädigungen des Gehirns beobachtet. Solche Tierstudien wurden allerdings scharf kritisiert, da sie ohnehin nicht auf den Menschen übertragbar seien und die Tiere zumeist unrealistisch hohen Cannabis-Dosen unter extremen Bedingungen ausgesetzt waren. Diese Studien ergaben jedoch, dass bereits einmaliger Cannabiskonsum in der Schwangerschaft das Gehirn der Nachkommen erheblich schädigen kann. Eine Langzeitstudie der Universität in Patras kam zu dem Ergebnis, dass Konsumenten ein immer schlechteres Gedächtnis bekommen, je länger sie Cannabis zu konsumieren.[9][10][11] Eine Metaanalyse der University of California, San Diego (UCSD), fand bei schweren Cannabisrauchern „überraschend wenig“ Hinweise für eine substanzielle Hirnschädigung, allenfalls eine geringe Einschränkung der Gedächtnisfunktion konnte beobachtet werden, deren praktische Relevanz jedoch unklar ist.[12] Mischkonsum von Cannabis und anderen DrogenBei Mischkonsum von Cannabis und Alkohol können starker Schwindel, Blässe, Erbrechen, Schweißausbrüche, Übelkeit, Herzrasen und Bewusstlosigkeit auftreten. Wie bei allen anderen Kombinationen unterschiedlicher psychoaktiver Substanzen können auch beim Mischkonsum von Cannabis mit anderen illegalen Drogen zum Teil unangenehme und gefährliche Wechselwirkungen auftreten. Bei Konsum von Cannabis mit Tabak (der häufigsten Darreichungsform) ist es möglich, dass ein zuvor nicht Tabak rauchender Cannabiskonsument eine Nikotinabhängigkeit entwickelt. Siehe auch: Mischkonsum AbhängigkeitsgefahrCannabiskonsumenten können eine psychische Abhängigkeit entwickeln.[13] Während die Kleiber-Kovar-Studie und der Roques-Report von einem eher geringen Abhängigkeitspotenzial ausgehen, wurde in einer neueren Studie ein höheres Suchtpotenzial vermutet.[14] Bei Dauerkonsumenten wurden z.T. Entzugerscheinungen beobachtet, weshalb die These aufgestellt wurde, dass auch eine körperliche Cannabis-Abhängigkeit möglich ist.[15][16][17][18] Andere Quellen gehen von keiner körperlichen Abhängigkeit aus. Die psychische Abhängigkeit stellt bei Drogen jedoch allgemein das größere Problem dar, da die Bindung an die Droge ohnehin mit anderen psychischen bzw. psychosozialen Faktoren im Zusammenhang steht, z.B. auch mit der Einbindung in ebenfalls konsumierende Umfelder.[19] Kleiber und Soellner kommen nach der Auswertung mehrerer Untersuchungen zum Ergebnis, dass körperliche Entzugssymptome bei Cannabiskonsumenten kaum beschreibbar und allenfalls schwach ausgeprägt seien. Ferner stellen sie fest, dass Studien im deutschsprachigen Raum, die sich mit dem Konsum von Cannabis und einer damit einhergehenden Abhängigkeitsentwicklung beschäftigen, überwiegend im psychiatrischen Bereich durchgeführt wurden, was zu systematischen Verzerrungen bei den Schlussfolgerungen hinsichtlich Abhängigkeit und anderen Problemen führte, zumal die untersuchten Konsumenten überwiegend auch andere legale und illegale Drogen konsumierten.[20] Die Entstehung einer Cannabisabhängigkeit steht in einem engen Zusammenhang mit sozialen Faktoren, der persönlichen Reife des Konsumenten und einem frühen Konsumbeginn. Bei langjährigen Konsumenten kann es im Falle eines Absetzens der Droge zu Schlafstörungen kommen. Dies kann sich in einzelnen Fällen über einen Zeitraum von bis zu 21 Tagen hinziehen.[21] Die Kleiber-Kovar-Studie[22]für das Bundesministerium für Gesundheit 1994 kam zu dem Ergebnis, dass bis zu 20 % der Drogenkonsumenten abhängig seien. Innerhalb der untersuchten Probanden waren es ca. 8-14 % (je nach Auslegung der Abhängigkeitskriterien); von den reinen Cannabis-Konsumenten waren innerhalb der untersuchten Gruppe 2 % abhängig, die anderen Abhängigen in der Studie nahmen neben Cannabis noch andere Drogen. Es schätzten sich mehr Konsumenten selbst als süchtig ein, als dies nach psychiatrischen Erhebungsmethoden der Fall gewesen wäre. Abhängigkeit von Cannabis sei vor allem auf besondere persönliche Umstände zurückzuführen, beispielsweise spiele ein frühes Einstiegsalter eine große Rolle, so das Fazit dieser Studie. Ein früher Einstieg berge die Gefahr, dass der Konsument keine anderen Mittel und Wege kennenlerne, Probleme im Leben zu meistern oder Spaß zu haben.[19] Auch wird der Einsatz von Cannabis als Hilfsmittel zur Verdrängung von Problemen als gefährlich eingeschätzt. Bei regelmäßigen, intensiven Konsumenten kann sich ein Toleranzeffekt (Dosissteigerung, um einen Rausch zu erzielen) entwickeln; einzelne Studien haben auf die mögliche Entwicklung eines solchen Effekts hingewiesen.[23] Diese Toleranz betrifft einige, aber nicht alle der typischen Cannabiswirkungen (so dass intensive Konsumenten auch höhere Dosen zu sich nehmen als moderate Konsumenten). Im Vergleich zu den meisten anderen Drogen ist dieser Effekt aber als eher gering einzuschätzen. Entwicklung und persönliche ReifeViele Experten sind sich einig darüber, dass Kinder und Jugendliche Cannabis meiden sollten. Insbesondere in dieser wichtigen Entwicklungsphase eines Menschen besteht die Gefahr, die Persönlichkeit durch Cannabiskonsum empfindlich zu verwirren.[24] (Lit.: Kleiber, Kovar, 1997). Dies geht einher mit der Annahme, dass der Grad der persönlichen Reife ein wichtiger Faktor beim Cannabiskonsum ist. Wer sich selbstständig im Leben bewegt und die Wirrungen der Übergangszeit vom Jugendlichen zum Erwachsenen vollzogen hat, habe voraussichtlich weniger Probleme mit Cannabis zu erwarten als unreife Persönlichkeiten mit ungefestigtem Leben. Dieser Prozess dauere häufig bis in die erste Hälfte der „zwanziger Lebensjahre“ Diese Angaben beziehen sich auch auf das Einstiegsalter.[25] Wer früh mit einem regelmäßigen Konsum anfängt, läuft demnach Gefahr, seine Persönlichkeitsentwicklung dauerhaft zu gefährden. Menschen, die in ihrer Persönlichkeit gefestigt sind, sind weniger für eine Schädigung anfällig. Einige Wissenschaftler behaupten, dass der Dauerkonsum zum Motivationsverlust-Syndrom führen könne, gekennzeichnet durch Antriebslosigkeit und Interessenverlust sowie eine Stagnation der Persönlichkeitsentwicklung. Andere wiederum verneinen dies oder führen an, dass eine gewisse Motivationslosigkeit bereits ein entscheidendes Motiv für fortgesetzten Cannabiskonsum sein kann. Zudem beschränke sich der Zustand der Antriebslosigkeit auf die Zeit, in der der Konsument unter dem unmittelbaren Einfluss der Droge steht. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen -DHS - geht davon aus, dass ein intensiver und langfristiger Cannabiskonsum mit dem Amotivations-Syndrom einhergehen kann.[26] Dieser Zustand ist laut drugcom.de, einem Projekt der BZgA, jedoch vermutlich komplett reversibel, also „heilbar“.[27] ToxizitätCannabis selbst ist praktisch ungiftig; die Dosen, die ein Mensch aufnehmen müsste, damit eine toxische Wirkung der Inhaltsstoffe eintritt, sind weder durch Rauchen noch durch Essen von Cannabis zu erreichen. So liegt z. B. die letale Dosis von reinem Δ-9-THC bei über 4 Gramm.[28] Bei Untersuchungen von Cannabisrauch wurde festgestellt, dass dessen Zusammensetzung dem von Tabakrauch bemerkenswert ähnlich ist. Die Teerstoffe im Cannabis sind allerdings offenbar im höheren Maße krebserregend.[29] Das Rauchen von Cannabis kann daher negative Auswirkungen auf die Lunge haben. Diese Auswirkungen steigern sich, wenn Cannabis mit Tabak vermischt geraucht wird. Werden zusätzlich zu Tabakkonsum Joints geraucht, steigt die Gefahr. Ob die Auswirkungen bei reinen Cannabiskonsumenten, die die Droge mit Tabak zusammen konsumieren, letztlich stärker oder schwächer als die bei reinen Tabakrauchern sind, ist umstritten, da einerseits bei Joints meist tiefer und deutlich länger inhaliert wird, aber andererseits durchschnittliche Cannabis-Konsumenten deutlich weniger Joints rauchen als durchschnittliche Tabakkonsumenten Zigaretten. Laut einer Studie der British Lung Foundation[30] schädigen drei bis vier Joints die Lunge so stark wie ca. 20 Tabakzigaretten, weshalb das Cannabisrauchen mit einem stark erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht wurde. In einer US-Studie (UCLA, Los Angeles) wurde hingegen festgestellt, dass selbst ein regelmäßiger und vergleichsweise intensiver Cannabiskonsum (500-1000 Joints pro Jahr) weder eine signifikant höhere Lungen-, Mund- und Speiseröhrenkrebswahrscheinlichkeit noch sonstige höhere gesundheitliche Risiken mit sich bringt.[31][32] Für Personen, welche Cannabiskonsum aufgrund der möglichen Schädigung der Lunge vermeiden, wurde mit dem sog. Vaporizer eine Lösung für einen weniger gesundheitsschädlichen Konsum gefunden. Dabei wird die Droge nur soweit erhitzt, bis die psychotropen Substanzen, allen voran THC, verdampfen - eine Verbrennung, und die damit verbundene Freisetzung weiterer Schadstoffe, wird jedoch vermieden. Robert Melamede von der University of Colorado, einer der führenden amerikanischen Cannabisexperten vertritt die Auffassung, dass Rauchen von Cannabis weniger wahrscheinlich eine Krebserkrankung auslöse als das Rauchen von Tabak. THC hätte sogar krebshemmende Eigenschaften.[33] In einer englischen Studie wurden diese Ergebnisse insofern bestätigt, als THC vor allem auf Leukämiezellen effektiv einwirkt.[34] Einfluss auf ZeugungsfähigkeitEs gibt Anhaltspunkte, dass Cannabis auf den Serotoningehalt und den Testosteron-Spiegel Auswirkungen hat. In Tierversuchen wurde eine Wirkung auf die Zeugungsfähigkeit nachgewiesen. Bei Menschen gibt es unterschiedliche Untersuchungen, die mal auf eine Verminderung der Spermienzahl bei Cannabiskonsumenten hindeuten, und mal nicht.[35] Cannabis und StraßenverkehrEs gibt mittlerweile zahlreiche und allgemein anerkannte wissenschaftliche Studien über die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf den Straßenverkehr. Grundlage sind meist Experimente in Simulatoren oder die Auswertung indirekter Daten, in einigen Fällen werden Experimente auch im Straßenverkehr selbst durchgeführt. Die tatsächlichen Auswirkungen sind umstritten. In der Regel wird die Gefahr, die von Cannabis ausgeht, als niedriger als die durch Alkohol ausgehende Gefahr eingestuft. Dies wird von manchen Personen dadurch erklärt, dass Cannabis zwar, wie auch Alkohol, das Reaktionsvermögen herabsetzt und die Wahrnehmung stark verändert, Cannabiskonsumenten sich jedoch dieser Gefahr eher bewusst sein können und deshalb eventuell vorsichtiger fahren. Dies gilt allerdings nicht bei Mischkonsum, der gleichzeitige Konsum von Cannabis und anderen Drogen führt zu deutlich schlechteren Ergebnissen in der Selbstwahrnehmung.[36][37] Die Behandlung von Cannabis im Hinblick auf die Verkehrssicherheit ist sowohl von Land zu Land, als auch von Region zu Region sehr unterschiedlich. Allen gemein ist jedoch, dass das Führen eines Fahrzeuges unter Einfluss von Cannabiskonsum sehr viel strenger gehandhabt wird als unter Alkoholeinfluss. In Deutschland sorgten zwei Urteile des Bundesverfassungsgericht (Juni 2002, Dezember 2004) für eine gewisse Liberalisierung der bis dato relativ strengen Verhaltensweisen der Behörden. Da das Bundesverfassungsgericht[38] im Dezember 2004 entschied, dass bei einer THC-Blut-Konzentration von unter 1,0 ng/ml keine gefährdende Wirkung für den Verkehr ausgeht, kann diese Grenze als eine Art „Promillegrenze“ für THC gesehen werden. In Österreich als auch in der Schweiz ist es verboten, unter Beeinträchtigung von Cannabis ein Auto zu lenken. Als beeinträchtigt gelten Personen, bei denen Cannabis im Blut festgestellt wird. Cannabis als Einstiegsdroge/Gefahr durch IllegalitätDa Cannabis in fast allen Ländern ausschließlich illegal erworben werden kann, bestehen weitere Gefahren, die in der Illegalität selbst begründet sind. Durch den Kontakt zum illegalen Markt kommen Cannabiskonsumenten leichter mit härteren illegalen Drogen in Kontakt als Menschen, die ihre Drogen in Supermärkten, Apotheken oder anderen speziellen Geschäften (wie z.B. Coffeeshops in den Niederlanden) erwerben können. Dagegen wird die weitverbreitete Auffassung, daß Cannabis-Konsum das Verlangen nach härteren Drogen fördere, durch wissenschaftliche Erkenntnisse nicht gestützt. Das Bundesverfassungsgericht befand 1994, dass nach Einsicht der wissenschaftlichen Literatur, die These von der Einstiegsdroge "überwiegend abgelehnt" werde. Ebenso kam die Kleiber Studie 1998 zu dem Schluss, daß "die Annahme, Cannabis sei die typische Einstiegsdroge für den Gebrauch harter Drogen wie Heroin, […] nach dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht haltbar" ist.[39] Die größte Gefahr ist jedoch die einer strafrechtlichen Verfolgung mit unter Umständen drastischen Folgen wie Entzug der Fahrerlaubnis und Verlust des Arbeitsplatzes. Mangelnde QualitätskontrolleDa es keinen kontrollierten Markt für Cannabisprodukte gibt, stellen sich Probleme bezüglich der Qualität ein. Da die Dealer sich meist selbst aus wechselnden Quellen versorgen, ist nie klar, wie hoch der Wirkstoffgehalt tatsächlich ist. Durch gezielte Züchtungen und Anbaumethoden weichen die Wirkungen teilweise bis um das Fünffache voneinander ab (nicht jedoch, wie teilweise in der Presse berichtet, bis um das Fünfzigfache). Außerdem werden Fälschungen oder Streckungen beobachtet, der Konsument geht in solchen Fällen aus Angst vor eigener Verfolgung meist nicht gegen den Dealer vor. So wird Haschisch sehr oft mit anderen Substanzen gestreckt. In gestrecktem Haschisch finden sich meist Henna, Sand oder Öle/Fette; in seltenen Fällen wurden auch giftige Substanzen wie Pentachlorphenol (PCP), Altöl oder Schuhcreme nachgewiesen. Die Verdünnung ist verhältnismäßig schwer zu erkennen, da Konsistenz und Geruch durch schwarzmarktbedingt wechselnde Quellen und Herstellungsverfahren variieren. Die angebliche Streckung mit Kameldung, Eselmist oder Kuhfladen gehört dagegen ins Reich der Legenden. Die früher oft geäußerte Behauptung, Haschisch werde mit Heroin, LSD oder ähnlichem verdünnt, trifft ebenfalls nicht zu, da diese Drogen viel teurer sind als Haschisch und sich dies daher für den Dealer nicht lohnen würde. Es sind allerdings Fälle bekannt, in denen Konsumenten dachten, sie hätten Haschisch konsumiert, das mit anderen Drogen veredelt wäre. Bei Analysen stellte sich jedoch heraus, dass lediglich der Wirkstoffgehalt ungewöhnlich hoch war. Auch Marihuana kann gestreckt werden, dies geschieht allerdings seltener als beim Hasch. Am häufigsten findet hier das Bestäuben mit Wasser Verwendung, um das Gewicht zu erhöhen. Teils werden auch nichtpotentes Faserhanf-Laub (Knaster) oder Gewürze wie Majoran, Brennnesseln oder ähnliches dazugemischt, wenn es sich nicht um eine komplette Fälschung handelt. Auch das Strecken mit feinem Sand oder Talk findet zunehmend Verwendung, wobei das Inhalieren von Talk gesundheitsschädlich sein kann. Diese Streckmittel sind in der Regel sehr leicht als solche zu erkennen und auch nicht so gefährlich, wie es Beimischungen in Haschisch sein können. Oft wird das wirkstoffreiche Harz der Blüten abgeschüttelt um daraus Haschisch zu gewinnen, wodurch die Wirkung des Marihuanas bei nahezu unverändertem Gewicht nachlässt. Manchmal werden die abgeschüttelten Blätter und Blüten mit Haarspray besprüht, um dem unerfahrenen Konsumenten Harzkristalle vorzugaukeln. Haarsprayreste zu rauchen ist entsprechend ungesund. Gesetzliche Regelungen
Entsprechend den Bestimmungen des Einheitsabkommens über die Betäubungsmittel 1961, das von fast allen Staaten der Welt ratifiziert wurde, sind die Erzeugung, der Besitz und der Handel von Cannabis nahezu weltweit verboten, in einigen Ländern ist auch der Konsum illegal. Eine Ausnahme sind die Niederlande, wo Erwerb und Besitz geringer Mengen Cannabis (bis zu 5 Gramm) geduldet und somit de facto straffrei sind, obwohl Cannabis in den Niederlanden de jure auch weiterhin illegal und verboten ist. Allerdings ist auch in vielen anderen Ländern der Besitz einer geringen Menge Cannabis für den Eigengebrauch teilweise entkriminalisiert, wobei von Land zu Land verschiedene Mengen als gering gelten. In Deutschland ist der bloße Konsum von Cannabis oder anderen Betäubungsmitteln de jure nicht strafbar, dagegen sind der Anbau, die Herstellung, das Verschaffen, der Erwerb, der Besitz, die Ein-, Aus- und Durchfuhr, das Veräußern, das Abgeben, das Verschreiben, das Verabreichen und das Überlassen zum unmittelbaren Verbrauch gemäß Betäubungsmittelgesetz strafbar. KonsumformenGrundsätzlich stehen eine Reihe verschiedener Applikationswege offen, von denen die inhalativen und die oralen die gebräuchlichsten sind. Um Cannabinoide über die Lunge aufzunehmen, müssen sie in eine inhalierbare Form gebracht werden. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Einmal können sie in Aerosolform gebracht werden, z. B. durch Zerstäubung mit einem Inhalator. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Cannabiswirkstoffe in einen gasförmigen Zustand zu überführen. Dies gelingt einerseits durch schonendes Erhitzen auf den Siedepunkt der Cannabinoide (verdampfen, vaporisieren) mittels eines Vaporizers oder andererseits durch verbrennen (rauchen). Es gibt viele Möglichkeiten, Cannabis zu rauchen, z. B. pur oder mit Tabak vermischt mittels Shillum, Bong oder Pfeife; als Joint, Blunt oder „Eimer“. Auch für die orale Aufnahme gibt es mehrere Möglichkeiten. Da Cannabinoide fettlöslich sind, sind dafür fetthaltige Nahrungsmittel oder Trägerlösungen erforderlich. Cannabis kann direkt oder als Cannabisbutter in Gebäck verbacken werden oder mit Kakao/Schokolade gebunden werden. Weitere Möglichkeiten sind die Zubereitung eines alkoholischen Auszugs und die pharmazeutische Herstellung von Pflanzenextrakten oder THC in Reinform. Durch oralen Konsum oder die Aufnahme als Aerosolspray oder Dampf lässt sich die Belastung der Atemwege vermeiden bzw. minimieren. Dagegen schädigt das Rauchen wegen zahlreicher giftiger Verbrennungsprodukte dem Atemtrakt und den Verdauungstrakt. Es kann unter anderem zu chronischen Erkrankungen des Atmungssystems wie der chronischen Bronchitis und bei langjährigem Gebrauch zum Bronchialkarzinom führen. Die im Cannabisrauch enthaltene Teermenge entspricht in etwa der von Tabakrauch. Allerdings wird Cannabisrauch tiefer und länger inhaliert, was die Schadstoffexposition erhöht. Andererseits werden Joints oder Bongs üblicherweise seltener konsumiert als Zigaretten. Letztlich ist bei langjährigen Rauchern von einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Atmungssystems auszugehen, zusätzlich wird das Risiko der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant erhöht. Die Beimischung von Tabak verstärkt diese Risiken. Im Gegensatz zu Tabak, welcher in Spuren vorhandene radioaktive Bestandteile aus dem Mineraldünger und der Luft stark anreichert, enthält Cannabis keine radioaktiven Bestandteile, welche über die natürliche Radioaktivität hinausgehen. Cannabis als MedizinDie Cannabis-Pflanze wird seit mindestens 4500 Jahren medizinisch verwendet. Die moderne Cannabis-Forschung begann mit der Isolierung des wichtigsten psychotropen Wirkstoffes Δ9-THC im Jahre 1964. Heute wird Cannabis – soweit es die rechtlichen Rahmenbedingungen zulassen – in der evidenzbasierten Medizin und der Alternativmedizin bei vielen Krankheiten eingesetzt. Als Heilmittel oder zur Minderung von Symptomen oder Nebenwirkungen der eigentlichen Behandlung kann es bei Aids, Asthma bronchiale, Epilepsie, Glaukom, Krebs (Nebenwirkungen der Chemotherapie), Migräne, Multipler Sklerose, Morbus Crohn, Atopisches Ekzem, Schmerzzustände, Spastiken und Tourette-Syndrom helfen. 1999 veröffentlichte das US-amerikanische Institute of Medicine der National Academy of Sciences die Studie „Marijuana and Medicine: Assessing the Science Base“, in welcher der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wirkungen und Risiken der medizinischen Verwendung von Cannabis bzw. Cannabinoiden zusammengefasst wurde. Die Studie erkennt die Wirksamkeit und den therapeutischen Wert von Cannabinoiden, vor allem THC, für die Behandlung von Schmerz, Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates, Spastiken bei Multipler Sklerose, Arthritis, Depression, Nausea, Erbrechen und Anorexie. Die Schädlichkeit des Rauchens von Marihuana wiege jedoch etwaige positive Effekte auf. Die Zukunft des Einsatzes von Cannabinoiden in der medizinischen Behandlung liege deshalb nicht im Rauchen von Marihuana, sondern in chemischen Substanzen, die auf das körpereigene Cannabinoid-System wirken. Bis solche Medikamente entwickelt werden, empfiehlt die Studie Übergangslösungen. Besonders für Patienten, die an chronischen Schmerzen, Nebenwirkungen einer Chemotherapie oder AIDS leiden und bei denen eine schnell wirkende Cannabis-Therapie indiziert wäre, gebe es zur Zeit keine Alternativen zum Rauchen von Marihuana. Deswegen sei mehr Forschung über die Auswirkungen des Rauchens von Marihuana notwendig. Die physiologischen Effekte von synthetischen, pflanzlichen und körpereigenen Cannabinoiden müssten besser untersucht werden, auch müsse mehr Forschung über wirksame und sichere Verabreichungsmethoden betrieben werden. Es gebe keine schlüssigen Beweise für die Annahme, dass die Wirkung von Marihuana kausal mit dem Missbrauch anderer illegaler Drogen einhergehe („Einstiegsdrogentheorie“). Tierversuche hätten ein Potential für Abhängigkeit gezeigt, jedoch sei dieses weniger auffallend als bei Benzodiazepinen, Opiaten, Kokain oder Nikotin. Das Gehirn entwickle eine Toleranz für Cannabinoide. Es wurden auch Entzugserscheinungen beschrieben, die aber meist mild verlaufen und kurz andauern würden, z. B. Reizbarkeit, Schlafstörungen und Übelkeit. Die fehlende Standardisierung medizinischer Cannabiszubereitungen sei einer der wesentlichsten Gründe, dass Cannabis heute keine eminente Rolle in der medizinischen Behandlung darstelle. Ende der 1980er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre wurde entdeckt, dass es ein körpereigenes Cannabinoid-System gibt, das aus spezifischen Bindungsstellen für Cannabinoide, den Cannabinoid-Rezeptoren, besteht. Dabei sind Anandamid, 2-Arachidonyglycerol und Noladinether die drei wichtigsten Endocannabinoide. Dieses körpereigene Cannabinoid-System spielt eine signifikante Rolle bei vielen Körperprozessen, wie etwa bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken, Schmerzen, bei der Regulierung des Appetits sowie des Immunsystems. Das Verständnis der natürlichen Funktionen des Cannabinoid-Systems subsumiert das Verständnis der Wirkungsmechanismen bei therapeutisch gewünschten Wirkungen, wie etwa der spezifischen Schmerzlinderung, und bei möglicherweise unerwünschten Wirkungen, wie etwa der Störung der Gedächtnisfunktionen.[40] Es gibt inzwischen ernstzunehmende Hinweise, dass Cannabis bei Krebs und gewissen Autoimmunerkrankungen positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben kann.[41][42] Im Deutschen Ärzteblatt schrieb Dr. med. Carl Nedelmann in dem von Experten umstrittenen Artikel „Drogenpolitik: Das Verbot von Cannabis ist ein kollektiver Irrweg“: „Aus medizinischer Sicht wird kein Schaden angerichtet, wenn Cannabis vom Verbot befreit wird. Das Cannabis-Verbot kann durch medizinische Argumente nicht gestützt werden.“[43] Jugendkulturelle AspekteIn der europäischen und amerikanischen Jugendkultur ist Cannabis sehr weit verbreitet; zumindest von Beginn der 1990er bis Anfang der 2000er Jahre war ein kontinuierlicher Anstieg im Konsum unter Jugendlichen festzustellen, der aktuell die 'Höchstwerte' aus den frühen 1970er Jahren deutlich übersteigt. Parallel hierzu wurde Cannabis seit den 1990er Jahren in diversen Jugendkulturen thematisiert, vor allem im Hip-Hop und Reggae, zudem auch in Filmen und Literatur. Unter vielen Jugendlichen hat sich dabei eine Beiläufigkeit des Konsums eingestellt. Dem gegenüber war in der Frühzeit des über jugendkulturelle Botschaften propagierten Cannabiskonsums Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre noch ein stärker ritualisierter Konsum zu beobachten. Außerdem hat in den gegenwärtig über Jugendkulturen vermittelten Bildern von Cannabis die in der „Hippiezeit“ noch vordergründige Funktion der Droge als Symbol der Rebellion stark an Wirksamkeit eingebüßt. Diese Normalität bzw. Beiläufigkeit von Cannabis in bestimmten Jugendszenen hat offenbar insbesondere unter Teenagern auch zu einer erhöhten Zahl an exzessiven Intensivkonsumenten geführt. Zahlen
In Deutschland hatten 2004 unter 12– bis 25-Jährigen 31 % Erfahrungen mit Cannabis (35 % der männlichen und 27 % der weiblichen Befragten). Bezogen auf einen Konsum in den letzten 12 Monaten sind 13 % (17 % der Männer, 10 % der Frauen) aktuelle Konsumenten (Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). Eine erneute Studie im Jahr 2007 konnte einen Rückgang des Konsums feststellen. Von den 14- bis 17-Jährigen gaben 13 Prozent an Cannabis bereits probiert zu haben, 2004 waren es noch 22 Prozent. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sieht in diesen Zahlen aber noch keine Trendwende.[44] Im Hinblick auf alle Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren hatten 2003 in Deutschland 25 % Erfahrungen mit Cannabis (30 % der Männer, 18 % der Frauen), in den letzten 12 Monaten hatten 7 % die Droge konsumiert und in den letzten 30 Tagen 3,4 % (Quelle: IFT, München). In der Schweiz haben laut dem Bundesamt für Statistik 36 % der männlichen und 24 % der weiblichen 15- bis 24-Jährigen bereits Cannabis konsumiert (2002). 16 % bzw. 7 % gaben an, regelmäßig zu konsumieren.[45] Preise und QualitätGrundsätzlich unterscheiden sich je nach Dealer die Preise und Mindestmengen, die abgenommen werden müssen. Beim Straßenhandel in Deutschland ist in aller Regel mit höheren Preisen, bei relativ schlechter Qualität zu rechnen. Bei besonders schlechter Qualität kann der Preis auch unter 5 €/g liegen. Schwarzmarktpreise richten sich oft nicht nach Qualität, sondern nach Verfügbarkeit. So kann minderwertiges, gestrecktes Cannabis auch für deutlich mehr Geld angeboten werden. Marihuana wird meist in Tütchen, Plastik- oder Alufolie verpackt verkauft. Einzelne Joints oder Blunts werden für rund 2,50 bis 5 €/Stück gehandelt. Als Richtwert für ein Gramm relativ hochwertiges Marihuana (beim Kauf kleiner Mengen) kann im Schnitt etwa 6 bis 7 €/g angenommen werden, bei einer Handelsspanne von ca. 4 €/g im Einzelhandel. Haschisch von durchschnittlicher Qualität kostet etwa 3 bis 8 €/g. Dabei ist die Marge oft größer, weil oft Haschisch minderer Qualität im Umlauf ist, das bei größeren Mengen unter 3 €/g kostet. Andererseits sind auf dem Markt zuweilen sehr hochwertige Sorten erhältlich. z. B. „Nepal Temple Ball“ oder marokkanisches „Zero“-Haschisch, die über 10 €/g kosten. Die Bezeichnungen gehandelter Haschischsorten und ihr THC-Gehalt sind allerdings nicht einheitlich. In den Niederlanden wird seit einiger Zeit mit einer neuartigen Extraktionsmethode („Ice-O-Lator“) aus Indoor-Marihuana hoch potentes, ungepresstes Haschisch ("Skuff") mit bis zu 70 % THC-Gehalt hergestellt, das in niederländischen Coffee Shops zu Preisen von 15 bis 40 €/g gehandelt wird. Die Preise anderer Haschisch- und Marihuanasorten in den Niederlanden sind im Wesentlichen mit denen in Deutschland vergleichbar. Wegen behördlicher Auflagen dürfen Coffee Shops in den Niederlanden täglich höchstens 5 Gramm pro Person abgeben. Durch den größeren THC-Gehalt neuer Produkte lassen sich höhere Marktpreise erzielen, um den durch die behördlichen Auflagen bewirkten Umsatzrückgang zu kompensieren. Literatur
Siehe auch
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Cannabis als Medizin
- Deutsches Ärzteblatt - Drogenpolitik: Das Verbot von Cannabis ist ein „kollektiver Irrweg“
- 3sat: Cannabis: eine illegale Droge auf dem Weg zur Arznei und weitere Infos
- http://oe1.orf.at/51367.html - Umfangreiche Informationen auf oe1.orf.at im Zuge einer Berichterstattung in der Sendung „Radiodoktor“
Cannabis als Droge
- Abhängigkeitspotenzial wurde bisher unterschätzt - Interview mit Dr. Schütz, Psychiater
- University of Otago - Studie der Universität von Otago zum COMT-Gen und Cannabis-induzierten Psychosen (Englisch)
- 3sat: Cannabiskonsum und Psychosen hängen zusammen
- wdr.de Cannabis Ambulanz - Abhängigkeit besiegen mit ambulanter Hilfe
Einzelnachweise
- ↑ Grotenhermen 2003/IACM, Köln
- ↑ http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/076-005.htm Uni-Duesseldorf - Australische Erhebung
- ↑ http://www.drugcom.de/?uid=aacdc6eb32d9c60dde1a24a508a2ae14&id=topthema&sub=56 Drugcom.de Wissensstand Cannabis und Psychose
- ↑ http://www.thelancet.de/artikel/895734
- ↑ Journal of Addictive Diseases, Vol. 19, 1–22, 2000, [1]
- ↑ Volkow et al., Psychatry Research: Neuroimaging, 67, 29 – 38 (1996); Block et al., NeuroReport, 11, 749 — 753 (2000)
- ↑ http://archpsyc.ama-assn.org/issues/v58n10/abs/yoa20391.html US-Studie
- ↑ Xia Zhang et al. 2005
- ↑ Langzeitstudie der Universität Patras
- ↑ suchtpraevention-bundeswehr.de
- ↑ medknowledge.de
- ↑ Metaanalyse der University of California, San Diego (UCSD) School of Medicine von 2003
- ↑ http://www.drugcom.de/bot_faq_sub-2_idx-10.html Drugcom.de
- ↑ Ridenour et al.: [Factors associated with the transition from abuse to dependence among substance abusers: implications for a measure of addictive liability.]. In: Drug Alcohol Depend.. 80, Nr. 1, 2005, S. 1-14. PMID 16157227
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- ↑ Uni-Duesseldorf.de
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- ↑ Schmidbauer, vom Scheidt 2004
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- ↑ Grinspoon, Lester / Bakalar James B.: Marihuana, die verbotene Medizin, 1994, ISBN 3861500604
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- ↑ lunguk.org - Bericht der British Lung Foundation als PDF Datei
- ↑ [2]
- ↑ Donald Tashkin, M. D: „Heavy marijuana use not linked to lung cancer“
- ↑ ROSENTHAL 2003
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- ↑ Hindrik W.J., 1994. Marijuana use and driving. Journal of the International Hemp Association 1: 44-48.
- ↑ Olaf H. Drummer: Drugs and Accident Risk in Fatally-Injured Drivers
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- ↑ http://www.taima.org/de/kleiber.htm
- ↑ Grotenhermen/IACM 2003, Köln
- ↑ http://www.cannabislegal.de/studien/thckrebs.htm
- ↑ Grinspoon, Lester / Bakalar James B.: Marihuana, die verbotene Medizin, 1994, ISBN 3861500604
- ↑ Deutsches Ärzteblatt Nr. 97, Heft 43 vom 27. Oktober 2000
- ↑ n-tv: Noch keine Trendwende - Jugendliche kiffen weniger, 25. Juni 2007
- ↑ Bundesamt für Statistik Schweiz
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