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Busulfan



Steckbrief Busulfan
Strukturformel
Allgemeine Informationen
Name (INN) Busulfan
Andere Namen BU, BUS, NCI-C01592, NSC 750, NCI60-750
Hauptgruppe Zytostatikum
1. Untergruppe Alkylantien
2. Untergruppe -
3. Untergruppe -
Handelsname(n) Deutschland Busilvex® Myleran®
USA Busulfex®, Myleran®
EU (EMEA) Busilvex® Myleran®
Hersteller diverse (Pierre Fabre unter anderem)
Chemische Informationen
Name IUPAC 1,4-Butanediol-dimethansulfonat
1,4-bis(methylsulfonyloxy)Butan
Summenformel C6H14O6S2
Molmasse 246,304 g/mol Schmelzpunkt - °C
Siedepunkt - °C Gasübergang - °C
Aggregatzustand -
Löslichkeit Wasser 0,1 g/L
PEG400 67/100
N,N-Dimethylacetamid 33/100
pH (Verdünnung) NaCl 0,9 % 3,4-3,9
Glucose 5 % 3,4-3,9
Datenbankrefenzen (Codes & IDs)
CAS-Nummer 55-98-1 ATC L01-
PubChem 2418 (Compound)
284943 (Substance)
ChemBank 1409
Rote Liste 2006 -   -
Pharmakologische Informationen
Verabreichungsart peroral (p.o.); intravenös (i.v.)
Bioverfügbarkeit -
Metabolismus -
Wechselwirkungen Itraconazol Clearance von Busulfan  um 25 %
Plasmaspiegel Busulfan
Phenytoin
Cyclophosphamid
Clearance Busulfan
Busulfan Plasmaspiegel
Ausscheidung Urin: weniger als 50 % als Metabolite.
Inkompatibilität -
Klinische Informationen
Indikation(en) Chronisch myeloische Leukämie (Wirkung bei Philadelphia-Chromosom positiver CML > Ph-negativer CML). Konditionierungsbehandlung vor Stammzelltransplantation.
Nebenwirkungen Myelotoxizität (Anämie, Leukopenie mit Neutropenie, Thrombopenie). Lungenfibrose („Busulfan-Lunge“). Dysplastische Zellveränderungen im Gebärmutterhals (Zervix) und anderen Organen. Amenorrhoe. Venookklusive Erkrankung der Leber (VOD). Sekundärmalignome. Krampfanfall. Hyperpigmentierung der Haut.
Kontraindikation(en) Schwangerschaft. Stillzeit. Überempfindlichkeit gegen Busulfan.
Sicherheitshinweise
Gefahrensymbole -
Karzinogen. Mutagen. Embryotoxisch.
R- und S-Sätze R-Sätze -
S-Sätze -
MAK -
Zulassungsstatus
  Deutschland USA EU
Zulassungsdatum --.--.---- 26.06.1954 --.--.----
Status Apothekenpflichtig. Rezeptpflichtig.

Busulfan (Handelsnamen Busilvex®, Myleran®; Hersteller: PierreFabre, GlaxoSmithKline) ist ein synthetisches Zytostatikum zur Behandlung bestimmter Krebserkrankungen. Es ist ein Alkylans, gehört aber nicht zur Gruppe der Stickstoff-Lost-Derivate.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Herstellung

Busulfan wird synthetisch hergestellt. Es entstammt im Gegensatz zu anderen Zytostatika wie Vincristin, Topotecan oder Paclitaxel keiner Pflanze bzw. deren Extrakten.

Wirkungsmechanismus

Busulfan ist ein bifunktionales Alkylans. Die Bifunktionalität ergibt sich aus 2 Methansulfonat-Gruppen, die am jeweils 1 Ende der C4-Kette vorzufinden sind. In wässriger Lösung, hydrolysiert Busulfan und gibt somit die Methansulfonatgruppen frei. Dies bewirkt die Produktion reaktiver Carbonium-Ionen, welche als alkylierende Gruppe fungieren. Alkyliert wird vor allem die DNA, aber auch andere Moleküle in der Zelle können Ziele der Alkylierung durch Busulfan sein.

Pharmakokinetik

Verstoffwechselung

Ausscheidung

Wechselwirkungen

Itraconazol

Anwendungsgebiete

Erwachsene

Die Wirkung von Busulfan ist bei der Behandlung der Philadelphia-Chromosom negativen chronisch myeloischen Leukämie schwächer als bei der Behandlung der Philadelphia-Chromosom positiven CML. Busulfan wird bei der Konditionierung vor Stammzelltransplantation typischerweise in Kombination mit Cyclophosphamid eingesetzt.

Kinder und Jugendliche

Die Wirkung von Busulfan ist bei der Behandlung der Philadelphia-Chromosom negativen chronisch myeloischen Leukämie schwächer als bei der Behandlung der Philadelphia-Chromosom positiven CML. Busulfan wird bei der Konditionierung vor Stammzelltransplantation typischerweise in Kombination mit Cyclophosphamid eingesetzt.

Dosis und Verabreichung

Verabreichung

Busulfan kann peroral als Tablette oder intravenös als Infusion gegeben werden.

Dosierung

Erwachsene

Chronisch Myeloische Leukämie (CML)
  • perorale Gabe: 60 µg/kg Körpergewicht/Tag in 4 Einzeldosen alle 6 Stunden.
  • perorale Gabe: 1,8 mg/m2 KOF/Tag in 1 Einzeldosis alle 24 Stunden.
  • perorale Gabe: Typische Tagesdosis 4-8 mg/Tag.
Konditionierungsbehandlung vor Stammzelltransplantation
  • perorale Gabe: 4 mg/kg Körpergewicht/Tag in 4 Einzeldosen pro Tag an 4 Tagen (insgesamt 16 Dosen) plus Cyclophosphamid 60 mg/kg Körpergewicht/Tag in 1 Einzeldosis pro Tag an 2 Tagen (BU-CY Protokoll).

Kinder und Jugendliche

Nebenwirkungen

Knochenmarktoxizität (Leukopenie, Anämie, Thrombopenie)

Die wichtigste und gegebenenfalls schwerwiegenste Nebenwirkung ist die Myelotoxizität (Toxizität auf das Knochenmark und die Blutbildung) mit nachfolgender Anämie, Leukopenie und Thrombopenie. Diese Nebenwirkung tritt bei der Verabreichung von Busulfan bei allen Patienten auf: lediglich der Schweregrad, die Dauer und die eventuellen Begleiterscheinungen sind neben der Dosis auch von Eigenschaften des Patienten abhängig wie beispielsweise vorbestehende Schädigung des Knochenmarks, 1 oder fortlaufende Gabe von Busulfan oder anderen Zytostatika. Unter Verwendung von Busulfan im Rahmen der Konditionierungsbehandlung vor Stammzelltransplantation fallen die Leukozyten auf einen medianen Nadir 4 Tage nach Transplantation. Die Anzahl der Neutrophilen (ANC) erholt sich innerhalb von 13 Tagen nach Transplantation, sofern prophylaktisch G-CSF (Filgrastim, Lenograstim) eingesetzt wird. 98 % aller Patienten unter Busulfan bei Konditionierung vor Stammzelltransplantation wiesen Thrombozytenzahlen von weniger als 25000/µL auf. Die Thrombopenie trat im Median 5-6 Tage nach Transplantation auf. 69 % aller Patienten wiesen eine Anämie mit einem Hämoglobin von weniger als 8,0 g/dL auf.

Infektionen

Die Leukopenie und insbesondere Neutropenie führen in vielen Fällen zu vermehrtem Auftreten von bakteriellen und mykotischen (Pilze) Infektionen. Diese können leicht sein, meistens handelt es sich aber um ernstere Infektionen der unteren Luftwege (Lungenentzündung) oder gar um Blutvergiftungen (Sepsis). Letztere sind lebensgefährlich. Das Absinken der Lymphozyten (Lymphopenie) im Rahmen der Leukopenie führt auch zu einem vermehrten Auftreten von Virusinfektionen. Diese können auch schwerwiegend sowie lebensbedrohlich sein (Herpes-Enzephalitis, disseminierte Varizellen usw.).

Krampfanfall

Unter Verwendung hoher Dosen von Busulfan wie bei der Konditionierung vor Stammzelltransplantation sind Krampfanfälle beobachtet worden. Diese treten gesichert unter peroraler Gabe auf; da die intravenöse Dosierung jedoch die gleichen Plasmakonzentrationen an Busulfan erreicht, ist auch bei der intravenösen Gabe von einem Risiko für Krampfanfälle auszugehen. Aus diesem Grunde wird Patienten mit hochdosiertem Busulfan gleichzeitig eine Prophylaxe gegenüber Krampfanfällen mit Phenytoin verabreicht. Die prophylaktische Behandlung mit Phenytoin sollte dabei vor der ersten Busulfan-Dosis begonnen sein. Die Gabe von Busulfan bei Patienten mit Krampfleiden sollte daher mit gesonderter Vorsicht erfolgen.

Leberschädigung

Hohe Busulfanspiegel können Leberschädigungen hervorrufen. Insbesondere kann eine venookklusive Erkrankung (VOD) der Leber auftreten. Patienten, welche zuvor eine Bestrahlung der Leber erhalten haben, haben ein noch höheres Risiko des Auftretens einer VOD im Vergleich zu den nicht-bestrahlten Patienten. Gleiches gilt auch für Patienten mit mehr als 3 absolvierten Zyklen Chemotherapie oder vorangegangener Stammzelltransplantation mit myeloablativer Chemotherapie. Die Häufigkeit beläuft sich auf 7,7-12 % der Patienten mit Stammzelltransplantation unter Verwendung von Busulfan, die entsprechende Mortalität betrug 3 %.

Lungenfibrose (Busulfan-Lunge)

Eine Lungenfibrose nach Behandlung mit Busulfan ist eine sehr seltene, aber sehr schwerwiegende Komplikation. Sie tritt typischerweise verzögert auf (4 Monate bis 10 Jahre nach Busulfan, im Mittel 4 Jahre). Eine effektive Behandlung der Lungenfibrose ist nicht bekannt. Bei schwerem Verlauf kann eine Lungentransplantation unumgänglich sein.

Karzinogenität, Mutagenität, Embyrotoxizität

Chromosomenveränderungen unter oder nach Behandlung mit Busulfan sind sowohl bei Tieren als auch beim Menschen nachgewiesen worden. Die Entwicklung von sekundären (therapieassoziierten) akuten Leukämien ist bei Behandlung mit Busulfan berichtet worden. Die sekundären Leukämien traten dabei 5-8 Jahre nach Busulfan-Behandlung auf. Infolge seiner kanzerogener und mutagener Eigenschaften gilt Busulfan als embryotoxisch. Eine bei bestehender Schwangerschaft erfolgte Busulfan-Behandlung erhöht das Risiko einer Schädigung des Embryos deutlich.

Amenorrhoe und Zeugungsunfähigkeit

Niedrigdosiertes Busulfan verabreicht über längere Zeiträume (Monate oder Jahre) bei der Behandlung der chronisch myeloischen Leukämie führt bei Frauen vor der Menopause zu einer Unterdrückung der Eierstockfunktion. Es resultiert hieraus ein Ausbleiben des Eisprungs, nachfolgend ein Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhoe). Bei Männern konnte unter Busulfan-Behandlung eine Azoospermie und eine Hodenatrophie nachgewiesen werden.

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Historisches

D.A. Galton wies 1953 erstmalig die Wirksamkeit von Busulfan bei der chronisch myeloischen Leukämie (CML) nach.

Weblinks, Quellen und Literatur

  • US-amerikanische Packungsbeilage Busulfan peroral Frei zugänglich.
  • US-amerikanische Packungsbeilage Busulfan intravenös Frei zugänglich.
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Busulfan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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