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AugenbewegungUnter Augenbewegungen (Okulomotorik) versteht man die Gesamtheit aller motorischen Ausdrucksformen und Varianten, die den Augäpfeln (Bulbi) zur Verfügung stehen, sich bewusst oder unbewusst, willkürlich oder unwillkürlich in unterschiedliche Richtungen drehen (oder drehen lassen) zu können. Sie sind als aktives Ereignis das Ergebnis bestimmter Innervationsvorgänge und dienen in den meisten Varianten der Aufnahme visueller Reize. Im Gegensatz hierzu bezeichnet man von "aussen" induzierte Augenbewegungen (bspw. durch den sogenannten Pinzettenzugtest) als passive Augenbewegungen, deren Untersuchung Aufschluß über zum Beispiel mechanisch bedingte Motilitätsstörungen geben soll. Die Okulomotorik vollzieht sich auf der Grundlage eines sehr komplexen Systems mit einer Reihe von Regelkreisen. In diesen Regelkreisen müssen bestimmte funktionale Erfordernisse erfüllt werden. So dient die Netzhaut (Retina) als eine Art Fühler, das Zentralnervensystem stellt Regelmechanismen zur Verfügung, und sechs äußere Augenmuskeln (beim Menschen) fungieren als Stellglied. Mit der Änderung der Augenstellung geht auch wieder eine Veränderung auf der Netzhaut einher, und der Informationsfluss wird zum Kreis. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
KlassifizierungFolgende Einteilung der binokularen Augenbewegungen kann vorgenommen werden:
In Abhängigkeit von der Art der Augenbewegungen „fühlt“ die Netzhaut unterschiedliche Regelgrössen. Bei Blickzielbewegungen ist dies die Position des Netzhautbildes, das foveolar fixiert werden soll. Beim optokinetischen Nystagmus ist es die Geschwindigkeit der Bildverschiebung über die Netzhaut. Bei Folgebewegungen ist es eine Kombination aus den vorgenannten Regelgrössen. Bei Vergenzen sind es die Disparität und die Schärfe der Abbildung. All diese Werte werden an die verschiedenen Regler im Zentralnervensystem übermittelt, wo ein Vergleich mit den Ist-Werten und den von der Aufmerksamkeitszuwendung abhängigen Soll-Werten erfolgt. Als Resultat erfolgt ein enstprechender Stellbefehl an die Augenmuskeln. Physiologie der AugenbewegungenBewegungsmechanikDer Augapfel ist ein fast kugelförmiger Körper, der sich innerhalb bestimmter Grenzen wie in einer kardanischen Aufhängung um beliebig viele Achsen drehen kann, dabei seine Position innerhalb der Augenhöhle (Orbita) jedoch nicht bzw. nur unwesentlich verändert. Alle möglichen Drehachsen schneiden sich hierbei in einem einzigen Punkt innerhalb der Orbita, dem so genannten Drehpunkt. Bei einem emmetropen Auge befindet sich dieser Punkt ca. 13,5 mm hinter dem Hornhautscheitel, etwa auf der Gesichtslinie. Eine Augenbewegung ist abhängig von der Zugrichtung einer Muskelkraft, die bestimmt wird durch seinen Muskelursprung und Muskelansatz am Augapfel. Verbindet man Ursprung, Ansatz und Drehpunkt, erhält man die so genannte Muskelebene, in der sich auch der wirksame Hebelarm befindet. Die Drehachse eines Muskels ist die Lotrechte auf die Muskelebene und führt durch den Drehpunkt. Jeweils zwei Augenmuskeln eines Auges weisen eine ähnliche Muskelebene auf, haben annähernd die gleiche Drehachse, unterscheiden sich aber durch die Drehrichtung. Diese Muskeln mit gleicher Drehachse, aber unterschiedlicher Drehrichtung, werden Antagonisten genannt. Die Kräfte, die ausschließlich am Umfang des Bulbus angreifen, lassen sich mit dem mechanischen Wirkungsprinzip von Hebel oder Rolle vergleichen. Wenn das Auge sich innerhalb der Orbita nicht bewegt, bedeutet dies nicht, dass keine Kraft am Bulbus angreift, sondern lediglich, dass das angreifende Drehmoment in jeder Richtung so groß ist, wie das Drehmoment in der Gegenrichtung. Dieses Gleichgewicht ist ein stabiles Gleichgewicht und bleibt solange unverändert, wie die Drehmomente unverändert bleiben. Ändert sich nun ein Hebel oder eine einwirkende Kraft, wird das Auge bewegt - und zwar so lange, bis ein neues Gleichgewicht erreicht wird. Die Differenz der angreifenden Drehmomente bestimmt hierbei die Geschwindigkeit der Augenbewegung. Grundlagen der AugenbewegungDrei Drehachsen sind bei Augenbewegungen besonders hervorzuheben: die Z-Achse, die senkrecht durch das Auge verläuft, die X-Achse, die waagerecht verläuft - beide liegen frontoparallel in der Ebene von Listing -, und die Y-Achse (auch Sagittalachse), die im Drehpunkt die Lotrechte auf diese Ebene bildet. Die Terminologie der Augenbewegungen basiert auf der Definition dieser drei Achsen. Zudem erleichtert es das Verständnis der Augenbewegungen, aus einer Nullstellung heraus die verschiedenen Blickrichtungen zu betrachten. Diese Nullstellung wird eingenommen bei gerader Kopf- und Körperhaltung und geradeaus gerichtetem Blick. Sie wird Primärstellung oder Primärposition genannt. Bewegungsarten
Langsame Mikrobewegungen und Mikrosakkaden dienen der Fixationskontrolle, in dem sie als eine Art Korrektiv die Blicklinien immer wieder auf das Fixationsobjekt zurückführen, von dem sie zwecks Verhinderung der Lokaladaption regelmäßig langsam abweichen. AugenstellungenAus der oben genannten Primärstellung heraus kann das Auge eine reine Horizontalbewegung um die Z-Achse oder eine Vertikalbewegung um die X-Achse durchführen. Diese Bewegungen aus der Primärposition heraus nach links, rechts, oben oder unten nennt man Kardinalbewegungen. Nach Durchführung einer solchen Kardinalbewegung befindet sich das Auge in einer so genannten Sekundärstellung. Werden nacheinander eine Vertikalduktion und eine Horizontalduktion durchgeführt, befindet sich das Auge in einer so genannten Tertiärstellung. In diese Position gelangt ein Auge auch dann, wenn es eine Bewegung um eine schräge Achse vollzieht und nicht nacheinander um die Z-Achse und die X-Achse. Dies bedeutet, dass jede denkbare Blickrichtung eines Auges das Resultat einer Bewegung um eine Achse aus der Primärstellung heraus darstellt. Die Gesamtheit dieser Achsen bildet im Drehpunkt des Auges eine senkrechte, frontoparallele Ebene, die sogenannte Ebene von Listing. Das Gesetz von Listing besagt demnach:
Jedoch ist das Gesetz von Listing nicht auf alle Augenbewegungen anwendbar. Zykloduktionen, also Rollungen, finden um die Y-Achse statt, die senkrecht auf der Listing'schen Ebene steht. Als anatomische Ruhelage wird von Bielschowsky diejenige Stellung der Augen bezeichnet, die, unbeeinflusst von irgendeiner Innervation, nur von mechanischen Faktoren abhängig ist. Da jedoch auch im Schlaf eine Muskelinnervation nicht vollkommen erlahmt, ist eine einfache Messung an Lebenden kaum möglich. Von der anatomischen Ruhelage muss die so genannte relative Ruhelage oder fusionsfreie Einstellung unterschieden werden, die nach Unterbechung der Fusion vorliegt. Leistungen des BewegungsapparatesDie Exkursionsfähigkeit des Auges, also das Ausmaß der Bewegungen bei Kontraktion bestimmter Augenmuskeln, ist in verschiedenen Blickrichtungen unterschiedlich. Eine Adduktion und Abduktion ist in der Regel um ca. 50° möglich. Eine Depression kann bis zu 60° betragen, eine Elevation selten mehr als 45°. Die Bestimmung der monokularen Exkursionsfähigkeit ergibt das monokulare Blickfeld des jeweils rechten und linken Auges. Hingegen spricht man vom binokularen Blickfeld bei dem Bereich, in dem beide Augen gemeinsam foveolar fixieren können. Dieses unterscheidet sich nochmals von dem so genannten Fusionsblickfeld, da in extremen Blickrichtungen zwar bifoveolar fixiert werden kann, durch seitenungleiche Verrollung jedoch eine Diplopie ausgelöst wird, die in dieser Situation nicht fusioniert wird. In der Regel wird im täglichen Leben lediglich ein Teil dieser Maximalwerte benötigt. Das Gebrauchsblickfeld nutzt im Allgemeinen nur Exkursionen bis ca. 20°, auch unterstützt durch frühzeitig einsetzende Kopfbewegungen. Die Winkelgeschwindigkeit, mit der schnelle Augenbewegungen (Sakkaden) vollzogen werden, ist auch abhängig von deren Amplitude. Maximal beträgt sie etwa 600°/Sek. Folgebewegungen zeigen maximale Geschwindigkeiten von ca. 100°/Sek., Vergenzbewegungen selten mehr als 20°/Sek. Daraus ergibt sich, dass Sakkaden in der Regel nach ca. 50 Millisekunden abgeschossen sind, während Fusionsbewegungen ca. 0,5 bis 1 Sekunde dauern können. Diese Form der Augenbewegungen erfordern im Normalfall eine Muskelkraft von etwa 50 g, wobei die Muskelinsertionen in Primärposition bereits unter einer Spannung von 5-10 g stehen. Experimentelle Muskelkraftmessungen haben gezeigt, dass die Kraft eines Augenmuskels auf bis zu 100 g ansteigen kann, ohne dass subjektive Beschwerden oder Ermüdungserscheinungen aufgetreten wären. Störungen der Okulomotorik
Es gibt eine ganze Reihe von Störungen der Augenbewegungen und -stellung. Hierzu zählen alle Arten von angeborenen oder erworbenen Schielerkrankungen, Augenzittern (Nystagmus), sowie mechanische und neurogene Störungen (z. B. Orbitabodenfraktur, Obliquus-superior-Myokymie, supranukleäre Blicklähmungen etc.). Topodiagnostik der AugenbewegungsstörungenBei der klinischen Beurteilung von Motilitätsstörungen und ihrer Lokalisation können diese in der Regel einem der vier folgenden Bereiche zugeordnet werden:
Prinzipiell kann man sich bei der Zuordnung von Bewegungsstörungen zu einem dieser Bereiche auf zwei Kriterien stützen:
Zur Prüfung aller Kriterien müssen alle Bewegungsarten systematisch untersucht werden.
Zur Beurteilung können folgende Regeln gelten:
WahrnehmungsmerkmaleFixationen und Sakkaden machen den größten Teil der bewussten Augenbewegungen aus. Während einer Fixation nimmt das Auge über die Netzhaut Informationen aus der Umgebung auf und leitet diese nach einer Vorverarbeitung an das Gehirn weiter. Während einer Sakkade hingegen nimmt das Auge keine visuellen Informationen auf. Man ist in dieser Phase tatsächlich blind und sieht darin eine der Mitursachen der Unaufmerksamkeitsblindheit, also der Unempfänglichkeit für visuelle Reize durch mangelnde Aufmerksamkeit. Allerdings konnte experimentell bestätigt werden, dass während dieses Wahrnehmungsausfalls die Verarbeitung der zuletzt empfangenen Daten sehr wohl fortgesetzt wird. Augenbewegungen sind sehr individuell und können selbst bei der selben Person unter verschiedenen Bedingungen sehr unterschiedlich ausfallen. Die Dauer der Fixationen und das Muster und die Längen der Sakkaden sind nicht nur abhängig von allgemeinen Eigenschaften wie Geschlecht und Alter, sondern richten sich auch stark nach Gewohnheiten, Fähigkeiten, Interesse und Absichten des Betrachters. Auch biologische Faktoren wie etwa Drogen- oder Koffeinkonsum können die Augenbewegungen sehr stark beeinflussen. Die für die Forschung wichtigste Eigenschaft ist jedoch die starke Veränderung der Augenbewegungen aufgrund der dargebotenen visuellen Reize, z.B. der Schwierigkeit eines Textes oder der Komplexität eines Bildes. Erst diese Abhängigkeit legt die Eye-Mind Hypothese nahe, nämlich dass das Sehen und die kognitive Verarbeitung des Gesehenen sich gegenseitig beeinflussen und experimentell begründbare Rückschlüsse aufeinander zulassen. Den Vorgang des Sehens selbst bezeichnet man deshalb heute auch als Intentionales Sehen, also einer aktiven, bewusst gesteuerten Handlung durch den Sehenden. Forschungsgebiete der BlickbewegungsforschungDie Blickbewegungsforschung untersucht die Zusammenhänge zwischen Augenbewegungen und Verarbeitungsprozessen im Gehirn und verbindet als Teil der Psychologie nicht nur Wahrnehmungs-, Kognitions- und Werbepsychologie, sondern unterstützt auch Disziplinen wie die Linguistik, die Sicherheitstechnik oder die Erforschung von Benutzerfreundlichkeit. Dabei werden mittels Blickbewegungsregistrierung, engl. eye tracking, der maschinellen Messung und Aufzeichnung der Augenbewegungen, zunächst Daten gewonnen, die dann anschließend durch die Blickbewegungsanalyse wissenschaftlich ausgewertet werden. Um einen Überblick über die Bedeutung und die Fähigkeiten der Blickbewegungsforschung zu geben, werden hier stellvertretend einige aktuelle Forschungsgebiete dargestellt. Es gibt jedoch noch zahlreiche weitere Fragestellungen, mit der sich die Blickbewegungsforschung beschäftigt. Im Allgemeinen wird die Blickbewegungsanalyse jedoch eingesetzt, um Theorien zu falsifizieren oder zwischen zwei konkurrierenden Modellen das wahrscheinlichere herauszufinden. IntegrationDurch seine spezielle Funktionsweise nimmt das Auge kein kontinuierliches Bild der Umgebung auf, sondern viele nicht direkt aneinanderreihbare Einzelbilder. Das Zusammenfügen dieser Bilder, auch Integration genannt, ist nach wie vor Untersuchungsobjekt der Forschung. Ein bloßes Aneinanderfügen der Bilddaten, wie es etwa in der Erzeugung von Panoramabildern in der Bildverarbeitung praktiziert wird, ist jedoch heute experimentell widerlegt. Stattdessen legen die bisherigen Untersuchungsergebnisse nahe, dass die Daten durch höherwertige, abstraktere Informationseinheiten zusammengeführt werden. Beim Lesen dient vermutlich der Klang eines Wortes (seine phonetischen Eigenschaften) als Grundlage der Integration, beim Betrachten realer Szenen scheinen verbale Beschreibungen der gesehenen Objekte die Ausgangsbasis zu bilden. Lesen von TextDurch die Blickbewegungsregistrierung sind heute die typischen Blickbewegungen beim Lesen bekannt. Im westlichen Raum verlaufen dabei die Sakkaden von links nach rechts und oben nach unten - sie folgen also einer imaginären Diagonale, die durch die Leserichtung vorgegeben ist. Daneben kommt es aber auch zu Regressionen, Sakkaden, die der Leserichtung entgegengesetzt sind und zu bereits gelesenen Textstellen zurückführen. Diese Regressionen werden oft gezielt provoziert und untersucht, denn sie geben Auskunft darüber, wie Sätze in ihrer Struktur analysiert und ihr Bedeutungsinhalt ermittelt wird. Je nach Erfahrung des Wahrnehmenden, Schwierigkeit des Textes und dem Kontext der Informationsaufnahme variieren die messbaren Attribute in der folgenden Weise: Mit zunehmendem Anspruch und sinkender Vorhersagbarkeit der visuellen Information werden die Sakkaden kürzer und die Fixationsphasen länger. Bei mehrdeutigen und missverständlichen Textinhalten nimmt der Anteil der Regressionen zu. ErklärungsmodelleEs gibt zwei konkurrierende Modelle, die versuchen zu erklären, wie Leser ihre Augenbewegungen festlegen. Das cognitive process model behauptet, dass der Blick erst dann zum nächsten Wort springe, wenn eine bestimmte Auslösebedingung erfüllt sei. Diese Bedingung solle der „lexikalische Zugriff“ sein, also der Moment indem ein Wort eindeutig identifiziert ist. Die Bedeutung des Wortes und Einordnung in den Text müssten zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar sein. Das oculomotor model hingegen besagt, dass die Blickbewegungen hauptsächlich durch einfache Regeln gesteuert seien, die dem Auge vorgegeben würden. So bestimme ein Leser aufgrund seiner Absicht zunächst eine textweite Strategie (z.B. „möglichst aufmerksam lesen“) und arbeite sich innerhalb eines Satzes mithilfe einer angepassten Taktik (z.B. „Satz ist kompliziert, langsam machen“) voran. Die Forschungsergebnisse scheinen dem cognitive process model eher Recht zu geben als dem oculomotor model, allerdings konnte bisher keine der zahlreichen Abwandlungen dieser Basismodelle eindeutig bestätigt werden. SchnelllesenAls Schnellleser bezeichnet man Menschen, die mit 600 bis 700 Wörtern pro Minute etwa doppelt bis dreimal so schnell lesen wie der durchschnittliche Leser und trotzdem den wesentlichen Teil des Textes erfassen. Experimentelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass ein durchschnittlicher Leser, der die Anweisung erhält, einen Text „zu überfliegen“, eine vergleichbare Geschwindigkeit und Aufnahmefähigkeit erreicht. In beiden Fällen wurde außerdem aus Textteilen, die nicht fixiert wurden, keine Detailinformation gewonnen. Demnach ist Schnelllesen nichts anderes als das gewöhnliche Überfliegen eines Textes. Lesen von SpezialschriftenWeitere Untersuchungsobjekte sind das Lesen von Spezialschriften wie Notenschrift oder mathematischen Formeln. In beiden Gebieten richten sich die Blickbewegungen äußerst stark nach dem Inhalt der dargebotenen Information. Notensätze mit vielen Akkorden zeichnen sich z.B. durch zahlreiche vertikale Blickbewegungen aus, während bei Stücken mit kontrapunktischer Melodieführung horizontale Sakkaden überwiegen. Anwendungsgebiete der BlickbewegungsanalyseDie Untersuchung der Art und Weise, wie Personen reale Szenen oder deren Abbildungen betrachten, bildet die Basis für die praktische Anwendung der Blickbewegungsforschung. Die Analyse, welche Punkte in einem Bild oder Foto zuerst und welche am längsten betrachtet werden, gibt Hinweise für die Beantwortung von Fragen wie: „Welche Merkmale müssen betrachtet werden, um ein Gesicht zu erkennen?“, „Wo muss ich Verkehrsschilder anbringen, damit sie gesehen werden?“, „Wie sollten die Bedienelemente einer grafischen Benutzeroberfläche gestaltet werden?“ usw. Praktische Erkenntnisse der Blickbewegungsanalyse werden verwendet, um Schnittstellen und Medien in ihrer Funktionsweise zu verbessern. Dies umfasst z.B. die Untersuchung der Lesbarkeit und Wahrnehmung von Texten in der Werbung. In der Informatik kann sie als Untersuchungsmethode der Software-Ergonomie im Bereich der Benutzerfreundlichkeit eingesetzt werden und dient dann der Qualitätsanalyse von Schnittstellen der Mensch-Computer-Interaktion, wie etwa Grafischen Benutzeroberflächen. Augenbewegungen ohne WahrnehmungReflexartige AugenbewegungenAugenbewegungen sind auch Teil einiger reflexhafter Reaktionen auf Umweltreize. So wenden wir uns automatisch auffälligen Geräuschen zu; fliegt etwas schnell auf unsere Augen zu, wenden wir uns automatisch ab. Die Augenbewegungen sind hier mit Bewegungen des Kopfes verknüpft. Verantwortlich für diese Leistung sind die beiden oberen Hügel (Colliculi superiores, die auch die Sakkaden steuern) der Vierhügelplatte (Tectum mesencephali) des Mittelhirns. Rapid Eye MovementsIn der Schlafforschung sind schnelle und heftige Augenbewegungen ein Indikator für den so genannten REM-Schlaf, eine Phase des Schlafes, während der die Augenaktivität zunimmt und die Pupillen zittern. Die Funktion der REM-Phase (Abkürzung xon Rapid Eye Movement ) ist ungeklärt. Da beim Schlafen die Augenlider meist geschlossen sind, findet keine Wahrnehmung statt. Weckt man schlafende Personen während einer REM-Phase, können sie besonders häufig über Träume berichten. Spiegel des UnbewusstenIn der Neurolinguistischen Programmierung (NLP), dienen Augenbewegungen als Indikator für Zugriffe auf verschiedene Bereiche des Gedächtnisses. Nach Aussage dieses umstrittenen Gebietes gibt die Richtung, in die eine Person sieht während sie sich etwas aus dem Gedächtnis ins Bewusstsein ruft, Auskunft über die Art dieser Erinnerung. Das folgende Modell von Bandler und Grinder, das keine universale Gültigkeit beansprucht und nicht experimentell bestätigt ist, unterscheidet zwischen den folgenden sechs Abstufungen, die aus Sicht der sich erinnernden Person angegeben werden:
Dabei bezeichnet „erinnert“ die Erinnerung an ein tatsächliches Ereignis, während „konstruiert“ die Erinnerung an reine Vorstellungen bezeichnet. Während dieser Augenbewegungen sind zwar die Augenlider geöffnet, die Personen „starren aber ins Leere“, d.h. ihr Blick ist unfokussiert und unaufmerksam, so dass keine bewusste Wahrnehmung stattfindet. Trauma-TherapieIn der Behandlungsmethode EMDR ( Eye Movement Desensitization and Reprocessing ) der Psychotherapie werden Traumata durch den bewussten Einsatz von Augenbewegungen behandelt. Ähnlich zu oben dargestelltem Modell werden hier die Augenbewegungen als mit dem Zugriff auf verschiedenen Erinnerungszentren des Gehirns verbunden angesehen. Durch die Bewegungen sollen diese Zentren gezielt angesprochen werden und so ein Informationsfluss zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte eingeleitet werden. Die Therapie ist umstritten, da sie nicht durch experimentelle Untersuchungen bestätigt ist. Bei diesen Augenbewegungen steht die reine Bewegung im Vordergrund, eine bewusste Wahrnehmung findet nicht statt. Siehe auch
sowie ferner
Literatur
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