Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Blendung



Als Blendung bezeichnet man eine visuelle Störempfindung, welche durch Leuchtdichteunterschiede des Umfeldes ausgelöst wird.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Zum besseren Verständnis wird zunächst die Adaptation des Auges erläutert. Unter der Adaptation versteht man im Allgemeinen die Anpassung des visuellen Systems an veränderte Leuchtdichtebedingungen.

Man kann vier Einzelprozesse nennen, die der Adaptation dienen und unterschiedlich starke Auswirkungen haben. Der wohl bekannteste Prozess ist die Pupillenverengung bzw. Pupillenerweiterung. Bei sinkender Umfeldleuchtdichte öffnet sich die Pupille, wodurch mehr Licht ins Auge gelangen kann. Aufgrund des Stiles-Crawford-Effekts tragen jedoch weit am Rand einfallende Strahlen wesentlich weniger zur Hellempfindung bei, als axiale Strahlen. Dementsprechend ist die Wirkung der Pupillenveränderung recht gering. Weitere Vorgänge sind der Übergang vom Zapfen- auf das Stäbchensehen, die Empfindlichkeitsänderung der Zapfen und Stäbchen, sowie der Zusammenschluss mehrerer Stäbchen zu einem Empfindungselement.

Die stärkste Wirkung geht von der Empfindlichkeitsänderung der Zapfen und Stäbchen aus. Diese wird durch eine Änderung des Verhältnisses von Reduktion und Regeneration des Sehpurpurs (Rhodopsin) erreicht. Rhodopsin setzt sich aus dem Vitamin A und einem Eiweißanteil zusammen. Trifft Licht auf das Rhodopsin, verändert es seine Form und löst dann einen elektrischen Impuls aus.

Hat das Auge nach einer bestimmten Zeit ein Adaptationsniveau erreicht, kann es Leuchtdichteunterschiede in gewissen Grenzen wahrnehmen.

Für die Adaptation benötigt das visuelle System eine bestimmte Zeit, die Adaptationszeit. Sie ist abhängig von der Größe der Leuchtdichteänderung, sowie vom Alter der Person. Bei großen Änderungen der Leuchtdichte vollzieht sich die Adaptation schneller, als bei kleinen Änderungen. In jungen Jahren ist die Adaptationszeit kürzer, als im Alter.

Weiterhin kann eine Abhängigkeit von der Adaptationsrichtung genannt werden. Bei der Einstellung von Hell nach Dunkel benötigt das visuelle System mehr Zeit, als bei der Einstellung von Dunkel nach Hell. Die Adaptation kann in einer Adaptationskurve graphisch dargestellt werden. Der Verlauf in den ersten 3 bis 5 Minuten wird als Sofortadaptation bezeichnet. Sie entspricht der Anpassung der Zapfen. Der charakteristische Knick in der Kurve stellt den Übergang vom Zapfensehen auf das Stäbchensehen dar und wird als Kohlrauscher-Knick bezeichnet. Im weiteren Verlauf spricht man von der Daueradaptation, die bis zu 50 Minuten andauern kann. Bei der Daueradaptation erfolgt die Anpassung der Stäbchen.

Entstehung der Blendung

Wie in den Grundlagen erläutert wurde, adaptiert das visuelle System zum Zweck der Leistungsoptimierung stets auf eine bestimmte vorhandene Umfeldleuchtdichte. Häufig ist jedoch die Umfeldleuchtdichte nicht homogen und weist Unterschiede auf. Befindet sich beispielsweise eine helle Störlichtquelle im Gesichtsfeld, dies kann sowohl eine Lichtquelle als auch das Reflexbild einer Lichtquelle sein, kann durch im Augeninneren erzeugtes Streulicht der Störlichtquelle ein Schleier der Netzhaut erzeugt werden. Das Auge adaptiert in diesem Fall auf ein höheres Leuchtdichteniveau, obwohl die Umfeldleuchtdichte geringer ist. Man spricht hier von der Schleierleuchtdichte. Diese Schleierleuchtdichte kann die Sehfunktion beeinträchtigen, wenn sie in etwa 1 bis 2 Prozent der Leuchtdichte der Orte des Gesichtfeldes erreicht, die für die Information wichtig ist.

Die Erzeugung von Streulicht im Augeninneren ist auf Streuzentren zurückzuführen, die sich in unterschiedlicher Anzahl in den brechenden Medien des Auges befinden. Diese Streuzentren können beispielsweise Einschlüsse oder auch durchsichtige Stellen anderer Brechzahl sein, die das Licht diffus ablenken und zu der beschriebenen Schleierleuchtdichte führen. Da besonders die Transparenz der Augenlinse stark altersabhängig ist, kann die Blendwirkung einer Störlichtquelle je nach Alter unterschiedlich ausfallen.

Einteilung nach der Auswirkung der Blendung

Liegt eine messbare Beeinträchtigung der Sehleistung vor, spricht man von physiologischer Blendung, ist die Blendung dagegen subjektiv und die Beeinträchtigung der Sehleistung nicht messbar, liegt psychologische Blendung vor.

Einteilung nach den Formen der Blendung

Sind die Leuchtdichten des Umfeldes so groß, dass das visuelle System nicht mehr in der Lage ist, auf diese zu adaptieren, wird die Form der Blendung als Absolutblendung bezeichnet, sonst als Adaptationsblendung. Weiterhin differenziert man zwischen direkter Blendung, welche durch eine Lichtquelle selbst ausgelöst wird und indirekter Blendung, welche durch das Reflexbild einer Lichtquelle ausgelöst wird.

Blendung von politischen Gegnern und Kriegsgefangenen

Im Frühmittelalter existierte eine Foltermethode mit diesem Namen. Hierbei wurde dem Deliquenten ein rotglühendes Stück Eisen direkt vor die Augen gehalten. Die Wärmestrahlung zerstörte die Netzhaut und erhitzte die Augenflüssigkeit, was zu einem sehr schmerzhaften Erblinden führte, ohne äußerlich sichtbaren Schaden zu hinterlassen.

Auch die Blendung von Sklaven ist belegt, sowohl bei den Philistern als auch bei den Skythen. Bereits Salmanassar I. (Inschrift vom Aššurtempel in Assur) berichtet, er habe 14.400 Gefangene aus Mitanni nach Assur gebracht und geblendet. Diese blinden Sklaven wurden für einfache mechanische Arbeiten, wie Getreide mahlen oder Melken eingesetzt. So wird von Samson berichtet: "Da ergriffen ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus, führten ihn hinab nach Gaza und legten ihn in Ketten; und er mußte die Mühle drehen im Gefängnis" (1 Richter 16, 21). Wahrscheinlicher ist die Bedienung eines Sattelmahlsteins.

Im byzantinischen Reich war Blendung eine beliebte Maßnahme, um Ex-Kaiser bzw. Bewerber um den Kaiserthron auszuschalten. Bisweilen wurde die Blendung jedoch so brutal durchgeführt, dass das Opfer daran verstarb, wie Romanos IV. Diogenes. Auch Schein-Blendungen sind überliefert, wie im Falle des fränkischen Söldners Roussel Phrangopolos. Traurige Berühmtheit erlangte der byzantinische Kaiser Basileios II. (Basileios Bulgaroktónos) der 1014 nach seinem Sieg über Zar Samuel in der Schlacht von Kleidion rund 14.000 Gefangene blenden ließ.

Weitere Bedeutungen

Im übertragenen Sinn bedeutet Blendung ein auffälliges, die eigenen Vorzüge betonendes Verhalten. Menschen dieses Verhaltensmusters werden auch als Blender bezeichnet.

Siehe auch

LIT

  • Samuel I. Feigin The captives in cuneiform inscriptions. The American Journal of Semitic Languages and Literatures 50/4, 1934, 217-245.
  • Timothy Taylor 2001, Believing the ancients: quantitative and qualitative dimensions of slavery and the slave trade in later prehistoric Eurasia. World archaeology 33(1): 27–43.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Blendung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.