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BlasenkatheterEin Blasenkatheter ist ein Kunststoffschlauch, der entweder über die Harnröhre (transurethral) oder die Bauchdecken (suprapubisch oder Bauchdeckenkatheter) in die Harnblase eingebracht wird. Er dient der Harnableitung oder Harngewinnung. Die Länge wird in Zentimeter und die Dicke in Charrière angegeben. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GeschichteSchon im Altertum waren Möglichkeiten bekannt, Störungen der Blasenentleerung durch Katheter zu beheben. Die ältesten bekannten Blasenkatheter stammen aus Funden in Pompeji und waren aus Metall (Bronze) gefertigt. Zur Aufdehnung der Harnröhre verwendete Oribasios aus Pergamon (325-403 n. Chr.) Pergament, das er um einen Gänsekiel wickelte. Dieses Stäbchen führte er in die Harnröhre ein und ließ es drei Tage liegen. Durch die Feuchtigkeit der Harnröhre quoll das Pergament auf und erweiterte dadurch die Harnröhre. Später wurden Bronzekatheter gelegt. Paulos von Aigina beschrieb um 340 n. Chr. eine Methode der Blasenspülung. Hierzu wurde eine mit Flüssigkeit gefüllte Rinderblase an einen Bronzekatheter befestigt. Durch Druck auf die Rinderblase konnte man die Blase des Patienten ausspülen. Der arabische Arzt Albukassin verwendete um das Jahr 1000 n. Chr. eine Stempelspritze. Erst im 19. Jahrhundert wurden verschiedenartig geformte Katheter aus vulkanisiertem Kautschuk von Amussat (1796-1852), Maisoneuve (1809-1894), Nelaton (1807-1873) und Mercier (1811-1882) gefertigt. Couvelaire (1903) entwickelte nach damaliger Sicht einen Spezialkatheter, der neben dem Tiemann-Katheter heute noch oft Anwendung findet. Einen Katheter, der durch seine Konstruktion sich selbst in der Blase hält, hat Leopold Casper (1859-1959) entwickelt. Im Jahr 1927 entwickelte der amerikanische Urologe F. Foley (1891-1966) den heute allgemein als Dauerkatheter eingesetzten Ballonkatheter, international als Foley-Katheter bezeichnet. KatheterartenEine Unterscheidung kann nach Bauart, Material oder Verwendungszweck getroffen werden. Im Folgenden werden die einzelnen Arten genauer unterschieden. VerwendungszweckAm gebräuchlichsten ist die Unterscheidung nach Einsatzzweck in transurethrale Dauer- und Einmalkatheter sowie suprapubische Katheter. Transurethrale BlasenkatheterTransurethrale Blasenkatheter werden über die Harnröhre in die Blase eingebracht. Man unterscheidet in transurethrale Einmal- und Dauerkatheter (auch Verweilkatheter genannt). Dauerkatheter sind durch einen an der Spitze angebrachten Ballon selbsthaltend. Transurethrale DauerkatheterHeute sind alle transurethralen Dauerkatheter als Ballonkatheter ausgeführt. Neben den unterschiedlichen Formen ihrer Spitze und der Anzahl der Öffnungen unterscheidet man hier zusätzlich in 2-Wege- und 3-Wege-Katheter. Der 2-Wege-Katheter hat einen Kanal zur Harnableitung und einen Kanal zum Füllen des Ballons. Dieser Katheter wird vor allem zur dauerhaften Harnableitung eingesetzt. Der 3-Wege-Katheter hat neben den oben genannten Kanälen noch einen dritten Kanal, der zur Einbringung von Spüllösungen benutzt wird. Dieser Katheter kommt in der Urologie vor allem nach transurethralen Operationen und bei starken Blutungen in der Blase zum Einsatz. Sinn hierbei ist es, über die Spülung eine Gerinnung des Blutes in der Harnblase zu verhindern. Diese Katheter können mit verstärkter Wand ausgeführt sein, damit eine aktive Blasenspülung (z. B. Abziehen von Blutgerinnseln mit einer Blasenspritze) nicht zu einem Kollabieren des Lumens führt. Der Füllungskanal des Ballons ist mit einem Ventil ausgestattet, um ein Entweichen des Blockmediums zu verhindern. Als Füllmedium für den Ballon kommen steriles destilliertes Wasser, oder eine spezielle 10-%-Glycerinlösung zur Anwendung. Transurethrale EinmalkatheterEinmalkatheter dienen der Uringewinnung, der einmaligen Harnableitung und dem intermittierenden Selbstkatheterismus. Diese Katheter haben nur ein Lumen. Besondere, mehrlumige Einmalkatheter finden bei urologischen Spezialuntersuchungen wie der Blasendruckmessung Anwendung. Suprapubische BlasenkatheterDer suprapubische Blasenkatheter dient in erster Linie der dauerhaften Harnableitung. Im Gegensatz zum transurethralen Blasenkatheter wird dieser nicht über eine natürliche Öffnung sondern durch die Bauchdecke invasiv oberhalb des Schambeines in die Harnblase eingebracht. Suprapubische Blasenkatheter sind entweder 1-Weg-Katheter, die durch eine Naht, oder 2-Wege-Katheter, die über einen blockbaren Ballon fixiert werden. Diese Katheterart kann auch zur urodynamischen Untersuchung eingesetzt werde, da hier der Schließmuskel nicht beeinträchtigt wird. MaterialDie Kathetermaterialien machten gerade in den letzten Jahren eine sehr interessante Entwicklung durch. In der Frühzeit wurden nur starre Materialien wie Metalle oder Glas verwendet, später dann Gummi, der heute durch andere flexible Stoffe wie Latex, PVC und Silikon ersetzt wurde. Katheter neuester Generation sind teilweise mit einer hydrophilen Beschichtung versehen, die die Gleitfähigkeit zusätzlich erhöht. Katheter zur Langzeitanwendung können mit hauchdünnen Beschichtungen aus diamantähnlichem Kohlenstoff (diamond-like carbon oder DLC) versehen werden, um eine Keimbesiedelung zu minimieren. Die Auswahl des Materials bestimmt im wesentlichen auch die Liegedauer des Katheters im Patienten. Bauarten
KathetergrößenDie Katheter werden in unterschiedlichen Größen von Charrière 6–30 und in Längen von 20–40 cm angeboten und sind durch einen Farbcode oder durch den Aufdruck der Größe gekennzeichnet. Seit kurzem stehen auch spezielle Katheter für Frauen zur Verfügung, die nur etwa 10 cm lang und daher nicht viel größer als ein Lippenstift sind.
Technik der KatheteranwendungHauptartikel: Katheterismus Grundsätzlich soll ein Katheter nur steril angewendet werden, um eine Keimverschleppung in die Harnblase zu vermeiden. Diese Gefahr besteht allerdings grundsätzlich immer bei Harnröhrenkathetern, da in der Harnröhre immer Keime angesiedelt sind, die dann in die Blase geschoben oder mitgenommen werden. Bei transurethralen Dauerkathetern wird zunächst ein Gleitgel in die Harnröhre eingebracht. Anschließend wird der Blasenkatheter eingeführt. Wenn der Katheter sicher in der Harnblase platziert ist, wird der Ballon mit sterilem Wasser oder einem Spezialmedium gefüllt. Bei Einmalkathetern geht man analog vor, hier gibt es jedoch auch speziell beschichtete Katheter, bei denen ein Gleitgel nicht separat eingebracht werden muss. Diese sind vor allem für den intermittierenden Selbstkatheterismus gedacht. Suprapubische Blasenkatheter werden mit örtlicher Betäubung eingebracht. Zunächst muss die Harnblase aufgefüllt werden. Anschließend wird oberhalb des Schambeines die örtliche Betäubung gesetzt. Dabei wird die Nadel stetig vorgeschoben, bis Urin aspiriert werden kann. Nun wird der Katheter über eine Hohlnadel gestochen. Anschließend erfolgt die Fixierung über eine Naht oder den Ballon mit anschließendem sterilen Verband der Einstichstelle. Siehe auch
Kategorien: Medizintechnik | Urologie |
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