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Colony Collapse Disorder



Als Colony Collapse Disorder (zu Deutsch etwa Völkerkollaps, abgekürzt CCD) bezeichnet man ein in den letzten Jahren in verschiedenen Weltgegenden beobachtetes massives und in dieser Form bislang unerklärliches Bienensterben. Es handelt sich um ein in umschriebenen Gebieten auftretendes Massensterben von Honigbienen, das durch den plötzlichen und scheinbar grundlosen Zusammenbruch der Völker ohne vorausgehende Krankheitssymptomatik charakterisiert ist. Symptome sind das Fehlen aller erwachsenen Bienen im Stock, wobei jedoch keine toten Tiere in der näheren Umgebung zu finden sind. Die Brut, junge Bienen, Honig und Pollen sind dagegen noch vorhanden. Die erwachsenen Bienen fliegen ohne erkennbaren Grund aus dem Stock und sterben. Die Ursache dieses Verschwindens ist bislang ungeklärt; bisher konnte es noch mit keinem Krankheitserreger in Verbindung gebracht werden.

Über den Winter 2006/2007 breitete sich dieses mysteriöse Bienensterben massiv in den USA aus, mit Verlusten von bis zu 80% aller Bienenvölker[1]. Im März 2007 waren die Hälfte aller Bundesstaaten davon betroffen. Einzelberichte gab es teilweise auch schon Jahre zuvor aus Europa und Indien.

Aufgrund der entscheidenden Bedeutung der Honigbiene bei der Bestäubung zahlreicher Nutzpflanzenarten wurde bei einer weitere Ausbreitung und einem Andauern des Bienensterbens vermutet, dass es zu Engpässen und Ausfällen in der Versorgung mit bestimmten wichtigen Lebensmitteln kommen könnte. Betroffen wären in USA beispielsweise der Anbau von Äpfeln, Birnen, zahlreichen Beerenarten wie Himbeeren, Erdbeeren, Johannis- und Stachelbeeren, Gurken, Kirschen, Kürbissen und Melonen, Mandeln, Pfirsichen, Sojabohnen und etwa 90 anderen Obst- und Gemüsearten gewesen. Ebenso betroffen wären bedeutende Futterpflanzen wie der Klee gewesen, nicht jedoch z. B. die für die Viehhaltung so wichtige Luzerne, da diese fast ausschließlich von Hummeln bestäubt wird. Spätere Berichte zeigten, dass es nicht zu solchen massiven Ausfällen kam. So berichteten Mitte Mai 2007 die Los Angeles Times und das Wissenschaftsmagazin Science, dass Kaliforniens Farmer sogar deutlich höhere Ernten als im Vorjahr erwarten. Zudem hatten sich die Bestäubungsprämien mehr als verdoppelt, von 50 Dollar auf 125 Dollar und mehr pro Bienenvolk.[2].

Inhaltsverzeichnis

Mögliche Ursachen

Die genauen Mechanismen, die CCD verursachen, sind noch ungeklärt. Vermutet werden derzeit Zusammenhänge mit Krankheitserregern, Pestiziden und/oder der Varroamilbe. Es ist derzeit nicht bekannt, ob es eine monokausale Ursache gibt oder eine Kombination mehrerer Faktoren verantwortlich ist; ebenso wenig ist geklärt, ob es sich tatsächlich um ein völlig neues Phänomen handelt oder um eine schon früher aufgetretene Erscheinung, die zuvor nur noch keine derartigen Ausmaße erreichte. Allerdings deutet das Auftreten von CCD an voneinander räumlich unabhängigen Stellen (z. B. USA, Schweiz) auf nur eine oder wenige Ursachen hin [3].

Die Fachwelt ist sich jedoch auch einigermaßen einig, dass das Bienensterben kaum durch einen einzelnen Faktor ausgelöst wird. Wahrscheinlicher ist ein Zusammenspiel mehrerer Belastungen.

Derzeit stammen die meisten Informationen von der Colony Collapse Disorder Working Group, die im Wesentlichen an der Pennsylvania State University arbeitet. Ihr Vorab-Bericht zeigte einige Muster auf, gelangte aber nicht zu eindeutigen Schlussfolgerungen[4]. Jüngere Forschungen vor allem unter Ian Lipkin vom Center for Infection and Immunology an der Mailman School of Public Health, Diana Cox-Foster von der Pennsylvania State University, Jay Daniel Evans vom Bienenforschungslabor des US-Landwirtschaftsministeriums und Nancy A. Moran von der University of Arizona weisen einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Israel Acute Paralysis Virus (IAPV) und dem Bienensterben auf[5].

Unterernährung oder Fehlernährung

Eines dieser Muster bestand darin, dass alle in einer Vorab-Studie untersuchten, später abgestorbenen Bienenvölker zuvor unter „außergewöhnlichen Belastungen“ gelitten hatten, zumeist Nahrungsmangel und/oder Dürre[4]; entsprechend besteht zumindest die Möglichkeit, dass das Phänomen mit ernährungsbedingtem Stress zusammenhängt und bei gesunden, wohlgenährten Bienenvölkern nicht eintritt.

Einige Forscher brachten das Syndrom mit der Verfütterung von Maissirup (en: high fructose corn syrup, HFCS) zur Ergänzung der Wintervorräte in Verbindung. Unterschiede zwischen Maissirup aus verschiedenen Quellen könnte möglicherweise die Inkonsistenzen ihrer Ergebnisse erklären. Wäre dies jedoch der einzige Faktor, dann dürfte CCD ausschließlich in überwinternden Bienenstöcken auftreten, denen Maissirup verfüttert wurde. Es liegen aber zahlreiche Berichte über andere Fälle von CCD vor, bei denen die Imker keinen Maissirup verwendeten.

In diesem Zusammenhang ist auch die in den USA übliche Art der Imkerei zu nennen: In den USA gibt es Imkereien mit mehreren hunderten Bienenvölkern. Bienenvölker werden zwecks der kommerziellen Bestäubung von Nutzpflanzen durch das Land zu riesigen Monokulturen transportiert, die nur sehr einseitige Nahrung bieten. Sowohl die langen Reisen als auch die potenzielle Mangelernährung durch die Monokulturen sind Stressfaktoren, die das Bienensterben begünstigen könnten.

Pestizide

CCD könnte möglicherweise auf den Einsatz von Pestiziden zurückgehen, obgleich in Untersuchungen mehrerer, nicht zusammenhängender Ausbrüche keine gemeinsamen Umweltfaktoren gefunden werden konnten.

Eine der gängigeren allgemeinen Hypothesen betrifft Pestizide, genauer gesagt Insektizide. Beispielsweise steht die Wirkung des Spitzenprodukts Gaucho von Bayer, das auf dem Wirkstoff Imidacloprid basiert, vollständig im Einklang mit den Symptomen.[6] [7] Aus mehreren Gründen ist diese Hypothese jedoch besonders schwierig zu verifizieren. Erstens ist es aufgrund der Vielzahl der verwendeten Pestizide problematisch, gleichzeitig auf alle denkbaren Pestizide zu testen. Zweitens sind zahlreiche professionelle Imkereibetriebe hochgradig mobil und transportieren ihre Stöcke im Laufe einer Saison über weite Entfernungen, wobei die Bienenvölker an jedem Einsatzort einer unterschiedlichen Pestizidmischung ausgesetzt sein können. Drittens lagern die Bienen selbst sowohl Pollen als auch Honig für längere Perioden ein. Entsprechend können Tage und Monate vergehen, bis ein etwaiges kontaminiertes Material schließlich an das Volk verfüttert wird, so dass es in diesen Fällen unmöglich ist, den Ausbruch von Symptomen mit einem Zeitpunkt zu korrelieren, an dem der Stock mit bestimmten Pestiziden in Kontakt geriet.

Pestizide auf den von Bienen aufgesuchten Futterpflanzen gelangen mit weit größerer Wahrscheinlichkeit mit den Pollen in den Stock als über den Nektar, denn der Pollen wird außen an der Biene transportiert, der Nektar aber innerlich, so dass die Biene stirbt, wenn er zu toxisch ist. Viele potenziell tödliche Substanzen, gleich ob natürlich oder künstlich, wirken jedoch gar nicht auf die erwachsenen Bienen, sondern primär auf die Brut. Bei CCD scheint aber gerade die Brut nicht betroffen zu sein. Bezeichnenderweise wird der Brut kein Honig verfüttert, während ausgewachsene Bienen sehr wenig Pollen verzehren. Dass bei der CCD-Symptomatik die ausgewachsenen Bienen sterben (beziehungsweise verschwinden), deutet darauf hin, dass etwaige Umweltschadstoffe oder Toxine sich am wahrscheinlichsten im Honig finden müssten.

Bislang beruht der Großteil der Evaluation einer möglichen Beteiligung von Pestiziden bei CCD auf Studien, die von den Imkern eingereicht wurden. Es scheint unumgänglich, in Zukunft Proben aus betroffenen Völkern direkt zu analysieren, insbesondere im Hinblick auf den verbreiteten Einsatz systemischer Insektizide, die lange vor der Bestäubung auf den Ackerboden ausgebracht und dann von den Pflanzenzellen aufgenommen werden, einschließlich Pollen und Nektar. Es wurden jedoch noch keine detaillierten Untersuchungen der Toxikologie oder von etwaigen Pestizid-Rückständen im verbleibenden Honig oder Pollen verlassener Bienenstöcke veröffentlicht.

Die meisten von CCD betroffenen Imker berichten, dass sie in ihren Stöcken Antibiotika und Akarizide (gegen Milben) eingesetzt hatten. Bislang fand sich jedoch kein Hinweis auf einen einzelnen Wirkstoff, der als Auslöser für CCD in Betracht käme[4]. Es könnte allerdings sein, dass nicht alle in dieser Weise eingesetzten Chemikalien auf ihre Verträglichkeit für Honigbienen getestet wurden.

Einer kürzlich veröffentlichten Theorie zufolge könnten die Bienen neuen Pestizidvarianten auf Nikotin-Basis zum Opfer fallen.[8]

Krankheitserreger und Immunschwäche

Einige Forscher wiesen darauf hin, dass das Verbreitungsmuster dem einer Infektionskrankheit entspreche; allerdings gibt es auch Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang mit einem Immundefekt,[9] ähnlich dem AIDS beim Menschen, möglicherweise in Verbindung mit den oben erwähnten Belastungen, die das Immunsystem schwächten. Insbesondere, laut den Forschern der Gruppe an der Pennsylvania State University: „Die Größenordnung, in der infektiöses Material in den ausgewachsenen Bienen festgestellt wurde, deutet auf ein Beeinträchtigung des Immunsystems hin.“ Die Forscher wiesen weiter auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Varroamilben und CCD hin: Es könnte sein, dass eine Kombination von Milbenbefall, dem von diesen übertragenen Deformed Wing Virus und einer bakteriellen Infektion zu einem Ausfall des Immunsystems führt und eine Ursache für CCD sein könnte.[10] Diese Forschungsgruppe konzentriert sich Berichten zufolge auf die Suche nach möglichen viralen oder bakteriellen Erregern sowie Pilzbefall.[4]. Nach neueren Erkenntnissen (September 2007) kommt das 2004 erstmals identifizierte Israel Acute Paralysis Virus (IAPV) als weitere mögliche Sekundärinfektion der Varroose hinzu[5]: Ein Forschungsteam von der Pennsylvania State University hat drei Jahre lang Proben aus gesunden und von CCD befallenen Bienenstöcken untersucht, sowie aus China importiertes Gelée royale und offenbar gesunde Bienen aus Australien. Mit Hilfe einer neuen, schnellen Technik zur Genomsequenzierung gelang es ihnen, sämtliche Mikroorganismen zu erfassen, die in Honigbienen zu finden sind. Im Zuge der statistischen Auswertung aller Daten fanden sie einen Zusammenhang zwischen CCD und einem Organismus mit dem Namen Israeli Acute Paralysis Virus.

Eine andere Theorie nimmt an, dass möglicherweise einige Imker bekannte Bienenkrankheiten wie Faulbrut oder Nosemose nicht als solche identifizieren konnten. Die in Spanien Ende 2005 erstmals in Europa nachgewiesene Infektion westlicher Honigbienen mit Nosema ceranae, einer zuvor nicht vom klassischen Erreger unterscheidbaren, aber offenbar virulenteren Nosema-Art, wurde von einigen Forschern mit dem gleichzeitig in Spanien grassierenden Bienensterben in Verbindung gebracht.[11] Die beschriebenen Symptome erinnern stark an CCD. In den USA wurden bei Untersuchungen betroffener Völker jedoch keine Infektionskrankheiten gefunden und es gilt daher momentan als recht unwahrscheinlich, dass CCD durch bekannte (und mittlerweile gut diagnostizierbare) Bienenkrankheiten hervorgerufen wird, zumal sich deren klassische Symptome von denen der CCD unterscheiden.

Wenn ein Bienenvolk zugrunde geht, während andere, gesunde Völker in der Nähe sind (wie das in Imkereibetrieben normalerweise der Fall ist), dringen die gesunden Völker in den Stock des sterbenden Volks ein, um seine Vorräte zu stehlen. Wären die Vorräte des sterbenden Volks mit natürlichen oder künstlichen Toxinen kontaminiert, dann würde das sich ergebende Muster von vormals gesunden Völkern, die in der Nähe eines sterbenden Volks selbst krank werden, den Eindruck einer ansteckenden Krankheit hervorrufen. Bei Fällen von CCD wird jedoch oft davon berichtet, dass die Vorräte sterbender Völker nicht geraubt werden. Das deutet darauf hin, dass ein ansteckender Faktor an CCD nicht beteiligt sein kann.

Giftige Pflanzen

Der Nektar (manchmal sogar der Pollen) bestimmter Pflanzen wie Rhododendron, Azalee, Passionsblumen, Mandelbäumen, Eisenhut, Nieswurz, Aronstabgewächse, Seifenbaumgewächse, Carolina-Jasmin, Aloe littoralis, Oleander und Chamaecrista fasciculata wirkt bekanntermaßen leicht toxisch bis giftig auf Bienen (und Menschen). Zu den toxischen Substanzen im Nektar dieser Arten zählen Alkaloide, Anthrachinone sowie Grayanotoxin aus der Stoffgruppe der Diterpene. Catalpa speciosa (die auf Bienen mild bis stark berauschend wirkt). Honig aus Lorbeerrosen kann Krankheit und sogar den Tod hervorrufen. Der Nektar des neuseeländischen Wharangi-Buschs, Melicope ternata, führt ebenfalls zu toxischem Honig, der schon Todesfälle verursachte. Stechäpfel, die Schwarze Tollkirsche, Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) und Serjania lethalis (eine brasilianische Liane, die zur Herstellung von Fischgift verwendet wird) hinterlassen im Honig ebenfalls Toxine in gefährlicher bis tödlicher Konzentration. Klimatische oder kulturelle Veränderungen oder andere Umweltfaktoren haben möglicherweise dazu geführt, dass diese Pflanzenarten Bienen und andere Nektarsammler neuerdings stärker gefährden als früher. Denkbar wäre beispielsweise, dass sich die Verbreitung solcher Pflanzen verändert hat (sowohl aufgrund natürlicher Ursachen als auch infolge ihrer Verwendung zur Dekoration), oder dass infolge des mobilen Einsatzes der Bienenstöcke die Wahrscheinlichkeit gestiegen ist, dass Bienen auf derartige Pflanzen treffen. Auch ein Mangel an alternativen Nektarquellen könnte Bienen dazu veranlassen, Pflanzen anzufliegen, die sie sonst meiden würden.

Genetisch veränderte Nutzpflanzen

Die möglichen Auswirkungen des Pollens oder Nektars von gentechnisch veränderten Pflanzensorten, insbesondere solchen, welche das Toxin des Bacillus thuringiensis (Bt) produzieren, wurden noch nicht sehr intensiv untersucht. Es handelt sich im Wesentlichen um genetisch veränderte Mais- und Tabaksorten. Diese Pflanzen werden von Honigbienen nicht bevorzugt aufgesucht, sondern höchstens dann, wenn keine andere Nahrung zur Verfügung steht. Vom Mais sammeln sie dann nur den Pollen, während sie Tabakblüten überhaupt kaum aufsuchen. Baumwollpflanzen bilden dagegen eine wichtige Nektarquelle, doch abgesehen von der Wirkung von Insektiziden, die während der Blütezeit ausgebracht wurden, gibt es kaum Hinweise auf eine toxische Wirkung genmanipulierter Baumwollpflanzen auf Bienen. Darüber hinaus wirkt Bt auf Insekten als Larvengift, während bei CCD gerade nicht die Larven, sondern die ausgewachsenen Bienen verschwinden. Dem gegenüber steht die Aussage des DBIB (Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund) vor dem Agrarausschuss des Deutschen Bundestages [12], dass Bt nur von den erwachsenen Bienen aufgenommen wird und dort den Darm schädigt. Da die Larven von den adulten Bienen gefüttert werden, diese also als "Vorkoster" fungieren, kommen sie mit den Pollen gar nicht in Berührung. Trotzdem betrachtet man einen Zusammenhang mit genmanipulierten Pflanzensorten derzeit als sehr unwahrscheinlich.

Forschungsergebnisse von Schur et al. [13] ergaben, dass Maispollen, die Gene zur Produktion von Bt enthalten, möglicherweise die Abwehrkräfte erwachsener Honigbienen gegenüber gewöhnlichen Krankheitserregern wie der Nosemose apis (in Abgrenzung zur hochpathogenen Nosemose ceranae) schwächen. In Abwesenheit einer solchen Infektion waren jedoch keine Beeinträchtigungen feststellbar: "D.h., dass gesunde Bienenvölker selbst bei extremer Exposition mit Bt-Maispollen über einen Zeitraum von sechs Wochen durch das Toxin in keiner der untersuchten Vitalfunktionen Volksstärke, Sammelaktivität, Brutpflegeaktivität und Entwicklung beeinträchtigt werden. "[14]. Dazu muss man jedoch wissen, dass die "gesunden" Bienen in diesem Falle vorab mit Antibiotika behandelt worden waren [15] und deshalb eine Übertragung auf natürliche Population in Zweifel zu ziehen ist [16]. Im Vorabbericht[17] zur "Fall Dwindle Disease" ("herbstliche Verschwinde-Krankheit")[4] wies die Colony Collapse Disorder Working Group darauf hin, dass "sich bei allen untersuchten Individuen Nosema-Sporen im Inhalt des Rektums fanden. Die Stacheldrüsen vieler untersuchter Bienen trugen eindeutig Narben markanter schwarzer "Flecken"; solche punktförmigen Verfärbungen sind Anzeichen einer Immunreaktion auf einen Krankheitserreger." Falls die Bienen in Pennsylvania Maispollen gesammelt haben sollten, der Bt-Toxin-enthielt, führte dies möglicherweise zu einer Wechselwirkung mit Nosema, die zum Auftreten von CCD in diesen Stöcken beitrug. Allerdings gibt es weder hier noch bei irgendwelchen anderen von CCD betroffenen Stöcken Hinweise darauf, dass sie jemals Maispollen gesammelt hätten. CCD trat – wenigstens in den USA – vielmehr fast ausschließlich an Orten auf, wo kein genmanipulierter Mais angebaut wird. Auch waren Bienen aus anderen Gebieten außerhalb von Pennsylvania nicht signifikant mit Nosema infiziert. Selbst wenn also ein solcher Zusammenhang mit genmanipulierten Nutzpflanzen bestehen sollte, könnte dieser höchstens bei einer sehr geringen Zahl der bekannt gewordenen Fälle von CCD eine Rolle gespielt haben.

Auch über einen etwaigen Zusammenhang mit Maissirup, der aus genetisch veränderten Maissorten hergestellt wurde, liegen bislang keine veröffentlichten Untersuchungsergebnisse vor.

Mobilfunk

Im Jahr 2005 wurden bei einer Studie der "Arbeitsgruppe Bildungsinformatik" [18] preiswerte schnurlose DECT-Telefone zur Untersuchung von gepulster Mikrowellenstrahlung direkt im Beutenboden von Bienenvölkern eingebaut. Dabei konnten negative Auswirkungen auf das Orientierungsvermögen von Flugbienen der Versuchsvölker festgestellt werden. Die DECT-Technik (Frequenzen, Modulation) ist auch näherungsweise mit der Mobilfunktechnik vergleichbar. Allerdings sollte dieser Versuchsaufbau nur generell den Nachweis erbringen, dass Honigbienen als sogenannte Bioindikatoren für solche elektromagnetische Strahlungen mit geringer Energie (unterhalb einer thermischen Wirkung) geeignet sind. Es war nicht angedacht, dabei eine mögliche Ursache für CCD zu ermitteln. Nun wurde aber genau die Veröffentlichung dieser Studie in vielen Pressemeldungen als ein Beweis für eine der möglichen Ursache von CCD herangezogen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Mobilfunk eine der Ursachen für das Massensterben ist, ist sehr gering. Grund: Die Energiedichte elektromagnetsicher Strahlung nimmt nach den Gesetzen der Physik mit dem Quadrat der Entfernung zur Strahlungsquelle (Punktquelle) ab. So ist z. B. das Verhältnis der Strahlungsenergie bei einer Entfernung von einem Kilometer zu einem Meter (unmittelbare Nähe) Eins zu einer Million. Damit könnten dann zwar Bienenvölker in der Nachbarschaft von Mobilfunkeinrichtungen beeinträchtigt werden, aber nicht in der weiteren Entfernung. Bienenvölker werden typischerweise im ländlichen Raum aufgestellt. Dass im nahen Umfeld des Aufstellungsortes zufällig eine Mobilfunk-Sendestation vorhanden ist, dürfte deutlich weniger häufig vorkommen als der Fall, dass eine solche Einrichtung kilometerweit entfernt liegt.

Das berühmte "Einstein-Zitat"

Ein angeblich von Albert Einstein stammendes und im Zusammenhang mit dem sog. Bienensterben immer gern erwähntes Zitat "Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr" hat sich laut Jerry Bromenshenk, Bienenforscher an der University of Montana in Missoula und Mitglied der amerikanischen CCD Working Group als falsch herausgestellt, wie eine Anfrage in Israel am Einstein-Institut ergab. Es wäre, wie DIE ZEIT am 24. Mai 2007 in einem Beitrag schreibt [2], auch "biologischer Unsinn": "Erst die Europäer haben Honigbienen nach Amerika eingeschleppt, die 'white man’s flies'. Der Wind und Myriaden anderer Insekten sorgen ebenfalls dafür, dass Pflanzen Früchte tragen."

Quellen

  1. http://www.hymenoptera.de/html/node/320 Mysteriöses Bienensterben in den USA
  2. a b http://images.zeit.de/text/2007/22/Bienen
  3. Weltwoche: Das große Sterben., Zugriff am 13.04.2007.
  4. a b c d e http://maarec.cas.psu.edu/pressReleases/FallDwindleUpdate0107.pdf
  5. a b Telepolis: "Starke Korrelation" zwischen Virus und CCD
  6. http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_2003/SWB_02_2003/Gaucho_02_03/gaucho_02_03.html
  7. http://www.cbgnetwork.org/536.html
  8. Matt Wells: Vanishing bees threaten US crops BBC News 11.03.2007 (englisch)
  9. Fruit Times published by Penn State University, Volume 26, Number 1, Jan. 23, 2007
  10. Bee Mites Suppress Bee Immunity, Open Door For Viruses And Bacteria
  11. Näheres und Quellen vgl. im Artikel Nosemose.
  12. http://www.bundestag.de/ausschuesse/a10/anhoerungen/a10_28/16_10_242-D.pdf
  13. Schur, A.; Tornier, I. und Neumann C. (2000, Bt-Mais und non Bt-Mais: Vergleichende Untersuchungen an Honigbienen (Tunnelfeldversuch). 47. Jahrestreffen der Bienenforschungsinstitute, 3.–5. April 2000, Blaubeuren
  14. "Auswirkungen von Bt-Maispollen auf die Honigbiene" (2005-10-12). Gefunden am 2007-03-23.
  15. http://www.biosicherheit.de/de/sicherheitsforschung/68.doku.html
  16. http://www.bundestag.de/ausschuesse/a10/anhoerungen/a10_28/16_10_242-D.pdf
  17. Colony Collapse Disorder Working Group
  18. http://agbi.uni-landau.de/
  • Bericht in der SZ vom 12. März 2007
  • Rätselhaftes Verschwinden von Honigbienen in 24 US-Bundesstaaten – Wikinews (27.02.2007)
  • Gentechnik – alles unter Kontrolle? Greenpeace Gruppe Aachen
  • Schweizer Bienen leben länger – keine direkte Gefahr für die europäischen Bienen
  • Verband der deutschweizerischen und rätoromanischen Bienenzüchtervereine – Informationen zu Hintergründen des Bienensterbens des vergangenen Winters
  • Sind die Handys am Bienensterben schuld? Telepolis
  • bienensterben.info
  • Bericht in der SZ vom 27. Juni 2007


Englisch:

  • John Finnerty, Agriculture: Disease Killing Bees, February 9, 2007
  • February 5, 2007: NHB Funds Research for “Colony Collapse Disorder”
  • Beebits and cases of honey poisoning
  • BackYardHive Discusses Colony Collapse Disorder
  • Comment On Blog about Bee Colony Collapse Disorder
  • Mystery of the dying bees – Cosmos Magazine
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Colony_Collapse_Disorder aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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