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Bernhard Grzimek



   

Bernhard Grzimek [ˈgʒɪmɛk] (Bernhard Klemens Maria Grzimek; * 24. April 1909 in Neisse, Oberschlesien; † 13. März 1987 in Frankfurt am Main) war in den 1960er- und 1970er-Jahren aufgrund seiner regelmäßigen Fernsehmoderationen für den Hessischen Rundfunk der bekannteste und populärste Zoologe (West-)Deutschlands. Grzimek war Tierarzt und Verhaltensforscher, langjähriger Direktor des Frankfurter Zoos, erfolgreicher Tierfilmer, Autor sowie Herausgeber von Tierbüchern und einer nach ihm benannten Enzyklopädie. Für den Dokumentarfilm Serengeti darf nicht sterben erhielt er 1960 als erster Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg einen Oscar.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Grzimek war der Sohn des Rechtsanwalts und Notars Paul Franz Constantin Grzimek, Justizrat zu Neisse (Oberschlesien), und dessen 2. Ehefrau Margarete (Margot) Wanke, Trägerin des Verdienstkreuzes für Kriegshilfe.

Er heiratete noch als Student am 17. Mai 1930 in Lutherstadt Wittenberg Hildegard Prüfer (* 10. Januar 1911 in Kattowitz, Oberschlesien; † 31. Dezember 1985 in München), Tochter von Studienrat Max Prüfer und Meta Fritsche.

Bernhard und Hildegard Grzimek hatten drei Söhne: Rochus, Michael und den Adoptivsohn Thomas. Im Jahr 1959 kam Michael Grzimek bei einem Flugzeugabsturz während der Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm Serengeti darf nicht sterben ums Leben. Sohn Thomas nahm sich 1980 das Leben.

Diese erste Ehe wurde 1973 geschieden; am 30. Mai 1978 heiratete Bernhard Grzimek in zweiter Ehe seine Schwiegertochter Erika, geb. Schoof, die Witwe seines Sohnes Michael.

Werdegang

Grzimek besuchte von 1915 bis 1919 die Volksschule und von 1919 bis zum Abitur (Ostern 1928) ein Realgymnasium in seiner Heimatstadt. Ab 1928 studierte er Veterinärmedizin, zunächst in Leipzig, wo er der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Burgundia Leipzig beitrat, bald aber in Berlin, wo er im Herbst 1932 sein Staatsexamen bestand und im Winter 1933 auch zum Dr. med. vet. promoviert wurde. Er wurde schon mit 18 Jahren für volljährig erklärt, denn er musste seinen Lebensunterhalt als Leiter eines landwirtschaftlichen Betriebs mit Geflügelfarm und Spargelplantage bei Erkner verdienen, da sein Vater bereits 15 Jahre zuvor gestorben war.

Von Februar 1933 bis Herbst 1933 war er als Sachverständiger im Preußischen Landwirtschaftsministerium beschäftigt, danach als Referent im Reichsnährstand (bis 1937). Von Januar 1938 bis zur Auflösung aller deutschen Regierungsstellen am 8. Mai 1945 war er als Regierungsrat im Reichsernährungsministerium tätig. Dort war Grzimek vor allem (und erfolgreich) mit Rinder- und Geflügelseuchenbekämpfung beschäftigt sowie mit der Verbesserung der Lagerung von Hühnereiern: Die von ihm verbesserte Form der Einkühlung von Eiern senkte die Verlustrate durch Faulen von 5 Prozent auf weit unter 0,01 Prozent; sein „Handbuch der Geflügel-Krankheiten“ wurde noch in den 1960er-Jahren neu aufgelegt.

Neben seinem „Brotberuf“ beschäftigte sich Bernhard Grzimek intensiv mit verhaltenskundlichen Themen, speziell mit Menschenaffen und Wölfen; seine Studien erschienen u. a. in der renommierten Zeitschrift für Tierpsychologie, außerdem schrieb er Kolumnen über Verhaltensforschung für das in Frankfurt am Main erscheinende Illustrierte Blatt. Überliefert ist (unter anderem in der Frankfurter Neuen Presse vom 15. Juni 1946), dass Grzimek dank seines verhaltenskundlichen Fachwissens eine Tigergruppe des Zirkus Sarrasani mehrfach allein dem Publikum vorführte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Grzimek Veterinär in der Wehrmacht und nutzte diese Tätigkeit u. a. für Studien zur Farbwahrnehmung und zum Heimfindeverhalten von Militärpferden. Außerdem arbeitete er mit Elefanten. In den Kriegsjahren war er meist einer militärischen Dienststelle in Berlin zugeordnet, damit er noch stundenweise im Reichsernährungsministerium arbeiten konnte.

Nachdem seine Berliner Wohnung Anfang 1945 von der Gestapo durchsucht worden war (Grzimek hatte, laut einer eidesstattlichen Erklärung, wiederholt versteckte Juden mit Lebensmitteln versorgt) flüchtete er aus Berlin zunächst nach Detmold und im März nach Frankfurt am Main, wo die US-Militärs gerade den ehemaligen Hauptschriftleiter des Frankfurter Illustrierten Blattes, Wilhelm Hollbach, als provisorischen Oberbürgermeister eingesetzt hatten. Grzimek wurde im April zunächst Hollbachs persönlicher Referent und nach eigenen Angaben von den US-Behörden zum Frankfurter Polizeipräsidenten ernannt. Er lehnte diese Tätigkeit aber ab und wurde stattdessen am 1. Mai 1945 zum Direktor des Zoologischen Gartens berufen und in dieser Funktion Hollbach direkt unterstellt.

Grzimek nutzte seine Position dazu, die bereits verfügte, dauerhafte Schließung des Frankfurter Zoos zu unterlaufen. Nur zwanzig größere Tiere hatten die Bombenangriffe überlebt. Der Zoo sollte, weil völlig zerstört, aus der Frankfurter Innenstadt herausgenommen und am Stadtrand neu errichtet werden. Pläne hierfür lagen bereits seit 1926 in den Akten des Magistrats. An deren Verwirklichung hat Grzimek – wohl zu Recht – nicht geglaubt. Jedenfalls nutzte er die chaotische Lage im völlig zerstörten Frankfurt am Main und ließ kurzerhand einige der beschädigten Zoogebäude provisorisch wiederherrichten und die Bombentrichter auf dem Zoogelände beseitigen. Schon am 1. Juli 1945 wurde der Zoo wieder eröffnet und wies Ende 1945 mit 563.964 Besuchern bereits mehr als doppelt so viele auf wie in der Vorkriegszeit. Mit Volksfesten, Tanzveranstaltungen und Schaustellern hatte Grzimek die Frankfurter Bevölkerung in den Zoo gelockt und so die Zustimmung der provisorischen Stadtverwaltung und der US-Militärs zum Erhalt des Frankfurter Zoos bewirkt, der bis Ende 1947 zugleich der größte Vergnügungspark Hessens war.

Ende 1947 warf die US-Militärregierung Grzimek vor, seine Mitgliedschaft in der NSDAP verschwiegen zu haben, und belegte ihn u. a. mit einer rechtskräftigen Geldstrafe von 5.000 Reichsmark. Grzimek stritt einen Beitritt oder eine Anwartschaft zur NSDAP stets ab. Die Frankfurter Spruchkammer sah seine Mitgliedschaft aufgrund bestimmter Indizien nicht als erwiesen an und bescheinigte ihm am 23. März 1948 aufgrund mehrerer Zeugenaussagen im Gegenteil, „dass er wiederholt und fortgesetzt aktiven Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geleistet hat“ und daher „in die Gruppe der Entlasteten eingereiht“ werde. Daraufhin wurde die ihm auf Weisung der US-Behörden bereits schriftliche mitgeteilte Amtsenthebung wieder zurückgenommen. Mehrfache weitere Verleumdungen und Klagen, vor allem vorangetrieben durch einen erklärten Gegner, den damaligen Münchner Zoodirektor Dr. Heinz Heck, veranlassten Grzimek, sich Ende der 1940er-Jahre nach anderen Wirkungsfeldern, z. B. im Zoo Schweinfurt, umzusehen, doch letztlich stellten sich alle Vorwürfe als haltlos heraus.

Bis zu seiner Pensionierung am 30. April 1974 blieb Bernhard Grzimek Direktor des Frankfurter Zoos. Unter seinem Nachfolger Richard Faust wurde das ursprünglich 24-Stunden-Haus genannte Nachttierhaus des Zoos 1978 als Grzimek-Haus eröffnet.

Von 1970 bis 1973 war Bernhard Grzimek der Beauftragte der deutschen Bundesregierung für den Naturschutz. 1975 gründete er zusammen mit Horst Stern und 19 anderen Umweltschützern den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND); bis zu seinem Tode 1987 war er Präsident der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt.

Nach seinem Tod verhinderten Erbstreitigkeiten über viele Jahre die Verwendung seines materiellen und schöpferischen Nachlasses.

Öffentliches Wirken

Anfang der 1950er-Jahre hatte Bernhard Grzimek Afrika bereist – zum einen, um Tiere für seinen Frankfurter Zoo zu fangen, zum anderen, um das Verhalten afrikanischer Tiere in freier Natur zu studieren und um hieraus Rückschlüsse ziehen zu können für eine artgerechtere Haltung der Tiere in einem Zoo. Der drohende Untergang der afrikanischen Tierwelt durch übermäßige Jagd und die Zerstörung ihrer Lebensräume durch den Siedlungsdruck der Menschen, der ihm bei diesen Exkursionen bewusst wurde, veranlasste ihn zu einem lebenslangen Engagement für die Wildtiere Afrikas. Hierfür nutzte Grzimek geschickt auch das aufkommende neue Massenmedium Fernsehen.

Seine regelmäßigen Fernsehsendungen machten Bernhard Grzimek seit Ende der 1950er-Jahre landesweit bekannt und beliebt. Legendär wurden seine Liveauftritte als Autor und Moderator der am 28. Oktober 1956 erstmals ausgestrahlten hr-Sendereihe Ein Platz für Tiere, zu denen er stets ein Tier aus dem Frankfurter Zoo mitbrachte und an sich umherklettern ließ – häufig auch Raubtiere – und am Schluss jeder Sendung unter genauer Angabe der Kontonummer zur „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ aufforderte. 1980 wurde die 150. Folge der Sendereihe ausgestrahlt, und sie war nicht die letzte; die Reihe erreichte schließlich ca. 175 Folgen [1]. Der Humorist Loriot hat dem beliebten Zoologen schon zu dessen Lebzeiten ein kleines Denkmal gesetzt: Er zeichnete als Parodie auf die Grzimeksche Sendereihe einen Trickfilm über die Steinlaus.

  Auch als Buchautor und Tierfilmer hatte Grzimek großen Erfolg. Für seine Projekte in der afrikanischen Serengeti-Steppe lernten er und sein Sohn Michael Grzimek fliegen. Es entstanden 1956 zunächst das Buch Kein Platz für wilde Tiere und anschließend der gleichnamige Tier- und Urwaldfilm, der den Bundesfilmpreis und den Goldenen Bären erhielt. Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und trug ganz erheblich zur Einrichtung von Naturreservaten in Afrika bei. 1959 entstand der im folgenden Jahr mit einem Oscar ausgezeichnete Film Serengeti darf nicht sterben, dessen Dreharbeiten mit umfangreichen wissenschaftlichen Erhebungen über die Zahl der Wildtiere in Ostafrika und über deren Wanderungen verbunden waren. Grund dazu waren Pläne, einen Teil des Naturparks abzutrennen und durch Angliederung anderer Gebiete auszugleichen. Die Ergebnisse zeigten, dass in den abzutrennenden Gebieten Teile der jährlichen Wanderwege der Tiere lagen, während das Ersatzgebiet kaum in Anspruch genommen wurde.

Zwischen 1967 und 1974 zeichnete er für die gut 10.000 großformatige Seiten starke Enzyklopädie Grzimeks Tierleben als Herausgeber verantwortlich.

Grzimek starb am 13. März 1987 in Frankfurt am Main während einer Vorstellung des Zirkus Althoff. Seine Urne wurde später nach Tansania überführt und neben seinem Sohn Michael am Ngorongoro-Krater beigesetzt. In Frankfurt am Main erinnert bis heute keine Straße und kein Platz an ihn. Lediglich im Frankfurter Zoo gibt es das Grzimek-Haus, in dem sich vor allem nachtaktive Tiere befinden.

Auszeichnungen

  • 1956: Bundesfilmpreis und Goldener Bär (Kategorie: Dokumentarfilm)
  • 1960: Honorarprofessor an der veterinärmedizinischen Fakultät der Justus-Liebig-Universität in Gießen
  • 1960: Oscar für den besten Dokumentarfilm für Serengeti darf nicht sterben
  • 1960: Ehrendoktor der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 1963: Goldene Medaille der New York Zoological Society für „outstanding services in conservation of nature“
  • 1964: Wilhelm Bölsche-Medaille für Verdienste um die Verbreitung der Naturwissenschaften in Deutschland
  • 1969: Goldene Kamera
  • 1973: Bambi
  • 1981: Honorarprofessor der Lomonossow-Universität

Orden und Ehrenzeichen

  • Großes Bundesverdienstkreuz, 1969

Werke

Filme

  • 1956: Kein Platz für wilde Tiere
  • 1959: Serengeti darf nicht sterben
  • 1956–1980: Ein Platz für Tiere (Fernsehreihe der ARD; bis 1987 gekürzte Neubearbeitungen)

Bücher

  • 1933: Das Arteriensystem des Halses und Kopfes, der Vorder- und Hintergliedmaße von Gallus domesticus, Dissertation
  • 1933: Das kleine Geflügelbuch, Deutscher Verlag Berlin
  • 1933: Geflügel richtig füttern
  • 1934: Das Eierbuch
  • 1936: Handbuch für Geflügelkrankheiten, später als Neuauflage unter dem Titel: Krankes Geflügel
  • 1941: Wir Tiere sind ja gar nicht so! Franckh’sche Verlagshandlung
  • 1943: Wolf Dschingis: Neue Erlebnisse, Erkenntnisse und Versuche mit Tieren, Franckh’sche Verlagshandlung
  • 1949: Die Elefantenschule
  • 1951: Affen im Haus und andere Tierberichte, Franckh’sche Verlagshandlung
  • 1952: Flug ins Schimpansenland: Reise durch ein Stück Afrika von heute, Franckh’sche Verlagshandlung
  • 1954: Kein Platz für wilde Tiere
  • 1956: 20 Tiere und ein Mensch
  • 1956: Thulo aus Frankfurt Rund um die Giraffe, Franckh’sche Verlagshandlung
  • 1959: Serengeti darf nicht sterben (über die Arbeit am Film)
  • 1961: Unsere Brüder mit den Krallen
  • 1962: Auch Nashörner gehören allen Menschen
  • 1962: Das Tierhaus in den Bergen, Jugendbuch
  • 1963: Wir lebten mit den Baule. Flug ins Schimpansenland, Ulstein Taschenbuch (Neuausgabe des Buches von 1952)
  • 1965: Wildes Tier, weißer Mann
  • 1966: Mit Grzimek durch Australien
  • 1967: Grzimeks Tierleben
  • 1969: Grzimek unter Afrikas Tieren: Erlebnisse, Beobachtungen, Forschungsergebnisse
  • 1974: Auf den Mensch gekommen: Erfahrungen mit Leuten
  • 1977: Und immer wieder Pferde. Kindler
  • 1979: Vom Grizzlybär zur Brillenschlange: Ein Naturschützer berichtet aus vier Erdteilen, Kindler
  • 1980: Einsatz für Afrika: Neue Erlebnisse mit Wildtieren, Kindler
  • 1984: Tiere, mein Leben: Erlebnisse und Forschungen aus fünf Jahrzehnten, Harnack

Zeitschriften

  • Ab 1960: Das Tier (Herausgeber zusammen mit Konrad Lorenz und Dr. Heini Hediger)

Siehe auch

  • Familie Grzimek

Literatur

  • Franziska Torma: Eine Naturschutzkampagne in der Ära Adenauer. Bernhard Grzimeks Afrikafilme in den Medien der 50er Jahre. Martin Meidenbauerg, München 2004, ISBN 3-89975-034-9
  • Gerhard Grzimek, Rupprecht Grzimek: Die Familie Grzimek aus Oberglogau in Oberschlesien. in: Deutsches Familienarchiv. Bd 10. Degener & Co., Neustadt (Aisch) 1958, Herder-Institut, Reutlingen 42000. ISSN 0012-1266

Filmdokumentationen

  • Bernhard Grzimek - Ein Leben für die Tiere. Deutsche TV-Dokumentation von Thomas Weidenbach, ZDF 2004, ca. 54 Minuten

Quellen

Für den Abschnitt Werdegang: Stadtarchiv Frankfurt am Main, Personalakte B. Grzimek

  1. Informationen Fernsehen, hrsg. vom Hessischen Rundfunk, 2. Oktober 1986
Wikiquote: Bernhard Grzimek – Zitate
  • Literatur von und über Bernhard Grzimek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Bernhard Grzimek – sein Leben – Lebenslauf als PDF-Datei (2,8 MB)
  • Private Homepage von Dirk Petzold über den Zoo Frankfurt
  • Audio und Manuskript: Wie Bernhard Grzimek 1945 den Frankfurter Zoo rettete
  • ZDF: Bernhard Grzimek – Eine deutsche Legende
  • Würdigung durch seinen „Haussender“ Hessischer Rundfunk
  • Würdigung seines Sohnes Michael durch den Hessischen Rundfunk
  • Literaturliste im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin
  • WDR-VideoPodcast: Ein Platz für Tiere
  Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Bernhard_Grzimek aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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