Baldwin-Effekt

Der Baldwin-Effekt beschreibt das Übergehen einer Charakteristik (meist Verhaltensweise) in das genetische Material einer Spezies.

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Angenommen eine Charakteristik ist zunächst nicht in einer Population vorhanden, wird dann aber von einigen erlernt. Wenn nun dieses Charakteristikum nachfolgenden Generationen angeboren ist, spricht man vom Baldwin-Effekt. Zunächst hört sich das sehr nach Lamarckismus an, der Idee des direkten Übergangs von individuell Erlerntem in die Gene. Die Idee ist aber vielmehr, dass nachfolgende Generationen einen evolutionären Vorteil haben, wenn sie keine Energie (Zeit) zum Erlernen dieses Charakteristikums aufwenden müssen (langfristig können sich aber unter Umständen durch die verlorene Flexibilität Nachteile ergeben). Ob und in welchen Fällen der Baldwin Effekt aber in der natürlichen Evolution auftritt, wird noch immer kontrovers diskutiert.

Kommentar: Es geht dabei nicht um erworbene Charakteristika, sondern um erlernte Fähigkeiten, die denjenigen Individuen einen selektiven Vorteil verschaffen, die diese bereits angeboren besitzen und nicht erst erlernen müssen. Ist ebenfalls als genetische Assimilation bekannt.

Die erlernten Fähigkeiten werden keinesfalls von den Individuen, denen sie einen Selektionsvorteil verschaffen, "besessen". Vielmehr geht es darum, das Glück zu haben, der Fähigkeit, sie erlernen zu können, zunächst einmal genetisch näher zu sein.

Beispiel: Vereinfacht sei angenommen, eine Art wird von einem neuen Raubtier bedroht, es gibt jedoch eine Verhaltensweise, welche es dem Raubtier erschwert, Individuen der Art zu reißen, etwa "auf einen Baum klettern". Individuen, die dies nun schneller lernen als andere, haben einen Vorteil. Solche, die bereits mit dem Instinkt geboren werden, beim Auftauchen des Raubtiers auf einen Baum zu klettern, werden die übrigen durch die Selektion allmählich verdrängen.

Literatur

• James Mark Baldwin: A New Factor in Evolution. The American Naturalist 30, 441-51, 536-53., 1896
• Hinton, G.E. & Nowlan S.J. How learning can guide evolution. Complex Systems 1, 495-502., 1987