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AortenisthmusstenoseUnter einer Aortenisthmusstenose (Abk. ISTA, Syn. Coarctatio aortae) versteht man die Einengung der Aorta (der Körperhauptschlagader) im Bereich des Aortenbogens. Sie ist eine Gefäßfehlbildung, die alleinstehend, aber auch in Verbindung mit angeborenen Herzfehlern vorkommt. Sie macht etwa sechs bis acht Prozent aller angeborenen Herzfehler aus und tritt häufig beim Vorliegen des Turner-Syndroms (Monosomie X) auf. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
EntstehungÜber die Entstehung gibt es zwei Theorien:
FormenTraditionell werden nach Lokalisation der Stenose in Bezug auf den Ductus Arteriosus die präduktale und die postduktale Aortenisthmusstenose unterschieden. Diese Einteilung ist heute zwar z.T. verlassen, da die beiden Formen während der Embryonalperiode ineinander übergehen können; aufgrund von Unterschieden in Beschwerdensymptomatik und Prognose wird sie hier aber dennoch wiedergegeben. Der Ductus arteriosus Botalli leitet vor der Geburt das vom rechten Herzen her kommende Blut fast vollständig an den Lungenarterien vorbei, in die Aorta um. Es besteht also ein Kurzschluss zwischen Lungen- und Körperkreislauf, bei dem der Körperkreislauf große Mengen Blutes aus dem Lungenkreislauf erhält. Die Lungen sind in dieser Zeit noch nicht in Funktion, es wäre daher unsinnig, ihnen eine privilegierte Blutversorgung zukommen zu lassen. Mit der Geburt verschließt sich der Ductus arteriosus normalerweise - die beiden Kreisläufe sind von nun an getrennt. In der Lunge findet die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff statt, während das linke Herz es in den gesamten Körper treibt.
Präduktale ISTAauch: infantile Form der ISTA Liegt die Verengung der Aorta vor der Einmündung des Ductus arteriosus Botalli, so hat das linke Herz zunächst gegen einen erhöhten Flusswiderstand aufgrund der verengten Schlagader anzukämpfen. Bei schwerer Verengung kommt das linke Herz gegen diese Belastung bald nicht mehr an (Linksherzinsuffizienz), das Blut staut sich darüber hinaus zurück bis in die Lungen, aus denen es nicht mehr "abgepumpt" werden kann - die Folge ist Luftnot (Dyspnoe). Der Ductus Arteriosus selbst bleibt in solchen Fällen nach der Geburt häufig offen und mündet nach der Stenose in die Aorta ein. Dies führt zu einer Beimischung venösen Blutes in die Aorta und damit die gesamte untere Körperhälfte. Diese erscheint zyanotisch (bläulich verfärbt), es kann zu prärenalem Nierenversagen durch verminderte und sauerstoffarme Nierendurchblutung kommen. Ein Pulsdefizit zwischen oberer und unterer Körperhälfte, das ansonsten typisch für die ISTA ist, kann in diesen Fällen fehlen - schließlich erhält die Aorta über den Ductus arteriosus Blut aus dem rechten Herzen. Die präduktale Form der ISTA wird normalerweise bald nach der Geburt symptomatisch und führt zu akuter Lebensgefahr für das Neugeborene (s.u.). Daher auch die Benennung "infantile Form". Postduktale ISTAauch: adulte Form der ISTA Befindet sich die Stenose dagegen nach dem Abgang des Ductus arteriosus, so kann das Blut in der Regel Ausweichbahnen (Kollateralen) über die inneren Brust- und die Zwischenrippenarterien nutzen (Aa. thoracicae internae und intercostales). Diese sind daher erweitert und zeigen sich im Röntgenbild als Rippenusuren. Es besteht in diesem Fall zwar ein erhöhter Blutdruck in der oberen Körperhälfte, dieser ist jedoch nicht derart hoch wie bei der präduktalen Form und überlastet das linke Herz zunächst nicht. Auch ist der Ductus arteriosus in diesem Fall i. d. R. verschlossen, es kommt also nicht zur Beimischung sauerstoffarmen Blutes in den Körperkreislauf. Bei dieser Form findet sich typischerweise das erwähnte Defizit zwischen Arm- und Beinpulsen: An den Armen besteht ein hoher (erhöhter) Blutdruck mit deutlich tastbaren Pulsen, an den Beinen dagegen ein relativ niedriger Blutdruck mit schwachen oder gar nicht auffindbaren Pulsen. Die postduktale Form der ISTA bleibt häufig jahrelang symptomlos und zeigt sich erst im Schulkindes- bzw. Jugend- oder frühen Erwachsenenalter. Daher auch die Benennung "adulte Form". Ausprägung
AuswirkungenEin Neugeborenes kann durch eine (insbesondere präduktale) Aortenisthmusstenose im Laufe der Kreislaufumstellung in den ersten Lebenstagen oder -wochen in eine krisenhafte Situation geraten. Die untere Körperhälfte mit allen inneren Organen (Niere, Leber, Darm) ist durch die Verengung der Aorta schlecht mit arteriellem Blut versorgt. In Folge der unzureichenden Leberdurchblutung liegt nicht selten eine übermäßige Neugeborenengelbsucht (Hyperbilirubinämie) vor. Durch die zunehmende Herzbelastung entsteht rasch eine kardiale Schocksymptomatik mit blass-grau-fahlem Aussehen der Neugeborenen. Beim fortgeschrittenen Schock liegt ein Nierenversagen mit fehlender Urinausscheidung vor - dies wird auf Nachfrage von den Eltern oft im Nachhinein bestätigt. Da alle diese Symptome auch im Rahmen einer schweren Neugeboreneninfektion auftreten können, wird oft unter diesem Verdacht zunächst mit Antibiotika behandelt und es vergeht manchmal wertvolle Zeit bis zur korrekten Diagnosestellung durch eine Echokardiographie und dem Beginn der lebensrettenden Prostaglandingabe. In dieser Zeit kann sich eine schockbedingte Übersäuerung des Blutes ausbilden (metabolische Azidose; arterieller pH nicht selten unter 7,0!), die dann meist eine bleibende Hirnschädigung hinterlässt. Jeder Arzt, der Neugeborene behandelt muss dieses Krankheitsbild kennen und bei verdächtigen Symptomen lieber einmal zuviel als zu spät einen Kinderkardiologen zu Hilfe ziehen. Es kommt aber (besonders bei der postduktalen Form) auch gar nicht so selten vor, dass eine ISTA erst bei größeren Kindern oder im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter diagnostiziert wird. Bei diesen Patienten finden sich als Folge der Engstelle zahlreiche Umgehungs- bzw. Kollateralkreisläufe. Besonders die Gefäße der Rippen, im Schulterbereich und die Brustwandarterien können sich enorm vergrößert haben. Ausgeprägte Kollateralkreisläufe können eine hochgradige ISTA vertuschen, da die gemessenen Blutdruckunterschiede an Armen und Beinen dann auch gering sein können. Diagnostik
TherapieBeide Formen der ISTA bedürfen der sorgfältigen Überwachung und Therapie - die präduktale ISTA zieht unbehandelt eine Letalität von 60-90% bereits im Säuglingsalter nach sich. Hier ist die schnelle operative Korrektur angezeigt. Die postduktale Form führt bei entsprechend starker Ausprägung ebenso zu einer Einschränkung der Lebenserwartung - die operative Korrektur ist daher trotz des zunächst geringen Beschwerdebildes auch hier indiziert und sollte bis spätestens zum 6. Lebensjahr erfolgen. Immer vonnöten ist also eine sorgfältige Einschätzung und Planung des weiteren Vorgehens von qualifizierter Seite (Pädiater und Kinderchirurgen).
LangzeitaussichtenDie Patienten sind auf lebenslange Kontrolluntersuchungen angewiesen, insbesondere auf die Kontrolle und Behandlung eines Bluthochdrucks, der sich bei längerem Bestehen der ISTA möglicherweise gebildet hat. Auch auf die Endokarditisprophylaxe ist lebenslang zu achten.
Kategorien: Krankheitsbild in der Kinderkardiologie | Fetalchirurgie |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Aortenisthmusstenose aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |