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Ambrosius Rhode



Ambrosius Rhode (auch: Rhodius, Rhodii, Rodius etc.; * 18. August 1577 in Kemberg; † 24. August 1633 in Wittenberg) war ein deutscher Mathematiker, Astronom und Mediziner.

Leben

Geboren als Sohn des Kemberger Bürgermeisters Ambrosius Rhode und seiner Frau Maria, die Tochter des Kemberger Propstes Matthias Wanckel, besuchte er zunächst die Schule seiner Heimatstadt. Obwohl er ursprünglich für einen handwerklichen Beruf vorgesehen war, da man seinem Vater einredete das es ihm schwer fallen würde, seine beiden Söhne studieren zu lassen, erkannte aber sein Vater die in ihm schlummernden Fähigkeiten, so dass er sich am 28. März 1590 entschloss, ihn gemeinsam mit seinem Bruder Jakob studieren zu lassen und in die Matrikel der Universität Wittenberg eintrug. Daraufhin schickte er 1591 seine Söhne auf das kurfürstliche Gymnasium St. Augustin nach Grimma. Dort blieben sie vier Jahre und bezogen im Anschluss am 9. Oktober 1595 die Universität Wittenberg.

Ambrosius erhielt ein kurfürstliches Stipendium und erlangte 1600 gemeinsam mit seinem Bruder den akademischen Grad eines Magisters. Am 24. Oktober 1600 schrieb Tycho Brahe an den damaligen Wittenberger Mathematikprofessor Melchior Jöstel und bat ihn, ihm einen Studenten der Mathematik zuzuschicken, der ihm in der Beobachtung und Anmerkung des Himmelsverlaufes an die Hand gehen könne. So vermittelt reiste Rhode zu Brahe nach Prag und hat sich bei diesem eine längere Zeit aufgehalten. Bei Brahe war er fast täglich mit Johannes Kepler zusammen, von dem er ebenfalls durch lange Gespräche einen tiefen Einblick, in die Wissenschaften erlangte.

Im Anschluss unternahm er eine Bildungsreise die ihn nach Böhmen, Mähren, Österreich und die Steiermark führte. Am 8. September 1602 kehrte er wieder nach Wittenberg zurück, wurde 1603 in die philosophische Fakultät aufgenommen und begann als Privatdozent Vorlesungen zu halten. Bereits im März 1607 hatte man Rhode für eine mögliche mathematische Professur in Betracht gezogen. Doch sollte diese zunächst Matthias Anomäus übernehmen. Um Rhode für die Stelle zu halten, bewilligte man ihm eine mit 100 Gulden dotierte außerordentliche Professur der Mathematik.

Nachdem er 1608 auch Dekan an der philosophischen Fakultät geworden war, nahm man ihn am 20. September 1608 als Adjunkt an die philosophische Fakultät auf, wobei er innerhalb von einem halben Jahr 26 Promotionen von Kandidaten der freien Künste durchgeführt hatte. Nachdem Anomäus wieder in seine österreichische Heimat zurückgekehrte, übernahm nun Rhode am 18. Dezember 1609 die ordentliche Professor der niederen Mathematik. Rhode der ein theologisches Studium angefangen hatte, konzentrierte sich seit seiner Wittenberger Rückkehr vor allem um Mathematik und Astronomie.

Dennoch war er in den Disziplinen Physik, Mechanik, Medizin und Chemie bestens vertraut. Daher verwundert es auch nicht, dass er am 10. August 1610 unter dem Dekanat von Daniel Sennert, unter Förderung von Ernst Hettenbach, in einer feierlich gehaltenen Disputation zum Doktor der Medizin promovierte. Nach dem Tod seines einstigen Förderers Jöstel wurde 1611 die Stelle der Professur der höheren Mathematik abermals vakant. Ursprünglich plante man Keppler für die Stelle zu gewinnen, dennoch verwarf man die ursprüngliche Planung, da diesem das kurfürstliche Dresdner Oberkonsistorium nicht zustimmte. Daher setzte man Rhode auf die Stelle der höheren Mathematik und versuchte Keppler in einer gleichwertigen Position zu gewinnen. Dazu kam es aber nicht mehr, so dass Tobias Tilemann in die Professur der niederen Mathematik übernahm.

Rhode der während seiner Zeit mit Brahe und Kepler von seinem theologischen Streben zum naturwissenschaftlichen Mathematiker seiner Zeit geworden war, entpuppte sich als didaktischer Neuerer seines Fachs. Mit aller Kraft setzte er sich für die mathematischen Themen an der Wittenberger Akademie ein, für die er auch neue Wege ging. Mit seinem Lehrprogramm zog er eine hohe Zuhörerschar an, da er neben den allgemein bildenden Vorlesungen zur Mathematik, beorderst auch spezifische Sachverhalte zur Astronomie, Mechanik, Statik, Projektslehre, und Architekturlehre vermitteln konnte.

Rhodius teilte die Mathematik in 14 Wissenschaftszweige, wobei er sich der Zeit entsprechend auf den alttestamentlichen Schöpfungsbericht stützte. Dabei bezog er auf die göttliche Schöpfung die Arithmetik (als Zahl), Geometrie (als Maß) und Statik (als Masse), die im Gleichgewicht zur Astronomie, Gnomonik, Chronologie, Geographie, und Nautik (Himmel und Erde) standen. So war für ihn der Mensch der Betrachter der Werke Gottes (Optik), der es den Menschen gestattete in Häusern und Städten zu leben (Architektonik), sich vor äußeren Angriffen zu erwehren (Fortifikation, Geschützkunst, Castrametation) und sein Loblied zu singen (Musik). So war sein Ansatz von einer zunehmenden Anwendung der Mathematik, auf die technisch- wissenschaftliche Anwendung ausgerichtet, was im Bezug auf die Kriegswissenschaften ohne Frage eine Reflexion aus der Zeit des 30 jährigen Krieges, in der er lebte, war. Nachdem er 1608, 1610, 1614, 1617, 1623 und 1629 Dekan der philosophischen Fakultät gewesen war, übernahm er 1616 das Subrektorrat und 1630 das Rektorrat der Wittenberger Hochschule.

Genealogisch wäre anzumerken, dass er ein Urenkel der Gertraude Pannier und des Bartholomäus Bernhardi war. Dessen erste Tochter Katharina Bernhardi, war das erste Kind das aus einer evangelischen Priesterehe hervorgegangen war und hatte am 14. Juni 1540 Matthias Wanckel geheiratet. Aus dieser Ehe stammte seine Mutter Maria Wanckel. Er selbst hat sich am 4. Februar 1612 mit Catarina Zanger, einer Tochter des Johann Zanger der Jüngere und seiner Frau Catharina, die Tochter des Bürgermeisters von Thorn Matthias Greitz, geheiratet. Aus dieser Ehe ist ein Sohn hervorgegangen der am ersten Tag seines Rektorats 1616 geboren wurde, aber bald wieder verstarb. Er selbst wollte am 24. August nach dem Mittagessen mit seiner Frau zum Gottesdienst gehen, sank plötzlich nieder und verstarb um 6 Uhr abends im Alter von 65 Jahren und 13 Tagen. Am 27. August wurde er neben seinem Sohn beigesetzt.

Werkauswahl

Literarisch ist sein Hauptwerk eine vollständig kommentierte Ausgabe des Euklid die als abschließende Ausgabe erst nach seinem Tod 1634 erschien und ein Lehrbuch zur Optik. Daneben verfasste er auch Werke zur Dämmerungsforschung und initiierte die erste städtische Wasserleitung, die in weiterer Ausbaustufe heute noch in Wittenberg als noch einzig funktionierende Röhrwasserleitungssystem aus dem Mittelalter nördlich der Alpen, als technisches Baudenkmal, erhalten ist.

  • Optica Ambrosii Rhodii, Kembergensis, Philosophiæ ac Medicinæ Doctoris, & Mathematum Professoris in Academia Leucorea. Cuit additus est tractatus de crepusculis. Wittenberg, Samuel Selfisch, 1611
  • Ambrosii Rhodii mathematici ac medici Cometa per bootem., Wittenberg, Paul Helwig, 1619
  • Euclidis elementorum libri XIII : succinctis & perspicuis demonstrationibus comprehensi / à M. Ambrosio Rhodio ..., Wittenberg, Paul Helwig, 1609
  • ... Mathesis Militaris, Oder Kriegs Mathematic, Vor etliche seine privat Auditores, Wittenberg, Salomon Auerbach, 1600
  • Dialogus de transmigratione animarum Pythagorica : Quomodo eadem concedi defendi possit
  • De crepusculis, Wittenberg 1611
  • Aqua Rhodia,
  • PROGRAMMA, in funere Magnifici huius Academiae Rectoris, VIRI Reverendi, Clarissimi, et Excellentissimi, DN. LEONHARDI HÜTTERI, SS. Theol. Doctoris, Eiusdemque Professoris primarii ac Senirois: de umversa Christi Ecclesia egregie meriti... In: Henning Witte: Memoriae philosophorum, oratorum, poetarum, historicorum et philologorum nostri seculi clarissimorum renovatae decas prima (- sexta), Band 1, Königsberg [u.a.] 1674-76, S. 516–553 – Trauerrede mit Schriftenverzeichnis in Henning Wittes biographischem Sammelwerk Memoriae philosophorum, oratorum, poetarum, historicorum et philologorum, online abrufbar über das Projekt CAMENA

Literatur

  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817, Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917.
  • Fritz Roth: Restlose Auswertung von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke, Bd. 1 R 868
  • Matrikel der Universität Wittenberg
  • Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten–Lexikon. Jöcher, Bd. 4, Sp. 2050.
  • Gottlieb Müller: Lebensgeschichte Ambrosius Rhodius, Wittenberg 1760
  • Günther:
  • Ambrosius Rhode. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 28, S. 392.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ambrosius_Rhode aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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