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NarkoseDie Narkose (altgriechisch νάρκωσις, nárkōsis - heute νάρκωση, nárkosi, „In-Schlaf-Versetzen“) oder auch Allgemeinanästhesie ist ein medikamentös herbeigeführter, kontrollierter Zustand der Bewusstlosigkeit. Die Narkose ermöglicht die Durchführung von besonders schmerzhaften oder anderweitig nicht vom Patienten tolerierten Prozeduren in der Human- und Veterinärmedizin. Eine wissenschaftliche Beschreibung der Narkose lautet „pharmakologisch induziertes, reversibles Koma“. Die künstlich herbeigeführte Narkose bewirkt somit die zeitweilige, umkehrbare Funktionshemmung des zentralen Nervensystems (ZNS) mit Herbeiführung von Bewusstseinsverlust (Schlaf) und Ausschaltung des Schmerzempfindens (Analgesie). In vielen Fällen ist zusätzlich die schlaffe Lähmung der Willkür-Muskulatur erwünscht. Die Narkose geht mit einer Dämpfung der Reflexe einher. Die Narkoselehre ist ein Teilgebiet der Anästhesiologie. Sie wird in Deutschland, wie in den meisten Industriestaaten, von speziell weitergebildeten Fachärzten durchgeführt (Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Anästhesist). In manchen Ländern allerdings übernimmt nichtärztliches Fachpersonal (in den USA Nurse Anaesthesists, in Schweden Anestesisjuksköterskor, in der Schweiz eidg. dipl. Anästhesiepflegefachperson HF) unter Verantwortung eines Anästhesisten die meisten Narkosen. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
WortherkunftDie Narkose ist aus altgriechisch νάρκωσις, nárkōsis entlehnt und seit dem 18. Jahrhundert im Deutschen nachweisbar. Verwandte Wörter im Griechischen sind das Verb ναρκάειν, narkáein, „betäuben“, „erstarren“ und das Substantiv νάρκη, nárkē, „die Lähmung“, „Schläfrigkeit“. Verwandte Wörter im Deutschen sind narkotisieren und das Konkretum Narkotikum. [1] Patient, Eingriff und AnästhesistDie Durchführung einer Narkose ist bei verschiedenen medizinischen Eingriffen vorteilhaft:
Planung der Narkose - Das präoperative GesprächWie alle medizinischen Prozesse erfordert die Narkose nicht nur vom Arzt, sondern auch vom Patienten aktives Vorgehen. Der Patient arbeitet mit dem Narkosearzt (Anästhesist) gemeinsam für seine Sicherheit. Besonders bei ambulanten Eingriffen in Narkose ist das medizinische Team auf die Kooperation des Patienten angewiesen. Die Vorgehensweise muss in jedem Fall mit dem Anästhesisten abgesprochen werden. Dazu dient das präoperative Gespräch in der Praxis des niedergelassenen Anästhesisten oder in Krankenhäusern in einer speziellen Anästhesieambulanz. Der Patient erfährt hier vom Narkosearzt alles Wichtige zur bevorstehenden Narkose und erhält Antworten auf seine Fragen. Der Arzt beurteilt die Narkosefähigkeit und das Narkoserisiko. Gemeinsam mit dem Patienten wird die geeignete Narkoseart gewählt. Der Patient wird ausführlich über die Risiken der Narkose aufgeklärt und unterschreibt eine Einverständniserklärung. Wegen der dabei verordneten Prämedikation wurde diese präoperative Visite früher auch Prämedikationsgespräch genannt. Die derzeitigen Empfehlungen über die Einnahme von Arzneimitteln im Zusammenhang mit Operation und Narkose sind komplex. In diesem Zusammenhang sind Medikamentenwirkung, Begleiterkrankungen und die Art von Operation und Narkose zu bedenken. Das betrifft ganz besonders Mittel gegen Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Antidiabetika und Mittel zur Beeinflussung der Blutgerinnung. Die Vorgehensweise muss deshalb ggf. schon im Vorfeld der Operation mit dem Anästhesisten abgestimmt werden. Präoperative NüchternheitBegründung des Präoperativen NüchternheitsgebotesBei der Allgemeinanästhesie (Narkose) wird das Bewusstsein des Patienten vorübergehend ausgeschaltet. Damit verbunden ist der Ausfall wichtiger Schutzreflexe wie z.B. Atemreflex, Würgereflex, Hustenreflex. Der Hustenreflex dient z.B. normalerweise dazu, die Luftröhre von Fremdkörpern oder Verschmutzungen freizuhalten. Um eine ösophageale Aspiration, also das Eindringen von Mageninhalt in die Atemwege zu vermeiden, ist es daher wichtig, dass der Magen leer ist. (siehe unten im Abschnitt Komplikationen). Bei Regionalverfahren sind immer auch Komplikationen denkbar, die eine Intubation, also das nachträgliche Herbeiführen einer Allgemeinanästhesie notwendig machen. Bei geplanten Operationen ist also auch für Regionalverfahren die präoperative Nüchternheit geboten. Bei Notfalloperationen kann die fehlende Nüchternheit ein Argument sein, ein Regionalverfahren zu bevorzugen, um dadurch die Aspirationsgefahr zu minimieren. Was bedeutet Präoperative Nüchternheit konkretSollte die Magenentleerung nicht durch besondere Erkrankungen gestört sein oder sprechen nicht andere Gründe dagegen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie der Berufsverband Deutscher Anästhesisten in der betreffenden Leitlinie Folgendes: Es ist erlaubt, bis sechs Stunden vor der Narkoseeinleitung eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken (beispielsweise eine Scheibe Weißbrot mit Marmelade und ein Glas Milch). Bis zu zwei Stunden vor der Narkose dürfen geringe Mengen (150–200 ml) einer klaren Flüssigkeit getrunken werden. Sie dürfen keine Partikel, Alkohol oder Fett enthalten. Erlaubt ist also z. B. klarer Apfelsaft oder Früchtetee, Mineralwasser, Tee und Kaffee. Das Getränk darf gezuckert sein, jedoch keine Milch enthalten. Es gibt auch geeignete industriell vorgefertigte Produkte. Auf keinen Fall dürfen in diesem Zeitraum trübe Flüssigkeiten oder gar Milch eingenommen werden. Diese Getränke, bei denen es sich um Emulsionen handelt, unterliegen den Regeln für feste Nahrung (6-Stunden-Regel, siehe oben). Notwendige Medikamente können bis kurz vor Narkosebeginn mit einem kleinen Schluck Wasser eingenommen werden. Die Rolle des Rauchens wurde früher kontrovers beurteilt. Im Allgemeinen wurde früher empfohlen, sechs Stunden vor der Operation auch das Rauchen zu unterlassen, da durch die Nikotinaufnahme die Magensäureproduktion angeregt sei. Dem entsprechend galt der Magen durch die Füllung mit saurem Magensaft nicht mehr als leer. Die abschließende Entscheidung, ob unmittelbar nach dem Rauchen eine Narkose möglich ist, trifft der Narkosearzt. Für das Kaugummikauen galt ebenfalls eine 6-Stunden-Verbotsregel. Kinder-Anästhesie: Neugeborene und Säuglinge können bis 4 Stunden vor Narkosebeginn gestillt werden oder Flaschennahrung erhalten. Bis eine Stunde vor der Narkose können Säuglinge geringe Mengen einer klaren Flüssigkeit trinken (beispielsweise klaren Apfelsaft, leicht gezuckerten Früchtetee, Wasser).
Was tut der Anästhesist?Der Anästhesist versetzt den Patienten durch Dämpfung oder Unterdrückung von Bewusstsein und Schmerzempfindung in einen Zustand, in dem höchst traumatische Prozeduren ohne Schaden toleriert werden können (siehe Abschnitt Ziele). Die natürliche Atmung ist dabei sowohl durch den Eingriff aber oft auch durch die Narkose selbst beeinträchtigt. Der Anästhesist hat somit für eine ausreichende Atmung (d. h. Sauerstoffversorgung) des Patienten zu sorgen. So muss er ständig die Atmung des betäubten Patienten überwachen, die Atemwege offenhalten (siehe Abschnitt Sicherung der Atemwege) und ggf. für Beatmung sorgen. Für die Durchführung der Narkose benötigt der Anästhesist technische Hilfsmittel. Mit einem Narkosegerät (Abb.) kann er den Patienten beatmen und neben Sauerstoff auch gasförmige und verdampfbare Narkosemittel (siehe Abschnitt Narkotika) zuführen. Injizierbare Narkosemittel werden oft mit speziellen programmierbaren Spritzenpumpen verabreicht. Es ist Aufgabe des Anästhesisten, durch permanente Überwachung Zustandsänderungen und Normabweichungen des Patienten zu erfassen, die sich oft durch die eigentliche Behandlung (zum Beispiel Blutverlust durch eine Operation) ergeben. Es gibt dazu ein umfangreiches Programm an Überwachungsmaßnahmen (siehe Abschnitt Überwachungsmaßnahmen). Der Anästhesist interpretiert die Beobachtungen und Messergebnisse und verfügt im Notfall über geeignete Maßnahmen, um aufgetretene Störungen im Zustand des Patienten zu korrigieren (beispielsweise durch Bluttransfusion). Eine Narkose umfasst also:
Operationen werden heute in Teamarbeit durchgeführt. Während sich die Arbeit von Operateuren auf die Durchführung des Eingriffes konzentriert, sind für die Narkose und lebenserhaltende Maßnahmen Anästhesist und Anästhesiepfleger zuständig. Vor jeder Anästhesie ist eine Untersuchung des Patienten durch den Anästhesisten erforderlich. Danach wird der Patient über Art und Risiko des vorgeschlagenen Anästhesieverfahrens aufgeklärt. Stehen unterschiedliche Verfahren (z. B. Narkose oder Regionalanästhesie) zur Wahl, so ist der Wunsch des Patienten zu berücksichtigen. Anschließend leistet der Patient seine schriftliche Einwilligung in das Verfahren. Die Patientenaufklärung muss bei stationären Wahleingriffen spätestens am Vorabend der geplanten Operation erfolgen. Bei ambulanter Narkosedurchführung ist hingegen die Aufklärung am Tag des Eingriffes erlaubt. Geschichte (Auswahl)Es finden sich antike und mittelalterliche Quellen für künstlich herbeigeführte schlafähnliche (hypnotische) und schmerzfreie (analgetische) Zustände:
Narkoseziele und Narkosemittel
Definition und ZieleDie Narkose ist ein durch Medikamente herbeigeführter kontrollierter und reversibler Bewusstseinsverlust. Anders als beim Schlaf ist ein Mensch in Narkose nicht erweckbar. Völlig ausgeschaltet ist das Gehirn aber nicht. Daher wird die Narkosetiefe während einer Operation laufend kontrolliert. Zur modernen Vollnarkose gehören folgende Qualitäten:
Die zur Narkose verwendeten Medikamente haben diese Wirkungen in unterschiedlichem Maße. Viele Hypnotika und Sedativa wirken kaum oder gar nicht schmerzmindernd. Die hypnotische und sedierende Wirkung von Analgetika ist sehr unterschiedlich. Muskelrelaxanzien wirken weder analgetisch noch auf den Bewusstseinszustand. Auf die Muskelrelaxation wird häufig verzichtet. Selbst die Schmerzausschaltung ist in Abhängigkeit vom Eingriff gelegentlich nicht notwendig. Für manche Eingriffe ist eine Bewusstlosigkeit nicht erforderlich oder sogar Ansprechbarkeit und Schutzreflexe des Patienten erwünscht. Dann wird ein Eingriff nicht in Narkose durchgeführt, sondern nur in Sedierung. Bei der Auswahl des Beruhigungsmittels (Sedativum) wird dann möglichst darauf geachtet, dass es auch angstmindernd wirkt (Anxiolyse). Ein wacher Patient darf natürlich nicht relaxiert werden. Auch die Möglichkeiten der Analgesie sind dann eingeschränkt, weil Opiodanalgetika den Atemantrieb der Patienten vermindern. Sedierung ist auch üblich, wenn ein Eingriff in Regionalanästhesie durchgeführt wird. Die Rückenanästhesie ist eine Kurzbezeichnung für rückenmarksnahe Anästhesien, also Arten der Regionalanästhesie. Hierbei werden Leitungsanästhetika durch die Haut in die Nähe des Rückenmarks gespritzt. So kommt es zu einer reversiblen (vorübergehenden) Querschnittslähmung einschließlich Betäubung. Je nachdem, wohin das Leitungsanästhetikum gesprizt wird, unterscheidet man Spinalanästhesie und Periduralanästhesie. Je nach Auswahl und Dosierung der Medikamente gibt es Periduralanästhesie auch als Betäubung ohne Lähmung. MittelEntsprechend den Zielen der Narkose (s. o.) werden die verwendeten Medikamente wie folgt eingeteilt.
Eine umfassendere und vergleichende Darstellung findet sich unter dem Stichpunkt Narkotika. SchlafmittelBei den Schlafmitteln (Hypnotika) finden sich einige medizinische Gase, volatile (flüchtige) und injizierbare (einspritzbare) Medikamente. In Ausnahmefällen können bestimmte Hypnotika auch intranasal, oral, sublingual, rektal, intramuskulär oder subkutan verabreicht werden. Der Gebrauch des Wortes Hypnotikum kann irreführend sein. Dieser Begriff wird im alltäglichen Sprachgebrauch für Suggestionsverfahren verwandt, die mit dem eigentlichen sprachlichen Ursprung (griech. ὕπνος „Schlaf“) nichts zu tun haben. In der Anästhesiologie und der Pharmakologie wird das Wort Hypnose in seiner ursprünglichen Bedeutung benutzt und kennzeichnet den Zustand der Bewusstlosigkeit. Gase und Dämpfe
Volatile Substanzen liegen unter Standardbedingungen in flüssiger Form vor. Diese Narkosemittel werden durch spezielle Verdampfer dem Frischgas beigefügt (siehe Narkotikum). InjektionsnarkotikaDiese Medikamente liegen in flüssiger, gelöster Form vor. Sie müssen injiziert (eingespritzt) werden. Die gebräuchlichsten Medikamente sind Thiopental-Natrium (z. B. Trapanal®) aus der Gruppe der Barbiturate, das Propofol und das Etomidat. Seltener werden Stoffe aus der Gruppe der Benzodiazepine eingesetzt. Aufnahme und Elimination eines Injektionsnarkotikums unterscheiden sich prinzipiell von den Inhalationsnarkotika. Während die Gase im Wesentlichen durch die Atmung dem Organismus zugeführt oder entzogen werden, erfolgt die Zufuhr bei den Injektionsnarkotika durch Einspritzen (Injektion) und die Elimination durch Verstoffwechslung in der Leber oder Ausscheidung durch die Nieren. Analgetika (Schmerzmittel)Die in der Anästhesie verwendeten Analgetika sind
Bei den Opioiden sind Fentanyl, Dipidolor, Sufentanil, Alfentanil und Remifentanil im allgemeinen Gebrauch. Wegen seiner extrem kurzen Wirkdauer ist Remifentanil besonders gut im Rahmen der TIVA (siehe unten) einsetzbar. Die Nicht-Opioid-Analgetika sind zur Verwendung während der Narkose nicht geeignet. Ihre Wirkung, die auf der Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase beruht, ist nicht unmittelbar. Diese Substanzen werden vorrangig zur Behandlung des postoperativen Schmerzes eingesetzt. Ketamin hat unter anderem μ- und δ-agonistische Eigenschaften und ist deshalb auch ein gutes Analgetikum, aber auch ein leistungsfähiges Hypnotikum. In letzter Zeit kommt sein Enantiomer S-Ketamin in Gebrauch, das ungefähr doppelt so stark und nebenwirkungsärmer ist. MuskelrelaxantienMuskellähmende Mittel (Muskelrelaxantien) kommen in Abhängigkeit von dem zugrunde liegendem Eingriff und dem Narkoseverfahren in Anwendung. So sind die Operationen in den großen Körperhöhlen wie Brustkorb und Bauch ohne Muskelrelaxantien nur schwer durchführbar. An anderer Stelle, wie beispielsweise in der Kniegelenkchirurgie oder bei Eingriffen an der Körperoberfläche, sind Muskelrelaxantien entbehrlich. Gebräuchliche Mittel sind unter anderem Suxamethonium, Mivacurium, Cisatracurium und Rocuronium. Ihre Wirkung kann mit einem Relaxometer gemessen und überprüft werden.
NarkosestadienEs werden
der Narkose unterschieden.
Einleitung und Ausleitung sind in medizinischem Sinne nicht von Nutzen, deshalb sollen diese Phasen möglichst kurz sein. Die Narkosemittel unterscheiden sich diesbezüglich in ihren physikalisch-biologischen Eigenschaften (s. u.). Moderne Narkosemittel erfüllen diese Forderung immer besser. Systematik der NarkoseformenNarkosesystemDas Narkosesystem beschreibt das engere technische Prinzip zur Verabreichung von Gasen unter der Narkose. Es ist ein Teil des Narkosegerätes, das zusätzlich Vorrichtungen zur Bevorratung und Dosierung von Gasen enthält.
Detaillierte Angaben hierzu unter Artikel Narkosesystem. Sicherung der Atemwege (airway management)Durch zentrale Dämpfungsvorgänge ist unter der Narkose einerseits die Spontanatmung tendenziell eingeschränkt (Hypoventilation) und in vielen Fällen gezielt aufgehoben. Durch manuelle oder maschinelle Beatmung wird die Sauerstoffversorgung und CO2-Abatmung sichergestellt. Andererseits führen die oben genannten Dämpfungsvorgänge zur Erschlaffung der Schlundmuskulatur. Besonders in Rückenlage kommt es dabei zu einem Zurückrutschen der Zunge, die dabei die Atmwege verlegt. Die im Folgenden beschriebenen Verfahren dienen durch das sog. „Offenhalten der Atemwege“ dem Narkoseverfahren. Sie haben unterschiedliche Risiken und Nebenwirkungen. Detaillierte Angaben hierzu unter Artikel Airway-Management.
NarkotikumNarkosen können unter dem Aspekt betrachtet werden, welches Narkotikum zur Unterhaltung (siehe Abschnitt Phasen) benutzt wird.
Der im deutschen Ärzterecht (Kassen- und Privatarztrecht) verwendete Begriff der Kombinationsnarkose bezeichnet lediglich die gleichzeitige Verwendung mehrerer Narkosemittel. Dabei ist es unerheblich, ob dabei Inhalations- oder Injektionsnarkotika in Anwendung kommen. Dieses Vorgehen ist jedoch die Regel, da nur in sehr seltenen Fällen noch eine Mono-Narkose durchgeführt wird (z. B. Kindernarkosen für diagnostische Untersuchungen). Überwachungsmaßnahmen/SicherheitDie intraoperativen Überwachungsmaßnahmen sind für Deutschland im Medizinproduktegesetz und in der Medizingerätebetreiberverordnung festgelegt. Beide Gesetze stellen die Umsetzung der europäischen Norm EN 740 dar. Außerdem existiert eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) zur Überwachung der Narkose und für die Ausstattung von Narkosearbeitsplätzen[2], die dadurch standardisiert sind. Nach EU-Norm müssen folgende Parameter gemessen werden:
Weiterhin überwachte Parameter sind nach DGAI:
Bei entsprechender Indikation müssen zusätzlich invasive Verfahren, wie arterielle Blutdruckmessung in Anwendung kommen. Fakultativ, derzeit noch nicht vorgeschriebene Verfahren sind:
Vorerkrankung und NarkoseDie nachstehende Liste enthält eine Auswahl typischer und aus fachlicher Sicht interessanter Erkrankungen, die mit der Narkose in Verbindung stehen.
Nebenwirkungen und KomplikationenDie primär anästhesiebedingte Mortalität soll bei 0,05 ‰ liegen, d. h. bei 5 von 100000 durchgeführten Narkosen. Zum Vergleich: die primär anästhesiebedingte Mortalität von allgemeinchirurgischen Patienten soll bei 0,07-0,09 ‰ liegen, die Gesamtmortalität liegt bei diesen Patienten jedoch bei 6 ‰, also fast einhundertmal höher.[4] Im Folgenden eine (lückenhafte) Liste der Nebenwirkungen und Komplikationsmöglichkeiten von Narkosen: Übelkeit und Erbrechen (PONV = postoperative nausea and vomiting)Die Häufigkeit von PONV liegt bei 5 bis 80 % der Narkosen. Ein häufigeres Vorkommen findet sich
Manche Studien kamen zu dem Ergebnis, über die vollständig intravenöse Anästhesie (TIVA) ließe sich das relative Risiko eines PONV um etwa 30 % verringern[5]. So gilt, dass volatile Anästhetika und Lachgas das Risiko für PONV erhöhen. Daneben gibt es verschiedene vermutete Faktoren wie: Hohe Dosen von Antagonisten der nichtdepolarisierenden Muskelrelaxantien oder die Art des Eingriffs. Beispielsweise solle PONV bei Schiel-Operationen bei Kindern häufig vorkommen. Als Prophylaxe kommen neben der Vermeidung von Triggern u.a. Dexamethason, oder aber die Gabe von Therapeutika wie das Neuroleptikum Droperidol und ein Serotonin-Antagonist zur Anwendung. IntubationsschädenZahnschadenEin Zahnschaden ist eine seltene aber aufklärungspflichtige Komplikation der trachealen Intubation. Beim Einlegen des Tubus in die Luftröhre (lat. Trachea) wird in der Regel ein Laryngoskop verwendet, um die Zunge wegzudrängen und somit freie Sicht auf den Trachealeingang mit Stimmlippen und Kehlkopf zu haben. Bei diesem Vorgang kann es vereinzelt - insbesondere bei beengten Sichtverhältnissen - zur Schädigung von Oberkiefer-Frontzähnen kommen. Die Häufigkeit wird mit 1:4500 angegeben.[6] Seit den 90er Jahren wird häufig die Larynxmaske anstelle des Trachealtubus zur alternativen Sicherung der Atemwege genutzt. Bei Fehlen von Kontraindikationen vermindert der Einsatz der Larynxmaske die Häufigkeit dieser Komplikation. FehlintubationZum Zwecke der Beatmung wird normalerweise das Ende des Beatmungstubus in der Luftröhre (Trachea) platziert. Fehlintubationen sind:
Aspiration von MageninhaltDie Aspiration von Mageninhalt ist eine der gefürchtetsten Komplikationen der Narkose. In der Narkose sind normalerweise die Schutzreflexe erloschen. Dieser Zustand ist erwünscht. Es kann aber unter ungünstigen Verhältnissen dazu kommen, dass sich Mageninhalt passiv in den Rachen entleert und dann passiv in die Luftröhre und Lunge gelangt (Aspiration). Hierbei können grobe Nahrungsbrocken zur Verlegung der Luftwege führen und die Ventilation beeinträchtigen. Die Folge ist die Ausbildung von Atelektasen (unbelüftete Lungenabschnitte), die für den Luftaustausch nicht mehr zur Verfügung stehen. Im ungünstigsten Fall kommt es durch große Nahrungbrocken zur Verlegung der Luftröhre (Trachea), womit Atmung und Beatmung unmöglich werden können. Es sind Ventilphänomene beschrieben worden. Diese Komplikation ist akut lebensbedrohlich und muss innerhalb von Minuten behoben werden. In anderen Fällen kann es bei Aspiration dünnflüssigen Magensaftes zur Verätzung des empfindlichen Lungengewebes kommen. Ursächlich ist der niedrige pH-Wert des Magensaftes. Man spricht von einer chemischen Pneumonitis, die zum ARDS führen kann. Dieses Krankheitsbild ist ebenfalls lebensbedrohlich und führt bei überstandener Krise oft zu Folgeschäden (Lungenfibrose). Die sog. Aspirationspneumonie (Mendelson-Syndrom) erfordert immer Behandlungsmethoden der Intensivmedizin. Der Vermeidung dient normalerweise die Nahrungkarenz vor Narkosen. So muss jegliches Essen für mindestens 6 Stunden vor Narkosen vermieden werden. Die Einnahme von 450 ml einer klaren Flüssigkeit wird heute meistens im folgenden Zeitraum bis zwei Stunden vor der Narkose als unproblematisch angesehen, wenn es sich um sonst gesunde Patienten handelt (siehe auch Abschnitt "Was tut der Patient?"). Im Notfall oder unter besonderen Bedingungen muss das Risiko der Aspiration durch Medikamente (z. B. zur pH-Wert-Anhebung), bestimmte Narkosetechniken (Rapid Sequence Induction) oder Verwendung von Magensonden und -blockern minimiert werden. Intraoperative Wachzustände (Awareness)Die Inzidenz von Awareness (englisch „Bewusstsein“, „Gewahrsein“) wird mit bis zu 2 % angegeben, wobei herzchirurgische und geburtshilfliche Eingriffe besonders häufig genannt werden. Andere Quellen geben eine Inzidenz von 0,02 % für Awareness mit Erinnerung und bis zu 80 % für Awareness ohne Erinnerungsmöglichkeit an. Die Ursache liegt in der unzureichenden Narkosemittelbedarfsdeckung des Patienten, sei es durch Schwierigkeiten in der Interpretation der Narkosetiefe (z. B. Einsatz von Muskelrelaxantien, bestehender Drogenabusus) oder durch technische Dysfunktionen (z. B. Störungen in der zentralen Gasversorgung). Als wichtigste Vermeidungsstrategie wird - wo möglich - der Verzicht auf die Anwendung von Muskelrelaxantien angesehen, so können reflexhafte Gliedmaßenbewegungen das drohende Gewahrwerden anzeigen. Andererseits wird der Einsatz von Benzodiazepinen und der kombinierte Einsatz von volatilen Anästhetika empfohlen. In manchen Einrichtungen wird das Neuromonitoring in Form von EEG- und EP-Analysen eingesetzt. Die EP-Analyse hat dabei Nachteile, da sie einer Alles-oder-Nichts-Regel zu folgen scheint. Zwischenschritte sind nicht zu ermitteln. Durch EEG-Analyse können demgegenüber Indizes erstellt werden, die unterschiedliche Narkosetiefen aufzeigen können. Durchgesetzt haben sich numerische Indizes (z. B. von 100 (wach) bis 0 [Nulllinie im EEG, d. h. Narkose ist zu tief], die durch Analyse der spektralen Leistungsdichte des Roh-EEGs mittels Fast-Fourier-Transformation erstellt werden. Diese Information sollen zukünftig in einem Regelkreis zur automatischen Steuerung der Hypnotikum-Zufuhr verwendet werden. Die Verfahren sind noch in der Weiterentwicklung. Es gibt aber schon eine Reihe einsatzbereiter Geräte (Narkotrend® [siehe Abbildung des Narkosegerätes oben], BIS®, Siemens EEG-Pod®, Dräger pEEG®, DanMeter CSM®), die zunehmend Eingang in die klinische Praxis finden. Siehe auchQuellen
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Narkose aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |