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Alexander Iwanowitsch Oparin
Alexander Iwanowitsch Oparin (russ. Александр Иванович Опарин, wiss. Transliteration Aleksandr Ivanovič Oparin; * 2. März/18. Februar 1894 in Uglitsch; † 21. April 1980 in Moskau) war ein sowjetischer Biochemiker und Evolutionsforscher. Alexander Iwanowitsch Oparin ist der Begründer der weltweit anerkannten Theorie der Entstehung des Lebens, der Theorie, die ein halbes Jahrhundert den Wissenschaftlern als Ausgangspunkt für ihre Forschungen diente. Er war einer der größten sowjetischen Biochemiker, der das Fundament der Forschungen im Bereich der evolutionären und vergleichenden Biochemie, Enzymologie, Biochemie der Pflanzen und Zellstrukturen legte. Außerdem war er der Begründer der sowjetischen technischen Biochemie, ein herausragender Pädagoge, Organisator der Wissenschaft, ein gesellschaftlich Tätiger und ein glänzender Popularisator wissenschaftlichen Wissens. Weiteres empfehlenswertes FachwissenLebenKindheit und JugendAlexander Iwanowitsch Oparin wurde am 2. März 1894 in der alten russischen Stadt Uglitsch an der Wolga geboren. In seiner Jugend machte das Buch K. A. Timirjasews „Leben der Pflanzen“ auf ihn einen großen Eindruck. Als er Gymnasiast war, hörte Oparin Timirjasews öffentliche Vorlesungen. Er sah ihn als seinen ersten Lehrer an. Mit Begeisterung las er Werke zum Darwinismus und wurde überzeugter Anhänger der Evolutionslehre. 1912 beendete er das Zweite Moskauer Gymnasium und war von 1912 bis 1917 Student der Moskauer Universität. Zusätzlich nahm er 1915 eine Arbeit als Chemiker des Pharmaziewerkes der Allunionsvereinigung der Städte auf. 1917 beendete er die naturwissenschaftliche Abteilung der physikalisch-mathematischen Fakultät der Moskauer Universität. Er verblieb dort am Lehrstuhl für Physiologie der Pflanzen zur Vorbereitung auf die Berufung zum Professor. Begründet durch seine Beschäftigung mit Pflanzen und sein großes Interesse für die Botanik wählte er die Physiologie der Pflanzen zu seiner zukünftigen Fachrichtung. Zu dieser Zeit war Timirjasew in Zusammenhang mit Repressalien gezwungen, die Leitung des Lehrstuhls zu verlassen. Der Lehrstuhl ging auf seinen Schüler, den Dozenten F.N. Krascheninnikow über. Wissenschaftliche TätigkeitIrgendwann im Laufe der Entstehung unseres Planeten existierten nur einfachste anorganische Verbindungen, und in der heutigen Welt – eine Vielzahl lebender Wesen, die die Erde bevölkern. Das sind die zwei Pole, zwischen denen man eine Brücke zur Beantwortung der Frage der Entstehung des Lebens errichten sollte. Das Verdienst Oparins als Naturwissenschaftler besteht in der Idee der chemischen Evolution beim Übergang von der anorganischen zur organischen Welt. Hauptetappen der Theorie1924 wurde vor dem Hintergrund der Krise der Vorstellung der Selbstzeugung des Lebens nach neuen Ansätzen gesucht. So wurde die Theorie der chemischen Evolution von Kohlenstoffverbindungen aufgestellt. Bis 1936 folgten Ergänzungen dieser theoretischen Vorstellungen mit experimentellen Daten aus dem Bereich der Geochemie, Paläontologie und Astronomie. In der weiteren Entwicklung war damit der Übergang zur kosmischen Ebene gegeben. 1957 gab es eine Anhäufung experimenteller Ergebnisse, die die Theorie der chemischen Evolution unterstützten. Dabei wurde die abiogenetische Synthese aller Klassen der biologisch wichtigen Stoffe erklärt. Weiterhin erfolgte der Übergang zur dynamischen Ebene unter Einbringung thermodynamischer Ansichten, die präbiologische Systeme als offene thermodynamische Systeme betrachtete, die der Thermodynamik unumkehrbarer ungleichgewichtiger Prozesse genügen. Außerdem wurden Fragen der Selbstorganisation biochemischer Prozesse und die Entstehung katalytischer Funktionen betrachtet. Nach 1977 wird der Wissensstand zur Entstehung des Lebens in Oparins Monographie „Materie, Leben, Intellekt“ zusammengefasst. Professor Oparin charakterisierte seine wissenschaftliche Arbeit folgendermaßen: „Der Materialismus, der auf Tatsachen beruht, die man durch die Naturwissenschaft entdeckt hat, bestätigt, dass das Leben, ebenso wie alles übrige auf der Welt, von materieller Natur ist, und dass man dafür keinen geistigen Ursprung braucht, den man nicht materiell begreifen kann, um das zu verstehen. Im Gegenteil, vom materiellen Standpunkt aus gesehen, können wir gerade durch das objektive Studium der Natur, die uns umgibt, nicht nur verstehen, was das Leben eigentlich ist, sondern dadurch können wir auch direkt die lebende Natur verändern und verbessern, zum Wohle des Menschen.“ (1968). Ausgangspunkt der wissenschaftlichen TätigkeitSchon im Schulalter interessierte Oparin sich für Botanik, erstellte ein Herbarium und stellte einfache Versuche mit Pflanzen an. Sein erstes öffentliches Auftreten zur Hypothese der Entstehung des Lebens auf der Erde fand bei den Botanikern statt – auf der Sitzung der Russischen Botanischen Gesellschaft 1922. Danach widmete er seine Aufmerksamkeit oft der Biochemie der Pflanzen und den biochemischen Grundlagen der Verarbeitung pflanzlicher Rohstoffe. Er war stolz auf die Wahl als Ehrenmitglied der Allunionsgesellschaft für Botanik. 1922 wurde er zur Verbesserung der wissenschaftlichen Qualifikation nach Deutschland delegiert, ins Laboratorium von Albrecht Kossel in Heidelberg. 1924 reiste er mit dem Ziel weiteren wissenschaftlichen Austausches nach Österreich und Italien. Schon die frühen Forschungen Oparins im Bereich der vergleichenden Biochemie der Oxidations-Reduktions-Prozesse bei einfachen Wasserpflanzen lenkten ihn zur Untersuchung der Evolution des Lebens und zur Erarbeitung der grundlegenden Aussagen des Problems der Entstehung des Lebens auf der Erde. In den gleichen Jahren (Anfang des 20. Jahrhunderts) wurde unter den Naturwissenschaftlern das Problem der Entstehung des Lebens auf der Erde als zweifelhaft angesehen, als ein Problem, das sich nicht einem experimentellen Herangehen unterwarf und nicht mit den Methoden der Naturwissenschaften zu lösen war. Der größte wissenschaftliche Verdienst Oparins liegt darin, das er einleuchtend die Möglichkeit eines wissenschaftlichen experimentellen Herangehens an die Erforschung der Entstehung des Lebens auf der Erde aufzeigte. Die HypotheseUm sich die Kraft der wissenschaftlichen Voraussicht Oparins vorzustellen, ist es notwendig, sich an den Zustand der Biochemie in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts zu erinnern. Als selbständige wissenschaftliche Disziplin formierte sich die Biochemie Ende des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn der 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts war ein verhältnismäßig umfangreiches Material zur chemischen Zusammensetzung der Tiere und Pflanzen und zu den Reaktionen, die im lebenden Organismen abliefen, gesammelt worden. Die Vorstellungen über den Stoffwechsel und seine Evolution waren damals noch im Keimstadium. Allgemein anerkannter Gesichtspunkt war die Überzeugung, dass bioorganische Moleküle aus anorganischen Stoffen nur im Ergebnis der Photosynthese entstehen können. Damit im Zusammenhang wurden als erste Organismen, von denen alle anderen abstammen, einfachste Wasserpflanzen angesehen. In Gegenüberstellung des Anfangswissens über den Stoffwechsel bei Autotrophen und Heterotrophen kommt Oparin zu der Schlussfolgerung über die Gemeinsamkeit des Grundstoffwechsels bei diesen beiden Organismengruppen und der Möglichkeit der evolutionären Umwandlung Heterotropher in Autotrophe im Ergebnis der Entstehung einer zusätzlichen Reaktion, die eng mit dem Grundstoffwechsel verbunden ist. Daraus zieht Oparin die Konsequenz, dass die heterotrophe Organismen zuerst da waren. Vor ihrem Entstehen bestand die Notwendigkeit der Bildung und Anreicherung der grundlegenden biologisch wichtigen Verbindungen im Ergebnis abiogener (chemischer) Synthese. Die Unmöglichkeit des Verlaufes der abiogenen Synthese unter dem Vorhandensein von Sauerstoff und die Annahme über die Zweitrangigkeit der Photosynthese führten zu der Konzeption über den reduktiven Charakter der Atmosphäre auf der vorbiologischen Erde. Diese Annahme wurde erst durch geologische Untersuchungen Ende der 40-er Jahre des 20. Jahrhunderts bestätigt. Die abiogene Synthese eiweißartiger Verbindungen musste, nach Oparin, zur Bildung phasenbehafteter kolloider Strukturen führen, die sich voneinander unterschieden und auf Grund der ständigen Wechselwirkung mit der Umgebung evolutionierten. Die Annahme über die individuellen Unterschiede der kolloiden Mikrostrukturen, die unter praktisch gleichen Bedingungen, in ein und dem selben System, entstanden, gelang es, erst in den letzten Jahren experimentell zu bestätigen. Im ersten Buch stellte Oparin die These über die Rolle der natürlichen Auslese für die Evolution vorbiologischer Strukturen und ihre Umwandlung in einfachste Organismen auf. Die wichtigsten Grundlagen seiner Hypothese wurden von ihm bereits während des ersten öffentlichen Auftritts zu diesem Problem am 3. Mai 1922 auf der Sitzung der Russischen Botanischen Gesellschaft und in der ersten Monografie „Die Entstehung des Lebens“, die 1924 erschien, formuliert. Das Wesen der Theorie bestand in der Begründung des gesetzmäßigen Charakters der Entstehung des Lebens im Ergebnis eines langwierigen Prozesses der chemischen Evolution von Kohlenstoffverbindungen. Diese führte zur Bildung verschiedener, darunter auch polymerer, organischer Verbindungen. Nachfolgend erfolgte die natürlichen Auslese auf der Ebene der sich aus diesen Verbindungen bildenden polymolekularen Gebilde, die abgesondert von der Umgebung, aber ständig mit ihr wechselwirkend, präbiologische Strukturen entwickelten. Oparin unterstreicht, dass eben genau der gesetzmäßige und langwierige Prozess zu einem qualitativen Sprung führte – der Entstehung des Lebens auf der Erde, und nicht irgend einen glückliche Zufälligkeit oder eines Eintrages von anderen Planeten. Der herausragende englische Wissenschaftler John Bernal unterstrich besonders die Bedeutung des nur mit 71 Seiten vom Umfang geringen Buches, mit dem Oparin die Grundlage der Entstehung des Lebens darstellte: „Das Programm, das von Alexander Iwanowitsch Oparin vorgezeichnet wurde, rief eine riesige Masse von Forschungen hervor. Am Beginn der Erarbeitung irgendeines wissenschaftlichen Programms ist es das Wichtigste, die Fragen selbst zu sehen und zu formulieren. Diese Arbeit diente als Ausgangspunkt für alle anderen“ (John Bernal, Entstehung des Lebens. M. „Mir“, 1969, S. 294). Weiterentwicklung der TheorieMan muss unterstreichen, dass Oparin nicht nur der Begründer der Lehre von der Entstehung des Lebens ist, sondern auch ein Forscher, der ständig seine Konzeption weiter entwickelte und vertiefte. Die weitere Erarbeitung der Theorie der Entstehung des Lebens durch Oparin stimulierte Experimente zur Synthese von Aminosäuren aus einfachsten Gasen unter den Bedingungen, die die wahrscheinlichsten Bedingungen der vorbiologischen Erde modulierten ( S. Miller , A.N. Terenin, H. Urey, J. Oro, S. Ponnamperuma, A.G. Pasynskij, T.E. Pawlowskaja u.a.). Anfang der 1950er Jahre wurden in verschiedenen Laboratorien der Welt Experimente durchgeführt, die die Möglichkeit der Synthese aller biologisch wichtigen Verbindungen aus anorganischen Verbindungen unter dem Einfluss verschiedener Energiequellen und unter Bedingungen, die das mögliche Spektrum dieser auf der Urerde imitierten, bestätigten. Aber erst im Jahre 1953 tauchte die erste experimentelle Bestätigung mit dem Miller-Urey-Experiment auf. Die amerikanischen Wissenschaftler Miller und Urey führten ein Experiment nach dem von Oparin aufgestellten Programm durch. Sie erzielten Ergebnisse, die Wissenschaftler in der ganzen Welt dazu anregten, sich mit der Untersuchung der möglichen Wege der präbiologischen Evolution zu beschäftigen. Oparin unterstützte mit seiner Autorität und Diplomatie die Geburt der molekularen Genetik in Russland, die von der damaligen Ideologie unerwünscht war. Die Position Oparins war dabei genau durchdacht: weil es die Nukleinsäuren bei allen Organismen gibt, muss man sie untersuchen. Dabei wurden diese Arbeiten zu den Nukleinsäuren, die im weiteren die Grundlage der sowjetischen Molekularbiologie und Genosystematik bildeten; offen durchgeführt und nicht im Geheimen. In den letzten Jahren seines Lebens interessierte sich der Akademiker Oparin für den kosmischen Aspekt des Problems der Entstehung des Lebens, was durch seine Kontakte zu den amerikanischen Kollegen, die Mitarbeiter der NASA – Ponnamperuma, R. Jung, P. Klein begünstigt wurde. Oparin zeigte die Aussicht der erstmaligen abiogenen Synthese einfachster organischer Stoffe. Der Wissenschaftler sagte die Möglichkeit der spontanen Entstehung einfachster organischer Stoffe voraus und bekräftigte, dass sie in kosmischen Körpern unter Bedingungen, die einen biogenen Ursprung ausschließen, gefunden werden. Die viel später durchgeführten Untersuchungen von Kohlenstoffbildungen und danach auch des Mondbodens, sowie radioastronomische Untersuchungen der Gas-Staub-Wolken bestätigten die Annahme Oparins über die ursprünglichen Bildung organischer Moleküle im Weltall. „In frühen Arbeiten Oparins, - bemerkte der amerikanische Forscher R. Jung, - berührt am meisten das, dass die durch ihn entwickelten Vorstellungen im Wesen kosmologisch bezüglich der Tiefe und Breite der Erfassung des Problems waren. Er betrachtete die Entstehung des Lebens als gesetzmäßigen Teil der frühen Evolution des Planeten, war in der Lage, ausschließlich unbestreitbare Schlussfolgerungen zu ziehen, welche sogar in heutiger Zeit unumstritten bleiben“. Die kosmischen Untersuchungen demonstrierten die weite Verbreitung organischer, darunter auch biologisch wichtiger Verbindungen im kosmischen Raum und auf verschiedenen kosmischen Körpern. Auf diese Weise ist in unserer Zeit die Theorie der Entstehung des Lebens nicht nur fundamental für die Evolutionsbiologie. Die Theorie der Entstehung des Lebens wurde nicht nur die Grundlage der Evolutionsbiologie, sondern auch die theoretische Basis zur Erforschung und Suche des Lebens im Weltall. Indiskutabel sind auch die philosophische und methodologische Bedeutung der Theorie, weil ohne das Verständnis der Entstehung des Lebens kein geschlossenes dialektisch- materialistischen Schema der Evolution von Formen der Bewegung der Materie geschaffen werden kann. Die Theorie Oparins initiierte Forschungen der Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen: Biochemiker und Paläontologen, Chemiker und Astronomen, Physiker und Geologen, was zur Begründung einer eigenständigen Fachrichtung der Naturwissenschaften zu der Suche nach Wegen und Gesetzmäßigkeiten der Entstehung des Lebens führte. Die Hypothese, die von ihm schon im Jahre 1922 aufgestellt wurde, konnte erst Mitte der 1980er Jahre in seinem Laboratorium experimentell bestätigt und begründet werden, indem sie sich auf die letzten Errungenschaften der hochmolekularen Chemie stützte. Dadurch hatte sich eine selbständigen Richtung der modernen Naturwissenschaften herausbildet. Technische BiochemieOparins erste Arbeit war der vergleichenden Untersuchung globularer Eiweiße der Pflanzen gewidmet. Weiter beschäftigte er sich mit der chemischen Untersuchung der Atmungsprozesse bei Pflanzen, im Ergebnis derer er zusammen mit A.N. Bach die Grundlagen für die Biochemie der Pflanzen in der UdSSR legte. In Fragen der evolutionären und vergleichenden Biochemie leistete Oparin ebenfalls einen wesentlichen Beitrag. Von ihm wurde erstmalig die Bedeutung der umkehrbaren Sorption von Eiweißen auf intrazellulären Membranen zur Regulierung fermentativer Prozesse beschrieben. Der Anfang der wissenschaftlichen Tätigkeit Oparins fiel mit dem Sieg der Oktoberrevolution und dem Beginn des Aufbaus des Sozialismus in seinem Land zusammen. Die Entwicklung der Lebensmittelindustrie war verbunden mit dem Übergang von der kleinbäuerlichen Lebensmittelherstellung zur fabrikmäßigen Produktion. Das Land brauchte vertiefende theoretische Forschungen der biochemischen Prozesse für ihre praktischen Anwendung in der entstehenden Lebensmittelindustrie. Oparin wird mit Recht der Begründer der in der sowjetischen Wissenschaft entstehenden Richtung genannt, die die Bezeichnung der technischen Biochemie erhielt. Als er über lange Zeit die Wirkung der Fermente in verschiedenen pflanzlichen Objekten untersuchte, kam Oparin zu der Schlussfolgerung, dass die Grundlage der technischen Produktion, die mit der Verarbeitung pflanzlicher Rohstoffe verbunden sind, durch fermentative Prozesse gebildet wird. Genau die Produkte der fermantativen Reaktionen, die in autolytischen Gemischen vor sich gehen, geben dem pflanzlichen Rohstoff die Qualität des fertigen Erzeugnisses: Verdaulichkeit, Geschmack, Aroma usw. So entwickelte Oparin zusammen mit seinen Mitarbeitern Mitte der 1930er Jahre auf Grundlage der Untersuchung biochemischer Prozesse in gelagerten Wurzeln die Bedingungen für die längere Lagerung von Zuckerrüben, die es zuließen, die Arbeitssaison der Zuckerfabriken um das Eineinhalbfache zu verlängern und damit auch ihre Produktivität ohne zusätzliche Investitionen und ohne Verluste des Rohstoffes zu steigern. Damit wurde ein großer ökonomischer Effekt erzielt. Die Pionierforschungen Oparins, die er 1935 begann, spielten eine wesentliche Rolle bei der Erarbeitung der biochemischen Grundlagen der Produktion von Tee. Zum Jahre 1938 begründete Oparin die enzymologischen Fundamente des Brotbackens. Viel Wertvolles brachte Oparin auch in andere Bereiche der technischen Biologie ein – das Bierbrauen, der Weinerzeugung, der Käseproduktion, der Herstellung von Vitaminen und Fermentpräparaten, die im zweiten Weltkrieg für die sowjetischen Soldaten eine große Rolle spielten, und andere Gebiete der Lebensmittelindustrie. Oparin war Professor des Moskauer chemisch-technologischen Instituts „D.I. Mendelejew“ (1929 – 1931), Professor und Leiter des Lehrstuhls für technische Biochemie des Moskauer Instituts für Technologie von Getreide und Mehl (1930 – 1931), Professor des Moskauer technologischen Institutes der Lebensmittelindustrie (1937 – 1949). LehrtätigkeitNeben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Oparin auch ein engagierter Pädagoge. Seit den Studentenjahren war sein Leben mit der Moskauer staatlichen Universität verbunden, als Student, Laborant, Aspirant, Dozent und Professor. Er begann die Lehrtätigkeit 1921. Seine ersten Vorlesungszyklus „Chemische Grundlagen der Lebensprozesse“ hielt er 1925 an der Moskauer staatlichen Universität. Fast 20 Jahre (1942 – 1960) leitete Oparin den Lehrstuhl für Biochemie der Pflanzen und hielt Vorlesungen in allgemeiner Biochemie und technischer Biochemie sowie eine Reihe von Spezialvorlesungen zur Enzymologie und führte Konsultationen und Seminare für die Diplom-Studenten durch, seit 1975 bis zu seinem Lebensende leitete er den Spezialkurs zum Problem der Entstehung des Lebens. Einen besonders starken Eindruck hinterließ sein tief greifendes evolutionäres Herangehen an die Struktur der Biopolymere. Das Können, in komplizierten Formeln bioorganischer Verbindungen die evolutionäre Logik ihres Aufbaus aus einfacheren molekularen Eiweißen zu erklären, begeisterte. Oparin leistete einen großen Beitrag zur Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse in seinem Land, aber auch im Ausland. Er war in der Lage, die schwierigsten wissenschaftlichen Probleme auch dem nicht vorgebildeten Zuhörer klar und einfach darzulegen. Im Verlauf vieler Jahre war er Vorsitzender der Allunions-Gesellschaft zur Verbreitung politischen und wissenschaftlichen Verständnisses. 1976 wurde er als bester Popularisator mit der internationalen Kalinga-Prämie (UNESCO) ausgezeichnet. Arbeit in der Akademie der Wissenschaften1934 wurde Oparin mit Beschluss des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften der UdSSR auf Grund seiner herausragenden Arbeit als Doktor der biologischen Wissenschaften ohne die Verteidigung einer Dissertation bestätigt. Oparin war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler. Er entwickelte ungeahnte Fähigkeiten als Organisator der sowjetischen Wissenschaft. 1935 gründete er zusammen mit A.S. Bach das erste Institut für Biochemie im Land. Er leitete die Arbeit seiner Mitarbeiter als stellvertretender Direktor und Laboratoriumsleiter, und seit 1946 bis zum Ende seines Lebens leitete er das Institut. 1939 wurde er zum korrespondierendem Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gewählt und 1946 zum ordentlichen Mitglied. In den schweren Jahren der sowjetischen Wissenschaften, besonders der Biologie, von 1945 bis 1948, war Oparin Stellvertreter und von 1948 bis 1955 akademischer Sekretär der Abteilung der biologischen Wissenschaften der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und Mitglied es Präsidiums der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Seit 1959 leitete A.I. Oparin die Organisation der Allunions-biochemischen-Gesellschaft und wurde zum Präsidenten gewählt, und von 1964 bis zu seinem Tode war er Ehrenpräsident dieser Gesellschaft. Von 1952 bis zum Ende seines Lebens war Oparin Vorsitzender des Nationalen Komitees der sowjetischen Biochemiker. 1962 wurde er zum Vizepräsidenten der internationalen biochemischen Vereinigung gewählt. Oparin war Vorsitzender der Expertenkommission zur Verleihung der Goldmedaillen und persönlichen Prämien des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften, Mitglied des wissenschaftlichen Rates der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zum komplexen Problem „Biologische Funktionen von Eiweißen und Zellstrukturen“. Seit 1963 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Rates zur Evolutionsbiochemie und Problemen der Entstehung des Lebens der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, er koordinierte und leitete die Arbeit vieler Forscher, die an verschiedenen Instituten an diesem Problem arbeiteten. ÖffentlichkeitsarbeitDie Fähigkeit in jeder Frage, in jedem Problem klar das Wichtigste heraus zu arbeiten bewahrte sich Oparin das ganze Leben. Hierher kam auch sein Talent, die Wissenschaft zu popularisieren: die schwierigsten wissenschaftlichen Probleme konnte er klar und verständlich darlegen. Dabei „vereinfachte“ er die Frage nicht, sondern, machte sie nur dem Verständnis zugänglicher, erklärte spezifische wissenschaftliche Fachausdrücke in deutlichen und inhaltsreichen Beispielen. Er lehnte es nie ab, vor Schülern aufzutreten, vor jeder beliebigen Zuhörerschaft von Nichtfachleuten, die sich für das Problem der Entstehung des Lebens interessierten, und er ging an diese Vorlesungen mit großem Ernst heran. Internationale ArbeitOparin war der Organisator und der erste Präsident der Allunions-Biochemischen Gesellschaft, Vorsitzender des Nationalkomitees sowjetischer Biochemiker, Vizepräsident der internationalen biochemischen Union, Mitglied des internationalen Komitees für kosmische Forschungen (KOSPAR), Chefredakteur der „Vorträge der Akademie der Wissenschaften der UdSSR“ und Mitglied es Redaktionskollegiums vieler inländischer und internationaler Zeitschriften. ISSOL (Internationalen Gesellschaft zur Erforschung der Entstehung des Lebens)Oparins Theorie gab für die Forscher der verschiedensten Fachrichtungen den Anstoß zur komplexen experimentellen Lösung des Problems. Regelmäßige wissenschaftliche Zusammenkünfte der Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der Entstehung des Lebens arbeiteten oder die die Position des evolutionären Übergangs in der Beurteilung ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse einnahmen, begannen 1957, als in Moskau das erste internationale Symposium zur Entstehung des Lebens stattfand, dass Oparin organisierte. Zu dieser Zeit waren solche Foren eine große Seltenheit, aber der Wissenschaftler erwies sich als guter Organisator, kümmerte sich um alle Kleinigkeiten. Das Symposium wurde sehr eindrucksvoll. Es reicht aus, die Namen der Wissenschaftler aufzuzählen, die daran teil nahmen: J. Bernal, L. Polling, M- Kalvin, I. Progoschin, S. Ponnamperuma, S. Akabori, S. Fox, F. Storm, G. Schramm, G. Frenkel-Kontrat, P. Mitschell, F. Egami, S. Miller und Andere. Die meisten von ihnen kamen das erste Mal nach Russland. Hier wurden die Schlussfolgerungen aus den vorausgehenden Untersuchungen und Problem gezogen und die weiteren Untersuchungen abgestimmt. Das Moskauer Treffen bildete den Anfang regelmäßig durchgeführter Foren der Wissenschaftler, die sich mit dem Problem der Entstehung des Lebens auf der Erde beschäftigten. Der ehemalige Präsident der ISSOL, Professor F. Egami sagte über die ISSOL: „ Nicht ein anderes Problem in der Geschichte der Erkenntnis zog so eine breite Aufmerksamkeit der Menschheit auf sich, nicht ein Problem forderte für seine Lösung so ein breites Heranziehen des intellektuellen Potenzials der Wissenschaftler verschiedener Länder, die in verschiedenen Arbeitsgebieten tätig waren und die die verschiedensten Herangehensweisen in ihren Forschungen anwendeten. Diese Möglichkeit, gerade darin besteht die große Kraft unserer Gesellschaft.“ Die Rolle Alexander Iwanowitsch Oparins wurde von der internationalen Gemeinschaft hoch eingeschätzt. Er stand an der Quelle der Gesellschaft und war der unermüdliche Enthusiast ihrer Tätigkeit. Bis zu seinen letzten Tagen nahm er aktiv an allen internationalen Konferenzen, die von der ISSOL organisiert wurden, teil. Jedes Mal hielt er einen Vortrag über die Ergebnisse und die weitere Entwicklung im Bereich der Entstehung des Lebens. Chronik der ISSOL zu Zeiten OparinsDie Arbeit der ISSOL ist eng mit der Arbeit des Forschers verbunden und spiegelt die Weiterentwicklung seiner Theorie wider. 1957, UdSSR, MoskauDas erste Internationale Symposium behandelte die Entstehung des Lebens auf der Erde. Das Generalensemble der Internationalen Vereinigung der Biochemiker, der 1955 in Brüssel stattfand, brachte den Wunsch zum Ausdruck, ein spezielles internationales Symposium zu dieser Frage in Moskau durchzuführen, weil anerkannt war, dass die Wissenschaftler der Sowjetunion zu dieser Zeit einen beträchtlichen Beitrag zu dem Problem der Entstehung des Lebens leisteten. An der Arbeit des Symposiums nahmen mehr als 40 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus 17 Ländern teil, darunter fünf Nobelpreisträger: J. Bernal, M. Kalvin, P. Mitchell, L. Poling, I. Progishy. Das Symposium arbeitete den interdisziplinären Charakter des betrachteten Problems heraus. Im Ergebnis einer breiten und fruchtbringenden Diskussion wurde das Grundprinzip des Evolutionsweges der Entstehung des Lebens entwickelt, das zur Grundlage der Hauptrichtung dieses Wissensbereiches wurde. Das wichtigste wissenschaftliche Ergebnis des Symposiums war der Beweis der Möglichkeit der Entstehung organischer Materie aus anorganischer und die Möglichkeit der abiogenesen Entstehung der Asymmetrie der organischen Moleküle. 1963: USA, Florida, Uakulla SpringsDie zweite internationale Konferenz war der Entstehung präbiologischer Systeme gewidmet. An der Arbeit beteiligten sich hauptsächlich die größten amerikanischen Wissenschaftler. Von den Theoretikern waren nur die eingeladen, die irgendwelche neuen Gesichtspunkte zum Problem vorbringen konnten. Die Sowjetunion wurde durch Oparin vertreten. Große Aufmerksamkeit erhielten die Perspektiven zur Entwicklung des Problems (Vortrag von Oparin). Die experimentellen Daten zur abiogenesen Bildung von Mikromolekülen (Monomere), Makromolekülen (Biopolymere) und die Entstehung polymolekülärer Systeme, die das Ausgangsmaterial auf dem Weg zur Erscheinung der ersten Organismen bilden könnten, wurden diskutiert. 1970: Frankreich, Pont-à-MoussonDie Durchführung der dritten internationalen Konferenz zur Entstehung des Lebens fiel zeitlich mit dem Flug der amerikanischen „Apollo“ zum Mond und die nachfolgende Analyse des Mondboden zusammen, was von den Teilnehmern als großer Beitrag der Wissenschaft der USA zur Untersuchung der Entstehung des Lebens auf kosmischer Ebene eingeschätzt wurde. Alle gratulierten den amerikanischen Wissenschaftlern der NASA: Zum ersten Mal wurde das zu dieser Zeit zusammengetragen Material zur abiogenesen Synthese fast aller biologisch wichtigen Moleküle und Makromoleküle breit diskutiert, außerdem wurde das systematische Herangehen zur Untersuchung ihrer weiteren Entwicklung festgelegt. Alexander Iwanowitsch Oparin trat damals mit einer Rede auf, in der er seine Theorie und den Zustand der Frage zu diesem Zeitpunkt darlegte. Seine Teilnahme an der Konferenz der ISSOL hatte eine große Bedeutung: er vereinte die Gesellschaft der Wissenschaftler, die an der Erforschung der Entstehung des Lebens teilnahmen, wie in einer großen Familie. Und gerade auf dieser Konferenz in Frankreich wurde offiziell die internationale Gesellschaft zur Untersuchung der Entstehung des Lebens „International Society for the Study of Origin of Live“ (ISSOL) gegründet. Oparin wurde einstimmig zum ersten Präsidenten der ISSOL gewählt. Ziel der Organisation war die Unterstützung der experimentellen und theoretischen internationalen Forschungen, die einen Beitrag zum Begreifen des Prozesses zur Entstehung des Lebens leisteten. Sie konnten interdisziplinären und polydisziplinären Charakter tragen. Der Austausch wissenschaftlicher Information, die Organisation internationaler Treffen und die Unterstützung der Publikationen zu diesem Problem wurden als wichtigste Richtungen der Tätigkeit der Gesellschaft festgelegt. Im weiteren wurde beschlossen, alle drei Jahre eine internationale Konferenz zur Entstehung des Lebens durchzuführen, die internationale Zeitschrift „Origins of Life“ (der Gründer und erster Redakteur wurde Professor S. Ponnamperuma. USA), sowie regelmäßig eine Informationsbroschüre „The News-Letter of ISSOL“ herauszugeben. In sechs Tagen Arbeit gelang es der Konferenz Vorträge zu einem breiten Bereich von Fragen zu hören und zu diskutieren. Die Thematik umfasste experimentelle und theoretische Probleme. Das zeugte vom großen Interesse der Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete zum Ursprung des Lebens. In diesem Sinne rechtfertigen sich die Worte J. Bernal: „Dem Leben sind Elemente der Geschichte eigen. Die Einheit des Lebens folgt aus seiner gesamten Geschichte und ist folglich ein Abbild seiner Entstehung.“ 1971: Bulgarien, WarnaDas Programm des Internationales Symposium „Die Entstehung des Lebens und die Evolutionsbiochemie“ umfasste zwei Fragen: die Entstehung und die Evolution photochemischer Systeme; die Entstehung und die Evolution biokatalytischer Systeme und Prozesse. Nach der Sitzung des Symposiums fand ein konsultatives Treffen der Mitglieder des Exekutivkomitees der ISSOL statt. Bei diesem Treffen wurde, neben der Diskussion einer Reihe von organisatorischen Fragen beschlossen wurde, 1974 in Moskau ein internationales Seminar durchzuführen. Dieses Seminar sollte dem 80. Geburtstag Oparins und dem 50-jährigen Jubiläum seiner Theorie der Entstehung des Lebens (seit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner ersten Arbeit 1924) gewidmet werden. 1973: Spanien BarcelonaDas wissenschaftliche Programm der vierten internationale Konferenz der ISSOL umfasste sechs Kolloquien und die entsprechenden gemeinsamen Vorlesungen zu den Fragen: die organische Kosmochemie, die primitive Erde und die Paläobiologie, die abiotischen Synthesen und Wechselwirkungen; strukturelle und thermodynamische Betrachtung der Entstehung des Lebens; die frühe biochemische Evolution; die Exobiologie und die Erforschung der Planeten. 1974: UdSSR, MoskauDas internationale Seminar fand zu Ehren des 80. Geburtstags Oparins und des 50-jährigen Jubiläums seiner Theorie der Entstehung des Lebens auf der Erde statt. Zu Ehren dieses Ereignisses wurde parallel die Ausgabe eines Sammelbandes mit Artikeln von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen, die sich mit dem Problem der Entstehung des Lebens beschäftigten, in russischer und englischer Sprache realisiert. Wie im Vorwort durch den Redakteur angemerkt, war die Veröffentlichung dieses Sammelbandes ein Zeichen der Anerkennung der Ideen Oparins und zeugten von großer Hochachtung ihm gegenüber. 1977: Japan KyōtoDie fünf internationale Konferenz der ISSOL in Kyōto wurde mit vereinten Kräften der ISSOL und der japanischen Gesellschaft zur Erforschung der Entstehung und der Evolution des Lebens organisiert. Um in ihr Programm die Ergebnisse des Fluges des amerikanischen Raumschiffes Viking aufzunehmen, das nach Berechnungen der NASA im Juli 1976 auf dem Mars ankommen sollte, wurde die Konferenz in Kyōto auf den Frühling 1977 verschoben. Zu den Ergebnissen des Fluges wurde ein spezieller Vortrag gehalten. 1980: Israel, JerusalemDie sechste internationale Konferenz der ISSOL war dem Gedenken an Oparin gewidmet, der einige Wochen vor ihrem Beginn verstorben war. Die wichtigsten Themen: organische Moleküle im freien Weltraum in Verbindung mit der Erforschung der Entstehung des Lebens; die abiogene Synthese von Monomeren; Polymerisationsreaktionen in der präbiologischen Ära; Entstehung der optischen Aktivität, Entstehung des genetischen Codes; die frühe biochemische Evolution; Fossilien und Mikrofossilien usw. In Jerusalem, auf der dritten öffentlichen Sitzung der ISSOL wurde die erste A.I. Oparin-Medaille an S. Ponnamperuma verliehen Gesellschaftliche ArbeitAls junger wissenschaftlicher Mitarbeiter nahm er aktiv an der Gewerkschaftsbewegung teil. 1918 wurde er von den Arbeitern der Pharmaziebetriebes als Delegierter zum Ersten Allunionskongress der Mitarbeiter der chemischen Industrie geschickt, auf dem er zum Mitglied des Zentralkomitees der Union der Mitarbeiter der chemischen Industrie gewählt wurde. Eine große gesellschaftlich-politische Arbeit leistete Oparin als Deputierter der Moskauer Bezirksrates der Deputierten der Werktätigen, als Deputierter und Mitglied des Präsidiums des Obersten Sowjets der Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), sowie als Vizepräsident des Exekutivkomitees des Weltfriedensrates, indem er einer der aktivsten Teilnehmer der Friedensbewegung wurde. Oparin war nicht Mitglied der KPdSU und verhielt sich zur wachsenden Rolle der Partei in der Institutsleitung in der Periode der Stagnation mit gewissem Anteil von Ironie. Als der Sekretär der Parteiorganisation ihn als Direktor des Institutes aufforderte, Rechenschaft über die geleistete Arbeit abzulegen, antwortete der Akademiker, dass er, weil es sich um eine Aufforderung der Kreisparteileitung handelte, bereit sei, die Mitglieder der Kreisparteileitung an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Zeit in seinem Kabinett zu empfangen, natürlich nicht zu der von ihnen geplanten Zeit. Von 1949 bis 1974 war er Mitglied des sowjetischen Friedenskomitees. 1951 – 1957 wirkte er als Vorsitzender der Leitung der Allunionsgesellschaft zur Verbreitung politischen und wissenschaftlichen Verständnisses. 1955 - 1959 war er Mitglied des Präsidiums des obersten Sowjets der RSFSR. VeröffentlichungenZu den Problemen der Entstehung des Lebens schrieb Oparin Dutzende Bücher, sowohl wissenschaftliche als auch populärwissenschaftliche. Das Verständnis der von ihm geschaffenen Theorie kann man in drei Teile unterteilen: die geschichtlich-philosophische Analyse des Problems, die wichtigsten Grundlagen der von ihm aufgestellten Theorie und das Szenarium der Entstehung des Lebens, d.h. die Beschreibung der wahrscheinlichen Prozesse, die auf der Erde zur Entstehung einfachster Organismen führte. An der Vervollständigung und experimentellen Bestätigung seiner Theorie arbeitete Oparin sein ganzes Leben, er begeisterte Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen für dieses Problem. Sehr angestrengt arbeitete er an den Manuskripten der Bücher und Artikel, maß der Entwicklung und Propagierung seiner Theorie eine große Bedeutung bei. Die Monographien Oparins wurden in viele Sprachen übersetzt, seine wissenschaftlichen Beiträge wurden in vielen in- und ausländischen Zeitschriften gedruckt. Im Verlaufe von fast 60 Jahren der Arbeit an seiner Theorie (1922 – 1980) änderte Oparin ihre grundlegenden Aussagen nicht – sie erhielten nur eine genauere und eindeutigere Formulierung. Zu gleicher Zeit wurde die Beschreibung der hypothetischen Reihenfolge der Prozesse, die zur Entstehung der Urbiosphäre führten, bedeutenden Veränderungen unterzogen. Das betraf die Konkretisierung, das Hinzufügen von Einzelheiten und die Einbeziehung neuer Fakten im Maße der Entwicklung der Forschungen sowohl zum Problem der Entstehung des Lebens als auch in den Grenzdisziplinen der Naturwissenschaften. Allerdings kann man den Teil der Arbeit Oparins keinesfalls als die eigentliche Theorie der Entstehung des Lebens betrachten. Das sind nur Illustrationen, Beispiele der möglichen Erscheinung ihrer wichtigsten Grundlagen. In den Veröffentlichungen Oparins, seinen Auftritten in den letzten Lebensjahren nahmen die Nukleinsäuren ihren nötigen Platz in der Theorie der Entstehung des Lebens ein, die Koazervattropfen werden nur als eine der Möglichkeiten für Modelle der Laboruntersuchungen einer Reihe präbiologischer Prozesse angeführt. Oparin wirkte an vielen wissenschaftlichen Zeitschriften mit: 1948 war er Mitglied des Redaktionskollegiums der Zeitschrift „Biochemie“, 1958 - Mitglied des Redaktionskollegiums internationaler Zeitschriften „Agrichimica“ (Pisa, Italien und „Enzymologia“ (The Hague, Niederlande). Von 1961 bis 1968 war er Mitglied des wissenschaftlichen Rates der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zum komplexen Problem „Philosophische Fragen der modernen Naturwissenschaften“, 1961 wurde er Mitglied des Redaktionskollegiums der Zeitschrift „Life Sciences“ (London) und 1965 Mitglied des Redaktionsrates der Zeitschrift „Angewandte Biochemie und Mikrobiologie“ sowie Mitglied des Redaktionskollegiums der „Zeitschrift zur Evolutions-Biochemie und Physiologie“. Ab 1968 war er Mitglied des Redaktionskollegiums der Zeitschrift „Space life sciences“ Dordrecht (Holland), Boston (USA) sowie 1972 Mitglied des Redaktionskollegiums der Zeitschrift „Molicular and cellular biochemistra“ (The Hague, The Netherlands). Die internationale Autorität Oparins war ungewöhnlich hoch. Die unwahrscheinlich stürmische Entwicklung der Wissenschaft, und vor allem der Chemie, Biologie und Molekularbiologie, unterstützten nicht nur die Richtigkeit der früher aufgestellten Thesen, sondern forderte auch die Konkretisierung und Lösung einer ganzen Reihe von Fragen. Die Verallgemeinerung der neuen Daten der verschiedensten Gebiete der Naturwissenschaften und die Lösung fundamentaler Fragen zu dem Problem der Entstehung des Lebens sind mit vielen Arbeiten Oparins verbunden. Russische Ausgabe seiner Bücher
Deutsche Ausgaben seiner Bücher
AuszeichnungenA.I. Oparin war Mitglied verschiedener ausländischer Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaften, Ehrendoktor vieler ausländischer Universitäten. Er wurde mehrmals mit Gold- und Silbermedaillen ausländischer Universitäten ausgezeichnet:
Im Gedenken an OparinDie Oparin-Medaille1980, bei der dritten Sitzung der ISSOL während der sechsten internationalen Konferenz zur Entstehung des Lebens wurde auf Vorschlag der amerikanischen Wissenschaftler schon zu seinen Lebzeiten die A.I. Oparin-Medaille gestiftet, die an Wissenschaftler verliehen wird, die einen herausragenden Beitrag zur Untersuchung der Entstehung des Lebens geleistet haben. Träger der A.I. Oparin-Medaille wurden:
Das ForschungsschiffDer Name „Akademiker Oparin“ wurde dem wissenschaftlichen Forschungsschiff aus der fernöstlichen Flotte der Russischen Akademie der Wissenschaften verliehen. Es wurde in einer finnischen Werft gebaut und dient der Durchführung chemischer und biochemischer Untersuchungen von Meeresorganismen der Weltmeere mit dem Ziel der Suche, der Isolation und der Erforschung der Struktur von physiologisch aktiven Verbindungen, die antibiotische, immunstimulierende und krebsbekämpfende Wirkungen haben. Auf dem Schiff gibt es Arbeitsplätze für 69 Mitarbeiter. Zur Unterbringung sind 43 Kajüten, darunter 13 Einzelkajüten und 26 Zweierkajüten vorhanden. Straßen1981 bekam die Straße in Moskau, die sich zwischen den Straßen Ostrowitjanowa und Miklucho-Maklaja befindet, den Namen „Akademiker Oparin“. Auf dieser Straße befindet sich eine Wissenschaftszentrum für Gynäkologie der Russischen Akademie der Wissenschaften. In der Heimat Oparins, in der Stadt Uglitsch erhielt ebenfalls eine Straße seinen Namen. StipendiumAn der Moskauer staatlichen Lomonossow-Universität wurde für Studenten der biologischen Fakultät ein namentliches Oparin-Stipendium gestiftet. Persönliche Seiten des WissenschaftlersOparin war sehr elegant, ein großer Mann, immer untadelig gekleidet mit einer Fliege, mit einem spitzbübischen Leuchten in den graublauen Augen. Er sprach mit einem leichten „O-Akzent“ der Wolgagegend, was an seine Herkunft erinnerte. Die Sprache zeichnete sich durch Betonungen und Genauigkeit aus, wie es Lektoren eigen ist. Er besaß innere Disziplin und Organisiertheit, was sich mit der Forderung an die Umgebung verband. Er verspätete sich nie, was er auch von seinen Mitarbeitern verlangte. Im Groll war er grimmig und seine gewöhnlich strahlenden Augen wurden kälter als das Eismeer. Oparin besaß einen erstaunlichen Takt im Umgang mit den Menschen. Wenn er zum Beispiel eine zusammen mit ihm vorbereitete Publikation las, verbesserte er nie den Text, sondern vermerkte am Rand mit Bleistift Punkte und schrieb auf einem Extrablatt Papier seine Variante des Textes. Wenn er mit einem der Mitarbeiter der Gruppe sprechen wollte, rief er ihn nie in sein Büro, sondern kam selbst bis zu den letzten Monaten seines Lebens ins Laboratorium. Aus irgendeinem Grund waren viele überzeugt, dass keine kritischen Bemerkungen zur Theorie der Entstehung des Lebens zulässig wären, und dass die Person, die sich erlaubte, mit irgendetwas nicht einverstanden zu sein, automatisch zum Feind Oparins würde. Das war nicht so. Nicht selten mussten in den Gesprächen mit ihm einzelne Punkte der Theorie erörtert werden, die nicht genügend durch experimentelle Betätigungen untermauert wurden, oder fehlerhafte Erklärungen für Mechanismen des einen oder anderen Prozesses. Als Antwort bekam man immer dasselbe zu hören: „Nun, dann beschäftigen Sie sich mit dieser Frage!“ Alle, die zusammen mit Oparin arbeiteten, waren von seiner Fähigkeit begeistert, sich schnell in beliebige Problemen einzuarbeiten und die besten Wege zu ihrer Lösung zu finden. Umfangreiches Wissen, scharfer und ausgedehnter Verstand, die Fähigkeit, Neues anzunehmen, die Anlage, sich des Lebens zu freuen und sein Bestreben zu helfen, zogen die Menschen an, die zusammen mit ihm arbeiteten. Viele seiner Freunde, darunter auch ausländische Wissenschaftler, waren immer überwältigt von dem wirklich umfassenden Charakter seines Wissens, seinem ständigen Bestreben zu seiner Vertiefung und Erweiterung. Sogar in den letzten Monaten seines Lebens, als er schon ein schwerkranker Mensch war, drang er mit Eifer in die Konzeption der ungleichgewichtigen Thermodynamik ein, indem er das eben in russischer Sprache erschienene Buch von G. Nikolais und I. Prigoschin „Selbstorganisation in ungleichgewichtigen Systemen“ las. Natürlich konnte man nicht das Unfassbare erfassen, irgend etwas blieb immer unverständlich. Für Oparin war solch ein verschlossener Bereich die Mathematik. Gerade deshalb ist es besonders „unwahrscheinlich“, aber „offensichtlich“, dass aus der mit komplizierter Mathematik konzentrierten Arbeit Prigoschins Oparin gelang, das genaue physikalische Wesen der beschriebenen Prozesse herauszuarbeiten, die Perspektive des Herangehens einzuschätzen und den zukünftigen Weg der weiteren Arbeit an seiner Theorie in dieser Richtung zu planen. Oft reiste Oparin zur Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen und Symposien ins Ausland, gewöhnlich in Begleitung seiner Frau, Nina Petrowna. Bei seinen Mitarbeitern hatte sich schon ein festes Ritual zur Verabschiedung und Begrüßung entwickelt. Zum Flugplatz fuhren sie gewöhnlich mit zwei Wagen: im ersten – die Familie Oparins und im zweiten – die jungen Mitarbeiter des Institutes und das umfangreiche Gepäck. Der zufriedene Oparin setzte sich in einen Sessel im Wartesaal und entspannte sich, weil alle Arbeiten, die mit der Vorbereitung des Vortrages verbunden waren, schon hinter ihm lagen. Er war es gewohnt, dass man ihn erkannte, das versetzte ihn in eine großmütige Stimmung. Empfangen wurde Oparin von seinen Mitarbeitern ebenfalls mit Freude: auf der Gangway bewegte sich hinter seiner Frau der gewaltige Wissenschaftler mit einem leuchtenden Lächeln. Er zählte selbst seine Gepäckstücke, ging zum Wagen und alle fuhren zu ihm nach Hause. Die Wohnung der Oparins, mit einer Vielzahl ungewöhnlicher und schöner Gegenstände ausgestattet, entsprach dem Charakter des Hausherrn. Alle setzten sich an den Tisch. Zu allererst gab es ein Gläschen Kognak, den der Akademiker bis zum Ende seiner Tage liebte, wie unter anderem auch andere Getränke, die er professionell als Biochemiker und Feinschmecker kannte. Nach einem improvisierten Abendessen begannen die Erzählungen über die Konferenz, das Land. Nina Petrowna verteilte Andenken. Der Akademiker Oparin war ein leuchtender und vielseitiger Mensch. Die Liebe zur Botanik bewahrte er sich sein ganzes Leben lang. Auf seinen Gartengrundstück bei Swenigorod züchtete er seltene Rosensorten, pflegte auf der Veranda einen wunderschönen Wintergarten mit erstklassigen Monstera (Fensterblatt) und anderen tropischen Pflanzen. Er liebte die Natur und die Poesie, trug hervorragend Gedichte vor, liebte es, Gäste zu empfangen und war selbst ein interessanter Gesprächspartner, außerordentlich beobachtend, mit einem feinen Gefühl für Humor. Unter seinen Freunden waren nicht nur Wissenschaftler vieler Länder, sondern auch der Sänger Iwan Koslowski, der Künstler Salvador Dali. Die schwere Krankheit in den letzten fünf Jahren hatte keinen Einfluss auf sein Verhalten und seinen Angewohnheiten: er ging wie immer ins Institut, las den Spezialkurs an der Moskauer Staatlichen Universität, fuhr auf Dienstreisen ins Ausland, wenn es seine Gesundheit zuließ. Niemand, vielleicht mit Ausnahme seiner Frau, hörte von ihm Klagen über sein Befinden. Er war ein Mensch mit starkem Willen und Selbstbeherrschung. Bis zum Ende seiner Tage arbeitete er weiter und er behielt einen absolut klaren Kopf. Die Adressenkartei der Briefpartner von Oparin, mit denen er im Briefwechsel stand, war gewaltig. Zuletzt wurden allein die Neujahrsglückwünsche an 600 Adressen geschickt. Zum Standardtext, der mit Maschine geschrieben wurde, fügte er gewissenhaft handschriftlich einige freundliche Worte bei. Er starb am 21. April 1980. Er wurde auf dem Nowodjewitscher Friedhof in Moskau beigesetzt. Das Leben Alexander Iwanowitsch Oparins, sein Name und sein Wirken gingen als Epoche in die sowjetischen und internationale Wissenschaft ein. Literatur
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