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Albert Schweitzer
Albert Schweitzer (* 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Oberelsass bei Colmar, damals Deutsches Reich; † 4. September 1965 in Lambaréné, Gabun) war ein evangelischer Theologe, Orgelkünstler, Musikforscher, Philosoph und Arzt. In der Evangelischen Kirche ist sein Gedenktag am 4. September. Schweitzer stammte aus einer alemannisch-elsässischen Familie. Als Arzt gründete er das Krankenhaus in Lambaréné im Gabun. Er erhielt 1952 den Friedensnobelpreis. Vor und neben seiner Tätigkeit in Lambaréné veröffentlichte Albert Schweitzer seine theologischen und philosophischen Ansichten, seine Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, aber auch Autobiographisches in zahlreichen und viel beachteten Werken. Er war auch Mitherausgeber einer Ausgabe von Bachs Orgelwerken. Weiteres empfehlenswertes FachwissenLeben und Werk
Frühe Jahre und AusbildungAlbert Schweitzer wurde im von 1871 bis 1918 zu Deutschland gehörenden Reichsland Elsass-Lothringen geboren. In seinem Elternhaus wurde neben einem elsässischen Ortsdialekt des Alemannischen auch Französisch gesprochen. Das Hochdeutsche als offizielle Amts- und Schriftsprache lernte Schweitzer erst in der Schule. Nach seinem Abitur studierte Albert Schweitzer an der Universität Straßburg die Fächer Theologie und Philosophie; daneben studierte er in Paris bei Charles-Marie Widor Orgel und war Mitglied der Wilhelmitana-Studentenverbindung im Schwarzburgbund. Nach dem Studium in Straßburg und Paris promovierte er 1899 in Berlin im Fach Philosophie mit einer Dissertation über „die Religionsphilosophie Kants von der Kritik der reinen Vernunft bis zur Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“. 1901 folgte die theologische Dissertation „Kritische Darstellung unterschiedlicher neuerer historischer Abendmahlsauffassungen“ (Erstauflage 1906), die in der zweiten Fassung den weitaus bekannteren Titel „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ (Tübingen 1913) trägt. 1902 erfolgte an der Universität Straßburg die Habilitation in Evangelischer Theologie mit der Schrift „Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis“. Mit der Habilitation wurde er Dozent für Theologie an der Universität Straßburg und Vikar an der Kirche St. Nikolai. Seine Theologie fand unter anderem bei Fritz Buri Nachhall. Schweitzer schrieb 1905 die französische Ausgabe von Johann Sébastien Bach, auf die drei Jahre später 1908 seine neu verfasste deutsche Bach-Monographie folgte. Ab 1905 studierte Albert Schweitzer Medizin mit dem Ziel, in Gabun als Missionsarzt tätig zu werden. 1912 wurde er zum Arzt approbiert, im gleichen Jahr wurde ihm der Titel eines Professors verliehen auf Grund seiner „anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen“. 1913 folgte seine medizinische Doktorarbeit „Die psychiatrische Beurteilung Jesu: Darstellung und Kritik“. In dieser Arbeit widerlegt er, analog seiner theologischen Dissertation, zeitgenössische Versuche, das Leben Jesu aus psychiatrischer Sicht beleuchten zu können. Somit war er, im Alter von 38 Jahren und bevor er nach Afrika ging, in drei verschiedenen Gebieten promoviert, hatte sich habilitiert und war Professor. Albert Schweitzer heiratete 1912 Helene Schweitzer-Bresslau (1879–1957), die Tochter des jüdischen Historikers Harry Bresslau und seiner Frau Caroline, geborene Isay. 1919 wurde die Tochter Rhena Schweitzer-Miller geboren, die bis 1970 die Stiftung ihres Vaters weiterführte. Leben als Mediziner in Afrika und Europa1913 setzte Schweitzer sein Vorhaben in die Tat um und gründete in Französisch-Äquatorialafrika (heute Gabun), an einem Fluss der afrikanischen Westküste, das Urwaldspital Lambaréné. Als der erste Weltkrieg ausbrach, wurden er und seine Frau Helene Schweitzer-Bresslau als Deutsche ab 1914 für einige Zeit von den Franzosen interniert. Diese Zeit nutzte er zur Entwicklung und zum Ausbau seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Zentral für diese Ethik ist der Satz: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ 1917 wurde das Ehepaar Schweitzer von Afrika nach Frankreich überführt und in Bordeaux, Garaison und St. Rémy de Provence interniert. Nach dem Krieg kamen sie 1918 ins Elsass, das inzwischen wieder zu Frankreich gehörte, zurück. Dort nahm Albert Schweitzer wieder die Stelle als Vikar in St. Nikolai an und trat als Assistenzarzt in ein Straßburger Spital ein. Dank des schwedischen Bischofs Nathan Söderblom konnte Albert Schweitzer ab 1920 in Schweden Vorträge über seine Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ halten, mittels Orgelkonzerten seine Schulden bezahlen und Geld für die Rückkehr 1924 nach Afrika verdienen, um dort das Urwaldhospital auszubauen. Bekannt wurde Albert Schweitzer vor allem durch sein Buch „Zwischen Wasser und Urwald“, das er in kurzer Zeit 1921 geschrieben hatte. In seiner Rede zum 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes 1932 in Frankfurt am Main warnte Schweitzer vor den Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus. Nach dem 2. Weltkrieg wurde ihm viel öffentliche Ehre zuteil. In seiner Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises 1952 warnte Schweitzer davor, alle Verbrechen der Weltgeschichte allein „den Deutschen“ und dem Nationalsozialismus anzulasten und deren Verbrechen als „einzigartig“ hinzustellen, vielmehr sei jede Art von Gewalt zu allen Zeiten und bei allen Völkern gleichermaßen zu verurteilen. Albert Schweitzer war 44 Jahre alt, als seine elsässische Heimat 1918 als Folge des ersten Weltkrieges wieder dem französischen Staatsgebiet (Frankreich) zugeordnet wurde. Damit erhielt er die französische Staatsangehörigkeit. Er selbst bezeichnete sich jedoch gern als Elsässer und „Weltbürger“; das Deutsche und das Französische beherrschte er gleichermaßen gut. Mit Frankreich verband ihn u. a. Jean-Paul Sartre, der Sohn von Schweitzers Cousine Anne-Marie. Die kritische Auseinandersetzung mit der gerade in Frankreich populär gewordenen Existenzphilosophie beschäftigte ihn noch in seinen letzten Lebensjahren. Schweitzers Großneffe Louis Schweitzer war von 1992–2005 Vorstandsvorsitzender des französischen Automobilkonzerns Renault. Günsbach ist Sitz der Internationalen Albert Schweitzer Vereinigung. Die Lehre der Ehrfurcht vor dem LebenDas Problem der Ethik in der Höherentwicklung des menschlichen DenkensSchweitzer geht 1962 in der Quintessenz seines philosophischen Denkens davon aus, dass sich Menschen beim Nachdenken über sich selbst und ihre Grenzen wechselseitig als Brüder erkennen, die über sich selbst und ihre Grenzen nachdenken. Im Zuge des Zivilisationsprozesses wird die Solidarität, die ursprünglich nur auf den eigenen Stamm bezogen war, nach und nach auf alle, auch unbekannte Menschen übertragen. In den Weltreligionen und Philosophien sind diese Stadien der Kulturentwicklung konserviert. Analog wirkt in den weltverneinenden Religionen des indischen Kulturkreises nach der Philosophie von Arthur Schopenhauer eine Ausbreitung des Mitleids, das im Brahmanismus jenseits der (wahren) Metaphysik im Leid der (falschen) materiellen Welt begründet ist und deshalb abgelehnt, im Buddhismus mit Bezug auf eine erweiterte Metaphysik gefordert und im Hinduismus ins Alltagsleben integriert wird, das als Spiel der Götter mit Menschen verstanden wird (Bhagavad Gita). Die geforderte Teilnahmslosigkeit gegenüber Leid verpflichtet zum Pazifismus. Auch die Ausbreitung des weltbejahenden Zoroastrismus nach der Philosophie von Friedrich Nietzsche persischer Siedler, vereint in Solidarität gegen heidnische Nomaden, beeinflusst die griechische Philosophie, in der der Stoiker Panätios die Weltbejahung mit einer allumfassenden Vernunft begründet, in der Seneca, Epiktet und Marc Aurel als Tugend aller Tugenden den Humanismus entwickeln. Im Schmelztiegel der persischen und der griechischen Kultur waren das Judentum und das Christentum entstanden, die die Welt als wahr, aber unvollkommen sehen. Das Christentum fordert Weltentsagung zur Ausweitung des Guten im Menschen und findet auf der Suche nach dem Gebot aller Gebote ebenfalls zum Ideal des Humanismus. Seit der Renaissance verwachsen die außengeleitete Tugend aller Tugenden und das innengeleitete Gebot aller Gebote zu einem weltlichen Recht (Erasmus von Rotterdam), Grundlage für den Utilitarismus von Jeremy Bentham, während David Hume eine natürliche Empathie als Ursache annimmt. Immanuel Kant verbindet diese mit dem Dualismus und verlegt die Moral in der Form des Kategorischen Imperativ in die Natur des Menschen, der in der geistigen Welt als Subjekt lebt und in der gegenständlichen nur Objekt ist. Das häufige Scheitern am moralischen Anspruch macht aus dem guten Gewissen einen Mythos, während die Zivilisation das Vertrauen und den Sinn mit der Folge von Resignation und reaktiver Sentimentalität untergräbt. Damit dieser Druck dazu führt, dass das Subjekt sein Sein als "Wille zum Leben inmitten vom Willen zum Leben" anderer begreift und diese Erfahrung mit dem Liebesgebot Jesus unterfüttert, braucht es Anleitung. Dann verbindet es die Gebote des Gewissens in der Form des Kategorischen Imperativ in der geistigen Welt mit den Tugenden in der gegenständlichen Welt und erkennt den Unterschied zwischen böse und gut als Ausdruck lebensschädigender und lebensfördernder Wirkungen und findet darin den höchsten sittlichen Wert. Dieser sittliche Wert ermöglicht eine Lebensanschauung, in der Lebensbejahung keine Erkenntnis-, sondern eine Willenskategorie ist, Lebensverneinung in der Rücksichtnahme auf den Willen anderer liegt und Lebensentsagung im verinnerlichenden, sich selber sammelnden (Musik) und vervollkommnenden Gebot besteht, auch das eigene Leben aus Berufung auf den sittlichen Wert der Ethik zu heben, die Volksweisheiten von „Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu" bis hin zu „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" vereint und auf alles Lebendige überträgt. Ethische KulturEntscheidungen zwischen Moral und Sachzwang führen zur Beschäftigung mit dem Ideal der Ethik, in die der Mensch hineinwächst. Die Verantwortung braucht einen individuellen, sozialen und politischen Willen, der dem eigenen Dasein einen geistigen Wert verleiht und zur gegenständlichen Welt ein Verhältnis knüpft, in dem der Mensch von einer naiven zu einer vertieften Weltbejahung gelangt. Elementares Denken ist die Voraussetzung einer verständlichen und überzeugenden Ethik, die bei der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit in dieser wie Sauerteig im Brot wirkt. Mensch zu MenschDas zwischenmenschliche Verhältnis ist von Fremdheit und Kälte geprägt, weil sich niemand traut, sich so herzlich zu geben, wie er ist. Die Überwindung verwurzelt die Herzlichkeit in der Ehrfurcht vor dem Leben und verhilft zu einer Güte in Bescheidenheit, weil man bei jeder Entscheidung immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen wird und zu resignieren droht. Doch gerade die Jugend verfügt über die Energie, die resignierte Vernünftigkeit der gereiften Persönlichkeit zu hinterfragen und hat den Mut, einen moralischen Kompass für einen lebensfördernden Umgang mit Sachzwängen zu justieren. Mensch zu KreaturDa die Kreatur wehrlos der menschlichen Willkür ausgesetzt ist, beziehen ethische Entscheidungen die Willkür mit ein und schädigen Leben nicht aus Gedanken- oder Teilnahmslosigkeit. Mitleid mit Tieren ist trotz ihrer angeblichen Seelenlosigkeit keine Sentimentalität, denn alles notwendige Töten ist ein Grund zu Trauer und Schuld, der man nicht entkommen, die man nur verringern kann. Friede oder AtomkriegIm Pazifismus, früher oft als Utopie belächelt, sieht Schweitzer ein überlebenswichtiges Gegengewicht zur Patt-Situation der Abschreckung. Die Gesinnung der Unmenschlichkeit will sich die Entscheidungsfreiheit über Krieg oder Frieden als Voraussetzung der Friedensgarantie mit einer Position der Stärke erhalten. Sie übersieht die Bedrohung der Stärke durch die Ausweitung von Sachzwängen zur Aufrüstung mit der Folge einer Steigerung der Kriegsgefahr als selbsterfüllende Prophezeiung (Rüstungsspirale). Sie bemerkt nicht, dass auch der Sieger vom Sieg nichts hat. Los von der Gesinnung der Unmenschlichkeit! Los von den Atomwaffen!Trotz aller Zweifel rät Schweitzer aus Angst vor der Gesinnung der Unmenschlichkeit zur einseitigen Abrüstung. Da die resignierte Vernunft nicht erkennt, dass Vernichtungskriege mehr Probleme schaffen als lösen, kann die Ehrfurcht vor dem Leben nur mit Mut die Hoffnung entwickeln, mit der die Öffentlichkeit die Idee einer weltbejahenden Kultur entwirft und die Verantwortung über Krieg und Frieden übernimmt. Verbindungen zu anderen philosophischen StrömungenVereinzelte stehen einer absoluten Wirklichkeit gegenüber, die wegen ihrer Transzendenz so unverständlich ist, dass sie sich in ihr nur ihre einzelnen Vorstellungswelten errichten können, in denen sich, jeweils in Objekt und Subjekt getrennt, der Wille der absoluten Wirklichkeit widerspiegelt. Der Wille an sich ist einerseits frei, aber blind, andererseits sehend, da von der eigenen Vorstellung festgelegt (Determinismus), aber unfrei. Deshalb kann das Subjekt den Willen nicht mehr zur Unterscheidung von Schöpfung und Zerstörung nutzen und Sinn entwickeln. Schweitzer sieht die Essenz zur Überwindung dieses Paradox a priori im Menschen angelegt, Inneres wird entsprechend externalisiert. Im Existentialismus von Jean-Paul Sartre, Großneffe Schweitzers, der von den gleichen Vorstellungen ausgeht, steht der Sinnlosigkeit die freie Verantwortung des vereinzelten Gewissens gegenüber, das sich allerdings in seiner Ich-Bezogenheit seine Essenz in der Intersubjektivität durch das Eintreten für bestimmte Werte selber schafft: Außeneinflüsse werden entsprechend internalisiert. Der Unterschied zwischen Externalisierung und Internalisierung löst sich auf, wo der Gebrauch der Worte aufhört (Ludwig Wittgenstein) und im Schweigen die praktische Ethik und die Herzlichkeit beginnt. In der sprachlich nicht mehr fassbaren A-Rationalität ist mit der zurückhaltenden Herzlichkeit auch das permanent schlechte Gewissen verwurzelt, das in der gegenständlichen Welt als guter Gewissen wirken soll. Dieses Paradox stellt eine semantische Antinomie (Bertrand Russell) dar und zwingt das Subjekt, sofern es nicht der resignierten Vernunft verfällt, zur Unterscheidung von Innerem und Äußerem, Ideal und Wirklichkeit, Gebot und Tugend und ihrer Wiederverzauberung (Max Weber) durch die Verknüpfung mit der Ehrfurcht vor dem Leben. KritikEin Vorwurf betrifft den Eurozentrismus, hier vor allem die Philosophie Schopenhauers und Nietzsches, der zu Schweitzers Zeiten unhinterfragt die Entwicklung der Menschheit in Analogie zur Entfaltung einer Blume als einheitlichen Prozess der Höherentwicklung ansah. Dementsprechend unterstellte er unhinterfragt eine evolutionäre Anschauung der Moral aus der philosophischen Tradition Europas, in der er den Brahmanismus, Buddhismus und Hinduismus als niedrigkomplexe Religionen, das Christentum jedoch als höchstkomplexe Religion beschrieb. Den Islam erwähnt er gar nicht. Aus der europäischen Geistesgeschichte entnimmt er die Denkfigur einer natürlichen Ausweitung der Ethik, der die paulinische Denkfigur unterliegt, das das Reich Gottes innerhalb der gottgewollten Ordnung (des Römischen Reiches) wie Sauerteig ausbreiten will. Sie ist Ausgangspunkt mehrerer ähnlicher Denkfiguren wie bspw. zwischen der Entwicklung der Weltreligionen unter den zivilisatorischen Bedingungen, der individuellen Entwicklung der Ethik unter dem Druck von Sachzwängen und der Ausbreitung des Pazifismus unter der Drohung der Massenvernichtung. Eine pazifistische Grundhaltung ist angesichts religiös motivierter Pogrome trotz der Verankerung des gewaltlosen Widerstands durch Mahatma Gandhi zumindest fraglich. Erst recht bedeutet Teilnahmslosigkeit im europäischen Kulturkreis eher mangelnde Zivilcourage, Verrohung (Goldhagen), Nekrophilie und Todessehnsucht (Thanatos) (vgl. Erich Fromm). Schweitzer lobt die Teilnahmslosigkeit gegenüber eigenem Leid zur stoisch unbeugsamen Verwirklichung seiner Lehre bspw. durch Aufopferung. Praktisch bedeutet dies eine Selbstbestätigung der Helferrolle aus einer Position der Stärke heraus. Erdrückende Herzlichkeit erzeugt eine Distanz, die paradoxerweise mit der Herzlichkeit überwunden werden soll, die die Distanz erzeugt (vgl. Helfersyndrom). Seine Lehre kann deshalb nur mangelhaft umgesetzt werden. Theologisches WerkGeschichte der Leben-Jesu-ForschungSchweitzer erkennt in allen Jesusentwürfen die Projektionen der betreffenden Forscher. Lediglich Johannes Weiß nimmt er ernst, der den historischen Nachweis liefert, dass Jesus vom baldigen Weltuntergang überzeugt war und sich nicht als Messias sah, ebenso wenig wie seine Jünger. Die Urchristen verstanden seine Predigt von Kreuzigung und Wiederauferstehung als Paradoxon und nicht als Analogie zum Entstehen eines Gottesreiches. Der menschliche Jesus ist für Schweitzer das Vorbild in einer Welt, in der der Prozess der Liebe schon begonnen (präsente Eschatologie), sich aber noch nicht durchgesetzt hat (futurische Eschatologie). Die Mystik des Apostel PaulusIn seiner Untersuchung von Paulus betont Schweitzer dessen mystische Dimension, aus der heraus Paulus nur die Ethik von Jesus und die mythologische Dimension seiner Kreuzigung und Wiederauferstehung als Christus beachte und die Parusie-Verzögerung als Aufforderung zur weltweiten Ausbreitung der Lehre Christi als Voraussetzung für den Beginn des Reiches Gottes interpretiere, zumal Christen schon im Diesseits Teil des Reiches geworden seien (z. B. Römerbrief 6, 1–14, Epheserbrief 2,5 ff). Die Bekehrung von Heiden mache die Gemeinde über die Jünger hinaus (und später die Kirche) zu seinem eigentlichen Vermächtnis, seine Kreuzigung sei nicht das Ende, sondern der Anfang der Eschatologie, die durch die zweite Rückkehr des „Gottessohnes“ vollendet werden wird. Sowohl seine Deutung Jesu als auch seine Sicht von Paulus wurden von der überwiegenden Mehrzahl der Theologen abgelehnt[1]. MusikAlbert Schweitzer war ein bekannter Orgelspieler, Musikwissenschaftler, Theoretiker des Orgelbaus und einer der für das 20. Jahrhundert stilbildenden Interpreten der Musik Johann Sebastian Bachs. Instrumentenbau und OrgelreformAls einer der Hauptvertreter der sogenannten Elsässisch-Neudeutschen Orgelreform propagierte Schweitzer seit Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die damals in Deutschland üblicherweise gebauten Instrumente einen neuen Orgeltyp: Diese Orgel sollte den ausgewogenen Plenum-Klang der französischen spätromantischen Orgel Cavaillé-Colls, die verschmelzungsfähigen Zungenstimmen der deutschen und englischen Romantik und den Obertonreichtum der alten klassischen Orgeln des Elsass („Silbermann-Orgeln“) miteinander verbinden. Eine neue Spieltischgestaltung sollte die Logik und Übersichtlichkeit der französischen Spielanlage und die in Deutschland gebräuchlichen Spielhilfen vereinen (Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgelkunst, Leipzig 1906). Vor allem im Elsass wurden mehrere Orgeln nach Schweitzers Vorstellungen realisiert. Er selbst empfahl dabei besonders die Orgelbaufirma Dalstein & Haerpfer. Berühmte, registerreiche Reformorgeln entstanden in Dortmund, St. Reinoldi (1909, V/P 105 [1], 1939 um ein Rückpositiv mit 6 Registern erweitert, 1943/44 zerstört), und Hamburg, Sankt Michaelis (1912, V/P 163, nach Kriegsschäden 1943 durch den Neubau von 1962 ersetzt). Schweitzers Vorstellungen von der Orgel galten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der zunehmenden Bedeutung der Orgelbewegung zunächst als weitgehend überholt. Mit der erneuten Wertschätzung der Orgel des 19. Jahrhunderts, mit der Begeisterung für Orgelbau und Orgelmusik der französischen Spätromantik seit den 1970er-Jahren zeigen besonders im deutschsprachigen Raum viele Orgelneubauten, die eine Synthese verschiedener historischer Stilelemente anstreben, zumindest in der Disposition durchaus eine Nähe zu Schweitzers Vorstellungen. Schweitzer wirkte bewusstseinsbildend für die wachsende Wertschätzung alter Orgeln im frühen 20. Jahrhundert. Auch in der Zeit seines Wirkens in Afrika setzte er sich immer wieder für die Erhaltung historischer Instrumente ein und begleitete Neubauten mit seinem Rat. Neben der Orgel beschäftigte Schweitzer sich mit dem Geigenbau, genauer mit dem Geigenbogen. Ausgangspunkt war seine Kritik an dem Spiel der mehrstimmigen Passagen in Bachs Solo-Violinsonaten und Suiten für Violoncello solo. Mit dem modernen, steifen, leicht konkaven Bogen lassen sich nur zwei Saiten gleichzeitig zum Klingen bringen. Als Notbehelf wird arpeggiert oder mit Intervallzerlegung gearbeitet, d. h. zunächst werden die unteren beiden, danach die oberen beiden Töne gespielt. Schweitzer störte das Zerbrechen der Akkorde, die damit verbundenen Kratzgeräusche, die Pausen zwischen den Akkorden, das ständige Fortespiel und die unsinnige Stimmführung. Dagegen ging er davon aus, dass vierstimmiges Geigenspiel zu Bachs Zeit auch tatsächlich möglich und üblich war und sah sich in Berichten zum Beispiel über den norddeutschen Musiker und Bachs älteren Zeitgenossen Nicolaus Bruhns bestätigt. Der Schlüssel lag in der Verwendung eines konvexen Bogens, dessen Haare beim Spiel so entspannt werden können, dass ein gleichzeitiges Anstreichen aller Saiten möglich ist. Schweitzer sah die einzige Möglichkeit, das Problem zu lösen, in einer Neukonstruktion; gemeinsam mit dem Geiger Rolf Schröder entwickelte er einen konvexen Bogen mit einer Hebelapparatur am unteren Ende, mit der die Entspannung der Haare beim Spiel möglich war. Er nannte diesen Bogen „Bachbogen“, wohl wissend, dass er damit kein historisches Instrument aus Bachs Zeit, sondern eben eine Neukonstruktion vorgelegt hatte. Heute wird diese Bogen als Rundbogen bezeichnet. Nur wenige Geiger praktizieren heute dieses Spiel, unter ihnen Rudolf Gähler, der zu diesem Thema auch ein Buch veröffentlicht hat. Bach-InterpretAls Bach-Interpret wandte sich Schweitzer gegen die seiner Meinung nach übertriebene dynamische und farbliche Differenzierung des spätromantischen Orgelspiels, wie sie sich in Deutschland und Mitteleuropa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Liszt-Schule etabliert hatte. Er wurde darin bestärkt durch seine Kenntnis der französischen Tradition des Bach-Spiels und seine Studien bei Charles-Marie Widor, Komponist und Organist an Saint-Sulpice in Paris. Schweitzer propagierte für die freien Orgelwerke Bachs eine einheitliche, behutsam terrassendynamisch gestaffelte Registrierung. Der Jalousieschweller sollte allenfalls für großräumige Steigerungen und zum Nachzeichnen melodischer Bögen verwendet werden. Der Gebrauch des Registerschwellers (Walze) beim Solovortrag alter Orgelmusik galt Schweitzer als unkünstlerisch. Er vermied als Interpret Extreme, wählte ruhige Tempi, praktizierte eine zurückhaltende Agogik und arbeitete in einem plastischen Legato die Formzusammenhänge heraus. Besonders wichtig war ihm die Erkennbarkeit des Textbezugs in den choralgebundenen Orgelwerken J. S. Bachs. Schweitzer veröffentlichte 1912 bis 1962 in Zusammenarbeit mit Widor und nach dessen Tod mit dem Organisten Edouard Nies-Berger die praktische Notenausgabe „J. S. Bach. Complete Works for Organ“, Vol. I bis VIII, im Verlagshaus Schirmer in New York. In Lambarene spielte Schweitzer nach seiner Arbeit im Hospital auf einem extra für ihn gebauten tropenfesten Klavier mit Orgelpedal. Er übte damit auch für seine Schallplatteneinspielungen und die Orgelkonzerte, deren Erlös seiner karitativen Arbeit zugute kam. Seine Schallplattenaufnahmen mit Werken Bachs in Allhallows Barking-by-the-Tower, London (Dez. 1935), und Sainte-Aurélie, Straßburg (Oktober 1936), sowie an der 1931 nach seinen Vorstellungen gebauten kleinen Orgel der Pfarrkirche in Günsbach (Anfang 1950er-Jahre) mit Werken von Bach, Franck und Mendelssohn Bartholdy liegen in verschiedenen Wiederveröffentlichungen vor. Monographie J. S. BachSchweitzers Orgellehrer Charles-Marie Widor regte auch ein Buch über Johann Sebastian Bach an, durch das die französische Orgelwelt stärker mit der für Bach grundlegenden protestantischen Kirchenmusik und ihrem Wortbezug vertraut gemacht werden sollte (J. S. Bach, le musicien-poète, Paris u. Leipzig 1905). Widor selbst, Schweitzer freundschaftlich zugetan, verfasste dazu das Vorwort. Er riet auch zu einer deutschen Fassung, woraus durch völlige Neubearbeitung Schweitzers große Bach-Monographie (Johann Sebastian Bach, Leipzig 1908) entstand, ebenfalls mit einem Vorwort Widors versehen. Während die biographischen Details und die Datierung insbesondere der Kantaten inzwischen durch die Bachforschung weitgehend überholt beziehungsweise erweitert worden sind, ist die Bach-Monographie in musikästhetischer Hinsicht nach wie vor ein Standardwerk und insgesamt von großer geistes- und wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Schweitzer hebt besonders den im Werk J. S. Bachs konventionalisierten Gebrauch von Themen und Motiven, Tonarten und Instrumenten hervor. Er hat damit vergleichsweise früh, ohne die Termini zu verwenden, die rhetorische Qualität („Klangrede“) der Alten Musik und die Bedeutung der Affektenlehre thematisiert. Den Schlüssel sah er dabei in den Kantaten. Er fand immer wiederkehrende, sehr bildliche Motive, am auffallensten bei der Beschreibung von Bewegungen wie etwa Gehen, Laufen, Fallen, Daniedersinken oder bewegungsintensiven Dingen wie Schlangen, Wogen, Schiffe, Flügel, ebenso auch abstrakte, bestimmte Affekte wie Freude, Trauer, Schmerz oder Lachen, Seufzer, Ächzen, Weinen beschreibende Motive. Schweitzer stellt diese musikalische Sprache systematisch dar und gibt dem Bach-Interpreten Hinweise, wie einzelne Motive zu artikulieren und gestalten seien, um die zugrunde liegenden Bilder herauszuarbeiten. Er zeigt auch, dass zum Beispiel die Orgel-Choralbearbeitungen diese Sprache enthalten und zum Verständnis und zur Darbietung dieser Musik die Kenntnis des Choraltextes gehört. Ein wichtiger Denkanstoß dürfte Schweitzer von der an sich völlig anders gearteten Leitmotivik Richard Wagners gekommen sein, dessen Musik er sehr schätzte. Allerdings arbeitet er in dem Kapitel „Dichterische und malerische Musik“ seiner Bach-Monographie die grundlegend unterschiedlichen Herangehensweisen der beiden Komponisten beim Umgang mit Themen und Motiven heraus. Bei Wagner und anderen „dichtenden“ Musikern werde versucht, ein dramatisches Geschehen als „ästhetische Ideenassoziationen“ mit der Musik auf die Zuhörer zu übertragen; sie richteten sich mitsamt ihren (Leit-)Motiven an das Gefühl. Bach und andere „malende“ Musiker stellten das Geschehen in Bildern oder aufeinander folgenden Bildern dar. Ihre Motive und Themen wendeten sich an die Vorstellungskraft und die Phantasie der Zuhörer. Politische WirkungEngagement gegen die atomare RüstungAlbert Schweitzer hat versucht, sich möglichst wenig in politische Auseinandersetzungen hineinziehen zu lassen. Dies änderte sich allerdings mit seinem Engagement gegen die atomare Rüstung. Bereits am 14. April 1954 schrieb er einen Leserbrief im Dayly Herold, London, „Die Folgen der Wasserstoffbomben-Explosion bilden ein höchst beängstigendes Problem... Erforderlich wäre, dass die Welt auf die Warnrufe der einzelnen Wissenschaftler hörte, die dieses furchtbare Problem verstehen. So könnte die Menschheit beeindruckt werden, Verständnis gewinnen und die Gefahr begreifen, in der sie sich befindet.“ Bei der Rede anlässlich der Übergabe des Friedensnobelpreises vom 4. November 1954 in Oslo äußerte er sich erneut zur Gefahr der Atomrüstung. Albert Schweitzer wurde von mehreren Freunden, unter anderem Albert Einstein, gedrängt, seine Autorität gegen die Atomrüstung einzusetzen. Er zögerte allerdings, weil er sich zunächst nicht kompetent genug fühlte. Endgültig überzeugte ihn dann allerdings der Publizist Norman Cousins. Nachdem er sich gründlich auch mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Folgen der Atomwaffentests auseinandergesetzt hatte, sendete er am 23. April 1957 über den Sender Radio Oslo einen „Appell an die Menschheit“. Dieser Appell erfuhr weltweite Aufmerksamkeit und wurde in 140 Sendern übernommen. Am 28., 29. und 30. April 1958 folgten drei weitere Appelle, „Verzicht auf Versuchsexplosionen“, „Die Gefahr eines Atomkrieges“, „Verhandlungen auf höchster Ebene“ die vom Präsidenten des norwegischen Nobelpreiskommittees, Gunnar Jahn vorgelesen wurden. Sie wurden unter dem Titel „Friede oder Atomkrieg“ gedruckt. Schweitzer gehörte 1958 zu den prominentesten Unterzeichnern einer von Linus Pauling initiierten Unterschriftensammlung bei namhaften Wissenschaftlern gegen die Atomversuche. Wie unter den Bedingungen des Kalten Krieges zu erwarten, wurde Schweitzer neben vielfacher Zustimmung auch heftig angegriffen. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb am 10. September 1958 unter dem Titel „Seltsamer Albert Schweitzer“: „Der verehrte Name Albert Schweitzers darf nicht davon abhalten, festzustellen, dass dieses Dokument politisch und philosophisch, militärisch und theologisch wertlos ist. Das Wagnis, das er dem Westen zumutet, ist an sich schon ungeheuerlich. Das Urteil über Amerika und die Sowjetunion anderseits macht es vollends unmöglich, Albert Schweitzers Rat ernsthaft in Erwägung zu ziehen.“ Letztendlich waren aber Linus Pauling, Albert Schweitzer und die ganze Anti-Atomwaffenbewegung insofern doch erfolgreich, dass 1963 das bis heute haltende Versuchsstoppabkommen für oberirdische Atomwaffentests unterzeichnet wurde. Kritik an seinem karitativen WirkenEnde der fünfziger Jahre wich die Verehrung Schweitzers einer kritischen Bestandsaufnahme seines Hospitals, angestoßen durch den Publizisten John Gunther. Diese Kritik wurde damals von Dr. Edmund Duboze zurückgewiesen, dem damaligen Generalinspektor des militärärztlichen Dienstes Gabuns[2] . Siegwart Horst Günther, Mitarbeiter Schweitzers, bezeichnet die Kritik als oberflächlich, subjektiv und gehässig [3]. Andre Audoyaud, ärztlicher Direktor des Hôpital Administratif in Lambaréné von 1963 - 66, kritisierte, Schweitzer habe seine Aufbauleistung übertrieben, da Lambarene schon in das Kolonialsystem und die Zivilisation eingebunden gewesen sei. Er habe sein Hospital trotz hoher Spenden nicht modernisiert und unelektrifiziert gelassen, unhygienische und krankheitsfördernde Zustände mit der Begründung von Tierliebe geduldet, Symptomkurierei betrieben und blind das europäische Modell der Krankenversorgung übertragen. Überdies habe er einen kolonialen Führungsstil gepflegt, farbige Angehörige von Erkrankten zu Fronarbeit gepresst und geschlagen. Er sei - dem 19. Jahrhundert verhaftet – in Afrika ein Fremder geblieben, habe trotz großer Unterstützung wenig bewirkt, sich aber medienwirksam mit fremden Federn geschmückt. Diese Kritik wurde leider erst im Jahre 2005 veröffentlicht, es gibt so gut wie keine Augenzeugen mehr, um die Vorwürfe zu überprüfen. Einzelne Vorwürfe können zudem widerlegt werden (Im dokumentarischen Film „Albert Schweitzer“ bereitet sich ein farbiger Mediziner auf eine Operation vor. Zumindest im Jahre 1964 war der Operationssaal mit einem Generator versehen und mit elektrischen Operationsleuchten ausgestattet [4]. Schweitzer hatte ein zwiespältiges Verhältnis zum Kolonialismus, von dessen inhumanen Praktiken er sich einerseits mit dem Begriff der Brüderlichkeit absetzte, dessen Anschauung er andererseits so stark verinnerlicht hatte, dass er Farbige als „jüngere Brüder“ ansah, die nach christlichen Grundsätzen geführt werden müssten. Die romantisch-primitiven Lebensbedingungen in Lambarene waren das verklärte Ambiente einer paradiesischen „Brüderlichkeit“ von hilfsbedürftigen Eingeborenen und älteren euroamerikanischen „Brüdern“ und zahmen Antilopen. Dieses Bild steigerte die Spendenbereitschaft der euroamerikanischen Öffentlichkeit. Es ist fraglich, ob Schweitzer die Folgen dieses Zusammenhanges zwischen Bedarfsdeckung und Bedarfsweckung von Spendenbereitschaft in seiner ganzen Breite und Tiefe erkannt hat. Sein latenter Chauvinismus und wohlwollender Rassismus entsprachen noch dem Zeitgeist der fünfziger Jahre, sein patriarchalischer Führungsstil seiner im vorletzten und letzten Vorkriegsjahrhundert entwickelten Persönlichkeit. Allerdings hatte er sich durchaus selbstkritisch geäußert. [5] Dr.-Albert-Schweitzer-PokalDer Deutsche Basketball Bund (DBB) spielt in Erinnerung an Albert Schweitzer jedes zweite Jahr im Frühjahr in Mannheim auf seinem Europa-Jugend Basketballturnier den Dr.-Albert-Schweitzer-Pokal für Jugend-Nationalmannschaften aus. Dieses internationale Basketballturnier ist eines der wichtigsten und am besten besetzten Basketballtuniere für Jugendmannschaften aus Europa und Übersee, an dem auch schon zahlreiche spätere NBA-Profis teilgenommen haben. Die Idee zu diesem internationalen Freundschaftstreffen der Basketballjugend kam im Mai 1957 dem Fotografen Hans-Joachim Babies. Es gelang ihm, die Stadt Mannheim, die US-Armee und den DBB für seine Idee zu gewinnen. Der Basketballtrainer Hermann „Pascha“ Niebuhr, heute DBB-Ehrenmitglied, holte die Erlaubnis von Dr. Albert Schweitzer, das Jugendturnier nach dem berühmten Missionar und Arzt benennen zu dürfen. Im Dezember 1958 konnte zum ersten Mal um den Dr.-Albert-Schweitzer-Pokal gespielt werden. Für den ersten Turniersieger hat Albert Schweitzer sein Bild mit persönlicher Widmung gestiftet. SchulenDer Name Albert Schweitzers wird auch für die Namensgebung zahlreicher Schulen verwendet. Die erste deutsche Schule mit seinem Namen war das Gymnasium Albert-Schweitzer-Schule Nienburg in Nienburg/Weser, das den Namen im Jahre 1949 mit Zustimmung Albert Schweitzers erhielt. In einer Liste der Schulen, die Albert Schweitzers Namen führen, werden 2007 insgesamt 118 deutsche Schulen aufgeführt. [6] Patenschaft für KinderdörferEnde des Zweiten Weltkrieges entstehen in der Schweiz, Österreich und Deutschland Dörfer, die verwaiste, verlassene Kinder und Jugendliche aufnehmen. 1957 folgt in Waldenburg/Baden-Württemberg die Gründung des ersten Albert-Schweitzer-Kinderdorfs durch Margarete Gutöhrlein. Elternpaare übernehmen die Betreuung. Dr. Albert Schweitzer übernimmt persönlich die Patenschaft. Ausgehend von dem ersten Kinderdorf entwickelten sich viele Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in Deutschland. Auszeichnungen
Zitate„Diese vornehme Kultur, die so erbaulich von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden weiß und diese Menschenrechte und Menschenwürde an Millionen und Millionen missachtet und mit Füßen tritt, nur weil sie über dem Meere wohnen, eine andere Hautfarbe haben, sich nicht helfen können; diese Kultur, die nicht weiß, wie hohl und erbärmlich, wie phrasenhaft und gemein sie vor denjenigen steht, die ihr über die Meere nachgehen und sehen, was sie dort leistet, und die kein Recht hat, von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden. ... An was denken unsere Staaten, wenn sie den Blick übers Meer richten?...was sie aus dem Lande ziehen können, immer zu ihrem Vorteil. Wo sind die Arbeiter, die Handwerker, die Lehrer, die Gelehrten, die Ärzte, die in diese Länder ziehen? Macht unsere Gesellschaft eine Anstrengung in dieser Hinsicht? Nichts .... Das Christentum wird zur Lüge und Schande, wenn nicht, was draußen begangen, gesühnt wird, nicht für jeden Gewalttätigen im Namen Jesu ein Helfer kommt, für jeden, der etwas raubt, einer, der etwas bringt, für jeden, der flucht, einer, der segnet.“ Predigt zum Missionsfest am 6. Januar 1907, Straßburg, Kirche: St. Nikolai. [7] „Die, die an sich erfuhren, was Angst und körperliches Weh sind, gehören in der ganzen Welt zusammen. Ein geheimnisvolles Band verbindet sie. Miteinander kennen sie das Grausige, dem der Mensch unterworfen sein kann, und miteinander die Sehnsucht, vom Schmerze frei zu werden. Wer vom Schmerz erlöst wurde, darf nicht meinen, er sei nun wieder frei und könne unbefangen ins Leben zurücktreten, wie er vordem darin stand. Wissend geworden über Schmerz und Angst muss er mithelfen, dem Schmerz und der Angst zu begegnen, soweit Menschenmacht etwas über sie vermag, und anderen Erlösung zu bringen, wie ihm Erlösung war.“ Film: Albert Schweitzer, Text geschrieben und gesprochen von Albert Schweitzer, Musik: Alec Wilder, Orchester unter Leitung: Leon Barzin, Schnitt: Luke Bennett, Ton: C. Robert Fine, Photographie: Erica Anderson, Regie: Jerome Hill, 1957. „Für den Primitiven hat die Solidarität enggezogene Grenzen. Sie beschränkt sich auf seine Blutsverwandten im engeren Sinne, das heißt, auf die Mitglieder seines Stammes, die für ihn die Familie im Großen repräsentieren. Ich spreche aus Erfahrung. In meinem Spital habe ich solche Primitiven. Wenn ich einem nicht bettlägrigen Patienten aus dieser Gruppe kleine Dienste für einen Kranken auftrage, der das Bett hüten muss, wird er es nur dann tun, wenn dieser des gleichen Stammes ist wie er. Ist dies nicht der Fall, wird er mir treuherzig antworten: ‚Dieser ist nicht Bruder von mir.‘ Weder durch Belohnung noch durch Drohung wird er sich bewogen fühlen, diesem Fremden einen Dienst zu leisten.“ Albert Schweitzer: Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben, aus: Siegwart Horst Günther, Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben? Begegnung mit Albert Schweitzer, neues leben, 2005 „Der Schwarze arbeitet unter Umständen sehr gut, aber er arbeitet nur so viel, wie es die Umstände von ihm verlangen. Er ist immer nur Gelegenheitsarbeiter.“ Film: Albert Schweitzer, Text geschrieben und gesprochen von Albert Schweitzer, Musik: Alec Wilder, Orchester unter Leitung: Leon Barzin, Schnitt: Luke Bennett, Ton: C. Robert Fine, Photographie: Erica Anderson, Regie: Jerome Hill, 1957. „Das wahre Glück ist nicht, daß zwei Menschen sich innerlich geloben: wir wollen füreinander leben; sondern daß dies in ihren Gedanken zugleich bedeutet: wir wollen miteinander für etwas leben.“ Zitate über Albert Schweitzer„A bloody old colonialist, though dedicated.“ Peter Worsley [8] LiteraturWerke von Albert SchweitzerTheologische Werke
Philosophische Werke
Musikologische Werke
Autobiographische Werke
Sonstiges und gesammelte Werke
Sonstige Literatur
Anmerkungen
Siehe auch
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Wikiquote: Albert Schweitzer – Zitate |
- Literatur von und über Albert Schweitzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Einträge zu Albert Schweitzer im Katalog des Deutschen Musikarchivs
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Biografie im Heiligenlexikon
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1952 an Albert Schweitzer (englisch)
- Website der Internationalen Albert-Schweitzer-Vereinigung
- Website des Albert-Schweitzer-Hauses in Königsfeld im Schwarzwald
- Deutscher Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e.V.
- Albert Schweitzer und die Musik
- Der Orgelfachmann Albert Schweitzer
Personendaten | |
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NAME | Schweitzer, Albert |
KURZBESCHREIBUNG | elsässischer Arzt, Teologe, Musiker und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 14. Januar 1875 |
GEBURTSORT | Kaysersberg im Oberelsass (Deutsches Reich) |
STERBEDATUM | 4. September 1965 |
STERBEORT | Lambaréné, Gabun |
Kategorien: Mediziner (20. Jahrhundert) | Tropenmediziner