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Al-KindiYaʿqūb ibn Isḥāq al-Kindī, يعقوب بن اسحاق الكندي, latinisiert: Alkindus (* um 800 in Kufa; † 873 in Bagdad), war ein arabischer Philosoph, Wissenschaftler, Mathematiker, Arzt und Musiker. Überdies kommt ihm eine Bedeutung im Bereich islamischer Philosophie zu, da er in Bagdad viele philosophische Schriften (Aristoteles, Platon, Alexander von Aphrosias, Johannes Philoponos) aus dem Griechischen ins Arabische übersetzen ließ. Besonders Aristoteles' naturphilosophische Schriften waren von Einfluss auf al-Kindîs eigenes philosophisches Werk. Kindî verfasste mehrere eigenständige Texte, in denen er Gedanken zur Beschaffenheit der Welt entwickelte. Berührungspunkte mit der Theologie bestehen hierbei durchaus. Seine Abhandlung Über den Intellekt wurde über Jahrhunderte in der islamischen Welt und auch in Europa in Gelehrtenkreisen breit rezipiert. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
LebenAbû Ya'qûb ibn Ishaq al-Kindî (vom Stamme der Kinda) war arabischer Abstammung und wurde von seinen vielen nichtarabischen Genossen und Kollegen (waren meist Perser) deshalb „der arabische Philosoph“ genannt. Er selbst führt seinen Stammbaum auf die alten Kinda-Fürsten zurück, was nicht nachweisbar ist, aber darauf hindeutet, dass er aus einer wohlhabenden Familie stammte. Er wurde um 800 in Kufa geboren, wo sein Vater Statthalter war. Der erwähnte Reichtum seiner Ahnen führte einerseits zu einem sehr gebildeten und bewanderten Stamm, wovon al-Kindî in seiner Ausbildung profitierte, als auch später zu der Möglichkeit, sehr viele Übersetzer beschäftigen zu können. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Bagdad, das damals das (multi-)kulturelle Zentrum der islamischen Welt schlechthin war und es ihm ermöglichte, sich mit den verschiedensten Kulturen und Lehren auseinanderzusetzen. So gilt er auch als einer der ersten großen „Übersetzer“, da er einen Großteil des Werkes von Aristoteles, Platon und des Neuplatonismus übersetzen ließ. al-Kindî selbst baute darauf seine eigenen Werke auf. Er hatte Zugang zum Hof des Kalifen, auch wenn nicht überliefert ist, in welcher Stellung. Zeitweise dürfte er auch in Ungnade gefallen sein, seine Bibliothek war eine Zeit lang konfisziert und das Fehlen seiner genauen Geburts- und Todesjahre deutet darauf hin, dass er in untergeordneter Stellung gestorben sein dürfte. Bekannt war er aber nicht nur als Philosoph sondern auch als Arzt, Mathematiker, Physiker, Pharmakologe (von Alchemie hingegen hielt er wenig), Astrologe, Geograph und Prinzenerzieher am Hofe Al-Ma'mūns. Lange Zeit galt er auch als Theologe, vor allem wegen seiner Versuche, Philosophie und Religion zu einen. Tatsächlich stand er der mu'tazilistischen Schule sehr nahe – oder eher diese ihm, da sie als rationalistisch orientierte Islam-Schule bekannt ist. Al-Kindî starb vermutlich um das Jahr 870 herum, eventuell im Jahre 873. Werk und PhilosophieWie bereits erwähnt, war das philosophische Schaffen al-Kindîs vor allem durch seine vielen Übersetzungen geprägt, die er in der Regel selbst korrigierte. So wandelt sich auch sein Werk im Laufe seines Lebens und lässt immer starke Anlehnung vor allem an Sokrates erkennen, den er als Ideal schätzte, und an Aristoteles, dessen Werke eine starke Stellung in Kindîs Bibliothek einnehmen. In seinem Hauptwerk „Über die Erste Philosophie“ sieht man, wie sehr diese Einflüsse ihn und sein Denken gelenkt haben. Es ist in vier Abschnitte geteilt:
Seine eigentliche Philosophie war zunächst auf der Mathematik aufbauend; es finden sich irrwitzige Zahlenspiele in seinen Schriften. Nach ihm konnte niemand „Philosoph“ werden, ohne nicht Mathematik beziehungsweise Logik studiert zu haben. Trotzdem ist die Welt bei ihm ein Werk Gottes, dessen Wirken von oben nach unten vermittelt wird: alles Höhere wirkt auf das Niedere ein, nicht aber das Verursachte auf seine (über ihm auf der Stufe des Seins stehende) Ursache. So entsteht eine durchgehende Ursächlichkeit in der Welt, deren Erkenntnis es ermöglicht, Zukünftiges vorherzusagen. Die Welt besteht aus dem (göttlichen) Geist, der (materiellen) Körperwelt und der Seele, die sich dazwischen befindet. Die menschliche Seele ist ein Ausfluss dieser Weltseele, daher in ihren Wirkungen an den Körper gebunden, ihrem geistigen Wesen nach aber unabhängig. Die Seele ist in die Sinnenwelt herabgekommen, mit einer Ahnung ihres ursprünglichen Zustands und findet sich daher hier nicht heimisch. Erlösung kann sie erst wieder im Aufstieg in die geistige Welt finden, wo alle ihre Bedürfnisse befriedigt werden. Dafür muss sie sich indes von allen materiellen und körperlichen Begierden befreien – hier finden also wieder deutliche islamische Elemente Einzug. Als wesentlichstes eigenes Werk (also unabhängig von den Vorlagen durch den Islam oder die griechische Philosophie) dürfte „Über den Intellekt“ gelten, das die meisten eigenen Konzepte aufweist, auch wenn es sich wiederum an Aristoteles' „Über die Seele“ und einige spätantike Kommentatoren (Alexander von Aphrodisias, Themistios und Johannes Philoponos) anlehnt. Es geht dabei um Aristoteles' Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Intellekt. Konnten die Kommentatoren den Grund dafür nicht herausfinden, so definierte Kindî: Der aktive Intellekt sei die Ursache und das universale Prinzip aller Intellekte und er sei die Spontaneität des Denkens und ohne Ruhe. Das Denken sei in drei Stufen aufgebaut:
Diese drei Stufen sind Formen des passiven (rezeptiven) Intellekts. So kann man die vier Intellekte (also den aktiven und den passiven mit seinen vier Zwischenstufen) chronologisch reihen. Dies wird von vielen anderen Philosophen, auch in Europa, übernommen. Ein weiteres wichtiges Werk Kindîs sind die Definitionen der Begriffe. Wie erwähnt korrigierte er die von ihm in Auftrag gegebenen Übersetzungen immer selbst. Unter anderem entstand dabei auch eine Schrift über die Definition des Begriffs „Philosophie“, die seine Philosophie auch wesentlich charakterisieren. Es ist eine Definition von sechs Gesichtspunkten:
Kindî galt als erster islamischer Aristoteliker, auch wenn er im Unterschied zu Aristoteles von einer endlichen Welt ausging. Ein großer Fehler aber passierte bei den Übersetzungen unter seiner Regie. Die Enneaden von Plotin (eher platonisch) werden irrtümlicherweise Aristoteles als „Theologie des Aristoteles“ zugeschrieben und in der islamischen Philosophie als „neuplatonischer Aristotelismus“ verwechselt. Dieser Fehler wird erst sehr viel später bemerkt werden und zieht sich ganz wesentlich durch die Geschichte der islamischen Philosophie. Primärliteratur
Sekundärliteratur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Al-Kindi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |