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Adipositas
Die Adipositas bzw. Fettleibigkeit, Fettsucht, Obesitas (selten Obesität; im engl. aber fast nur „Obesity“) ist eine Bezeichnung für starkes Übergewicht durch eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen. Es werden drei Schweregrade unterschieden. Die Abgrenzung zwischen den verschiedenen Schweregraden erfolgt meist über den Körpermasseindex (BMI) mit einem BMI gleich bzw. größer als 30. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Definition und AbgrenzungAdipositas bedeutet starkes Übergewicht und zu viel Körperfett. Übergewicht wird mittels Körpermasseindex (BMI) gemessen und abgegrenzt. Indikatoren für den Anteil von Körperfett und dessen Verteilung sind der Bauchumfang und das Taille-Hüft-Verhältnis.
Entscheidend für das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist aber nicht der BMI, sondern das Fettverteilungsmuster. Besonders nachteilig wirken sich Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen aus. Dieses innere Bauchfett („intraabdominales Fett“, „viszerales Fettgewebe“) beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel (Zuckerstoffwechsel), und führt zu Fettstoffwechselstörungen und Diabetes. Der Bauchumfang ist leicht zu messen als Maß für die Fettverteilung. Ein erhöhtes Risiko besteht für Frauen ab 80 cm, für Männer ab 92 cm.[2] Adipositas bei Kindern wird unter Berücksichtigung von Entwicklungsstand und Alter bestimmt.[3] Der BMI-Grenzwert von 30 gilt nur für erwachsene Europäer. Für Asiaten liegt er deutlich niedriger. UrsachenDie wichtigsten Ursachen sind:
Übergewicht tritt gehäuft in industrialisierten Ländern auf – insbesondere unter Lebensbedingungen, die durch wenig körperliche Arbeit und Nahrungsüberfluss geprägt sind. In den letzten Jahren sind aber auch so genannte Schwellenländer zunehmend betroffen. Zahlreiche Studien haben den Zusammenhang zwischen BMI und Nahrungsaufnahme untersucht. Das Ergebnis der VERA Studie[4] war überraschend: Es gab keinen Zusammenhang zwischen den aufgenommenen Kalorien und dem beobachteten BMI. Es gab allerdings klare Hinweise darauf, dass die untersuchten Menschen meist zu viel Fett – insbesondere ungesunde gesättigte Fettsäuren – und zu wenig Vitamine und Mineralstoffe zu sich nahmen. Es erscheint plausibel, dass nicht nur die Menge der Nahrung, sondern auch die Art und Herkunft der Nahrungsbestandteile eine Rolle bei Entstehung von Adipositas spielen können. Genetische FaktorenGenetische Faktoren (Erbanlage) prägen den Grundumsatz, die Nahrungsverwertung und das Fettverteilungsmuster. Die Nahrungsverwertung war zu Zeiten der „Jäger und Sammler“ ein wichtiges Überlebensmerkmal: wer den Überschuss in Fettzellen abspeichern konnte, konnte in Zeiten des Mangels davon zehren.
Zwillingsstudien haben gezeigt, dass Übergewicht auch eine genetische Komponente hat. Sie liegt bei 70%.[5] So fand man bei Adoptivkindern einen starken Zusammenhang zwischen ihrem BMI und dem ihrer leiblichen Eltern aber keinen Zusammenhang zwischen ihrem Gewicht und dem ihrer Adoptiveltern.[6] Entsprechend muss eine genetische Belastung durch verantwortliches Verhalten kompensiert werden, damit die Energiebilanz wieder stimmt. FehlverhaltenZu viel und falsche Ernährung einerseits – zu wenig Bewegung (Energieverbrauch) andererseits – führen zu einer ungesunden Energiebilanz. Bei einer jährlichen Energieaufnahme von ca. 1 Million Kalorien, führt bereits eine geringe Veränderung der Energiebilanz zu erheblichen Gewichtsschwankungen. Sozio-kulturelle FaktorenSozio-kulturelle Faktoren (Ernährungssoziologie) verführen sowohl zu Überernährung, als auch zu Unterernährung und zu Bewegungsmangel:
Krankhafte FaktorenEssstörung und Sucht sind immer dann anzunehmen, wenn oft und ohne Hungergefühl zwanghaft große Mengen von Nahrungsmitteln verzehrt werden. Zu den Ursachen von Essstörung und Sucht siehe dort. Stoffwechselkrankheiten sind nur in etwa 2 % aller Fälle ursächlich für Übergewicht: Schilddrüsenunterfunktion, Störungen des Kortisonhaushaltes (Cushing-Syndrom). Vermutet wird auch ein Zusammenhang mit einer Infektion durch das Adenovirus des Typ HAdV-36 [7],[8],. Nebenwirkungen von MedikamentenWährend einige definitiv die Nebenwirkung Gewichtszunahme aufweisen wie Kontrazeptiva, Antidepressiva, Neuroleptika, Kortikosteroide, weisen andere Medikamente beim Absetzen den Effekt einer Gewichtszunahme auf: Sympathikomimetika, NO-Donatoren wie Viagra,… Ökologische und pränatale FaktorenBestimmte Erkrankungen der Mutter sowie Medikamente und bestimmte Chemikalien, welche während der Schwangerschaft Einfluss auf die Entwicklung des Fötus nehmen können, stehen im Verdacht, die Entstehung von Stoffwechselerkrankungen und Diabetes, aber auch die Nahrungsverwertung des Menschen und somit die Neigung zu Adipositas zu beeinflussen (z. B. Bisphenol A). Hierzu gibt es aber – nicht zuletzt wegen der ethischen Problematik von Experimenten auf diesem Gebiet – erst wenige gesicherte Erkenntnisse. NahrungsqualitätDie Verwertung von Nahrung erfordert Arbeit. Die Verdauung leicht verdaulicher, energiereicher Nahrung erfordert weniger Energie. Die Verdauung ballaststoffreicher und proteinhaltiger Nahrung hingegen verbraucht mehr Energie. Auch die Qualität der Fette spielt eine Rolle. Bestimmte Fette (LDL Cholesterin) können vom Körper bis zu einem bestimmten Grad leicht eingelagert werden (was nicht nur die Bildung von viszeralem Fettgewebe, sondern auch Arteriosklerose begünstigt). Der Verzicht auf solche Fette ist allerdings keine Lösung – überschüssige Kohlenhydrate kann der Körper in Fett umwandeln, und eine reine Eiweißdiät ist gesundheitsschädlich. Bestimmte Lebensmittel werden künstlich mit Phytosterinen angereichert, welche den Transport von Cholesterin im Blut reduzieren sollen. Die Nebenwirkungen (z.B. auf den Hormonspiegel) sind allerdings noch nicht ausreichend erforscht. FolgenViele Zivilisationskrankheiten hängen direkt mit Übergewicht zusammen. Bei anderen ist der Zusammenhang ein statistischer, aber noch kein Wirkmechanismus bekannt. Durch Adipositas vermehrtes inneres Bauchfett verursacht Entzündungen, Diabetes, Herzinfarkt und Krebs. Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) sind hohe Risikofaktoren für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kommen noch zwei der Risikofaktoren Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Cholesterin, bzw. LDL) oder Bluthochdruck hinzu, wird die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (kardiometabolischen Risikofaktoren) nochmals deutlich erhöht, ebenso das Risiko eines verfrühten Todes. Adipositas erhöht das Risiko für arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes mellitus Typ 2 (Altersdiabetes, Zuckerkrankheit), Reflux, Herzinfarkte, Arteriosklerose, Schlaganfälle, Brustkrebs, Arthritis und Arthrose, Gelenkschmerzen, Fußdeformitäten (Stempelfuß), Gallenblasenerkrankungen, Gicht und das Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom. Die Gefährlichkeit einer Venenschwäche/Venenthrombose, ebenfalls durch Übergewicht bedingt, wurde lange Zeit verkannt. Beträgt der BMI im mittleren Lebensalter zwischen 25 und 29,9 ist das Mortalitätsrisiko bereits um 20–40 % erhöht.[9] Andere Studien kommen zum Ergebnis, dass Personen mit leichtem Übergewicht das geringste Mortalitätsrisiko haben. [10] [11] Auch die seelischen Folgen der Adipositas sind gravierend. Die Betroffenen fühlen sich oft als Versager und Außenseiter. Oft treten psychische und sogar wirtschaftliche Schäden für die Betroffenen auf, weil Fettleibigkeit gesellschaftlich nicht toleriert wird und Betroffene oft beruflich ausgegrenzt werden. Die durchaus auch finanziellen und sozialwirtschaftlichen Folgen von Übergewicht sind enorm. Ernsthafte Schäden am Stütz- und Bewegungsapparat (Gelenkschäden, Muskelverspannungen, Knochendeformation, Schäden an Bändern, Sehnen und Schleimbeuteln, Wirbelsäulenverkrümmung und Bandscheibenvorfall, sowie Knochenwachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen) führen zu unzähligen Sekundär-Therapien und schweren Operationen. NeurobiologieDurch Fortschritte im Bereich der Molekular- und Neurobiologie beginnt man heute zu verstehen, wie der komplexe Regelkreis zur Steuerung der Nahrungsaufnahme und des Energiegleichgewichts funktionieren könnte. Ob sich die Erkenntnisse, die meist aus Tierversuchen gewonnen wurden, auf den Menschen übertragen lassen, ist nicht klar. Die Reaktion eines Menschen auf einen Energieüberschuss kann je nach Situation und Grundumsatz recht unterschiedlich ausfallen. Bei einem Mastversuch mit 6.600 kcal haben die Versuchspersonen in 30 Tagen durchschnittlich 10 Prozent zugenommen. Einige nahmen fast gar nichts zu, andere mussten den Versuch abbrechen, da sie schon 15 % zugenommen hatten. Einige Menschen scheinen auch einen natürlichen Mechanismus gegen Übergewicht zu haben, indem sie Energieüberschuss in Form von Wärme abgeben.[12]. Diskutiert wird auch ein Set-Point-Modell, nach dem das Gewicht bei Abweichungen nach oben oder unten wieder auf einen Grundwert zusteuern soll. Einige Ergebnisse über die sehr komplizierten Regelmechanismen:
Alle diese Informationen werden im Zentralnervensystem verarbeitet und regulieren den Appetit, den Energieverbrauch, den Hormonspiegel und das Wachstum. BehandlungJe nach Ursache sind unterschiedliche Therapien angezeigt. Ziel ist immer die Gewichtsreduktion. Heute weiß man, dass es für die meisten Adipösen unmöglich ist, das „Idealgewicht“ zu erreichen. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft, Deutsche Diabetes-Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Ernährung und Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin nennen folgende Behandlungsziele [13]:
Nichtchirugische evaluierte Programme mit einer langfristigen Gewichtsreduktion von über 10 % konnten aber auch die Leitlinien der DGE nicht nennen. Ob die Ziele realistisch sind, ist also noch unklar. Therapeutische Aufgaben sind:
Entscheidend ist eine positive Motivation: Nicht „weg vom Übergewicht“, sondern „hin zum Leben“. Aktion „Gesunde Ernährung und Bewegung“Die Bundesregierung hat 2007 die Aktion „Gesunde Ernährung und Bewegung“ gestartet. Ziel ist, die 37 Millionen übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen und 2 Millionen Kinder zu einem gesünderen Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu bewegen und dadurch die Verbreitung von Übergewicht nachhaltig zu verringern. Man erhofft sich einen ähnlich großen Erfolg wie mit der Trimm-dich-Bewegung in den 1970er Jahren. Ernährung und BewegungErnährung und Bewegungsverhalten sind in hohem Maße eine Gewohnheitssache. Für Patienten ohne psychische Krankheitselemente können eine einfache Beratung, wie man sich gesünder ernährt und wie man sich mehr bewegt, und jede Unterstützung bei der Ernährungsumstellung durchaus Erfolg haben. Es ist allerdings wissenschaftlich nicht ganz gesichert, welche Ernährungsform am ehesten Abhilfe schafft. Meist wird zu mehr Ballaststoffen (s. a. Vollwertkost) und zur Vermeidung von Fetten geraten; Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an gesättigten Fetten sollen durch Nahrungsmittel mit mehr essentiellen Fettsäuren ersetzt werden, bzw. der Fettkonsum sollte insgesamt drastisch eingeschränkt werden. Es gibt allerdings auch Schulen, die statt dessen eine Umstellung auf gesunde Fette und viel Eiweiß und dafür eine Reduktion der Kohlenhydrate empfehlen (z. B. LOGI-Methode oder Atkins-Diät). Die Steigerung der körperlichen Bewegung ist ein wichtiger Posten in der Energiebilanz. Insbesondere Ausdauersport wie Fahrradfahren, Schwimmen, Wandern und Joggen dienen – konsequent über Monate und Jahre durchgeführt – der Gewichtsreduktion. EssstörungBei einer Essstörung ist meist eine mehrwöchige Therapie in einer Spezialklinik erforderlich (siehe: Psychosomatische Klinik), ergänzt durch regelmäßige langjährige Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe (z. B. Overeaters Anonymous). Psychotherapie, FamilientherapieWenn eine Verhaltensänderung bei Ernährung und Bewegung schwierig ist (und das ist meistens so), dann wird klar, dass Adipositas nicht nur eine Zivilisationserscheinung ist, sondern dahinter ernsthafte und ursächliche psychosoziale Probleme stehen. Um diese zu bewältigen, ist eine speziell ausgerichtete Psychotherapie erforderlich. Ziel ist, die individuellen Ursachen für die Essstörung zu identifizieren und alternative Verhaltensweisen zu lernen. Bewährt hat sich auch die Therapie in einer Gruppe. Für den langfristigen Erfolg ist wichtig, dass die Angehörigen mit einbezogen werden. Parallel arbeitet der Betroffene regelmäßig in einer Selbsthilfegruppe mit Gleichgesinnten. Ambulante oder stationäre Rehabilitation in einer Fachklinik für Essstörungen bzw. psychosomatischen Klinik ist ein ausgezeichneter Start auf dem Weg zur Veränderung von Verhalten und Lebensstil. Sie wird in der Regel von der Kranken- oder Rentenversicherung finanziert. BehandlungserfolgHilfreich für Erfolg ist:
Mit dem BMI erhöht sich das Mortalitätsrisiko. Aber jemand, der 10 kg abgenommen hat, wird dadurch nicht genau so gesund wie jemand, der immer ein geringeres Gewicht hatte. Die Experten sind sich nicht einig, wann und wie viel abnehmen gesund ist [14]. Bei Diabetes oder Bluthochdruck ist eine Gewichtsreduktion immer sinnvoll. Der Erfolg hängt stark mit der Persönlichkeitsstruktur und der Motivation zusammen. Günstig sind: höhere Intelligenz, höherer sozialer Status, später Beginn der Übergewichtigkeit, starke subjektive Beschwerden, messbare Gesundheitsstörungen, starke Persönlichkeit. Eine Essstörung ist stark hinderlich.[15] Abnehmen fällt schwer: Sind die Fett-Reserven auf den Hüften und am Bauch erst einmal angelegt, baut der Körper sie nur schwer ab. Besonders bei starkem Übergewicht erweist sich die Behandlung als sehr schwierig. Rückschläge oder ausbleibender Erfolg veranlassen den Patienten (aber auch den Behandler und die Angehörigen) häufig dazu, das Vorhaben ganz aufzugeben. Der Behandlungserfolg wird langfristig für 10 bis 20 % der Patienten festgestellt (Stabilisierung auf 50 % der ursprünglich erreichten Gewichtsabnahme). Sinnvoller ist daher frühes Einüben eines gesunden Lebensstils, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. „Diät“Angesichts der vielfachen Ursachen für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas gibt es keine Diät, die allein die Entgleisung des Gewichts nachhaltig beendet. Obwohl das viele Anbieter von Diäten immer wieder versprechen und kurzfristig durchaus Gewichtsverlust möglich ist. Wenn die Diäten aber nicht zu einer über die Zeit der Diät hinaus verwirklichten grundlegenden Änderung des gesamten Ess- und Bewegungsverhaltens führen, setzen sich nach der Diät die alten Gewohnheiten wieder durch. Dadurch und durch den Jojo-Effekt kommt das Übergewicht unweigerlich wieder. Als Einstieg in eine neue Ess- und Lebensweise eignen sich alle Diäten, die zu besserer Auswahl der Nahrung, zu ihrer fachgerechten Zubereitung und kluger Einteilung der Nahrungsaufnahme am Tage führen. Gewöhnung an andere Geschmacksvorlieben als süß, fett und kalorienreich zu essen oder eine Kontrolle des Hungergefühls durch medikamentöse Weckung des Esshormons Serotonin können nur ergänzende Hilfen sein. Die Psychologieprofessorin Traci Mann von der UCLA anlysierte 31 Langzeitstudien über Diäterfolge. Langfristig bringen Diäten gar nichts [16] Fast alle Diäten bewirkten eine kurzfristige Gewichtsreduktion. Aber nur wenige konnten das Gewicht langfristig halten. Ohne umfassende Änderung des Ess- und Bewegungsverhaltens sind Diäten aber nutzlos. Pharmakologische InterventionWenn die Umstellung des Ess- und Bewegungsverhaltens schwierig ist, muss die Ursache dafür gefunden und behoben werden. In besonders schwierigen Fällen kann eine dauerhafte Befreiung von den Zwängen des Hungers eine wertvolle Hilfe sein. Pharmakologische Therapie sollte ausschließlich vom Arzt durchgeführt werden. In den USA wird vielfach das dort frei verkäufliche 5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP) außer für die Verbesserung des Wach- und Schlafverhaltens auch als Gegenspieler von Serotonin für die Reduzierung des Körpergewichts auf Dauer eingenommen. Hinreichende Studien hierüber gibt es noch nicht, es wird aber nur über geringfügige Nebenwirkungen berichtet. Die dauernde Einnahme des Vorhormons 5-HTP bedarf aber der ärztlichen Kontrolle, da es einerseits durch systemische Aufnahme in den Blutkreislauf übergeht, andererseits die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und somit auch im Liquor des Gehirns ankommt. Bei der Hungerkontrolle durch Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie auch bei dem einzigen in Deutschland noch zugelassenen fälschlicherweise „Appetitzügler“ genannten Medikament Sibutramin (Handelsname: Reductil®) hat es erhebliche körperliche Nebenwirkungen gegeben. Langfristeinsatz von 5-HTP ist deshalb kritisch zu beobachten. Seit neuestem ist der Wirkstoff Rimonabant zugelassen, jedoch auch hier werden ohne Ernährungsumstellung und mehr Bewegung kaum Resultate erzielt. Der mittlere Gewichtsverlust liegt bei 2,4 kg. Chirurgische InterventionWenn alle konservativen Behandlungsmethoden versagen, kommt die Adipositaschirurgie zum Einsatz. VerbreitungWie die epidemiologischen Daten zeigen, nimmt die Adipositas in allen Ländern zu, in denen ein ausreichendes Nahrungsangebot zumindest für Teile der Bevölkerung vorhanden ist. Wenn Ernährung bequem erreichbar ist, dann neigen Menschen zur Sesshaftigkeit und wenig Bewegung und nehmen daher zu. Die Adipositas als komplexes Krankheitsbild betrifft alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen (jedoch nicht im jeweils gleichen Maße) und beschränkt sich keineswegs auf die Industrieländer. Waren im Jahre 1995 weltweit noch 200 Millionen Erwachsene adipös, so waren es im Jahre 2000 schon 300 Millionen, davon 115 Millionen in Entwicklungsländern. Weltweit leben lt. WHO über 300 Millionen Menschen mit Adipositas. Nachdem das Problem jahrzehntelang auf die wohlhabenden Industrieländer beschränkt war, beobachtet man in jüngster Zeit einen Anstieg der ernährungsbedingten Krankheiten auch in Schwellenländern wie Indien oder China. Die WHO spricht von einer Pandemie. DeutschlandDie Deutschen nehmen unter den Europäern eine Position im oberen Drittel ein (Eine vielzitierte Angabe der IASO, die Deutschland an die Spitze versetzt, weist schwerwiegende Fehler auf, s. Übergewicht). In Deutschland wird seit Jahrzehnten ein Anstieg der Prävalenz beobachtet. So wies im Jahre 1999 nur noch die Hälfte bis ein Drittel der Bevölkerung einen medizinisch gewünschten BMI bis 24,9 auf. Gemäß Mikrozensus-Zusatzerhebung aus dem Jahre 2003 waren 12,3 % der Männer und 11,3 % der Frauen ab 18 Jahren adipös (d. h. BMI 30 oder höher). [17]. Nach den Daten des Telefonischen Gesundheitssurveys 2003 liegt der Anteil der deutschen Erwachsenen mit einem BMI größer als 30 kg/m² insgesamt bei 17,1% für Männer und 19,0% für Frauen. Das Gesundheitsministerium hat 2007 mit Gesunde Ernährung und Bewegung einen nationalen Aktionsplan zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten gestartet. Nach neuesten Untersuchungen sind 37 Millionen Erwachsene und 2 Millionen Kinder übergewichtig oder adipös, jedes fünfte Kind und jeder fünfte Jugendliche leidet an einer Essstörung, 30% der Erwachsenen bewegen sich zu wenig. Die Kosten durch ernährungsbedingte Krankheiten werden auf 70 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Hinzu kommen die nicht quantifizierbaren Kosten durch Bewegungsmangel. ÖsterreichWaren in Österreich 1991 noch 8,5 % der Erwachsenen adipös, so waren es im Jahre 2000 schon 11 %. Europaweit sind 10–20 % der Männer und 15–25 % der Frauen adipös, tendenziell ist ein Anstieg der Adipositasprävalenz Richtung Süden und Osten zu beobachten. Dies gilt auch für Österreich – mit dem höchsten Anteil an Übergewichtigen im Osten des Landes und dem niedrigsten Anteil in Tirol und Vorarlberg. USAIn den USA haben nach Schätzungen des CDC 30 % der Einwohner einen BMI von über 30 kg/m² und gelten damit als adipös. In den USA zeigt sich, dass sozial Schwächere (Ungebildetere, Ärmere) sowie benachteiligte Minderheiten (Indianer, Schwarze) sehr viel stärker von Übergewicht betroffen sind als andere, privilegiertere Bevölkerungsgruppen, und auch eine niedrigere Lebenserwartung besitzen. [18] Literatur
Literaturverweise
Siehe auch
Kategorien: Ernährungsbedingte Erkrankung | Psychische Störung | Körpermaße |
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