Um alle Funktionen dieser Seite zu nutzen, aktivieren Sie bitte die Cookies in Ihrem Browser.
my.bionity.com
Mit einem my.bionity.com-Account haben Sie immer alles im Überblick - und können sich Ihre eigene Website und Ihren individuellen Newsletter konfigurieren.
- Meine Merkliste
- Meine gespeicherte Suche
- Meine gespeicherten Themen
- Meine Newsletter
Adam des Y-ChromosomsEin Adam des Y-Chromosoms (englisch Y-chromosomal Adam) ist der historisch letzte Mann, der mit allen zu einem bestimmten Zeitpunkt lebenden Männern über eine ununterbrochene Linie ausschließlich männlicher Nachkommen verwandt ist. Ein Adam des Y-Chromosoms ist also derjenige gemeinsame Stammvater aller zu einem bestimmten Zeitpunkt lebenden Männer, den man erhält, wenn man Abstammung ausschließlich über Väter und Vorväter definiert, Mütter und Vormütter völlig außer Acht lässt, und von mehreren unter dieser Voraussetzung ermittelten gemeinsamen Stammvätern den genealogisch jüngsten auswählt. Der Begriff und seine Bedeutung ergeben sich daraus, dass das Y-Chromosom im Gegensatz zu anderen Chromosomen ausschließlich von Vater zu Sohn vererbt wird. Bei einem Adam des Y-Chromosoms handelt es sich damit um den stammesgeschichtlich jüngsten Primaten, von dem sich sagen lässt, dass alle zum fraglichen Zeitpunkt existierenden menschlichen Y-Chromosomen auf ihn zurückgehen. Der Adam des Y-Chromosoms lässt sich als das männliche Gegenstück zur Eva der Mitochondrien sehen, der historisch letzten Frau, die mit allen in einem bestimmtem Moment lebenden Frauen durch eine ununterbrochene Linie ausschließlich weiblicher Nachkommen verwandt ist und von der daher alle in diesem Moment existierenden menschlichen Mitochondrien herrühren. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
IdentitätSelbst wenn man davon ausgeht, dass die gesamte Menschheit von einem spezifischen ersten Mann abstammt, dass es also einen echten Stammvater aller Menschen in der Art des Adam der Bibel gegeben hat, ist dieser zwar ein, nicht aber der Adam des Y-Chromosoms. Zeugt der ursprüngliche Adam genau einen Sohn, so wird mit dem Tod des Vaters der Sohn zum neuen Adam. Zeugt der ursprüngliche Adam mehrere Söhne, so bleibt er zwar zunächst auch über seinen Tod hinaus Adam, verliert diese Rolle aber nachträglich an einen seiner Nachkommen, sobald alle bis auf eines der von ihm begründeten „Häuser“ aussterben, sobald also nur noch von einem seiner Söhne männliche Nachkommen existieren. Auch der neue sowie jeder spätere Adam reichen die fragliche Rolle unter analogen Umständen weiter, wobei theoretisch jedes Mal beliebig viele Generationen übersprungen werden können. Bei einem Adam des Y-Chromosoms muss es sich damit weder um den ersten Mann überhaupt noch um den einzigen Mann seiner Generation handeln. Obwohl ein Adam des Y-Chromosoms per definitionem Vorfahre aller zum fraglichen Zeitpunkt lebenden Männer ist, muss er theoretisch nicht unbedingt auch Vorfahre aller zum fraglichen Zeitpunkt lebenden Frauen sein. Nach der Evolutionstheorie muss er strenggenommen noch nicht einmal menschlich sein. Tatsächlich weist der derzeitige Adam des Y-Chromosoms mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zwar die letzten beiden, nicht aber die ersten beiden dieser vier Eigenschaften auf. Aktuelle Studien zur molekularen Uhr und zu verschiedenen genetischen Markern legen nahe, dass der derzeitige Adam des Y-Chromosoms vor etwa 60.000 bis 90.000 Jahren in Afrika gelebt hat. Er wäre damit zwar etwa 85.000 Jahre später als die derzeitige Eva der Mitochondrien, aber auf dem gleichen Kontinent geboren worden. ImplikationenDer aktuelle Stand der einschlägigen Forschung unterstützt die so genannte Out-of-Africa-Theorie, der zufolge die gesamte heutige Menschheit von einer überschaubaren und homogenen Population afrikanischer Frühmenschen abstammt. Es entkräftet damit die konkurrierende Hypothese, die heutige Menschheit wäre durch eine Vermischung verschiedener Menschengruppen entstanden, die sich unabhängig von einander aus verschiedenen geographisch getrennten Vormenschengruppen entwickelt hätten. Das Ergebnis liefert keine Antwort auf die derzeit vieldiskutierte Frage, ob die aktuellen nichtafrikanischen Ethnien auf eine große oder auf mehrere kleine afrikanische Auswanderungswellen zurückgehen. GenetikDas Y-Chromosom rekombiniert über 95% seiner Länge nicht mit dem X-Chromosom. Die DNA aller Männer muss in diesem Bereich auf einen einzigen Vorfahren zurückgehen, also monophyletisch sein. Im Vergleich zu Menschenaffen zeigt das Y-Chromosom deutlich größere Sequenzunterschiede als die Autosomen. Zum Beispiel unterscheiden sich die Y-Chromosomen von Mensch und Schimpanse um 1,7%, Autosomen aber durchschnittlich um nur 1,25% (Chen & Li, 2001). Innerhalb der Arten sind die Diversitäten des Y-Chromosoms aber deutlich geringer als bei Autosomen. Das Y-Chromosom wird nur über die männliche Keimbahn vererbt, bei der die Mutationsrate etwas höher ist als in der weiblichen. Das erklärt die höhere Divergenz der Sequenzen zwischen Primaten. Warum aber ist dessen genetische Diversität innerhalb der menschlichen Population so klein? Ein Grund ist sicherlich die geringere effektive Populationsgröße. Sie ist nur etwa ¼ so groß wie die von Autosomen und entspricht damit etwa der der mitochondrialen DNA. Das Alter der Mitochondrialen Eva und des Adams des Y-Chromosoms muss also ähnlich, aber nicht identisch sein, da die tatsächlichen effektiven Populationsgröße durchaus unterschiedlich sein können. Genetische DiversitätObwohl die aktuelle Populationsgröße des Menschen weit höher ist als die von Menschenaffen, ist die genetische Diversität beim Menschen deutlich kleiner. Bei einer Studie eines 3000 Basen langen DNA Segments auf dem Y-Chromosom von 101 Schimpansen und sieben Bonobos fand man 23 variable Positionen während 42 Menschen in der gleichen Region gar keine Unterschiede untereinander zeigten (Stone et al., 2002). Auch der Orang Utan zeigt eine viel höhere genetische Diversität als der Mensch.
Der Gorilla zeigt als einziger Hominoid eine geringere genetische Diversität des Y-Chromosoms als der Mensch, obwohl dessen genetische Diversität bei mitochondrialer DNA und dem X-Chromosom wesentlich höher ist. Ursache ist die spezielle soziale Struktur der Gorillas. Sie leben in Gruppen, in denen ein dominantes Männchen (Silberrücken) alle Weibchen begattet. Das reduziert die effektive Populationsgröße des Y-Chromosoms, was eine geringe genetische Diversität von diesem zur Folge hat.
Anmerkung: Afrika würde auch für das Y-Chromosom die höchste Diversität zeigen, wenn man die genetische Diversität als Zahl der paarweisen Unterschiede misst (Jobling et al., 2004). Genetischer StammbaumAnders als bei der mitochondrialen DNA unterscheiden sich die DNA-Sequenzen des Y-Chromosoms nur wenig von Mensch zu Mensch. Wollte man einen Stammbaum nur durch Vergleich von Sequenzen generieren, wie bei der Mitochondrialen Eva, wären sehr lange Sequenzen erforderlich. Das hätte vor allem Anfang der 90er, als die ersten Studien dieser Art anfingen, ungeheuer hohe Kosten zur Folge gehabt. Satt dessen arbeiten die Forscher mit genetischen Markern. Die ersten Marker wurden 1985 entdeckt. Seit dem kommen immer mehr Marker hinzu. Die DHPLC Technik leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Das Alter von AdamDas Schätzen der Zeit bis zum letzten gemeinsamen Vorfahren ist besonders schwierig. Aktuelle Studien ergeben ein erstaunlich junges Alter des Adams des Y-Chromosoms, wenngleich mit großen Fehlerintervallen. Thomson et al. (2000) schätzten die Zeit bis zum letzten gemeinsamen Vorfahren auf etwa 60.000 Jahre (60.000 bis 90.000). Stimmen diese Ergebnisse, so bedeutet dies, dass der Adam des Y-Chromosoms nur kurze Zeit vor dem ersten großen Exodus aus Afrika gelebt hat. Das unterscheidet ihn ganz klar von der Mitochondrialen Eva, die vor etwa 175.000 Jahren gelebt hat. Das sehr junge Alter des Y-Chromosoms würde auch erklären, warum dessen genetische Diversität in Afrika nicht wesentlich höher ist als in Eurasien, und warum sie insgesamt beim Menschen so niedrig ist. Zudem erklärt es, warum im Stammbaum des Y-Chromosoms Afrikaner nicht so klar von Nicht-Afrikanern separiert sind, wie das bei der mitochondrialen DNA der Fall ist (Jobling et al., 2004). SelektionAlle Studien über die Abstammung eines Locus wie des Y-Chromosoms nehmen implizit an, dass der Locus nicht unter Selektion steht. Die verschiedenen Haplotypen also neutrale Variationen sind. Selektion verringert die genetische Diversität, da die vorteilhaften Y-Chromosomen sich in der Population ausbreiten und weniger vorteilhafte verdrängen. Krausz et al. (2001) beschrieben einen Haplotyp bei dänischen Männern, welcher mit einer verringerten Zahl von Spermien assoziiert ist. Einen wirklichen Beweis für Selektion auf dem Y-Chromosom gibt es bislang aber noch nicht (Jobling et al., 2004). Literatur
Referenzen
Siehe auchKategorien: Evolution | Humangenetik |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Adam_des_Y-Chromosoms aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |