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Acker-Gauchheil



Acker-Gauchheil
 
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Myrsinengewächse (Myrsinaceae)
Gattung: Gauchheil (Anagallis)
Art: Acker-Gauchheil
Wissenschaftlicher Name
Anagallis arvensis
L.

Der Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis) wird auch Roter Gauchheil genannt und ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gauchheil (Anagallis). Anagallis ist ein griechischer Pflanzenname, weitere deutsche Namen sind Nebelpflanze, Weinbergsstern, Wetterkraut und Roter Gauchheil. Die Gattung wurde traditionell zu den Primelgewächsen (Primulaceae) gezählt. Neuere molekularbiologische Forschungsergebnisse haben aber eine engere Verwandtschaft mit den hauptsächlich in den Tropen verbreiteten Myrsinengewächsen (Myrsinaceae) ergeben.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

  Der Acker-Gauchheil ist eine einjährige, sommerannuelle niederliegende Kriechpflanze oder winterannuelle aufsteigend wachsende Halbrosettenpflanze. Er ist schwach giftig in all seinen Teilen, aber vor Allem in der Wurzel, durch Saponine.
Die Sprosse sind 5–30 cm lang, die Stängel sind scharf vierkantig. Die gegenständigen, sitzenden Blättern sind eiförmig und ganzrandig.
Die radiären Blüten sind Pollen-Scheibenblumen, stehen einzeln in den Blattachseln und blühen von Mai bis Oktober. Sie messen etwa 10–15 mm im Durchmesser. Die Blüten sind nur von 7–14 Uhr geöffnet und schließen sich bei aufziehendem Unwetter. Die Antheren besitzen Futterhaare und ziehen verschiedene Bestäuber an, besonders Fliegen. Es kommt vor dem Abblühen jedoch auch zu spontanen Selbstbestäubungen. Die Kronblätter sind in Mitteleuropa meist zinnoberrot gefärbt, nur selten blau. Dagegen sind sie bei der im Mittelmeergebiet vorkommenden, etwas größere Blüten besitzenden Unterart subsp. latifolia meist blau gefärbt. Blaublütige Formen des Acker-Gauchheils werden oft mit dem Blauen Gauchheil (Anagallis foemina) verwechselt. Die Früchte des Acker-Gauchheils sind Deckelkapseln, deren Fruchtreife von August bis Oktober erreicht wird. Der Fruchtstiel krümmt sich mit der Schwerkraft und die Samen werden durch Wind ausgeblasen oder als Regenschwemmlinge verbreitet.

Die Form Anagallis arvensis f. azurea

Die Blütenfarbe des Acker-Gauchheils kann die unterschiedlichsten Farbtöne annehmen. So sind die Formen arvensis mit leuchtend bis mennigroten, carnea mit fleischfarbenen, lilacina mit lilafarbenen, pallida mit weißen, sowie azurea mit blauen Blüten beschrieben. Bei der Bestimmung der Pflanze kann die Form azurea durch Verwechslungsmöglichkeit mit dem Blauen Gauchheil (A. foemina) Schwierigkeiten bereiten. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal sind die Kronzipfel: Die beim Blauen Gauchheil deutlich unregelmäßig gesägten Kronblätter tragen nur etwa 5 bis 10, höchstens 15 Drüsenhaare. Bei der Form A. arvensis f. azurea sind dies etwa 50 bis 70 Stück. Diese sitzen an nicht oder nur wenig gesägten Kronzipfeln.

Lebensraum

Der Acker-Gauchheil ist eine weltweit verbreitete, häufige Pflanze, die auf Äckern, in Gärten, Weinbergen sowie auf Schuttplätzen und an ähnlichen Ruderalstandorten vorkommt. Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem Mittelmeergebiet, in ganz Europa ist sie jedoch ein Archäophyt.

Verwendung

Der Acker-Gauchheil wird in der evidenzbasierten Medizin nicht verwendet, findet jedoch als Anagallis Arvensis Herba Anwendung in verschiedenen homöopathischen Erzeugnissen gegen verschiedene Ausschläge und Nervenleiden. Früher fand der Acker-Gauchheil Verwendung zur Behandlung von Geschwüren und zur Heilung von Geisteskrankheiten (Gauch = Narr, Kuckuck). Im antiken Griechenland setzte man ihn zur Behandlung von Melancholie ein.

Bauern benutzten den Acker-Gauchheil früher zur Vorhersage des Wetters, da der Acker-Gauchheil schon frühzeitig die Blüten schließt, wenn eine Wetterverschlechterung bevorsteht. Daher kommen die deutschen Namen Nebelpflanze und Wetterkraut.

In Indien wird die Pflanze wegen ihrer schwachen Giftigkeit zum Fischfang benutzt.

Sonstiges

Der Acker-Gauchheil heißt auf Englisch Scarlet Pimpernel und ist damit Namensgeber des Romans The Scarlet Pimpernel (deutsch: Das scharlachrote Siegel) von Emmuska Orczy, und des gleichnamigen Musicals von Frank Wildhorn und Nan Knighton.

Literatur

  • Düll, R. & H. Kutzelnigg (1994): Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch. 5., überarbeitete und ergänzte Auflage. Quelle & Meyer (Heidelberg, Wiesbaden). ISBN 3-494-01229-6
  • Schmeil / Fitschen (1993): Flora von Deutschland und angrenzender Länder. 89., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer (Heidelberg, Wiesbaden). ISBN 3-494-01210-5
  • Grey-Wilson, Christopher / Blamey, Marjorie / Faarlund, Torbjørn / Sunding, Per (2000): Teknologisk forlags store illustrerte flora for Norge og Nord-Europa. 3. Auflage, Domino Books (Jersey). ISBN 82-512-0355-4.
 
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