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ÄtiologieDie Ätiologie (v. griech. αἰτία = „Ursache“ und λόγος = „Vernunft, Lehre“) bezeichnete in der Antike in einigen philosophischen Schulen die Lehre von den Ursachen. Heute herrscht die medizinische Bedeutung des Begriffs vor. Das Adjektiv ätiologisch bezeichnet dementsprechend:
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Medizin und Klinische PsychologieDer Begriff „Ätiologie“ bezeichnet in der Medizin, der Klinischen Psychologie und besonders in der Epidemiologie
Siehe auch Pathogenese, Pathologie. Die drei „C“ der ÄtiologieEs gibt drei grundlegende Methoden der Ätiologie, und jede kennt einen unterschiedlichen Grad der Gewissheit, mit der die Ursache einer Krankheit oder eines Leidens herausgefunden wird. Die Kenntnis der „drei C“ kann auch dem Patienten dabei helfen, bei einer schwer wiegenden Diagnose nicht den Kopf zu verlieren, sondern rational sein Verhalten zu überdenken. Dies gilt vor allem bezüglich der Fragen „Was habe ich falsch gemacht?“ oder „Bin ich schuld an meinem Leiden?“. Causa (lat. für „Ursache“)Bei häufigeren und besser untersuchten medizinischen Phänomenen kann man nach „kausalen“ Gründen einer Krankheit suchen. Das heißt, wenn Ereignis A eintritt, dann muss auch Ereignis B eintreten. Beispiele dafür sind etwa:
Contributio (lat. für „Förderung, Beitrag“)Bei Contributio gibt es immer noch einen starken Zusammenhang im Sinne einer Ursache-Folge-Beziehung, aber dieser ist nicht mehr so stark wie bei der vorherigen Kategorie. Generell gilt: Wenn Ereignis A eintrifft, dann trifft Ereignis B häufiger ein als sonst. Faktor A trägt also zu Zustand B bei.
Correlatio (lat. für „Korrelation, Zusammenhang“)Die Korrelation wird ebenso bei seltenen Krankheiten verwendet wie bei Krankheiten, die keine klaren bzw. erforschten Ursache-Folge-Beziehungen haben. Sobald man also in einem Zeitungsbericht etwas von „Es wurde ... ein Zusammenhang gefunden zwischen Migräne und Herzproblemen“ liest, sollte man an die Korrelation denken. Noch konnte niemand beschreiben oder belegen, wie und weshalb Migräne zu Herzproblemen oder Herzprobleme zu Migräne führen kann, sondern es wurde lediglich festgestellt, dass Personen mit Eigenschaft A häufig auch die Eigenschaft B besitzen und umgekehrt. Die Korrelation unterscheidet nicht zwischen Ursache und Folge (Wirkung). Beispiele:
Im Übrigen wäre theoretisch auch eine genetische Komponente denkbar, da tendenziell Inselbewohner in der Vergangenheit einer geringeren Durchmischung unterlagen als Festlandbewohner.
In der Regel arbeitet die medizinische (und auch die naturwissenschaftliche) Forschung so, dass zuerst eine Korrelation (Correlatio) festgestellt wurde. Nach genaueren Untersuchungen kann man – oder auch nicht – herausfinden, ob es einen Ursache-Folge-Zusammenhang gibt (Contributio). Oft ist es der letzte Schritt, einen kausalen Zusammenhang (Causa) herauszufinden. Hier [1] gibt es weitere englischsprachige Informationen und Beispiele, dies im Zusammenhang mit Lippenspalten- bzw. Hasenscharten-Krankheit (engl. cleft lip). Bradford-Hill-Kriterien für Kausalität in der MedizinAustin Bradford Hill, ein englischer Statistiker und Epidemiologe – der übrigens mit Richard Doll als erster auf einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs hinwies (sogenannte British Doctors Study) – postulierte folgende neun Merksätze, mit denen eine vermutete Ursache-Wirkung-Beziehung in der Medizin bzw. Epidemiologie geprüft werden sollte:
Diese „Kriterien“ wurden 1965 in The Environment and Disease: Association or Causation?[1] dargelegt – diese Publikation gehört bis heute zu den meistzitierten wissenschaftlichen Werken. Sir Austin Bradford Hill hat es jedoch abgelehnt, diese neun Punkte als starre „Regeln“ zu verwenden – doch diese Liste wird oft missverstanden und geradezu als „Checkliste“ gelehrt. Nach Hill sollten diese Merksätze aber dazu dienen, postulierte Kausalitäten kritisch zu überdenken. Hill hat in derselben Publikation den blinden Glauben an Signifikanztests kritisiert, weil solche Tests wohl einen zufälligen Fehler, aber keine systematischen und methodischen Fehler ausschließen können – aber gerade ätiologische/epidemiologische Untersuchungen laufen Gefahr, unter letzteren zu leiden. Ebenso ist im Sinne des Ökonomen Hill der Beweis einer kausalen Beziehung nicht genügend, um im Interesse der öffentlichen Gesundheit Maßnahmen zu verfügen. Kosten- und Nutzenanalysen bei allen Betroffenen seien notwendig; denn die pure Erhöhung der Lebenserwartung kann unter anderem der Lebensqualität schaden – zum Beispiel beim Verzicht auf ein geliebtes Hobby, das ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich bringt. Dazu sollten bei vernachlässigbaren Kosten und relativ großem erwarteten Nutzen Maßnahmen auch ohne statistisch hieb- und stichfeste Kausalitätsbelege durchgeführt werden. Siehe auch Phillips & Goodman (2004): The missed lessons of Sir Austin Bradford Hill[2] für ein Review der Originalarbeit von 1965 und seiner Bedeutung für die Epidemiologie und die medizinische Ätiologie. Religion und MythologieIn der Religion und Mythologie spricht man von einer Ätiologie, wenn eine Erzählung über Vorgänge der Vergangenheit den Zustand in der Gegenwart begründen soll. So ist etwa in der biblischen Schöpfungsgeschichte Gottes Ausruhen am siebten Tag eine Ätiologie für die Sabbatruhe. Entsprechende Ursprungslegenden gab es in der Antike zur Erklärung von Ortsnamen (z.B. Venetia aus der Losung Veni etiam), eigentümlichen Gesteinsbildungen, Pflanzen, Tieren, lokalen Kulten u.Ä. Derartige Erzählungen sammelte in hellenistischer Zeit der Dichter Kallimachos und stellte sie in seinen „Aitia“ zusammen. Ein weiteres herausragendes Beispiel aus der antiken Literatur zur Aitia sind die Metamorphoses, die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid. Die Erzählforschung kennt den Begriff der „ätiologischen Sage“ oder Erklärungssage. Diese Erzählung soll etwas Unerklärliches deuten. Literatur
Kategorien: Pathologie | Krankheit als Thema |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ätiologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |