Wirkstoffe gezielt zu Krankheitsherden lotsen
Start-up der Universität Jena beim Innovationspreis Thüringen 2015 ausgezeichnet
Anja Träger
FSU
Die SmartDyeLivery GmbH, die ihren Sitz im Zentrum für Angewandte Forschung der Universität Jena hat, will eine einzigartige und universelle Technologieplattform schaffen, um Wirkstoffe gezielt in bestimmte Zelltypen oder Gewebe zu transportieren. Dafür wird Nanotechnologie eingesetzt, die einen Wirkstofftransport in die Zielzellen auch bei Verabreichung in den Blutkreislauf erlaubt. „Dieses Vorgehen hat das Potenzial, Nebenwirkungen deutlich zu reduzieren“, sagt Dr. Anja Träger, eine der Gründerinnen. Die Zellspezifität wird durch eine zum Patent angemeldete Funktionalisierung der Nanopartikel mit Infrarotfarbstoffen sichergestellt.
Dass dieser Transport funktioniert konnte das Jenaer Team in ersten tierexperimentellen Studien nachweisen und in Fachjournalen publizieren. Die funktionalisierten Nanopartikel erreichten in diesen Studien bereits nach 20 Minuten und zu 95 % spezifische Zellen der Leber, die sog. Hepatozyten.
Das Gründungsteam um die Professoren Ulrich S. Schubert vom Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie sowie Michael Bauer, Leiter des Centers for Sepsis Control and Care, will die Innovation zunächst bei der septischen Cholestase einsetzen und Wirkstoffe mit dem neuen System direkt in die Leberzellen transportieren. Bei dieser Krankheit mit einer Mortalität von über 90 % versagt die Leber aufgrund einer Sepsis. Eine erfolgreiche Therapie der septischen Cholestase könnte allein in Deutschland jährlich über 1.500 Patienten das Leben retten. Neben dieser ersten Anwendung sollen weitere erschlossen werden, da die Technologie wie in einem Baukastensystem weiterentwickelt werden soll: Der Einsatz anderer Farbstoffe oder Moleküle soll es dann ermöglichen, verschiedene Gewebe und Organe gezielt zu erreichen. Andersartige Trägersysteme sollen weitere Therapieansätze ermöglichen. „Und die eingesetzten Polymerpartikel können hinsichtlich Größe und Freisetzungskinetik an die entsprechende Fragestellung angepasst werden“, sagt Träger.
Doch zunächst stehen im kommenden Jahr weitere Versuchsreihen an, wofür die Mittel aus dem Innovationspreis eingesetzt werden. „Der Preis hat uns gezeigt, dass nicht nur wir davon überzeugt sind, auf dem richtigen Weg zu sein“, freut sich die Chemikerin: „Das motiviert für die weitere Arbeit“.