Wirkstoffe gezielt zu Krankheitsherden lotsen

Start-up der Universität Jena beim Innovationspreis Thüringen 2015 ausgezeichnet

24.11.2015 - Deutschland

Es ist das innovativste Jung-Unternehmen Thüringens. Dieser Meinung war die Jury des „Innovationspreises Thüringen 2015“ und zeichnete die SmartDyeLivery GmbH mit dem „Sonderpreis für junge Unternehmen“ aus. Die Ausgründung der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ihres Klinikums erhielt die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung am 18.11.2015. Ausgezeichnet wurde das Start-up für die Herstellung hochspezifischer Nanopartikel mit einem zellspezifischen Wirkstofftransport. Die Entwicklung habe das Potenzial, so die Jury, am stark wachsenden weltweiten Markt der Nanomedizin eine große Rolle zu spielen. Erstes Ziel des fünfköpfigen Teams ist es, eine Therapie gegen das Versagen der Leber bei einer Sepsis zu entwickeln. Dafür arbeitet das junge Unternehmen eng mit Sepsisforschern des Universitätsklinikums Jena sowie Chemikern und Materialwissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität zusammen, um die entwickelte Technologie zur Marktreife zu führen.

Anja Träger

Mit Hilfe solcher hochspezifischer Nanopartikel will das Start-up der Jenaer Uni Wirkstoffe gezielt zu Krankheitsherden lotsen.

FSU

Das Team der SmartDyeLivery GmbH mit dem Innovationspreis: (v. l.) Prof. Dr. Ulrich S. Schubert, Dr. Marc Lehmann, Dr. Anja Träger, Prof. Dr. Michael Bauer, Dr. Georg Hochwimmer.

Anja Träger
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Die SmartDyeLivery GmbH, die ihren Sitz im Zentrum für Angewandte Forschung der Universität Jena hat, will eine einzigartige und universelle Technologieplattform schaffen, um Wirkstoffe gezielt in bestimmte Zelltypen oder Gewebe zu transportieren. Dafür wird Nanotechnologie eingesetzt, die einen Wirkstofftransport in die Zielzellen auch bei Verabreichung in den Blutkreislauf erlaubt. „Dieses Vorgehen hat das Potenzial, Nebenwirkungen deutlich zu reduzieren“, sagt Dr. Anja Träger, eine der Gründerinnen. Die Zellspezifität wird durch eine zum Patent angemeldete Funktionalisierung der Nanopartikel mit Infrarotfarbstoffen sichergestellt.

Dass dieser Transport funktioniert konnte das Jenaer Team in ersten tierexperimentellen Studien nachweisen und in Fachjournalen publizieren. Die funktionalisierten Nanopartikel erreichten in diesen Studien bereits nach 20 Minuten und zu 95 % spezifische Zellen der Leber, die sog. Hepatozyten.

Das Gründungsteam um die Professoren Ulrich S. Schubert vom Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie sowie Michael Bauer, Leiter des Centers for Sepsis Control and Care, will die Innovation zunächst bei der septischen Cholestase einsetzen und Wirkstoffe mit dem neuen System direkt in die Leberzellen transportieren. Bei dieser Krankheit mit einer Mortalität von über 90 % versagt die Leber aufgrund einer Sepsis. Eine erfolgreiche Therapie der septischen Cholestase könnte allein in Deutschland jährlich über 1.500 Patienten das Leben retten. Neben dieser ersten Anwendung sollen weitere erschlossen werden, da die Technologie wie in einem Baukastensystem weiterentwickelt werden soll: Der Einsatz anderer Farbstoffe oder Moleküle soll es dann ermöglichen, verschiedene Gewebe und Organe gezielt zu erreichen. Andersartige Trägersysteme sollen weitere Therapieansätze ermöglichen. „Und die eingesetzten Polymerpartikel können hinsichtlich Größe und Freisetzungskinetik an die entsprechende Fragestellung angepasst werden“, sagt Träger.

Doch zunächst stehen im kommenden Jahr weitere Versuchsreihen an, wofür die Mittel aus dem Innovationspreis eingesetzt werden. „Der Preis hat uns gezeigt, dass nicht nur wir davon überzeugt sind, auf dem richtigen Weg zu sein“, freut sich die Chemikerin: „Das motiviert für die weitere Arbeit“.

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