Tim Julius Schulz für Arbeiten zur Fettzellbiologie ausgezeichnet
Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2018 vergeben
Fett ist nicht gleich Fett. Das gilt auch für die Polster des Körpers. Braunes Fett erzeugt Wärme und schützt vor Auskühlung. Weißes Fett speichert die ungenutzte Energie aus der Nahrung und wird bei kalorienreicher Ernährung kaum angetastet. Ein Zuviel an weißem Fett belastet den Körper in der Regel mehr als es ihm dient. Im Alter wird zudem auch mehr weißes Fett in den Organen und Knochen abgelagert, nicht nur im Unterhautgewebe. Diese Verfettung trägt vermutlich erheblich zur Entstehung vieler im Alter gehäuft auftretender Erkrankungen wie Diabetes, Fettleber oder schlechter Knochenheilung bei.
Wie alle Zellen des Körpers gehen auch braune und weiße Fettzellen aus Stammzellen hervor. Braunes Fett entsteht allerdings nur aus einigen wenigen, eigens dafür vorgesehenen braunen Fett-Stammzellen. Früher dachte man, dass nur Neugeborene diese kostbare Ressource besitzen. Das ist aber nicht der Fall. Erwachsene haben vor allem am Oberkörper braunes Fett, und zwar entlang der Schulterblätter, in den tiefen Halsregionen, an den großen Blutgefäßen und entlang der Wirbelsäule. Schulz hat die Entstehung von braunen Fettzellen aus Stammzellen untersucht und gezeigt, dass man die Synthese über einen speziellen Botenstoff steuern kann. Dies passt zu dem bekannten Konzept, Übergewicht durch mehr braunes Fett bekämpfen zu wollen. Statt die unnötigen Kalorien in den weißen Fettdepots zu lagern, würden sie in den braunen Fettdepots in Wärme umgewandelt werden. Braunes Fett wäre dann ein Schlankmacher. Schulz konnte auch zeigen, dass die braunen Fett-Stammzellen altern und dabei ihre Fähigkeit verlieren, mehr braunes Fett zu bilden. Er hat relevante Aspekte und Zielmoleküle dieses Alterungsprozesses identifiziert und hofft, dass einige davon therapeutisch nutzbar sind.
Weitreichend sind auch seine Ergebnisse zur Rolle von weißem Fett im Knochen. Schulz hat nachgewiesen, dass die Stammzellen des Knochens mit fortschreitendem Alter und bei fettreicher Kost kein Knochengewebe mehr hervorbringen, sondern weißes Fett. Dieses Fett schadet den Knochen nicht nur durch seine Präsenz, sondern auch durch die Bildung eines hormonabbauenden Enzyms, das es den Stammzellen noch schwerer macht, Knochengewebe zu produzieren. Dies und der Umstand, dass weißes Fett auch den blutbildenden Stammzellen des Knochenmarks schadet, könnte der Grund für die schlechte Knochenheilung im Alter sein. Schulz konnte zudem zeigen, dass eine bei der Diabetes-Therapie weit verbreitete Wirkstoffklasse das Enzym hemmt, das von dem weißen Fett in den Knochen gebildet wird. Bei dieser Wirkstoffklasse handelt es sich um die sogenannten Gliptine. Ob Sie neben ihrer Wirkung beim Diabetes auch die Knochengesundheit im Alter verbessern können, muss allerdings erst noch in klinischen Studien gezeigt werden. Schulz beschäftigt sich derzeit auch damit, wie die Zusammensetzung der Nahrung die Stammzellen des Knochens beeinflusst und ob gewisse Ernährungsformen über die Stammzellen auch die Knochenheilung voranbringen können.