EU-Kommission: Zusatznutzen neuer Arzneien gemeinsam bewerten
(dpa) Die EU-Kommission will die Nutzenbewertung neuer Arzneien und Medizinprodukte europaweit vereinheitlichen. Die EU-Länder sollen demnach künftig gemeinsam überprüfen, ob zum Beispiel ein neu zugelassenes Medikament besser wirkt als ein herkömmliches oder ob ein neuer Test für Patienten Vorteile bringt.
Das schlug die Brüsseler Behörde am Mittwoch vor, holte sich aber eine Abfuhr von der deutschen Krankenversicherung. «Diesen Schritt können wir nicht gut heißen, denn wir befürchten die Absenkung der hohen Standards, die wir in Deutschland für die Bewertung von neuen Medikamenten haben», erklärte ihr Spitzenverband in Berlin.
EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis sieht dagegen in seinem Vorschlag «das Potenzial für eine Revolution im Gesundheitswesen». Ziel sei, durch vereinheitlichte Bewertungsverfahren Patienten in ganz Europa möglichst rasch Zugang zu echten Innovationen zu ermöglichen. Schein-Innovationen ohne echten Zusatznutzen könnten indes rascherer identifiziert werden, sagte Andriukaitis. Das helfe zu sparen. Für Hersteller würden Bewertungsverfahren verlässlicher.
Dazu schlägt die Kommission eine gemeinsame klinische Nutzenbewertung vor, die dann für alle EU-Länder verbindlich wäre. Organisiert werden soll dies über eine Koordinierungsgruppe mit Sitz bei der EU-Kommission. Bisher sind nach Andriukaitis Worten 51 verschiedene Behörden in 26 Mitgliedsstaaten mit solchen Bewertungen betraut.
Genau da setzt die Kritik aus Deutschland an. Europaweit werde die Folgebewertung von Arzneien sehr unterschiedlich angegangen, was zu verschiedenen Vergleichsgrößen führe. Eine verpflichtende Vereinheitlichung sei so nicht sinnvoll, monierte der Krankenkassenverband GKV. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen begrüßte hingegen den Vorschlag aus Brüssel. Von der Debatte über europäische Standards in der Nutzenbewertung könne Deutschland profitieren, erklärte er. «Vor allem die engere Verzahnung von Zulassungsbehörden und Nutzenbewertungsinstanzen im Arzneimittelsektor wäre ein echter Schritt nach vorne.»
In Deutschland prüft das Kölner Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, ob neue Medikamente und Methoden Zusatznutzen haben. Davon kann auch abhängen, ob die Krankenkassen neue Mittel bezahlen.
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